Beiträge von konfokal im Thema „TS 102 als Zweitgerät?“

    Hallo Gerd!


    Da Simon nur die Bezeichnung "TS 102/714" nannte und von einem Lockmittel bei diversen Händlern sprach, ging ich davon aus, er hätte dieses mit 600 Euro ausgesprochen günstige Angebot im Sinn:
    https://www.teleskop-express.d…-5--R-P-Okularauszug.html


    Ob dieses Modell ein vergleichbar hohes optisches Korrekturniveau hat, wie das der teureren bei TS explizit als "Photoline" bezeichneten Serie? Zwar wird zur Zeit auch diese Photoline-Serie zu ermäßigten Preisen angeboten, aber für den aktuellen 102er sind da immer noch 1000 Euro fällig, während für das Photoline-Modell, das Tom (sindbad) voriges Jahr getestet und als sehr gut befunden hat, damals offenbar weniger als 800 Euro aufgerufen wurden - mit allerdings schlichterem OAZ. Wobei unklar ist, ob es sich damals auch schon um eine Lanthan-Variante handelte, nur mit FPL-51 statt FPL-53, die vielleicht nur noch nicht so beworben wurde? Die Farbkorrektur finde ich nach Toms Bildern zu urteilen jedenfalls sehr beachtlich... Welchen RC-Wert würdest Du nach Deiner Erfahrung dafür schätzen? Ich hatte bei den Photoline-Modellen aus theoretischen Gründen auf RC-Werte um ca. 1,7 (?) getippt, und hätte aufgrund dessen etwas mehr Farbsäume erwartet...


    Gruß,
    Mathias

    Hallo Simon,


    wie Roland schon anmerkte, ist es ja so, dass gerade bei fotografischem Einsatz der Farbfehler einer Linsenoptik besonders ins Auge fällt. Kameras sind im Blauen wesentlich sensitiver als das menschliche Auge, weshalb Blausäume, die visuell nur schwach erscheinen auf einem Foto dann doch als deutlich störend auffallen können. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie stark sich das konkret an einem hellen Stern auswirken kann, hat T. Nawratil bei teleskop-austria eine Vergleichsübersicht zusammengestellt, für die er durch verschiedene Refraktoren mit ein und derselben Kamera die Wega in der Leier für jeweils eine Sekunde bei ich glaube ISO 800 belichtet hat:


    https://teleskop-austria.at/su…estphotos_apochromats.jpg


    Leider enthält der Vergleich keine ganz aktuellen Modelle, aber doch genügend bekannte Konstruktionen, die man als typische Vertreter einer bestimmten optischen Leistungsklasse betrachten kann: der Volksapo von Skywatcher 80/600 BD z.B. ist dabei, Modelle der bekannten Esprit-Serie, die als fotografisch farbrein gelten darf, oder der ebenfalls anerkannt gute ED 100/900 als Vertreter der besten Zweilinser, die als visuell nahezu farbrein eingestuft werden, oder ein klassischer F15 Fraunhofer, usw. Ich vermute, dass das von Dir anvisierte Gerät ein nur geringfügig besseres Korrekturniveau aufweist, wie es der dort aufgeführte und seinerzeit ebenso günstig angebotene Astro Professional 102/714 ED zeigte. Das hieße, dass das Gerät optisch eher am unteren Ende des Leistungsspektrums angesiedelt sein dürfte, und ganz sicher nicht farbrein abbilden wird, bzw. auch visuell noch Restfarbe zeigen dürfte. Wenn Dir dieses Niveau nicht reicht, Du aber nicht mehr Geld ausgeben möchtest, wärst Du vermutlich mit weniger Öffnung besser beraten, z.B. einem aktuellen 80mm f/7 Lanthan-ED-Apo, oder dem auch heute noch empfehlenswerten Skywatcher Volksapo, der auch öfter mal gebraucht relativ günstig zu haben ist. Diese Geräte haben zudem eine vorteilhaft geringere Brennweite unterhalb 700mm, was fotografisch gutmütiger nachzuführen ist und außerdem auch mit einem APS-C Sensor noch genügend große Bildfelder ergibt, wenn man anfangs zum Üben die Paradeobjekte wie z.B. mal die Andromeda, Orionnebel usw. aufnehmen möchte.


    Generell sind kleinere Öffnungen im Refraktorformat auch als visuelle Schnellspechtelgeräte nicht zu unterschätzen - und mancher ertappt sich später dabei, dass der Kleine zwar mal als vermeintliches "Zweitgerät" angeschafft, dann aber zunehmend öfter genutzt wurde und so unmerklich zum heimlichen Erstgerät anvancierte... :)


    Gruß,
    Mathias