Beiträge von haley im Thema „Welche war eure schönste Beobachtung?“

    Servus Norman, Stephan,


    Das ganze Lob für meine Erlebnisse macht mich ein bisserl verlegen, gfreit mich aber sehr. Ich habe die Polarlichter auch farbig in Erinnerung. Angefangen hats mit einem tiefroten Leuchten über den ganzen Himmel. Kam mir erst seltsam vor. Ist das jetzt wirklich Polarlicht? Dann bin ich ganz aufgeregt mit der Kamera raus und die Show mit den grünen Vorhängen und den Streamern ging los. Das war ergreifend und gespenstisch, weil alles in tiefrotes Licht getaucht war. Nebenbei lief eine Beobachtung mit dem 80cm Teleskop. Sinngemäß der Eintrag im dortigen Beobachtungslog war: "Himmelsaufhellung durch Polarlicht", ganz nüchtern.
    Eine Polarlichtreise, das wär noch was. Aber dazu muß man in den Norden, in die Kälte. Das schreckt mich schon ein bisserl ab. Alternativ könnte man nach Kanada, da verläuft der Polarlichtgürtel weiter südlich, im Spätsommer sind die Nächte schon lang genug und es ist nicht so kalt...
    Stephan, das mit dem Saturn hatte ich so erlebt, als ich für den 60mm Schiefspiegler endlich ein höher vergrößerndes Okular kaufen konnte. Vorher war der Ring immer nur angedeutet und plötzlich ganz umlaufend. Das war richtig toll.
    Der Omega Centauri hat mich, ähnlich dem Fornax Cluster, lange Jahre auf Trab gehalten. Es hat mich immer gewurmt, daß man den in Mitteleuropa nicht sehen kann und ich mir keine Reise dahin leisten konnte, wo man den sehen kann. 1986 in Teneriffa war es dann soweit: Franz, bewaffnet mit Russentonne und ich mit 400er Tele, mit selbstgebasteltem Okularadapter zum Spechtelgerät zweckentfremdet, auf dem Weg durch den frischen Schnee oberhalb von Vilaflor. Bis kurz vor unserer Ankunft hatte es fett geschneit, die ganzen Cañadas waren weiß! Es zogen noch reichlich Wolken herum, Lücken lockten mehr und mehr. Mein Urschrei hat den guten Franz dann aufgeschreckt: Ich habe ihn gesehen, mit bloßen Augen! Wenige Jahre später dann, bei der Sonnenfinsternisreise in Mexica war ja schon der 13Zöller Bismarck mit dabei. Da haben wir auch gespechtelt, so gut es von dem Fußpilzplatz in La Paz halt ging. Also sind wir mal eine Nacht raus in die Pampa gefahren und da habe ich den Omega endlich mal im großen Klampfer sehen können, aber er stand da schon ganz tief. Erst in Reunion und dann Namibia wurde er dann im 8Zöller bzw. 10Zöller und 9er Nagler zu dem bombastischen Glitzerball, wie man ihn so kennt. Beim Hottie stand er schon wieder richtig tief, so daß er grade noch mit dem 20Zöller anzufahren war, aber durch die schiere Öffnung immer noch tief beeindruckend.


    Gruß, Haley

    Servus Norman,


    freut mich außerordentlich, daß dir meine Erlebnisse so gefallen. Wenn sich noch mehr Leute dran erfreuen, umso besser. Von den Polarlichtern habe ich damals Bilder gemacht, die kann man sich hier angucken: http://www.usm.uni-muenchen.de…christoph/polarlicht.html
    (==>) Klaus: Sichtungen und viele Tätigkeiten, die man das allererste Mal macht, brennen sich halt richtig nachhaltig ein, wie der Sputnik, die erste Sonnenfinsternis, der erste Blick durch ein neues, besseres Teleskop. Als ich nur den 60mm Schiefspiegler hatte, bekamen die Planeten plötzlich ein ganz neues Gesicht, als ich endlich mal ein höher vergrößerndes Okular besaß. Erst der Sprung zum 13Zöller hat das übertroffen.
    (==>) alle: M81 und M82 wurden hier von einigen aufgezählt. Ben hat vom 16Zöller am Sudelfeld geschrieben. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich das damals auch miterlebt, kann mich da an eine bombastische M82 erinnern, nebst M51 oder M61. Wir hatten da ja einige spektakuläre Nächte zusammen. Die explodierende Zigarre im großen Teleskop ist immer ein Erlebnis, gerne mit Supernova, wie 2014. Habe viele schöne Erinnerungen daran.
    Eine Kometengeschichte möchte ich euch nicht vorenthalten. Es war der Hyakutake, den ich zweimal spektakulär mit bloßem Auge sehen durfe. Einmal daheim, das war schon todesfeist, mit etwa 100° Schweif. Getoppt wurde das aber am Wendelstein. Wir hatten mehrere Tage schlechtes Wetter und Nebel, einmal aber sank der Nebel für etwa 15Minuten soweit ab, daß der Gipfel gerade frei wurde. Darüber war ein kristallklarer Himmel wie auf dem Altiplano, weil alles Licht von unten komplett abgeschirmt war. Darin stand wie ein gleißendes Fanal der gigantische Hyakutake mit über 100° Schweif, ein unvergeßlicher Anblick. Kurz danach hatte uns der Nebel wieder eingehüllt und der Zauber war vorbei.


    Gruß, Haley

    Servus zusammen,


    als ich damals meinen 13 Zöller erstmals provisorisch zusammengebaut habe stand der Klampfer gleich neben dem Haus und das erste Objekt darin war der M11, da ich bis dato nur ein 60mm Gerät gewohnt war, hat mich das regelrecht umgehauen und bis heute geprägt. Bis heute gehört M11 zu meiner Sommerölspur, zusammen mit SS Sct und dem Wollball NGC 6712.
    Das vielleicht überwältigendste und einschneidendste astronomische Ereignis war meine erste totale Sonnenfinsternis, am 11.07.1991 in Mexico, das hat wirklich mein Leben verändert, selbst weitere Sonnenfinsternisse konnten diesen Eindruck des "ersten Males" nicht mehr übertreffen, wobei, die verfinsterte Sonne im Zehnzöller in Ägypten bei Top Seeing, das war natürlich der Oberhammer, wie die anderen ja auch, die ich miterleben durfte.
    Als ich das erste Mal 1986 das Kreuz des Südens und Eta Carina mit bloßen Augen in Teneriffa sehen konnte, war ich komplett aus dem Häuschen und da war dann noch die aufgehende Sommermilchstraße. Allein dieser Anblick hat mich immer wieder und wieder auf die Südhalbkugel gezogen.
    1990 auf La Reunion, feixte ich noch am Vortag, das es doch toll wäre, den Eta Carina mal mit einem 16Zöller im 20er Nagler mit UHC Filter zu sehen, wir hatten damals einen 8Zöller dabei. Wir fuhren dann am Samstag Abend rauf zu dem Platz am Le Maido um dort auf eine lokale Spechtlergruppe zu treffen, die, welche Überraschung, einen 16Zoll Starfinder am Start hatten. Die waren wirklich hocherfreut, daß ich das dazu passende 20er Nagler nebst UHC Filter dabei hatte. Der Eta Carina dort war über alle Maßen bombastisch und hat auch die Sternfreunde aus La Reunion von den Socken gehauen, die hatten nämlich nur ganz einfache Okulare damals.
    Einschneidend prägende Beobachtungen waren damals am Meterspiegel in Puimichel, dort haben sich der M1 mit dem Pulsar und Filamenten, ein superbrüllfeister M51, sowie M87 mit seinem Jet ins Gedächtnis gebrannt. Weil damals Sonnenfleckenmaximum war, habe ich dort in der Provence mit die ersten schönen Polarlichter gesehen. Zum Niederknien schöne Polarlichter habe ich dann nochmal 2003 auf dem Wendelstein erlebt, rot und grün und mit Streamern, toll! Das ist jetzt fast auf den Tag genau 15 Jahre her. Das ist beinahe so ergreifend, wie eine totale Sonnenfinsternis miterleben zu dürfen. [:p]
    Ende der Neunziger erlebten wir auf dem ITT auf der Emberger Alm epische Anblicke von Jupiter und Saturn mit dem 22Zöller vom Walter Zorn und dem 20Zöller vom Martin Birkmaier, beide sind leider mittlerweile von uns gegangen, aber die tollen Erinnerungen bleiben! Martin hatte immer seinen großen Fujinon am Start, der M31 darin war natürlich gigafeist mit 3 Staubbändern. Bei Planeten am ITT darf der Anblick vom Jupiter in Alois unscheinbarem 6Zöller nicht fehlen. Der Spiegel von dem Gerät hats aber in sich, den hat Alois sich nämlich mal so richtig zur Brust genommen und bis auf Lambda 150stel gepusht, wenn ich mich da richtig erinnere, was mir Alois damals erzählt hat. Und der Jupiter, der war wirklich gut, konnte kaum glauben, wie viel man mit einem 6Zöller sehen kann!
    Beim Schreiben fallen mir immer neue, prägende Highlights ein, da muß ich mich richtig bremsen. Frische Erinnerungen haben sich kürzlich beim Hottie in Südafrika eingebrannt: Neben dem immer wieder überwältigenden Schauspiel des epischen Milchstraßenzentrums mit bloßem Auge stechen hier die mächtigen Kugelsternhaufen Omega Centauri, 47Tuc und M22 als prachtvolle Glitzerbälle mit total unterschiedlicher Morphologie heraus, die wir alle im 20Zöller bestaunen durften. Prägend war natürlich der Anblick der Tarantel im 20Zöller nebst den zahllosen Objekten in der Großen Magellanschen Wolke. Im 6er Nagler wurde ein echtes Monster aus diesem Nebel.
    Der Fornax Cluster mit NGC 1365 hat mich schon seit Jahrzehnten fasziniert und beschäftigt. Schon zur Sonnenfinsternis auf dem chilenischen Altiplano haben wir das "Z" im Zenit gesehen und waren baff. Aber jetzt im 20Zöller mit Ethos Okularen, das hat mir so ziemlich den Rest gegeben, selten hat mich ein Anblick so berührt. Da war ja mehr als das "Z" zu sehen, die weit ausgreifenden Spiralarme ergänzen das Ganze zum vollständigen Bild. Das ist der Grund, warum ich Astronomie mache! Schon als Kind haben mich die Bilder von Spiralen und Balkenspiralen fasziniert und immer wollte ich sowas live sehen.
    Kann es da noch eine Steigerung geben? Ja, das geht: Ich hatte vor einigen Jahren eine einmalige Chance ergriffen, als während der Testphase des 2m Teleskopes am Wendelstein ein Flansch mit 2" Anschluß in Betrieb war und, frech wie ich war, tauschte ich die dort montierte Kamera mal kurz gegen ein Okular. Ich konnte in dem Moment einfach nicht widerstehen. Was ich dort gesehen habe, war aufwühlend und ergreifend: NGC 891 mit beiden Hintergrundgalaxien und einem epischen, tief ausgefrästen Staubband. Das war wirklich der Hammer! [:p][:p] Diesen Anblick hätte ich wohl auch gerne als großformatigen Ausdruck, aber meine photographischen Fähigkeiten sind nicht so gut, um das adäquat umsetzen zu können.



    Gruß und CDS,


    Haley