Beiträge von Heljerer im Thema „Kann man gutes Seeing hören?“

    Hier noch eine Dissertation zum Thema Schallausbreitung:
    https://fenix.tecnico.ulisboa.…144345754/dissertacao.pdf


    In Abbildung 2.6 auf Seite 9 ist die krummlinige Schallausbreitung infolge der Temperaturschichtung dargestellt.


    Interessant ist auch Abbildung 6.8 auf Seite 72. Dort kann man den simulierten Schalldruckpegel einmal ohne Turbulenz und einmal mit Turbulenz sehen. Man erkennt verschiedene Effekte.
    1.) Das Schattengebiet am Boden in größerer Entfernung von der Schallquelle ohne Turbulenz (Bild links)
    2.) Durch die Turbulenz gibt es im Bodenbereich keinen Schatten mehr (Bild rechts)
    3.) Die chaotische Verteilung des Schalldruckpegels infolge der Turbulenz (Bild rechts)


    Clear Skies
    Wolfgang

    Hi Ralf!


    Dass hier ein Zusammenhang existiert, ist für mich schon einleuchtend. Allerdings habe ich noch nie systematisch darauf geachtet, ob flackernde Geräusch wirklich immer mit schlechtem Seeing in Verbindung stehen.


    Mal ein paar Überlegungen von mir dazu, ohne dass ich behaupten könnte, das Phänomen auf eine einfache Formel bringen zu können.


    Der Schall breitet sich in der Atmosphäre keineswegs geradlinig aus. Das ist analog zur atmosphärischen Refraktion der Lichtausbreitung, nur dass beim Schall der Effekt wesentlich stärker ist als beim Licht. Die Schallgeschwindigkeit nimmt linear mit der Temperatur zu. Tagsüber ist die Temperatur in Bodennähe größer als in höheren Luftschichten. Dadurch krümmen sich die Linien der Schallausbreitung (konkav) nach oben. Durch diesen Effekt kann es z.B. sein, dass man eine Autobahn in etwas größerer Entfernung gar nicht mehr hört, da man sich im Schattengebiet aufhält. (Eigentlich fehlt hier zur Verdeutlichung eine Zeichnung. Kann ich vielleicht noch nachreichen.) Nachts ist die Luft in Bodennähe kälter. Dadurch dreht sich der Effekt um. Die Linien der Schallausbreitung krümmen sich (konvex) nach unten. Der Schall ist lauter zu hören und kann zudem auch Hindernisse in Form kleiner Hügel überwinden. Das ist keine eigene Überlegung, sondern gesicherter Stand des Wissens.


    Gesichertes Wissen ist auch, dass Schall in tubulenter Atmosphäre eine chaotische Komponente aufgeprägt wird. Genau so, wie du es beschrieben hast. Der Schall wird verzerrt und gestreut. Dadurch kann kann z.B. die Autobahn bei Tag, die eigentlich im Schallschatten der konkaven Ausbreitung liegt, doch wieder (flackernd) hören. Ich habe im Internet auch wissenschaftliche Veröffentlichungen gefunden, die sich mit der Simulation solcher Prozesse beschäftigen. Das ist aber eine Wissenschaft für sich. Damit müsste ich mich geschätzt ein paar Urlaubswochen beschäftigen, um das zu verstehen. Zum Glück muss man nicht alles wissen.


    Schlechtes Seeing hat die gleichen Ursachen wie die Störung des Schalls infolge der turbulenten Atmosphäre. Insofern ist das, was du beschrieben hast, aus qualitativer Sicht alles zu erklären.


    Was ich nicht beantworten kann:
    Qualitativ ist schön und gut, aber lässt sich das Ganze auch quantitativ fassen?


    Die beschriebenen Schallphänomene treten in der unteren Atmosphäre auf, Seeing ist aber ein Effekt aller Schichten. Inwiefern ist die Schallwahrnehmung überhaupt geeignet allgemein schlechtes Seeing zu hören?


    Wie kann man aus all diesen Erkenntnissen einfache Regeln generieren, mit denen der Hobbyastronom auch praktisch etwas anfangen kann?


    Gruß
    Wolfgang

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: 30sec</i>
    <br />Kennt jemand Literatur bei der das Thema Seeing (allgemein) detailliert behandelt wird.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich finde das sehr gut:
    https://www.handprint.com/ASTRO/seeing1.html
    https://www.handprint.com/ASTRO/seeing2.html


    Auf deutsch kenne ich leider nichts ähnlich detailliertes.


    Gruß
    Wolfgang