Beiträge von Christian-Berlin im Thema „Deep sky?“

    Hallo Noah,


    von den fertig zusammen gestellten Okularkoffern würde ich, egal von welchem Händler, abraten. Sie enthalten zwar einige wirklich nützliche und gute Okulare, aber auch einige, die man zumindest in der angebotenen Konstellation nicht wirklich benötigt. Der Händler möchte etwas verkaufen und spekuliert darauf, dass man die im Koffer für den eigenen Zweck fehlenden Teile etwas später nachkauft.


    Für den Einstieg ist es sinnvoll, den vom Teleskop abgedeckten Vergrößerungsbereich gleichmäßig mit drei bis vier Okularen abzudecken. Entwickelt man im Laufe der Zeit Interessensschwerpunkte, kann man entsprechende Okulare mit kurzer oder langer Brennweite hinzukaufen.


    Ich rate zu folgender Grundausstattung der Vergrößerungen:


    1. Minimal sinnvolle Vergrößerung (ca. 1/7 der Öffnung in Millimeter): ca. 22-fach (das 32mm-Okular kommt dieser mit 23,4-fach am nächsten)
    2. Zwischenvergrößerung: 9 Millimeter-Okular (83-fach)
    3. Förderliche Vergrößerung (Öffnung in Millimeter): 5 Millimeter-Okular
    4. 1,5-fache Öffnung in Millimeter (225-fach): 3,5 Millimeter-Okular (214-fach)


    Das hat folgenden Hintergrund:


    Mit der Vergrößerung von 1/7 der Teleskopöffnung wird bei dunklem Himmel eine maximale Lichtausbeute erzielt: Der Lichtkegel, der das Okular verlässt (die sog. Austrittspupille) ist dann nahezu genauso groß wie der Pupillendurchmesser des dunkeladaptierten Auges. Wäre die Vergrößerung schwächer, würde die Pupille den Lichtkegel beschneiden, Licht würde also verschenkt. Mit höherer Vergrößerung und damit kleinerer Austrittspupille wird das Bild dunkler. Bei manchen Objekten ist das ein Vorteil, da der Himmelshintergrund mit abgedunkelt wird und sich der Kontrast zum Objekt erhöht. In der Regel ist jedoch ein helleres Bild von Vorteil.


    Die förderliche Vergrößerung ist diejenige, ab der das Auflösungsvermögen des Teleskops voll ausgenutzt wird. Sie entspricht zufällig nahezu exakt dem Spiegeldurchmesser in Millimeter. Bei einer weiteren Steigerung der Vergrößerung werden keine weiteren Details aufgelöst (sog. "leere Vergrößerungen"). In Einzelfällen, z.B. engen Doppelsternen an der Auflösungsgrenze, kann bei gutem Seeing eine weitere Steigerung der Vergrößerung eine bessere Erkennbarkeit bewirken, ohne das weitere Details aufgelöst werden.


    Die 1,5-fache Vergrößerung der Öffnung in mm ist für Planeten ein Erfahrungswert, der ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bildhelligkeit, Abbildungsgröße, Kontrast und Beugungsunschärfen (verursacht durch den Spiegelrand, Fangspiegelhalterung und -streben) darstellt. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass Planetendetails hier am besten erkennbar sind: Bei höheren Vergrößerungen nehmen der Kontrast ab und die Beugungsunschärfen zu, bei schwächeren Vergrößerungen wird das Bild kleiner und heller, so dass feine Details ähnlich wie beim Mond manchmal überstrahlt werden.


    Ich hoffe, ich konnte das verständlich darstellen.


    VG Christian

    Hallo Noah,


    wenn du bezüglich Öffnung und Montierung weisst, was du möchtest und worauf du dich einlässt, ist deine Auswahl prinzipiell gar nicht so schlecht.


    Noch ein wichtiger Hinweis: Noch mehr als beim Mond kommt es bei Deep Sky darauf an, das teleskopische Sehen zu erlernen. Es wird etwas Übung benötigen, bis du die DS-Objekte richtig siehst.


    Besonders das indirekte Sehen ist wichtig: Hier schaut man etwas am Zielobjekt vorbei, so dass das Licht auf empfindlichere Bereiche des Auges fällt.


    VG Christian

    Hallo 30sec,


    naja, ganz so ist es nicht. Mit sechs bis acht Zoll zeigen viele DS-Objekte bereits Struktur: Der Ringnebel z.B. deutlich als solcher, viele Kugelsternhaufen sind bis weit zur Mitte hin aufgelöst, viele Gasnebel, allen voran M42, sind strukturiert. Nicht zu vergessen die zahllosen offenen Sternhaufen, die wie Diamanten auf schwarzem Samt wirken. Man sagt nicht umsonst, bei 8'' wird "ein Vorhang weggeschoben". Und jedes Teleskop hat seinen Himmel, auch bei Deep Sky.


    Bei vielen kleinen Objekten und Galaxien hast du Recht, es ist aber keineswegs so, dass man bei der hier besprochenen Teleskopgröße nur "flaue Flecken" sieht.


    Es stimmt allerdings, dass man hier bei DS noch keine Farbe sieht.


    VG Christian

    Hallo Noah,


    der 150/750er hat natürlich ein viel größeres Gesichtsfeld als der 8'' f/6. Das stellt viele Objekte eindrucksvoller dar. Ich selbst denke bei Deep Sky auch mehr in Gesichtsfeld als in Grenzgröße (=schwächste eben noch erkennbare Sterne), aber das ist Geschmackssache.


    Ansonsten, also vom Gesichtsfeld abgesehen, dürfte der vorgeschlagene Dobson die bessere Wahl sein:


    Zunächst der Preis: Für weniger Geld bekommt man mehr Öffnung und gleich die Montierung (hier die Rockerbox) mit. Mehr Öffnung bedeutet nämlich auch mehr Leistung, sprich eine bessere Detailauflösung, und es können schwächere Objekte beobachtet werden. Bei gegebener Vergrößerung wird das Bild beträchtlich heller.


    Ein f/5 muss auch penibel justiert werden (Ausrichtung von Haupt- und Fangspiegel in eine Line und zentrisch zum Okularauszug), damit er seine volle Leistung zeigen kann. Der Dobson mit f/6 lässt sich wesentlich einfacher mit hinreichender Genauigkeit justieren.


    F/5 benötigt auch teurere Okulare als f/6, wenn die Abbildung bis zum Bildfeldrand bei gleichzeitig großem Gesichtsfeld gut bis sehr gut sein soll. Die Okulare für f/5, besonders die 2'' Versionen für große Gesichtsfelder (das erreichbare Gesichtsfeld steigt mit dem Durchmesser der Steckhülse), kosten schnell mal ein Mehrfaches des Teleskops.


    Ich würde jedoch dringend raten, ein solches Gerät vorher auf einer Sternwarte oder bei einem Verein/Teleskoptreffen zu testen. Nicht jeder kommt mit der Methodik des Nachführens (der Tubus wird nachgeschubst) klar.


    In meinem Bekanntenkreis empfinden viele einen 8'' f/6 Volltubus als zu unhandlich. Sie sind größer, als es auf Fotos den Anschein macht.


    So viel als Zusammenfassung zu den Vor- und Nachteilen beider vorgeschlagenen Geräte. Ich persönlich würde zum Dobson tendieren, gerade Kinder erlernen diese Art der Nachführung erfahrungsgemäß sehr schnell.


    VG Christian