Beiträge von Astrohardy im Thema „Perseiden, zu viel Theater“

    Nochwas
    > Den Kometen gibt es ja schon lange nicht mehr.


    Doch, sowohl bei den Perseiden (Swift-Tuttle) als auch bei den Leoniden (Tempel-Tuttle) gibt es den Kometen noch, und bei jedem Periheldurchgang des Kometen werden auch neue Partikel erzeugt. Diese erhalten relativ zum Kometen einen Impuls, so dass sie leicht andere Umlaufzeiten haben als der Komet. So bildet sich bei jedem Periheldurchgang ein neuer dünner Schlauch, in dem recht viele Partikel sind, ein sogenannter Trail.


    Die Teilchen darin dünnen sich tatsächlich aus, vor allem, weil die Trails nach etlichen Umläufen durch die Anziehungskräfte der Planeten allmählich auseinandergezogen werden.


    Bei den Leoniden kommen die Stürme dadurch zustande, dass wir möglichst zentral durch einen relativ frischen Trail hindurchfliegen. Daher sind die Stürme auch so kurz. 1999 war es der 1899er Trail, 2002 der von 1866 und der von 1767.


    Hoffe das schafft Klarheit
    Hartwig

    Zu den erwähnten Leonidenstürmen...


    Die Leoniden in den Jahren um 2033 sind leider nicht mit den sehr spektakulären Displays von 1999, 2001 und 2002 zu vergleichen, da wir die Trails wohl in ziemlichem Abstand verfehlen. Und der Meteorsturm vom 17.11.1966 war natürlich noch eine andere Liga - 40 Meteore pro Sekunde im Westen der USA. Den legendären Sky+Telescope-Artikel von einer Beonachtergruppe, die das Ereignis auf dem Kitt Peak bei dunkelstem Himmel verfolgen konnte, muss man gelesen haben. Sie schrieben, dass man beim Blick Richtung Radiant das Gefühl hatte, auf der Brücke des Raumschiffs Erde zu stehen und durch den 3-dimensionalen Raum zu fliegen.


    Ein Problem ist, dass bei einem typischen Leonidentrail die Aktivität nur 2 Stunden dauert, und dass in dieser Phase der Radiant über dem Horizont stehen muss - möglichst hoch am besten. Der Radiant geht auch - anders als bei den Perseiden - erst nach Mitternacht auf. Daher haben wir 1998-2002 Reisen unternommen. 1998 Mongolei, 1999 Teneriffa, 2001 Korea, 2002 wieder Teneriffa. Man muss eben auf dem richtigen Längengrad eine Region mit aussichtsreichem Novemberwetter ansteuern. 1999 und 2001 waren schon sehr toll, wenn man ca. 1 Meteor pro Sekunde sieht, ist das schon sehr eindrucksvoll. 1998 war in der Nacht vor dem Maximum die Aktivität zwar nicht besser als in einem ganz normalen Perseidenmaximum, aber der Prozentsatz heller Feuerkugeln war enorm. Ich werde nie vergessen, wie wir bei -33°C im Schnee standen und ständig Feuerkugeln die Landschaft ausleuchteten. Im Hintergrund leises Wolfsgeheuel...1999 war eindrucksvoll wegen der vielen vielen schwachen Meteore. 2001 kam es nacheinander zum Durchgang durch zwei Trails, dadurch erstreckte sich die hohe Aktivität über etliche Stunden. Es gab ganz verschiedene Populationen von Meteoren, manchmal viele schwache, manchmal Feuerkugeln.


    Einzig 2002 hatten wir genau im entscheidenden Fenster Wolken, während ein paar Leute von Hamburg nach Dänemark gefahren sind und einen wunderbaren Meteorsturm gesehen haben.


    Die Maxima in der 2033er-Periode haben leider alle größere Abstände zu den Trails. Ich stelle mir das etwa so vor wie 2000 oder 2006. Nett, aber eben keine Sturmraten...


    Hartwig


    Hartwig

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">wurden ja Raten von 100-120 Perseiden pro Stunde versprochen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Vielleicht sollte man an der Stelle mal ein wenig Realinfo versprühen, die weder bei den meisten nicht meteoraffinen Amateurastronomen und natürlich erst recht nicht in den Medien ankommen.


    100-120 ist die typische ZHR der Perseiden im Maximum; ZHR steht für zenithal hourly rate, also Zenit-Stundenrate.


    Das ist die Rate, die ein einzelner Meteorbeobachter pro Stunde sehen würden, WENN
    a) der Radiant im Zenit stehen würde und
    b) die visuelle Grenzgröße des Beobachters 6.5 betragen täte


    a) und b) sind eben nicht unbedingt erfüllt
    zu a) Wenn der Radiant nicht im Zenit steht, muss man die Werte ungefähr mit dem Sinus des Höhenwinkels multiplizieren. Steht der Radiant also z.B. in den Abendstunden nur 30 Grad über dem Horizont, halbieren sich schon mal die Raten.


    zu b) Wenn die visuelle Größenklasse schlechter ist als 6.5, nimmt die Zahl der Meteore pro Größenklasse um einen Faktor ab, der Populationsindex beträgt. Der beträgt ca. 2 bis 3.
    Das heisst: Habe ich eine Grenzgröße von ca. 5.5, sehe ich nur halb so viele Meteore wie bei Grenzgrößé 5.5


    Ich habe mit ein paar Freunden Perseiden beobachtet, und wir hatten in der 2. Nachthälfte ca. Grenzgröße (je nach Beobachter) zwischen 6.1 und 6.6. Wir haben in etwas mehr als 2 Stunden etwas mehr als 100 Meteore gesehen, aber auch wirklich nix anderes währenddessen gemacht und alle aufgeschrieben.


    Hartwig