Beiträge von fraxinus im Thema „Politur 1,20m f/2.7“

    Guten Abend,


    die Attrappe ist entformt. Ging problemlos vom Spiegel runter.
    Insgesamt ganz gut geworden, nur der Rand muss etwas nachgespachtelt werden.
    Wiegt 7,4kg. Sehr nützliches Teil[:)]



    Inzwischen steht der Spiegel wieder im Teststand No.1, rückseitig wurde er mit einem Koordinatensystem versehen.
    Das hilft bei der Zonen-Politur und gleichzeitig bei Ankleben der Aufhänge-Klötzchen.


    Es sollen nun 16 Klötzchen werden. Acht waren mir nach einigen Überschlagsrechungen zu wenig.
    Da die Lage kritisch ist, wurden die genauen Abstände am Rand mit ca 0.5mm Teilungsgenauigkeit markiert und unverrückbar als Kerben ins Glas gefeilt.


    Bei der Gelegenheit wurde die Masse und der aktuelle ROC bestimmt.
    Im Moment reichen meine genau abgemessenen Holzleisten aus.


    ROC = 6452mm (Brennweite = 3226mm)


    Masse:


    49,9kg (gemessen) und 49,85kg (berechnet aus Dicke und Durchmesser)



    Wie geht es jetzt weiter?
    Vermutlich langsam...


    Da der Spiegel vermutlich stark überkorrigiert ist, müsste jetzt schon der Offner-Korrektor zum Einsatz kommen.
    Diese Baustelle war eigentlich später vorgesehen.


    Als Teststand kommt über den Winter nur eine Lösung mit waagerechter Messstrecke in Frage.
    Da bleiben Polierzimmer und Messraum in einer Etage und der Weg ist kurz.


    Die senkrechte Variante kann ich mal für Frühjahr/Sommer vorbreiten - dann wird dort auch gleich poliert.
    Anders überlebt der Spiegel das nicht. Es ist jetzt schon grenzwertig was ich einer optischen Fläche bei dem Hin- und Hergewürge zumuten muss.
    Egal, hauptsache kein Bruch. [;)]


    Viele Grüße
    Kai

    Danke Thomas,


    für dieses wichtige Fundstück! [:)]


    Wenn ich die Daten in mein Formelwerk eintrage, kommen sehr ähnliche Werte wie in Tabelle (Table 4) heraus.
    Bei den Kräften liegt die Abweichung unter 1%, bei den Winkeln liege ich etwas unter den angegebenen Werten.
    Scheint insgesamt plausibel.


    Werde die Tage noch mal auf Fehlersuche gehen, solche Vergleichsbeispiele sind hervorragend dafür geeignet.


    Viele Grüße
    Kai

    So, jetzt gibt es wieder etwas praktisch-handwerkliches zu dem Thema.
    Bau des Dummy-Spiegels, oder auf gut deutsch: Attrappe


    Die Frage war: flacher Rücken oder Meniskus?


    Da die Attrappe später auch zum Bau des Teleskops gebraucht wird ist ein Meniskus besser.
    Damit kann die axiale und laterale Lagerung genauer eingerichtet werden.
    Diesen Punkt hatte ich beim Grobschliff des Spiegels nicht bedacht.


    Am einfachten, aber auch gefährlichsten, ist der "Abguß" auf dem Spiegel selbst.
    Material: Glafaser, Epoxidharz und ein Kern aus Styrodur


    Der Spiegel sieht auf den Fotos immer sehr flach aus, aber das stimmt nicht, die "Schüssel" hat eine Tiefe von knapp 28mm.
    Bei einem Handlaminat fließt das Epoxidharz immer wieder in die Mitte zurück.
    Deshalb wird die Form während des Aushärtens rotiert.
    Eine Art "Spin-casting".
    Die passende Geschwindigkeit wird zunächst mit einer Gummi-Kugel bestimmt. Diese muss in etwa liegen bleiben und darf nicht nach innen rollen.




    Dann wird Trennmittel aufgebracht, danach noch vier Lagen Frischhaltefolie.




    Nach den getänkten Glasfaser-Schichten kommt der Styrodur-Kern, geschnitten aus 18mm dicken und 80mm breiten Streifen.



    Die Mitte wird beschwert. Von der Form am besten passt eines der Schleiftools (D=65cm). Dann noch 20kg obendrauf.
    Ein Vakuum-Laminat ist mir hier zu heikel.



    Entformt wird vielleicht am Dienstag. Braucht im Moment wegen der kälteren Temperaturen etwas länger zum Aushärten.


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Thomas,


    der betreffende Artikel heißt:
    G. Schwesinger (1991) Lateral Support of Very Large Telescope
    Mirrors by Edge Forces Only, Journal of Modern Optics, 38:8, 1507-1516


    Ich kann Dir die Artikel gerne zuschicken, zusammen mit weiteren zu dem Thema.
    Bitte PM an mich. (Gilt auch für andere Interessenten, bitte um etwas Gelduld)


    In dem Artikel steht nicht viel drin, im Prinzip nur, daß es mit einer speziellen Kräfteverteilung möglich ist einen Meniskus gerade zu ziehen. Dafür gibt es Formeln mit freien Aparametern, die optimiert werden müssen.


    Es steht nicht drin, wie man die Kräfte für einen beliebigen Meniskus aus den konkreten geometrischen Daten berechnet.




    Hallo Emil,


    natürlich bekomme ich den Spiegel auf dem +/-45° Teststand ins Gleichgewicht.
    Aber nur insofern, daß der Spiegel zum Betrachter hin geneigt ist.
    Dann ist er oben an der Sicherheits-Klammer kräftefrei.
    Theoretisch könnte man diese Teststand-Verbiegung herausrechnen.
    Praktisch stimmen die Verhältnisse nicht.


    Wenn man keine Briefwaage hat, kann man sich theoretisch auch auf die Personenwaage stellen.
    Einmal mit Brief und dann ohne. Die Differenz ist dann das Briefgewicht.[:D]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Zeiss-Schwesinger Lösung ist vermutlich gut im Teleskop, als Teststand sehr aufwändig, erst machen, wenn alle andern Stricke reissen! <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Die Stricke sind leider schon gerissen. [;)]
    Natürlich werde ich einen Teststand ausprobieren, da die "Turm-Lösung" räumlich zu weit weg ist und damit für den regulären Testbetrieb zu umständlich ist.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Spiegel kann dann um 14° gekippt werden<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ja, aber COS(14°) = 0.97 [xx(]
    Das bedeutet, daß immer noch 97% vom Gewicht durch die laterale Lagerung abgefangen werden.


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Michael,


    nein, die Kraftvektoren oben und unten zeigen ein Stück weit hinter (=links in der Skizze) den COG.
    Alpha = 4.5°


    Ich muss allerdings diese Formeln noch konsolidieren, jeder Autor legt da sein Koordinatensystem irgendwo hin.
    Es ist schon ein Erfolg, daß in Summe das richtige Moment (6,672Nm) raus kommt.[:)]


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Gerhard,


    bei den VLT Menisken liegt der COG satte 233mm hinter der vorderen Spiegelkante. (bei mir das Maß 23.7mm)

    Und damit 145.6mm hinter der Kraft-Einleitungsebene. (bei mir das Maß 13.9mm)
    Der VLT Meniskus fällt also auch gnadenlos, mit viel Gepolter und Getöse, hinten runter.[;)]


    Leider habe ich kein konkrets Zahlen-Beispiel für die Kräfte beim VLT. Bilder sind auch knapp.
    Beim "kleinen" VST mit 2,6m Spiegel hat es einige Bilder von der rein passiven Lateral-Lagerung.
    Das scheint aussichtsreicher zum Nachbauen.


    Viele Grüße
    Kai

    Seid gegrüßt,


    Gerhard_S hat es gut zusammengefasst:
    "da bekamen auch die Profis von der ESO einen Knoten ins Gehirn. Die wollten ursprünglich
    die Kantenlagerung der 8 Meter VLT Spiegel eher "traditionell" angehen und die auftretenden
    starken Verbiegungen dann von hinten aktiv rausbiegen..."


    Das war schon ein Meileinstein, und noch gar nicht so lange her - 1991!


    Wie gesagt, es reicht mir im Moment völlig aus zu verstehen, *wie* die Umsetzung der Schwesinger Artikel funktioniert.
    Über das *Warum* brauchen wir hier eigentlich nicht diskutieren. Schwesinger war ein Ingenieur vom alten Schrot und Korn, er hat seine Ideen analytisch (mit Papier und Bleistift) abgeleitet, denn FEM und so modernes Zeugs verstellt oft den Blick für's Wesentliche. Da sind wir alle nur Gäste.


    Ein kleines Problem gab es zwischenzeitlich noch.
    Dazu diese nicht maßstäbliche Skizze mit den konkreten Zahlen meines 1,20m Meniskus und der Formel für den COG (aus: Paul R. Yoder, Daniel Vukobratovich, Opto-Mechanical System Design, Seite 81)



    Ich sagte anfangs, daß die seitlichen Kräfte F alle in einer Ebene angreifen.
    Aber das kann nicht stimmen.
    Skizze A zeigt warum:


    Der Schwerpunkt des Meniskus (COG, center of gravity) liegt hinter der Ebene in der die Kräfte angreifen.
    Der Meniskus fällt also entweder "hinten runter" oder müsste vom axialen Support-System abgefangen werden.
    Die Besonderheit solcher Menisken ist oft, daß der COG hinter der unteren Spiegelkante liegt (hier sind es 23.7 - 19.7 = 4mm).


    Die Frage ist also, wie wird es richtig umgesetzt?
    Bei Schwesinger gibt es dazu keine Antwort, oder ich habe das übersehen.


    In einem Artikel eines anderen Autors wurde ich fündig, die Kräfte F scheinen doch einen schrägen Anteil in Z-Richtung zu haben.
    Vielleicht war das Schwesinger zu trivial zu erwähnen?
    So wie in Skizze B.
    Kraft-Angriffspunkt bleibt in der Mitte des Spiegelrandes.
    Abstand zum COG ist z=13.9mm
    Die Winkel (alpha) müssen nun so bestimmt werden, daß das Drehmoment M = Gz (Gewichtskraft x Abstand) gerade ausgegleichen wird.
    Dafür habe ich ein Formelwerk gefunden, das noch etwas abhängen und überprüft werden muss.


    Daß die Politur des Meniskus dadurch ins Stocken gerät ist leider unschön.
    Anderseits war dieses Problem, die laterale Lagerung, die einzige Unbekannte in dem ganzen Projekt.
    Sowas lässt sich Murphy definitiv nicht entgehen.[;)]


    Die nächste Aktion wird nun der Bau eines Spiegel-Dummy.
    Sonst können die Teststände nicht sinnvoll eingerichtet werden.
    Dabei muss überlegt werden, ob es ein Meniskus-Dummy werden soll.
    Oder ob ein normaler Flat-back Dummy ausreicht.


    Viele Grüße
    Kai

    Weiter geht's
    Zu reinen Dokumentationszwecken eine Skize der Messtrecke:



    Die Linsen L1 und L2 gehören zum Offner Korrektor.
    Da die Radien dieser Linsen vom exakten ROC des Spiegel abhängen, liegen diese noch im Grobschliff herum.


    Insgesamt wird eine Strecke von 7.55m gebraucht, dazu noch etwas Platz für den Fotografen.
    Passt jetzt ohne Abknicken in die Wohnung und mit Abknicken in den Testturm (hier macht die Ablenkung um 90° Sinn)
    Viel länger hätte die Brennweite aber nicht sein dürfen.


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Gerhard und Kalle,


    ja alles richtig.
    Man muss den Meniskus immer im kontext der Machbarkeit sehen.
    Der Meniskus die einzige Form, die man beliebig leicht machen kann.


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Emil,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Als Gegenmassnahme müssten doch nur Zugseile in der oberen Spiegelhälfte genügen...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Mit Nachdenken kommt man hier nicht weiter.
    Entweder in Plate- und Shell-Theorie einarbeiten und selber rechnen - oder rechnen lassen.
    Ich ziehe letzeres vor, vertraue auf Schwesinger und begnüge mich mit der Umsetzung.
    Und wenn da steht: "Druckstäbe an der Unterseite einbauen", da gehorche ich blind[8D]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wenn das Gewicht das Kriterium ist dürfte dem so sein.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Was soll man sonst als ernsthaftes Kriterium hernehmen?


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wenn aber die Referenz die Spiegeldicke ist, dann ist der Meniskus sicher steifer.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das ist trivial:
    Nimm einen Meniskus und schleife ihn unten platt.
    Randdicke bleibt erhalten, steifer wird er dadurch aber definitiv nicht.[:D]


    Eine Einschränkung bleibt aber.
    Man kann dieses Gedankenexperiment nicht mit jedem Meniskus machen.
    Ist die Pfeiltiefe zu groß, kann man aus so einem Meniskus keinen Flach-Rücken-Spiegel schleifen.
    Genau *das* ist ein Grund für Menisken - jeder normale Spiegel(*) wäre dann schwerer, weil dicker am Rand.
    (Ein weiterer Grund ist das gute thermische Verhalten bei kostanter Glasdicke)


    Definitiv kein Grund ist der viel beschworene "Eierschalen Bonus", dieser Mythos wird sich wohl nie ausrotten lassen.[;)]



    (*) Ein normaler 1,20m Spiegel braucht mindestens 40mm Randdicke. Dann bleiben in der Mitte noch 12mm übig.
    Das wiegt dann 66kg. Thermisches Verhalten nicht so tolle. Rohling eigentlich nicht zu bekommen.
    Trotzdem wäre der sehr viel steifer als mein Meniskus mit knapp 20mm Randdicke.



    Viele Grüße
    Kai

    Guten Morgen,


    weiter geht es mit einer Skizze der lateralen Meniskus-Lagerung.
    So ungefähr stellt sich Klein-Fritzchen das große ESO-VLT vor:



    Statt 23to wiegt das kleine 1,20m Spiegelchen nur 48kg, statt 48 seitlichen Zug- und Druckpunkten sind es derer nur acht.


    Die Pfeil-Länge symbolisiert den Kraftbetrag, er liegt zwischen 30N und 90N.
    Die Grünen Kraftrichtungen (0° bzw 26.6) können als Seil ausgeführt werden, die drei blauen als Schubgestänge.
    Besonders nett an der Schwesinger-Lösung ist die Tatsache, daß alle Kräfte in der Zeichungsebene liegen!


    Sowohl die grünen als auch die blauen Kräfte müssen als Astatic Lever ausgeführt werden.


    Zwei Aufhängungspunkte darf man direkt mit der Spiegel- bzw Teststandzelle verbinden.
    Vorzugsweise nimmt man die mit den größten Kräften oder mit günstiger Lage.
    Hier die orangenen Pfeile, wieder in Form von Seilen, sie nehmen schon mal 2 x 90N vom Spiegelgewicht auf (ca 18kg).


    Die anderen 30kg (ca 300N) bringen die senkrechten Komponenten der restlichen Pfeile auf.


    Ja aber, wie schwer schlagen die Gegengewichten an den Astatic Levern zu Buche, wenn sie den Großteil des Spiegelgewichts tragen sollen?
    Mit einen üblichen Hebelverhältnis von 1:4 und abzüglich der zwei Fixpunkte sind es insgesamt noch 90N, also ca 9kg.
    Geht noch.


    Der weitere Plan ist jetzt, diese Mimik in einen Teststand (Spiegel steht senkrecht) einzubauen.
    Davor müssen noch acht Ösen an den Spiegel geklebt werden.
    Im Abgleich mit dem "Turmteststand" (Spiegel liegt waagerecht) wird sich zeigen, ob diese Art der Lagerung funtioniert.


    Viele Grüße
    Kai

    Guten Abend,


    danke für Euer Interesse.


    Das erste Loch in der Decke ist drin, in der zweiten Etage stört noch ein Balken.
    Zum Glück ist alles aus Holz.[:)]


    Wenn die Sache mit der senkrechten Messung von oben provisorisch funktioniert, werde ich mich dennoch an einem verfeinerten horizontalen Teststand mit der Schwesinger Mimik versuchen. Die Lokation für die senkrechte "Turm-Messung" liegt nämlich zu weit weg vom Polierraum - sehr, sehr ungünstig und gefährlich für den Spiegel!


    Zu den Schwesinger Artikeln schreibe ich später etwas.
    Nur soviel:
    Natürlich braucht es dafür möglichst reibungsfreie Hebelchen: Astatic Lever.
    Diese Helbel erzeugen die benötigte Cosinus Funktion für das Anwachsen der Kräfte vom Zenit zum Horizont.

    Die Kraft-Vektoren, also Betrag und Winkel, sind genau beschrieben.


    Die Sache ist, in Anbetracht der Mammut-Aufgabe einen Meniskus "geradezusiehen", ziemlich simpel gestrickt.
    Ich würde sagen: genial einfach!
    Also muss das auch mal gebaut werden[8D]


    Und noch ein Fundstück zu Meniskus-Spiegeln aus einen anderen Buch:
    Bei gleicher Masse ist ein Meniskus-Spiegel weniger steif als einer mit flacher Rückseite.


    Damit wäre dieser Mythos auch vom Tisch.


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Jörg,


    nein, nix Piezo.
    Schau Dir mal das Video vom VLT an, konkret ab Minute 2:55
    https://www.eso.org/public/videos/vlt-mirror-cleaning/


    Seitlich am Spiegel sind Invar Klötzer angeklebt, da hängt jeweils ein Gestänge dran.
    Damit wird der Spiegel (23 Tonnen!) seitlich gehalten und nach einem definierten Muster gezogen und gedrückt.
    Prinzipiell geht das auch komplett passiv und rein mechanisch.
    Bin gerade dabei, die entsprechenden Artikel von Gerhard Schwesinger zu verstehen.
    Aufbau, Winkel, Kräfte etc pp. Scheint machbar.
    Ich brauche sicher nicht so viele Klötzchen, so 8-12 Stück könnten reichen.


    Viele Grüße
    Kai

    Guten Morgen Alois,


    mit einem Fullsize Tool und sogar mit einem Oversize Tool habe ich schon poliert.
    Besonders die Oversized Version verwende ich immer noch bei Sphären und Planspiegeln.
    Gibt nichts besseres. Aber da würde ich nur bis 300m Spiegeldurchmesser gehen.


    Der größte war damals 21" auf einem 24" Tool. Hat funktioniert.
    Aber 28" f/3.1 auf diesem 24" Tool war schon sehr(!) mühsam.

    Die Methode, mit einem Fullsize Toll und MOT zu Parabolisieren kam ebenfalls von Werner Reimann.
    Es ist aber nicht so, daß ein dünnen Spiegel vollflächig aufliegt.
    Die Flexibilität ermöglicht es, den Spiegel über das Tool zu biegen.
    Werner hatte da ein gutes Händchen bei der Wahl und Durchmesser, Dicke und Öffnungsverhältnis.


    Jetzt den Bildern vom Teststand.



    Die Messtrecke muss mindestens 8m lang sein, plus etwas Reserve für den Offner-Korrektor.
    Der beste Raum dafür liegt in der Nord-West Ecke. Das ist das ehemalige Gäste-Bad.
    Ehemalig deshalb weil die Gästebadewanne weichen musste.
    Nun kann der Spiegel hinten an die Wand. Das ist auch dringend notwendig, andernfalls passt der Lichtkegel vom Interferometer nicht durch die 80cm Tür. Die Messstrecke geht dann durch einen großen Raum durch eine zweite Tür in eine Abstellkammer.



    Das Interferometer kommt bei dieser Konstellation dummerweise zwischen Tür und Angel zu liegen.
    Der Fokus liegt genau auf der Schwelle. [:(!]
    Also habe ich das Michelson-Interferometer, mein einziges was mit diesem Öffnungsverhältnis auf Anhieb klarkommt, mittels Lego provisorisch schief umgebaut.



    Die Interferogramme sehen vom Streifenkontrast sehr gut aus, die Polierqualität ist besser als erwartet.
    Leider ist die Gesamtform dermaßen abseits der Specs, daß eine Auswertung unmöglich ist.
    Das sind nicht nur hunderte sondern tausende Streifen, welche sich nicht mehr auflösen lassen.
    Die große Schätzung liegt bei einer CC von -2.


    Aber der Dicke Hund kommt zum Schluss, und da musste ich erst mal Platz nehmen und tief durchatmen:
    Der Teststand funktioniert so wie gewöhnt, nach alter Sitte via Rotation und Verbiegung herausrechnen, nicht mehr.[xx(]



    Das ist der Sterntest im ROC. (Die NGC-Nummer suche ich nch heraus.[8D])
    Man sieht sehr schön einen Treefoil (Dreiblatt-Fehler) mit Dutzenden Waves.
    Sowas rechnet niemand mehr heraus.
    Und was noch schlimmer ist: die gewohnte laterale Lagerung im Teleskop wird auch nicht funktionieren.


    Da gibt es jetzt zwei Möglichkeiten.
    Entweder zurück in den Ofen, halbwegs geradebiegen und zurück zu Schott/Jena.
    Oder aber das volle Programm, zurück ans Reißbrett, Turmbau für den Teststand und laterale Lagerung nach Schwesinger.


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Michael,


    klar, Mel Bartels kenne ich.
    Das ist der deutsche Stand in Sachen ATM von 2008.
    Werner Reimann hatte seinen 645mm f/3.75 in etwa 24mm Dicke mitgebracht.
    Wir bekamen eine Vorführung vom Feinsten. Danach stand fest: haben will! [:)]
    http://www.herzberger-teleskop…mages/HTT_9/pages/50e.php


    Sowas wiegt circa 14kg, kein Meniskus, aber ansonsten vergleichbar.
    Die Testmethoden waren ähnlich. Seither hat sich extrem viel getan.
    Leider ist die Arbeit von Mel Bartels, abgesehen von den nützlichen Calculatoren, nicht sinnvoll verwertbar.
    Er behauptet einfach zuviel und kann (oder will) keine messtechnischen Fakten liefern.


    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Tassilo,


    nach der ersten Inspektion im Teststand zu urteilen hätte ein Design mit circa CC=-2 die besten Chancen[xx(]
    Vielleicht kannst Du da was rechnen? [8D]


    Rein von der Logik würde ein RC am nächsten dran liegen.
    Hier die Daten. Beim DK komme ich auf CC=-0.73
    Naja, da kommt's dann auch nicht mehr drauf an. Also bitte nicht dran verkämpfen.



    Bilder vom ersten Test gibt es heute abend. Nu soviel: es war ein schwerer Schock...[:0]


    Viele Grüße
    Kai

    Guten Morgen Alois,


    danke Dir für die Zusammenstellung!
    Von den Minitools bin ich derzeit noch weit weg[;)]
    Ich hoffe in Kürze die erste Messung vorzeigen zu können.
    Dann werden wir weitersehen.


    Die Polierfolie ist das einzige mir bekannte Zeugs, was über 6h Polierzeit am Stück durchhält.
    Wie sind Deine Erfahrungen mit Maschinenpolitur und Pech?
    Eher hartes Pech? Wie lange geht das ohne Pechhaut-Pflege?




    Hallo Gerd,


    ja, ich scheue mich bei einem Dobson das Newton-Prinzip zu verlassen.
    Wenn höchstmögliche Qualität gebraucht wird, kann man sich eine zweite Asphäre inclusive dem ganzen Justage-Rattenschwanz eigenlich nicht leisten. Bei diesem Spiegel wird die Höchstvergrößerung eher bei 600x liegen, also 2mm AP, immer noch eine harte Nuß, aber vielleicht ohne Abstriche auch als Cassegrain machbar.
    Die Verlockungen eines Nasmyth Fokus sind schon groß.
    Es ist nicht nur die fehlende Leiter, obwohl die für den Aufbau dennoch gebraucht wird (grübel...)
    In meinem Fall wäre es vorallem der Platzbedarf wenn ich hinter dem Haus beobachten will.



    Hallo Matthias,


    hmm, bedenklich viel Glas muss da abgetragen werden.[}:)]
    Einen ersten Versuch per Polierer werde ich trotzdem starten.
    Ich kann die Abtragsgeschwindigkeit im Moment überhaupt nicht einschätzen.


    DK mit Korrektor wäre eine interessante Alternative.
    Habe ich noch nicht konkret durchgerechnet, aber die Linsen mit MgF2 zu beschichten liegt sicher in Reichweite meiner Vakuumkammer.



    Hallo Thomas,


    Shapley Linse hat zu viele Nachteile. Habe es nicht durchgerechnet, aber es soll schwierig sein die Bilfehler im Zaum zu halten.
    Das ist auch kein Problem, da mir 82° erst einmal ausreichen.
    Selbst die 68° des 41'er Panoptic sind wirklich fein, da es bei f/10 bis zum Rand makellos abbildet.
    Weiterhin habe ich eins der von Matthias vorgestellten XR-Heligone an Land gezogen.
    Das wären dann 66mm mit 62°.
    Im praktischen Betrieb ist es so, daß man immer versucht die höchste Vergrößerung zu wählen, welche das Seeing zulässt.
    Vermutlich 300x-400x


    Trotzdem genieße ich den Anblick beim Aufsuchen immer wieder auf's neue.
    Deswegen gehört ein Okular mit 7mm AP (oder mehr) und maximalen Feld einfach dazu.


    Viele Grüße
    Kai

    Seid gegrüßt,


    reine Polierzeit bis gestern: 25h
    Jetzt muss das Tool regeneriert werden, damit es wieder gleichmäßig zupackt.
    Als erste Schätzung werden wohl 100h nur für das Auspolieren zusammenkommen.


    Weiterer Plan:
    Teststand bauen und die unzerteilten Tage zum polieren nutzen.
    Bin schon gespannt, wie die erste Messung aussieht!


    Viele Grüße
    Kai

    Guten Morgen,


    gestern nachmittag, nach insgesamt 12h Politur, sah es so aus:



    Natürlich noch brutaler Grauschleier, so wie man das von kleinen Spiegeln nach einer Stunde anpolieren kennt.
    Ein Interferogramm wäre möglich, doch heute habe ich wieder 6-7h am Stück Zeit und da werde ich mich nicht beim Bau des Teststandes verkämpfen. Da tuen es auch "Zeit-Restposten", hier bei der Politur braucht es "Neuware" am Stück.


    Das "Tuch" unter dem Poliertool ist eine PU-Polierfolie. Sieht aus wie ein dünner Schwamm (1mm), hat kleine Löcher und ist relativ hart. So wie hartes Leder. Gestern abend habe ich ein nagelneues Stück aufgelegt. Davor war es ein gebrauchtes vom 33" f/3.9, das lag jahrelang unter Wasser, reichte aber für die Vorpolitur völlig aus.


    Neue Folie braucht eine Einlaufzeit und nutzt sich auf der 9µ Feinschliff-Oberfläche zu schnell ab.
    Das Tool soll sich nicht drehen, weil ich damit auch parabolisieren will, deshalb ist es mit dem Gestänge fixiert.
    Diese Art der Zonenpolitur ist "Schweinskram", aber da die Feinarbeit mit Pech und von Hand erfolgt ist es kein Problem.


    So, weiter geht's, die ersten 2,5h Politur sind duch.
    <s>Orangensaft</s>Kaffee steht bereit.
    Der HP48 piepst gelegentlich vor sich hin, der Zug auf den Keilriemen wird stärker - sieht gut aus![:)]


    Viele Grüße
    Kai

    Jetzt ein paar aktuelle Bilder.



    Nach zwei Polier-Sessions, insgesamt 5h, ist die matte Oberfläche soweit anpoliert, daß es für die ersten Reflexe reicht.
    Hier vom IR-Strahler oberhalb.



    Nach der ersten Session war klar, daß ich auf Dauer das teuere Poliermittel nicht einfach wegkippen kann.
    Also wird es in Kanister abgefüllt, insgesamt 8 Liter. Man muss höllisch aufpassen, daß dabei nichts verunreinigtes mit rein kommt.



    Damit die Polituer halbwegs gleichmäßig vorankommt, habe ich einen Plan geschrieben.
    Die Polierzeit wird nach Flächenanteilen festgelegt.
    Unter zwei Stunden braucht man nicht anfangen, da allein für das Saubermachen danach über halbe Stunde drauf gehen.
    Davor noch eine Stunde pressen lassen... also am besten 4h reine Polierzeit aufwärts.


    Heute habe ich gleich mal 6h geplant. Die sind 13:30 zuende.
    Zwischendurch gibt es von einen programmierbaren Taschenrechner (HP48GX, kennt den noch jemand?[8D]) ein akustisches Signal zum Wechsel der Zonen. Ich fange immer innen an. Aktuell ist diese Zone knapp drei Minuten dran. Die letzte Zone am Rand bekommt 27min.



    Der Alltag eines Maschinensklaven ist durchaus erträglich.
    Käffchen holen ist immer mal drin, solange alles sauber läuft.
    Man mus nur beim nachkippen der Polierbrühe aufpassen, daß man nichts verwechselt.
    Deshalb der rote Becher. Rot = Achtung![:D]


    Viele Grüße
    Kai

    Guten Morgen,


    danke Euch für das Interesse, die Kommentare und die guten Wünsche.[:)]


    (==&gt;)Holger:
    Ja, das ES 30mm 100° ist ein einzigartiges Okular.
    Aber mein Nagler 31 würde mir ersteinmal ausreichen.
    Wenn es das in 40mm gäbe, zur Not auch in 82°, käme es auf die Liste.
    Einen 3" oder 4" Auszug würde ich bei einem Cassegrain sowieso vorsehen.


    (==&gt;)Andi:
    Genau die Beiträge von Deinem Kollegen Matthias habe ich noch einmal aufmerksam gelesen:
    http://www.astrotreff.de/topic…HIVE=true&TOPIC_ID=116517
    Feines Gerät! Konnte es vor Jahren beim HTT begutachten.


    (==&gt;)Jörg:
    Hmm, vier Jahre sind schon verdammt schnell rum, jetzt wird's Zeit, wir werden alle nicht jünger[;)]
    Lowrider werde ich durchrechnen, Timm's 28" f/3.1 auf dem HTT war sehr überzeugend.
    Nur eins will ich dann nicht. Leiter!
    Also Lowrider und Leiter sind dann doch zuviel des guten.
    Das hatte ich schon vor dem Bau meines 33" f/3.9 praktisch "simuliert".
    Ein paar Styrodur Klötzels wären noch ok. Zur Not eben Bierkiste.[;)]


    (==&gt;)Alex:
    Ich werde das messtechnisch so wie immer machen.
    Michelson-Interferometer im ROC und Openfringe.
    Verbiegung im Teststand bestimmen und herausrechnen.


    Da bei der Parabolisierung irgendwann die Streifendichte zu hoch wird, braucht es eine Zusatzoptik, hier einen Offner-Korrektor.
    http://www.astrotreff.de/topic…HIVE=true&TOPIC_ID=188257


    Der grobe Plan ist also, zunächst mit Openfringe bis circa CC=-0.5 zu parabolisieren.
    Danach mit dem Offner weiter bis CC=-1. Das erscheint dann im Interferogramm als Sphäre.


    Die beiden Linsen für den Offner liegen im Grobschliff bereit, für die endgültigen Radien braucht es noch den exakten ROC vom Spiegel.


    (==&gt;)Alois:
    Das freut mich ganz besonders, daß Du hier mitliest![:)]
    Ob die Parabel in sinnvoller Zeit via Politur ausgebaggert werden kann, das weiß ich auch noch nicht.
    Wenn ich nur das Innere vertiefe, was maschinell einfacher ist, dann sind es circa 60µm.
    Ich werde erst mal anfangen, man sieht ja schnell wie der Fortschritt ist und kann die Zeit hochrechnen.


    Viele Grüße
    Kai

    Seid gegrüßt!


    endlich geht es an dieser Baustelle weiter![:)]


    Die alten Threads zu dem Thema sind lange archiviert, hier die Vorgeschichte:


    Slumping der Rohlinge, Weihnachten 2014
    http://www.astrotreff.de/topic…HIVE=true&TOPIC_ID=175034


    Anschliff, Sommer 2015
    http://www.astrotreff.de/topic…HIVE=true&TOPIC_ID=184941


    Feinschliff und Asti-Vermessung mittel Riesen-Sphärometer, Sommer 2015
    http://www.astrotreff.de/topic…HIVE=true&TOPIC_ID=185459


    Dann ging aus verschiedenen Gründen lange Zeit nichts vorwärts.
    Doch Glas ist geduldig, und nun -endlich- sind die Vorbereitungen für die Politur abgeschlossen!



    Meine Schleifmaschine, die normalerweise nur als Drehteller benutzt wird, nimmt nun mit Hängen und Würgen den 120cm Meniskus auf.
    Die ursprüngliche Bearbeitungsfläche aus einer dicken Aluplatte hatte einen Duchmesser von 52cm. Das galt vor 10 Jahren als sehr ernsthafte Endgröße.


    Der Schliff erfolgte ausschließlich in Handarbeit und ich glaube nicht, daß es maschinell möglich ist, jedenfalls nicht ohne ausgelügelte Sensorik. Das Zerstöungsrisiko beim Festfressen wäre sehr groß.


    Etwas anders sieht es bei der Politur aus. Hier fühle ich mich außerstande, diese körperlich sehr anstrengende Tätigkeit lange genug durchzuhalten. Das überlasse ich einen 1,5kW Getriebemotor mit Frequenumrichter.
    Zusätzlich sorgt ein Infrarot-Strahler für optimale Poliertemperatur.
    Derartiger Temperatur-Stress ist normalerweise ein absolutes No-Go, aber in diesem Fall eines sehr kleinen Tools geht es in Ordnung.



    Die erste Stunde der Politur hinterlässt im Zentum eine glänzende Stelle.
    Naja, immerhin, ein Anfang![;)]



    Nächstes Ziel ist jetzt eine Vorpolitur, solange bis eine erste interferometrische Messung möglich wird.
    Dann wird sich zeigen, wie weit der Feinschliff tatsächlich von einer brauchbaren Form entfernt war.


    Nebenher sind einige Pläne für eine Cassegrain oder RC Option gereift.
    Im Prinzip wäre eine Konfiguration f/2.7 - f/9 oder f/10 pratkisch realisierbar.
    Wobei ein Cassegrain einen kleinen Rattenschwaz hinter sich herzieht:
    Obligatorische Nachführung, ein anderes Sucher-konzept, fehlende niedrige Vergrößerungen mit handelsüblichen Okularen, Motor-Justage des Sekundärspiegels...



    Hier habe ich das für f/10 zusammengestellt.
    Die Vergrößerungen in Magenta sind die praktisch oft genutzten.
    Diese gibt es beim Cassegrain nicht in 100°.
    Vergrößerungen über 700x sind seeingbedingt selten nutzbar.


    Nun gut, muss noch etwas reifen.
    Zuerst muss die genaue Brennweite feststehen.
    Und dann wid sich zeigen, ob ich dem Spiegel so etwas wie feinoptische Qualität einhauchen kann.
    Ansonsten wird das in ewiger Verdammnis ein Newton für Aufsuchvergrößerung werden.


    Viele Grüße
    Kai