Beiträge von silver im Thema „Teleskop Erstanschaffung“

    Hi Adrian,


    wo genau wirst Du denn beobachten wollen? Im eigenen Garten? Vom Balkon in Gross- oder Kleinstadt? Oder fährst Du mit nem Auto ins Dunkle?


    Ein Dobson ist für visuelle Anfänger dann eine gute Wahl, wenn sie ebenerdigen Zugang zu einem Garten haben. Weil dann die innere Hürde klein genug ist, den Dobson auch wirklich zu benutzen. Wenn der nur in der Ecke steht, weil der Transport zu unbequem ist, ist es ja so als hätte man gar kein Teleskop. Denn man benutzt es nicht.
    Man kann mit Zusatzgeräten auch (wirklich nur) bedingt fotografieren. Gerade so, dass man sich wünscht, man hätte sofort ein anderes Teleskop gekauft anstatt des Dobson :)


    Ein "schneller" 150/750 NEwton mit ausgewiesenem "Parabolspiegel" (nicht "Sphärisch"! ) ist ein gute Wahl sowohl f Fotografie als auch für visuell. WENN das Scope auf einer wirklich stabilen Montierung liegt. EQ5 mit gutem Stahlstativ ist auch meine Empfehlung. Besser wär ne HEQ5, aber nicht zwingend.
    Voraussetzung: Du hast keine Angst vor Mechanik und Optik. Denn so ein Newton wird sich dejustieren, dann musst Du ihn mit Hilfsmitteln kollimieren... Und das Hantieren mit der EQ ist auch eine Lernkurve, was das präzise Einordnen und Ausbalancieren betrifft. Ich mochte das gleich von Anfang an, "der Weg ist das Ziel", obwohl ich jedes mal langwierig "einscheinern" ("drift alignment") musste, da ich keinen Polarstern zur Einordnung hatte. Die Prozedur gehörte zum Abend dazu, auch wenn sie durchaus mal ne Stunde gedauert hat, bevor ich dann die Kamera obendrauf setzte.



    Visuell ist das 150/750 (Parabol) vom Band weg gut für DeepSky und den Mond. Mit Barlow (Vergrösserungslinse, wird oft in Einsteigersets mitgeliefert) in verschiedenen Qualitäten und Stärken, über die Jahre zusätzlich angeschafft, lässt es sich auch f Planeten gut nutzen, sofern die sich denn mal irgendwann wieder etwas höher am Himmel zeigen und nicht nur am Süd-Horizont rumlungern. Die mitgelieferten Okulare sind in der Teleskopkategorie = "ernsthafter Anfänger" ganz okay. Könnte sein, dass Du nach 2-3 Monaten ein oder 2 andere anschaffen wollen wirst. Kosten dann jeweils +100€. Es könnte aber auch sein, dass Du länger ganz happy bleibst mit den Mitgelieferten. Kommt auch aufs Wetter und die Jahreszeit an und wie oft Du es überhaupt schaffen wirst, das Scope aufzubauen und das Limit der Fabrikausstattung auszureizen.


    Fotografisch ist es auch gut und durch über die Jahre zusätzlich peu a peu angeschaffte Accessoires ebenso versatil; am besten auf einer stabilen EQ mit Motor oder gar Goto. Auf einer motorisierten Alt-Az-Montierung kann man auch fotografieren, ist dann aber auf 30Sekunden Belichtung begrenzt, bevor die Sterne Striche bekommen.
    Bald nach den ersten Fotos wirst Du einen Komakorrektor anschaffen wollen, damit Deine Bilder auch am Rand noch scharfe Sterne zeigen. Je nachdem, wie schwer Deine Kamera ist und welcher Okularauszug vom Band verbaut wurde, könntest Du bald auch einen (2") Okularauszug anschaffen wollen.
    Beides brauchst Du nicht sofort am Anfang, weil die Lernkurve als solche schon sehr viel Spass bringt und Zeit in Anspruch nimmt. Aber ein paar Monate später wirst Du beides wollen. Anzupeilende Kosten zusammen so ca. 400€
    Was Du gleich zu Beginn des Fotoabenteuers brauchst, ist ein T2-Adapter für Dein Kameramodell - und je nach Okularauszug eine 1.25" oder 2" Einsteckhülse mit T2-Gewinde, um Deine Kamera dran zu schrauben. Kosten zusammen ca. 100€.
    Aber Du wirst ja eine ganze Weile auch rein visuell beschäftigt sein, um Dein Scope kennenzulernen, einzurichten, den Himmel kennenzulernen, Dich am Sternenlicht satt zu trinken... das gibt Dir Zeit zum Sparen für die Kleinteile, die zwar klein sind, aber dann auch ins Geld gehen.


    Ein 200 schlägt vor allem beim Gewicht und der Länge zu buche; und damit ins Geld. Weil die notwendig stabilere Montierung, mindestens HEQ5, eben mehr kostet. Da das 200 mehr Licht einfängt als das 150, braucht man weniger Fotos für dieselbe Menge Photonen, und man kann auch visuell etwas "tiefer zurück in die Zeit reisen". Ich stelle mir ein 200-er immer als "nächsten Schritt" vor, wenn man sich wirklich satt gesehen hat an einem 150-er und andererseits weiss, dass man die Zusatzinvestition wirklich tätigen will, weil man das Hobby liebt. Dann verkauft man den 150-er samt Monti an den nächsten Liebschafts-Anwärter ;) Das meiste Zusatzzubehör behält man f den 200-er.



    Mit einem Newton auf einer EQ anzufangen, ist ein Abenteuer für sich. Wenn Du das tust, bist Du, verglichen mit den Warmduschern der Refraktor-User auf Alt-Az-Montierungen, ein Triathlet.
    Refraktoren muss man nicht justieren. Und Alt-Az-Montierungen stellt man auf, Scope drauf - und fertig. Wie langweilig. :D Womöglich noch mit Goto?


    Nee, im Ernst: Goto ist ne seeeeehr feine Sache. Es macht an den wenigen Abenden, wo Zeit, Lust, Wetter und Jahreszeit zusammen spielen, den Unterschied, ob Du 10 Minuten nach einem Objekt suchst (und dann nicht findest) - oder ob Du sofort und 10 MInuten lang ein gefundenes Objekt anschauen kannst.


    Viel Freude beim Abwägen und Aussuchen! Und dann viel Freude beim neuen Hobby!
    CS Silver (mittlerweile Warmduscherin! :D )