Beiträge von Hico im Thema „Mondfinsternis als soziales Event“

    Hallo ihr Mondsüchtigen, [:D]


    hier sind ja wirklich tolle Berichte zusammengekommen. Mein Astrokumpel Chrissy und ich hatten auch einen sehr lebhaften MoFi-Abend und wenn ich daran zurückdenke, dann bin ich immer noch geflashed darüber, wieviele Menschen vorbeikamen.


    Meine Geschichte beginnt damit, dass ich Anfang vergangener Woche eine Mail an unsere regionale "Waldeckische Landeszeitung" schrieb und darin die Absicht verkündete, einen öffentlichen BeoAbend zu machen, wozu mein Freund und Mitbeobachter Chrissy und ich einladen wollten. Ich hatte dann noch ein paar Fotos und Infos angehängt und nach einem Rückruf des Chefredakteurs am Dienstag, kam dann dieser Zeitungsartikel am Mittwoch raus. Vom Beobachtungsplatz am Ortsrand von Korbach hatte ich vor Jahren schonmal einen Landschaftshintergrund für Stellarium gebaut und in den Screenshot davon hatte ich noch ein paar meiner Aufnahmen reingebastelt.


    Jo, mit so einem umfangreichen Artikel hatte ich garnicht gerechnet, aber noch viel weniger damit, wieviele Menschen wir damit herbeilocken konnten. Ich hatte so mit vielleicht 25 - 30 Leuten gerechnet, was auch ziemlich o.k. gewesen wäre. Das es dann nachher fast die 10-fach Menge an Menschen war, hat uns echt umgehauen ...


    Um 20.40 Uhr waren wir zum aufbauen am Platz - die ersten 2 Interessierten waren schon da und schienen uns zu suchen. Wir also schnell alles aufgebaut und gegen 21.15 Uhr hatte sich die Wiese schon stark gefüllt. Zu Beginn hab ich den Leuten erstmal etwas über die MoFi an sich, die am gleichen Tag stattfindende Mars-Opposition und die anderen Planeten erzählt, die es an dem Abend zu beobachten galt.




    Während dessen kamen immer mehr Leute auf die Wiese, die teilweise bestens für den warmen Sommerabend gerüstet waren. Manche brachten Klappstühle oder Wolldecken mit und neben Getränken teilweise auch Ferngläser, Fotoapparate und einer hatte sogar sein kleines Teleskop dabei. Echt irre, was da an dem Abend bei uns los war.



    Chrissy hatte seinen parallaktisch montierten 8" Newton dabei ...


    ... ich meine 12" Lightbridge.


    Ich nehme zu öffentlichen BeoAbenden, die ich leider viel zu selten durchführe, immer gern den Dobson mit. Zum einen macht so ein großes Teleskop natürlich ordentlich was her, zum anderen mache ich den Menschen mit dem nicht nachgeführten Teleskop aber auch die Erddrehung begreifbar - bei 190facher Vergrösserung ging es dann öfters: "Uiii, der Jupiter ist aber schnell unterwegs" ... worauf ich dann erklärte, dass es nicht der große Gasplanet ist, sondern die Drehung unseres Heimatplaneten, die dafür sorgt, dass sich die Objekte so schnell durch´s Gesichtsfeld des Teleskops bewegen.



    Chrissy und ich hatten gut zu tun beim beantworten von Fragen zu Technik, Objekten und Himmelsmechanik und ich konnte mich natürlich garnicht mal vom Dobson wegbewegen, da ich ja die Objekte (zuerst Venus, dann Jupi, Saturn und Mars) ständig wieder ins Gesichtsfeld des Speers 5-8er Zoomokulars zurückholen musste. [;)]


    Toll war neben der ersten Sichtung des verfinsterten Mondes irgendwann nach 22.00 Uhr auch der Überflug von unserem Alexander Gerst in der ISS, der übrigens so ganz nebenbei vor kurzem mit meinen Elektronik-Helden Kraftwerk währed eines Konzertes zusammen live musizierte ... eine Liveschalte aus dem All machte es möglich ... Goile Sache ... [:p]


    Wie zu erwarten war das Seeing nach der Hitze des Tages nicht berauschend, sodass nur wenige Beobachter den GRF auf Jupiter erkennen konnten. Aber es reichte zumindest um Saturn einwandfrei zu erkennen (hin und wieder mit Cassiniteilung), was wie immer für großes Staunen und viel Freude sorgte.



    Der Platz leerte sich dann langsam kurz vor Mitternacht, der letzte Beobachter entfleuchte so gegen 0.30 Uhr hinaus in die Nacht. Endlich Zeit mal einen Kaffee zu uns zu nehmen, den Chrissy mitgebracht hatte und vor allem auch Zeit mal in Ruhe zu reflektieren, was wir in den vergangenen drei Stunden erlebt hatten. Einfach unglaublich, wieviel Leute gekommen waren und wie ich dann am nächsten Tag las und im Fernsehen sah, war das wohl überall so.


    Nachdem dann alle weg waren beobachten Chrissy und ich noch bis ca. 2.30 Uhr, wobei ich, dank nun wieder unverfinstertem Vollmond, vor allem Mars recht viel Zeit widmete.



    Dazu brachte ich meinen Binoansatz an den Start. Da das Seeing noch immer sehr dürftig war, machten hohe Vergrösserungen zwar nicht soviel Sinn und doch beobachtete ich den roten Planeten die meiste Zeit mit 300fach. Der Mars ist schon seit einigen Wochen von einem globalen Sturm ziemlich eingenebelt, was mein Versuch Mars vor ein paar Wochen zu filmen auch bestätigte. Die Details waren damals nur durch die Bildbearbeitung zum Vorschein gekommen. Umso überraschter war ich, dass neben der sofort erkennbaren Südpolkappe auch dunkle Regionen zu sehen waren und bei geduldigem Beobachten trotz heftigem Rumgewabere in der Erdatmosphäre sich sogar Strukturen darin herausschälten. Klar, der Sturm ist noch nicht weg, aber es ging was und eben auch mehr als ich vorher gedacht hätte.


    Übrigens hatte unsere Tageszeitung nicht nur im Vorfeld auf unseren BeoAbend aufmerksam gemacht. Ein Redakteur kam, beobachtete mit, fotografierte und stellte Fragen und rief dann am Samstag sogar nochmal an, um noch ein paar Informationen zu bekommen. Am vergangenen Montag war dann sein Bericht des Abends abgedruckt - vielen Dank dafür, Herr Osterhold.


    So, nu hab ich aber mal wieder genug getextet. Ich hoffe ich hab euch nicht zu sehr gelangweilt ... aber diese MoFi wird sicher nicht nur unseren "Weltraumtouristen" in guter und lebhafter Erinnerung bleiben.


    Gruß und klaren Himmel
    Heiko