Beiträge von Lars73 im Thema „Saturn mit Newton 14" La Palma 2018“

    Hallo Leute,


    die Auflösung der Verwirrung findet sich in dieser schönen Arbeit, die eine Zeichnung von Encke aus dem Jahr 1837 wiedergibt:


    http://www.astrosurf.com/re/en…ision_saturn_2017_PRe.pdf


    Zitat:
    "In 1837 Johann Franz Encke, director of the Berlin observatory, using a 246 mm refractor observed a dark “minimum” of intensity on the northern face of ring A and obtained micrometre measures of its position (Figure 6).
    William Lassel and William Dawes (1843) observed the Encke minima with a 9-inch refractor and another division near the edge of ring A (Figure 7). Dawes described these observations:
    Having obtained a fine adjustment of the focus, I presently perceived the outer ring to be divided into two. This coincided with the impression Mr. Lassell had previously received (...) With 400x the secondary division was perceptible during occasional best views of the planet. occasionally, for several seconds together,I had by far the finest view of Saturn that I was ever favoured with. Theoutlineof the planet was very hard and sharply defined with power 450x and the primary (Cassini’s) division very black and steadily seen all round the southern side. When this was most satisfactorily observed, a dark line was pretty obvious on the outer ring. I was not only perfectly satisfied of its existence, but had time during the best views carefully to estimate its breadth, in comparison with that of the division ordinarily seen (...) It is certainly rather outside the middle of the outer ring, and is broadest at the major axis, being in this respect precisely similar to the primary division. It was equally visible at both ends of the ring. "


    Also ist das historische Encke-Minimum - von Encke selbst beobachtet - das Intensitätsminimum in der Mitte des A-Rings.
    Die Encke-Teilung dagegen wurde erstmals 1843 von Lassel und Dawes gesichtet.


    Gruß Lars


    PS: Habe mir gerade in Stellarium die Situation von 1837 angeschaut. Saturn war Anfang Mai in Opposition bei einer Deklination von -13,5 Grad. Das bedeutet, der gute Encke in Berlin hatte kaum Chancen, die später nach ihm benannte Teilung selbst zu entdecken....

    Hallo Roland,


    bei dem Begriff "Encke-Minimum" ist mir bis heute nicht klar, was damit genau gemeint sein soll.
    Wenn ich mich an frühere Diskussionen dazu erinnere meinte ich das so verstanden zu haben, daß man damit bei visuelle Beobachtung die Sichtung der Encke-Teilung meinte, weil eben klar ist, daß eine echte "Auflösung" der 0,05" breiten Teilung mit 8 oder 10 Zoll Öffnung nicht möglich ist. Daß trotzdem ein Helligkeitsminimum sichtbar ist wird ja allgemein akzeptiert. Wir wissen auch von der Cassini-Teilung, daß ein 63mm-Refraktor eine dunkle "Linie" zeigt, obwohl ein echter schwarzer Zwischenraum im Ring von 1" Breite von diesem Gerät nicht abgebildet werden kann, sondern nur eben ein Minimum im Helligkeitsverlauf.
    Die Hubble- und Cassini-Aufnahmen wiederum zeigen in der Mitte des A-Rings durchaus einen dezenten Helligkeitsabfall, aber kein ausgeprägtes Minimum im Sinne eines "Einbruchs" der Helligkeit, die Helligkeit nimmt im Abstandsverlauf eher stetig ab und wieder zu. Bei der Bildbearbeitung besteht natürlich immer die Gefahr, daß die subtilen Kontraste bzw. Helligkeitsverläufe durch die Schärfung stark überhöht werden und Details vortäuschen.


    Das beste Beispiel sind die beiden Varianten die Robert weiter oben dankenswerterweise eingestellt hat (11.09., 20:04 Uhr):
    In der stärker geschärften Version hat der Schatten der Kugel auf dem Ring links einen hellen Saum, der nicht real sein kann und es nicht ist - siehe die schwächer geschärfte Version. Der Detailvergleich beider Bilder zeigt sehr schön, wie sich die Helligkeitsverteilungen mit dem Schärfungsgrad verändern, z.B. die Außenkante des B-Rings wird übertrieben hell. Auch wird die Encke-Teilung bzw. das sie repäsentierende Helligkeitsminimum zu breit - sie hat doch real nur 1/20 der Breite der Cassini-Teilung.


    Von daher würde ich einen überdeutliches "Minimum" in der Mitte des A-Rings immer der Schärfung zuschreiben und nicht als wirklich abgebildetes Detail ansehen. Man erkennt auch an dem schwächer geschärften Bild von Robert, daß der Helligkeitsabfall in der Mitte des A-Rings viel geringer ist als die Encke-Teilung selbst.


    Bei der Zeichnung oben spricht die Darstellung und Beschreibung als Linie schon dafür, daß es die echte Encke-Teilung ist und nur die Lage im Ring ungenau wiedergegeben ist.
    Es wäre schön, dazu einen originalen Bericht von Encke zu lesen. Vielleicht kennt jemand eine Quelle ?


    Gruß Lars

    Guten Morgen allerseits,
    die Darstellungen in der deutschen Wikipedia (Encke hat 1837 die Teilung entdeckt) und der wesentlich ausführlicheren englischen Version (Keeler hat sie 1888 entdeckt und zu Ehren von Encke nach diesem benannt) Wikipedia sind tatsächlich nicht auf einen Nenner zu bringen.
    Was Encke gesehen hat sollte man am besten der älteren originalen Literatur entnehmen können, nur auf die Schnelle ist im Netz nichts zu finden.
    In dem Buch "Diesterwegs populäre Himmelskunde und mathematische Geographie" habe ich in der 26. Auflage von 1941 erstmal nur das hier gesehen:



    Es ist unklar was man davon halten soll: Die "Trennung" oder "Bleistiftlinie" ist mittig im A-Ring eingezeichnet, wo die (echte) Encke-Teilung nicht hingehört. Diese liegt ja etwa 1/4 der Breite des A-Rings von dessen Außenkante entfernt. Wenn man die Cassini-Aufnahmen als Referenz heranzieht, ist in der Mitte des A-Rings aber auch kein ähnlich deutliches "Minimum" erkennbar, so daß es auch ein falsche Positionierung in der Zeichnung sein könnte.


    Von Keeler ist hier nichts ausgeführt, aber das muss nichts heißen. Der Text in der 26. Auflage ist gegenüber der 20. Auflage von 1904 nur unwesentlich geändert, und schon 1904 findet sich kein Hinweis auf Keeler.



    Gruss Lars