Beiträge von fraxinus im Thema „Auf den Spuren von Schwarzschild und Schmidt“

    Hallo Gert,


    danke für diese äußerst interessante Zusammenstellung!


    Das ist in einigen Puntkten beängstigend, in anderen wiederum sehr beruhigend.[;)]


    Deinen M1 finde ich in Anbetracht des Öffnungsverhältnisses von f/2.6 sehr gut gelungen.
    Ohne die exakten Setup-Daten zu kennen, sehe ich keinerlei engen Zonen und eine sehr gute Rotationssymmetrie.
    Das was jetzt noch an Unregelmäßigkeiten drin ist würde ich auf 15-20 Poliersessions mit kleinen Tools schätzen.


    Die vielen "Fußangeln" die Du beschrieben hast, werde ich mir alle noch einmal durchdenken.
    Da der M1 auch für einen Newton eine ziemlich gute Form braucht, werde ich mich zuerst darauf konzentrieren.


    Einen wichtigen Punkt konnte ich mittlerweile klären:
    Der ROC von M2 darf schon festgelegt und auch fertig poliert werden.
    Die Anpassung von M1 und M2 geht dann komplett über die beiden CC.
    Die Gesamtbrennweite muss aber variabel bleiben, sonst geht's nicht.


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Holger,


    danke für die Bestätigung, Faktor 6 für eine Mangin-Fläche passt zu meiner Vermutung vom letzten Posting:
    Faktor 1,5 für meinen Meniskus im Vergleich von vorn/hinten.
    Das bedeutet, ein Test durch die Rückseite ist recht empfindlich, was eine gute Sache ist.


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Gert,


    danke für Deine ausführliche Artwort!


    Ja, dieser "matching error" zwischen M1 und M2 ist auch bei Profis gefürchtet.
    Die beiden Spiegel müssen nach absoluten Toleranzen gefertigt werden.


    Ich werde versuchen beide Spiegel mit OpenFringe direkt zu messen.
    Geht theoretisch.
    Für M1 habe ich vorsichtshalber einen Offner-Nulltest vorbereitet.
    Wäre auch gut als Gegenprobe zu gebrauchen:
    http://www.astrotreff.de/topic…HIVE=true&TOPIC_ID=188257


    Für M2 habe ich gestern abend ebenfalls eine brauchbare Backup-Lösung gefunden.
    Eine Art Ross-Null Korrektor. (eine Linse)
    Leider braucht es für einen zweilinsigen Offner-Korrektor für einen Mangin-Spiegel mehr als 10 Flächen, deshalb geht das mit OSLO nicht zu berechnen.
    Kennt jemand einen kostenlosen Raytracer für mindestens 11 Flächen?


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Sorry wenn ich nochmal auf dem CDK rumreite. M1 ist eine Ellipse. Man testet eine Null von einem Fokus in den anderen (braucht einen langen Kellerflur).<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Der M1 dieses CDK hat CC = -0.735
    Der Keller muss 45m lang sein.[:0]
    Hat nicht jeder.
    Für eine abschließende Überprüfung sicher eine Option, als Outdoor-Lösung.
    Aber für die Zonen-Retusche unmöglich.
    Und dann würde ich mir gern die Option lassen, M1 in Zenitstellung zu testen.



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wenn's denn Korrektur des FS sein muss, muss es nicht mit Vakuum sein.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ja, sicher.
    Es sind aber 8.6µm, also etwa 35 waves, da rein zu polieren.
    Ich weiß wie das endend, das wird eine Art Zonenplatte - oder eine schreckliche Fleißarbeit.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Fläche im Durchmesser größer machen und den Ring außen abschneiden wenns fertig ist. Dann ist immerhin die Kante gut defniert.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wichtiger Punkt!
    Mein Rohling ist effektiv 315mm, gebaucht werden maximal 290mm, eher um die 280mm.
    Abgeschnitten wird hinterher nichts, die M2 Blende muss sowieso etwas größer sein.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich glaube im Thread hattest Du / jemand mal vorgeschlagen M2 von 'hinten' zu testen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ja, das war der ursprüngliche Plan.
    Dazu müsste M2 als eine Art Biconvex Linse geschliffen und beidseitig poliert werden.
    Dann ist es ein Nulltest.
    Das war mir aber dann mit dem vorhandenen Rohling zu dünn und wurde verworfen.


    Jetzt habe ich M2 als Meniskus geschliffen.
    Damit geht die Herstellung besser von der Hand, so der Plan.
    Der Test wird aber schwieriger.


    Einfach von hinten durch den Meniskus auf die convexe Fläche schauen geht so nicht.
    Die Flächenabweichung wird ungefähr(?) um den Brechungsindex verstärkt, also grob um Faktor 1,5
    Habe noch keine Möglichkeit gefunden, das exakt zwischen OpenFringe und OSLO abzugleichen.


    Es bleibt der Kontakt-Test gegen eine Referenz-Sphäre und Auswertung mit OpenFring (bevorzugt).
    Oder der oben erwähnte Nulltest mit ein oder zwei Linsen in Form eines Ross- oder Offner-Null Tests.


    ps. Nimm Dir doch mal Deine RC Spiegel mit OpenFringe vor. M1 lässt sich in jedem Fall, trotz der vielen Streifen, noch auswerten.


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Gerd,

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...ich wäre mir daher nicht so sicher ob man da die Berechnungsgrundlage zur Herstellung von Schmidtplatten mittels Unterduckverfahren wie zb Formel 6 einfach 1:1 anwenden kann.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wichtiger Punkt!
    Wird funktionieren. Flache Menisken verhalten sich fast genauso wie ebene Platten.


    Mit etwas Nacharbeit rechne ich trotzdem.
    Man muss bedenken, daß refraktive Optik etwa die 4-fachen Toleranzen im Vergleich zu Spiegelflächen hat.
    Nur deshalb funktioniert das Schmidt-Verfahren so gut.
    Das selbe hat man bei Linsenoptiken, da sind die Toleranzen oft mit rein mechanischen Messmitteln noch beherrschbar.


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Nils,


    der Sekundärspiegel M2 wäre zwar prinzipiell als Schmidtplatte zu gebrauchen.
    Also in der Durchsicht. Daß die Platte nicht eben ist, sondern konkav/convex (Meniskus), spielt erst mal keine Rolle.


    Ich verwende aber nur die convexe Seite als Spiegel.
    Die Durchsicht von hinten dient nur zum testen.


    Sphärischer M1 ist in meinen Durchmesser/Dicke Verhältnis nicht so viel einfacher als eine Parabel/Hyperbel.
    Das wäre nur messtechnisch eine Erleichterung.




    Hallo Gerd,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Das ist aber nicht die Kontur der Oberfläche die zu polieren ist!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Doch, doch, definitiv!



    Die grüne Linie ist die ursprüngliche Sphäre. Diese ist convex mit einem Radius von knapp 2m.
    Soweit ist es klar, oder?


    Jetzt muss alles runter geschliffen/poliert werden bis zur roten Linie.
    Das ist eine Hyperbel auf einer <font color="orange">convexen</font id="orange"> Oberfläche.


    Auf einer konkaven Fläche ist es genau anders herum.


    Man darf den Fokus beim Polieren ändern, wenn die Hyperbel "von nebenan" günstiger erscheint.
    Das ist genau der schwierige Punkt, der jedem Spiegelschleifer am Anfang zur Verzweiflung bringt -
    weil man den Fokus unwissentlich ändert und keine Möglichkeit hat das exakt zu kontrollieren.
    (Äußert sich u.a. in einem Abfall der Randzonen, obwohl man da gar nicht poliert hat)


    Nochmal zurück zu meiner "Schmidtplatte":
    Die neutrale Zone kann ich, anders als bei einer echten Schmidtplatte, legen wohin ich möchte.
    Ich werde sie so legen, daß ich beim Test gegen eine sphärische Referenz möglichst wenig Streifen erzeuge.



    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Nils,


    ich gebe zu, mein Eingangsposting war ziemlich lang.
    Der wichtige Punkt ist dieser, ich schrieb:


    <i>"Das ganze ist also neben der messtechnischen Herausforderung auch ein Herstellungs-Problem.
    Und hier kommt Berhard Schmidt ins Spiel.


    Wenn man die letzte Abbildung und die vielen Mikrometer oft genug auf sich wirken lässt, dann kommt einem eine Idee:
    Ist das nicht.... Moment mal! .... das Profil einer Schmidtplatte?"</i>



    Noch mal anders:
    <b>Ich möchte mit der Schmidtplatten-Technologie meinen Sekundärspiegel M2 herstellen.</b>


    Also werde ich den M2 *selbst* via Vakuum verbiegen und dann schleifen, polieren.


    Das Teleskop ist ein normaler Cassegrain Typ und wird aus insgesamt drei Spiegeln bestehen, wobei M3 nur ein Umlenk-Planspiegel wird (Nasmyth, ohne Loch in M1)
    Ein Korrektor ist nicht eingeplant. Frisst nur kostbares Licht.


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Gert,


    Deinen Einwand nehme ich sehr ernst.
    Deine Seite kenne ich schon länger und habe das Projekt verfolgt.


    Woran lag es konkret?
    So wie ich sehe, war das alles noch vor OpenFringe?


    Vielleicht bin ich zu blauäugig, empfinde unsere messtechnischen Möglichkeiten mittlerweile als ausreichend für so einen "Blödsinn".


    Viele Grüße
    Kai

    Weiter geht's mit den letzten beiden Formeln für die Schmitplatten-Herstellung.


    Formel (6) ergibt den zur Verbiegung notwendigen Differenz-Druck P.
    Dieser Druck muss aus praktischen Gründen kleiner als 1 bar sein.
    Sonst reicht der Luftdruck nicht.



    <font color="red">Formel (6)</font id="red">


    Beispiel:

    Code
    Poissonzahl        s   = 0.17   (für Quarz, Datenblatt!)
    E-Modul            E   = 71.7GPa  =  7.17E10 N/m^2    (für Quarz)
    Dicke              t   = 0.013m   =  13 mm
    Plattenradius      a   = 0,152m
    Durchbiegung       Z_c = 0.0001524m    
    
    
    ergibt:
                       P   = 55915Pa    oder knapp 0.6bar



    Bis hierher würde es funktionieren. Der benötigte Druck liegt unterhalb des Luftdrucks.
    Ab einer Plattendicke von 15.5mm (alle anderen Parameter gleich) lässt sich das Verfahren nicht mehr anwenden.


    Bleibt die Frage, was die Platte dazu meint.
    Die größte Zugspannung tritt an der Unterseite auf.


    Diese Zugspannung lässt sich mit Formel (7) bestimmen.
    Diese Formel stammt aus:
    "Making Corrector Plates by Schmidt's Vacuum Method" von Edgar Everhart



    <font color="red">Formel (7)</font id="red">



    Beispiel:

    Code
    Poissonzahl        s   = 0.17  
    Dicke              t   = 0.013m   =  13 mm
    Plattenradius      a   = 0,152m
    Druck              P   = 55915Pa     
    
    
    ergibt:
    Zugspannung        T   = 9.1 MPa


    Ob diese 9.1 MPa in Ordnung gehen, kann nur eine Recherche in einschlägiger Literatur zeigen.
    Spröde Werkstoffe zeigen teilweise ein seltsames Bruchverhalten.
    In meinem Fall geht es in Ordnung. Quarzglas ist für diesen Zweck einer des besseren Werkstoffe.
    Vielleicht teste ich vorher eine feingeschliffene Scheibe aus normalen Floatglas.


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Gerd,


    die Korrektur von M1 werde ich sicher noch ein paar Nächte überschlafen.


    Zum Glück sind die Radien aller Cassegrain Varianten gleich.
    Lediglich die Korrektur ist anders.
    Damit kann ich an der M2 Baustelle weiter schleifen und einen geeigneten Radius festlegen.


    Das Einschleifen der Hyperbel ala Schmidt darf natülich erst erfolgen, wenn die Daten von M1 genau bekannt sind.
    Diese Abhängigkeiten bei einem zusammengesetzten System sind ganz sicher der Grund, warum Spiegelschleifer sich nicht allzuweit vom Newton entfernen.
    Der Aufwand an Messtechnik ist zu hoch.
    Zum Beispiel fehlen mir im Moment noch genaue Sphärometer.

    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Gerd,


    hast Du die Spots für 8" f/6 auf einem ebenen oder auf dem optimal krummen Bildfeld dargestellt?
    Meine Spost sind alle auf dem krummen Feld, Radius ca -700mm.


    Bei 600x habe ich ein 100° Okular. Bildfeld 0.18°
    Also nicht viel weniger als beim Panoptic mit 0.23°


    Insgesamt bin ich nicht beunruhigt wegen der Coma beim Cassegrain.
    Aber ein RC ist bei meiner Test-Konstellation (Offner-Korrektor) nicht so viel schwieriger.
    Da gibt's die Coma Korrektur quasi umsonst dazu.


    Der einzige Punkt der dagegen spricht:
    HS ist nicht solo verwendbar.


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Gerd,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Mit anderen Worten der Spot kann 4 mal größer als das Beugungsscheibchen sein ohne das der Fehler störend in Erscheinung tritt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das Beugungsscheibchen hat bei 1.20m Öffnung einen Durchmesser von ca 0.2"
    Vier mal größer wäre 0.8"


    Das ist zu viel! Denn es kommt noch das Seeing von 1" dazu!
    Natürlich nicht additiv[;)]


    Gut, beim Panoptic 41 mit V=300x würde das noch nicht so auffallen.
    Geplant ist eine Nutzung bis 600x.


    Die genauen Zahlen habe ich noch nicht berechnet, trotzdem erlaubt der Anspruch "Seeingbegrenzt"
    keine größeren Kompromisse. Schon gar nicht beim Design.
    Deshalb ist die RC Option auch noch nicht vom Tisch.



    Hallo Tassilo,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich hatte ja geschrieben "über 2 Zoll" - das Explore 30mm hat 56mm Blende,... <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Danke für die Info!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...aber es gibt ja größere Okularmonster für Dein Monster. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Als da wären?


    Bitte jetzt nicht den Link zu Siebert Optics.
    Deren Webpräsenz bewirbt sich gerade um den Titel "Most confusing Website at Local Group",
    da wollen wir nicht mit extra Traffic stören.[:D]


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Tassilo,


    hier noch mal die Spots für ein 1,20m RC f/2.7 - f/10 für einen Feld-Durchmesser von 48mm auf einem optimal krummen Bildfeld:



    Was gibt's da noch zu verbessern?
    Kann man unbesehen direkt in den Weltraum katapultieren.[:D]


    Das wäre etwa das volle Feld eines Panoptik 41 (Feldblende 46mm).
    Das Aufsuch-Okular (XR-Heligon) hat 67mm Feldblende, das ist aber auf dem letzten Drittel zum Rand hin nicht mehr ganz scharf.
    Also was solls.


    Der Knaller wäre ein Explore Scientific 100° in 40mm.
    Wird wohl wegen zu geringen Stückzahlen nicht kommen.
    Was hätte das für eine Feldblende?


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Andreas,


    wenn's bei Dir soweit ist, kann ich Deinen Entwurf gern in OSLO eintippen.


    Weiter geht's mit den Formeln.
    Grundlage ist diese Seite:
    http://www.considine.net/drowesmi/vacmath/schmath2.htm


    Zuerst gibt es eine Herleitung, die den Lösungsweg mit Beispielen illustriert.
    Wer das folgende nicht alles lesen will, kann einfach die Formeln 2, 3, 4 und 5 in eine Excel-Sheet einklopfen und ist fertig.




    Einen Teil der Beispiele kann man via Cut&Paste in die Wolfram-Alpha Seite kopieren, diese Schnipsel sind dann farblich <font color="orange">hinterlegt</font id="orange">.
    https://www.wolframalpha.com/



    Das Höhenprofil der Platte sieht so aus:


    <font color="red">Formel (1)</font id="red">



    Die Parameter A und B bestimmen die konkrete Form.
    Die Variable r läuft entlang des Radius der Platte von Null bis zum Rand a.


    Beispiel: A=6 und B=7 ergibt <font color="orange">Z(r) = -6 r^2 + 7 r^4</font id="orange">
    In Wolfram-Alpha kann man sich ein Bild davon machen.



    Sieht schon mal brauchbar aus.
    Jetzt soll das Profil an der tiefsten Stelle gerade 8.625µm runter gehen.
    Gleichzeitig soll diese Stelle bei 71% des Plattenradius (a = 152mm = 0.152m) liegen.
    (neutrale Zone bei exakt 1/Wurzel(2) )


    Wie lauten in diesem Fall die Parameter A und B, damit das genau so hinkommt ?


    Dazu löst man ein Gleichungssystem mit diesen beiden Bedingungen.
    Das ist eine schöne Abitur-Auffrischungs-Übung, man muss es aber nur ein einziges mal tun.
    Das Ergebnis lautet:


    <font color="red">Formel (2) und (3)</font id="red">


    Z_n ist die gewünschte Tiefe bzw Höhe je nach Vorzeichen(!),
    zB -8.625µm = -0.000008625m
    Daraus ergbibt sich, mit a=0.152m:

    Code
    A = 0.00149325
    B = 0.06463158


    Formel (1) sieht dann konkret so aus:


    Zur Überprüfung in Wolfram-Alpha eingesetzt: <font color="orange">Z(r) = -0.00149325 * r^2 + 0.06463158 * r^4</font id="orange"> zeigt das folgende Bild



    Passt soweit.
    Tiefste Stelle liegt richtig bei 71%
    Die Tiefe selbst stimmt auch.
    Zusätzlich schneidet die Kurve bei 0.152m die Null-Linie.
    Das war nicht gefordert, das ist nur deshalb so, weil die neutrale Zone bei 71% liegen sollte!




    Jetzt ist die Sache schon im Kasten.
    Die nächsten beiden Formeln liefern die beiden wichtigen Parameter zu Schmidtplatten-Herstellung.


    <font color="red">Formel (4) und (5)</font id="red">


    Beispiel:
    A, B und Plattenradius a sind klar, da werden die Werte von oben eingesetzt:

    Code
    A = 0.00149325
    B = 0.06463158
    a = 0.152m


    Der Poissonzahl für Quarzglas (Datenblatt!) ist:

    Code
    s = 0.17


    Das Ergebnis lautet:

    Code
    Z_c = 0,0001524487m = 152µm
    S   = 0,0001524487m = 152µm


    Das war's schon.
    Was muss man nun konkret tun?


    Man muss ein Sphärometer mit 152mm langen Beinen über die Platte legen und Nullen.
    Dann solange saugen bis die Platte in der Mitte um 152µm einsinkt.
    Das Schleiftool braucht eine Pfeiltiefe von 152µm, muss also leicht convex sein, siehe grüne Linie.



    In meinem Fall (convexer Menicus) braucht es einen um S=152µm abweichenden Tool-Radius.
    Also ein etwas flacherer ROC.


    <font color="orange">Zusammenfassung:</font id="orange">
    Poissonzahl besorgen.
    Alle Einheiten im SI System verwenden, also hier Meter.
    Formeln 2, 3, 4 und 5 in eine Excel-Sheet einklopfen, fertig!



    War da noch was?
    Was ist mit dem Druck?


    Ja, das ist schon seltsam, daß eine Schmidtplatte so ein völliges Desinteresse an den Materialkonstanten zeigt.
    Lediglich die Poissonzahl wird gebraucht.


    Die Formel für den Druck kommt später noch, ebenso die Abschätzung für die Spannung im Glas.
    Für die Praxis braucht es das allerdings nicht vordergründig:


    Wenn man eine Schmidtplatte um den Betrag Z_c <font color="orange">ohne Bruch</font id="orange"> verbiegen kann, dann darf man mit Schleifen/Polieren beginnen.[:)]
    Es kann aber sein, daß der Luftdruck nicht ausreicht, oder die Platte zwischendurch "Ahoi" sagt.
    Nur deshalb braucht es diese Formeln für Druck und Spannung.


    Viele Grüße
    Kai<font color="orange"></font id="orange">

    Hallo Andreas,


    ja, selbstgebaute Schmidtplatten sieht man selten.
    Die echte Schmidtkamera ist wegen CCD obsolet geworden.


    Bleibt das Schmidt-Cassegrain.
    Hast Du die Abschnitte in dem Buch von Rutten/Venrooij, "Telescope Optics" gelesen?


    Ebenfalls sehr gut ist das hier:
    https://www.telescope-optics.net/SCT.htm


    Die Frage ist nämlich, welche Art M2 Dein Meade SC hat.
    Die restlichen Parameter sind leichter raus zu bekommen.
    Die Berechnung der Platte ist dann sicher machbar.


    Zur Glas-Auswahl:
    1. normales Floatglas (Festerglas)
    2. Optiwhite Float (ohne Grünstich)
    3. B270 superwhite Ziehglas, 406x258 +/-5 (evtl etwas knapp? Ziemlich teuer!)


    Ich würde 1 oder 2 nehmen und beidseitig einen Millimeter wegschleifen.
    Floaglas ist manchmal von erstaunlich guter Homogenität.
    Borofloat taugt für diesen Zweck definitiv nicht.


    Beim Test sehe ich zwei Möglichkeiten:
    - Planspiegel
    - Punktquelle in ca 50m Abstand (vielleicht auch kürzer?)
    Letzeres ist wegen der HS Fokusierung möglich.


    Erste Wahl ist dann das "Freiland-PDI"
    http://www.astrotreff.de/topic…ue&TOPIC_ID=135106#558285


    http://www.astrotreff.de/topic…HIVE=true&TOPIC_ID=136002


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Niki,


    ja das waren noch Zeiten!
    Ein Glücksfall, daß die Kuffner Sternwarte noch so gut erhalten ist!
    Die Geräte von damals haben ihre eigene Ausstrahlung.[:)]




    Hier geht es weiter mit Bernhard Schmidt.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Schmidt_(Optiker)


    Seine bahnbrechende Idee, auf welche er nicht durch Berechnung sondern durch Experimente kam, habe ich kurz skizziert.


    Ich fange mit dem gewünschten Ergebnis an.
    Am Ende das Tages soll folgendes Profil in eine flache Glasplatte modelliert werden.
    Die tiefste Stelle sollte bei etwa 71% des Radius liegen, man kann sich das aussuchen.
    Bei echten Schmidtplatten legt man das weiter nach außen, wegen der besser Farb-Korrektur.



    So ein Profil würde man normalerweise mit Mini-Tools hineinpolieren.
    Was zu mehr oder weniger Welligkeit führt - oder zu entsprechend großem Aufwand.


    Deshalb ersann Schmidt einen Trick.
    Er stellte fest, daß sich eine Glasplatte bei Belastung, zB durch den Luftdruck bei unten angelegtem Vakuum, in einer bestimmten Form durchbiegt.
    Man könnte vermuten, daß dadurch eine Kugelform ensteht.
    Das ist aber nur in erster Näherung so!



    Übertrieben darbestellt zeigt sich, daß die Mitte etwas tiefer liegt als bei einer Sphäre.
    Der Rand liegt etwas höher.
    Das Maß Z_c, die Durchbiegung der Mitte, kann man mittels Sphärometer sehr genau messen.



    Wenn man nun hergeht und mit einem sphärischen Tool auf der angesaugten Schmidtplatte bis zur grünen Linie alles wegschleift/poliert, verschwindet der gesamte schraffierte Bereich.
    Dieser Bereich misst an der dicksten Stelle gerade Z_n.


    Wenn man nun das Vakuum-Ventil öffnet - Plopp! - Viola! - hat man die Platte mit dem gesuchten Dickenprofil.[8D]



    Da man die Platte (in bestimmten Grenzen) beliebig verbiegen kann, hat man auch einen Einfluss auf die weggeschliffene Tiefe Z_n.
    Mit anderen Worten:
    Z_c und Z_n hängen in einem bestimmten Verhältnis zusammen.
    Da man Z_c sehr genau messen kann hat man auch Z_n im Kasten!


    In meinem Fall wünsche ich mir Z_n = 8.625µm


    Hier noch einmal das Bild von oben. Man kann den Wert ermitteln, wenn man die gewünschten Daten in OpenFringe im Config Panel eintippt und sich dann das Profil anzeigen lässt.



    Schmidt hat die passende Verbiegung Z_c, wie schon erwähnt, zunächst experimentell bestimmt.
    Das ganze geht aber bequemer mit entsprechenden Formelwerk.
    Dazu schreibe ich demnächst etwas.
    Wer schon mal reinlesen möchte, ich werde mich auf diese Seite beziehen:
    http://www.considine.net/drowesmi/vacmath/schmath2.htm


    Am Ende braucht Antworten auf folgende Fragen:


    Welche Verbiegung Z_c muss eigestellt werden?
    Radius des Schleiftools?
    Differenzdruck? (der genaue Wert ist unwichtig, er muss nu aus praktischen Gründen unter 1Bar liegen)


    Und zum Schluss noch eine Abschätzung zur maximalen Spannung im Glas. An dieser Stelle darf man nicht zu sehr übertreiben.[}:)]


    Viele Grüße
    Kai

    Seid gegrüßt,


    der Titel ist etwas weiter her geholt, ich hätte auch schreiben können:
    "Herstellung und Prüfung eines Cassegrain-Sekundärspiegels"
    Genau das habe ich nun mit meinem angefangenen 1,20m vor. Diese Geschichte von M1 gibt es hier:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=230104


    Bitte verzeiht, wenn ich zu jedem Spiegel einzeln einen Thread aufmache.
    Das ganze soll einmal so aussehen, und der Umlenk-Planspiegel M3 wird nicht einzeln dokumentiert, versprochen.




    Anderseits interessiere ich mich zunehmend für Technik-Geschichte, wobei die Jahre nach 1900 bis vielleicht 1930 eine ganz besondere Fundgrube sind.
    Wenn sich die Chance ergibt, großartige Erfindungen dieser Zeit nachzuvollziehen, dann muss man das einfach tun.[:)]


    Was haben Schwarzschild, der eigentliche Erfinder des RC-Teleskops, und Schmidt als Erfinder der gleichnamiden Schmidt-Platte mit der Herstellung eines Cassegrain Sekundärspiegels zu tun?


    Zunächst zu Karl Schwarzschild.
    Hier gibt es einen ausgezeichneten Überblick seines Wirkens:
    https://www.univerlag.uni-goet…/3/isbn-978-3-86395-295-2


    Darin ist unter anderem zu lesen, daß es schon damals in den Internet-Foren einen Streit zwischen der Linsen- und Spiegelfraktion gegeben haben muss. So würde ich das zumindest interpretieren[;)]
    Auf Seite 84 wird Schwarzschild wie folgt zitiert:
    <i>”In dem Wettkampf zwischen Refraktoren und
    Reflektoren gewinnen zur Zeit die Reflektoren wieder an Boden. Mannigfache frühere Bedenken
    in Bezug auf Exaktheit und Stabilität grosser Spiegel sind durch technische Fortschritte
    neueren Datums beseitigt.“</i>


    Fakt ist, Karl Schwarzschilds Formeln von 1905 enthalten die gesamte Theorie der Zwei-Spiegel-Syteme.
    Insbesondere die Möglichkeit den Bildfehler Koma zu beseitigen, der bei einem Newton nicht behebbar ist.


    Nun gibt es heute den Paracorr, aber hier geht's erst mal um das Prinzip.
    Und das Prinzip sagt, im Sessel sitzen ist besser als zum Paracorr hochklettern[:D]


    Wie groß ist nun der Unterschied zwischen einem Cassegrain und einem RC-System?
    Bei meinem geplanten Öffnungverhältnis von circa f/10 bei einem M1 mit f/2.7 und dem vollen Feld eines 41mm Panopic bei 290x sieht das so aus.




    Das Cassegrain (oben) unterscheidet sich schon etwas vom RC (darunter).
    Es reletiviert sich etwas im Verhältnis zum Seeing, da der kleine Kreis jeweils das Beugungsscheibchen symbolisiert.
    Das ist bei 1,20m Öffnung etwa 0,21" im Durchmesser.
    Deshalb ist auch noch nicht ganz klar, für welches der beiden ich mich entscheide.


    Da tröste ich mich derweil mit den Franzosen, denen wird die Entscheidung zwischen Chretien und Cassegrain ungleich schwieriger gemacht. Die Amerikaner haben's da einfacher, die würde sicher die Lösung von Ritchey favorisieren.


    Wie auch immer, der Unterschied für M1 besteht in einer CC von -1.000 zu -1.045
    Bei M2 ist es ähnlich, CC etwa -3 zu -3.5
    Am meisten stört dabei die Tatsache, daß ein M1 mit CC=-1.045 im Newton-Fokus kein scharfes Bild erzeugt.


    Nächste Baustelle ist die Frage, wie so ein M2 Spiegel (D=318mm, effektiv ca 285mm) getestet werden kann.
    Die erste Lösung ist der sogenannte Schmadel-Test.
    Von hinten durch die Brust ins Auge.



    Man schaut also von der Rückseite von M2 auf die zu messende Fläche mit zB CC=-3.5
    Das setzt zwei Dinge vorraus:
    - die rückseitige Fläche bekommt einen genau vorrausberechneten Radius.
    - die so entstandene "Linse" ist homogen mit genau bekanntem Brechungsindex


    So einen Rohling habe ich zwar zur Verfügung, er besteht aus Quarzglas, aber die Randdicke würde bei 7mm liegen.
    So ganz gefällt mir das nicht, vorallem weil mir die komplizierte Herstellung noch als dicker Brocken im Magen lag.


    Dazu ist folgendes zu polieren, eine Art "Graben" von gut 8µm Tiefe:



    Sieht nicht nur gespenstig aus, auch die Zahlen sind heftig.
    Vergleichbar mit einer D=300mm f/3.3 Fläche in die reichlich 3x hintereinander eine Parabel rein muss!
    Oder anders ausgedrückt, in bezug auf die poliertechnische Schwierigkeit: eine Parabel mit 300mm f/2.2


    Das war lange Zeit *der* Punkt, der dem Newton System einen ausreichenden Entscheidungsvorteil gab.
    Ein M1 mit f/2.7 bekommt herstellungsbedingt sicher ein paar enge Zonen, also eine mehr oder weniger wellige Oberfläche.
    Da ist es nicht gut, wenn M2 auch noch wellig daherkommt. Ein großer Newton Fangspiegel hat dieses Problem nicht.


    Das ganze ist also neben der messtechnischen Herausforderung auch ein Herstellungs-Problem.
    Und hier kommt Berhard Schmidt ins Spiel.


    Wenn man die letzte Abbildung und die vielen Mikrometer oft genug auf sich wirken lässt, dann kommt einem eine Idee:
    Ist das nicht.... Moment mal! .... das Profil einer Schmidtplatte?[:)]


    Ja - ist es!


    Die Idee ist ziemlich gut, das muss deutlich gesagt werden. [8D]
    Aber da Eigenlob bekanntlich stinkt ist es sinnvoll zu prüfen, ob jemand anderes eben solche Ideen hatte.
    Sollte da nichts zu finden sein, ist das nicht unbedingt ein Zeichen eigener Genialität.
    Das kann auch bedeuten, daß diese Idee in der Praxis gar nicht funktioniert[:D]


    So gesehen war es mir ganz recht, diese Idee nach einiger Suche in einem Buch von Gerhard Lemaitre zu finden.
    "Astronomical Optics and Elasticity Theory"
    Im Prinzip geht das so. Wird aber nur bei kleineren, und damit dünnen(!) Sekunderspiegeln so gemacht, denn die Schmidtplatten Herstellung funktioniert nur mit dünnen Glas. Sonst Bruch ---&gt; ab in die Tonne[xx(]


    Dünnes Glas ist meine Spezialität.
    Genau deshalb habe ich den Quarzglas Rohling mittlerweile nicht als Linse sondern als Meniskus vorgeschliffen.
    Am Ande dürfte eine Dicke von 13-14mm übrigbleiben.
    Das verlangt nach Schmidt einen Differenzdruck von ca 0.6bar - sollte machbar sein!

    Die relativ warmen Tage der letzten Woche habe ich mit den Grobschliff nutzen können.
    Der Anfang ist gemacht. Die 20kg Schleifgewicht sind ausschließlich für den Grobschliff mit K80 vorgesehen.
    Anders wird das mit dem Quarzglas nichts. Böse hartes Zeugs!



    Wie die Schmitplatten-Herstellung in meinem speziellen Fall zu berechnen ist, das stelle ich in Kürze hier vor.
    Ohne ein paar Skizzen geht das leider nicht.


    Schönen Abend
    Kai