Beiträge von konfokal im Thema „Teleskopkauf“

    Andreas schrieb:
    "Meinst Du Katadioptrische Teleskope?
    Ich kenne keinen halbwegs ernstzunehmenden Hobbyastronomen der so ein Teil sein Eigen nennt...und das hat gute Gründe."



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: stefan-h</i>
    <br />Hi Wilfried, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">warum werden hier SC`s oder Mak`s so schlecht geredet und Newtons geradzu in den Himmel gehoben?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Schlecht gerdet in dem Sinn eigentlich nicht. Aber ein SC oder Mak ist kein wirklich vielseitig nutzbares Teleskop. Das enge Blickfeld schränkt ebenso ein wie das langsame Öffnungsverhältnis.


    Eine halbwegs große Austrittspupille erreicht man mit f/10 oder f/13 nun mal sehr schlecht, für die dafür nötigen langbrennweitigen Okulare ist auch die Auswahl sehr klein. Und bei dem SC führt die große Obstruktion noch zu einem "weichgespühlten" Abbild, die verschlechtert die Kontrastübertragung.


    Der Newton zeigt ein größeres Feld am Himmel, bringt leichter die große Austrittspupille und die hohen Vergrößerungen sind mit den passenden kurzbrennweitigen Okularen auch erreichbar.


    Der Newton ist daher eben das vielseitigere Teleskop.


    Gruß
    Stefan
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">



    Diese Einschätzungen und Aussagen verwundern mich - gelinde gesagt.


    Der Newton soll vielseitiger sein, klopfen wir das mal je nach Anwendung ab.


    Fotografisch: Wenn kein ernstzunehmender Hobbyastronom einen Katadiopter sein eigen nennt - sind dann z.B. ein Damian Peach oder ein Mario Weigand mit ihren großen SCs nicht ernst zu nehmen? Um nur mal zwei Namen zu nennen, deren langbrennweitige Planeten- oder Mondbilder auch international Beachtung finden.


    Achso, universell heißt eben nicht nur lange Brennweite und kleines Feld - tja, wenn man die SCs von 6"-14" Öffnung mit einem Hyperstar-Vorsatz zur hochlichtstarken Weitwinkel-Astrokamera mit ca. f/2 machen kann, bei Brennweiten von 290mm bis 680mm, d.h. die Andromeda mit 14" Öffnungsauflösung in wenigen Minuten ablichten kann, und zwar mit hervorragender Abbildungsqualität bis in die Bildecken, wo ist dann der vergleichbare und angeblich universellere Foto-Newton? Dessen Artefakt-Spikes im Übrigen auch nicht gerade jedermanns Sache sind.


    Zeigt sich die Universalität etwa bei den mittleren Brennweite? Hm, wie war das nochmal mit Brennweiten-Reducern, die das SC-Bild ebnen und die fotografische Lichtstärke eines Katadiopters auf irgendwas um f/6 oder f/5 bringen und die Brennweiten wenn gewünscht auf mittlere Werte absenken, und umgekehrt mit den nötigen Komakorrektoren bei Newtons, die dort die Brennweite sogar leicht erhöhen? Davon abgesehen, ist ein Newton mit eingesetztem Linsenkorrektursystem etwa kein Katadiopter?


    Und wenn wir vom fotografisch essentiellen Thema Montierung reden: welcher Teleskoptyp war das nochmal, der die kompakteste und leichteste und somit montierungsfreundlichste Bauform bei gegebener Öffnung erlaubt, und damit weit weniger Gewicht und Hebelarm auf die Monti bringt? Und warum werden Großteleskope nicht nach Newton gebaut, wenn die doch so universell sind?


    Betrachten wir es ein klein wenig weniger universell, gehen von der fotografischen Anwendung weg und schränken die Betrachtung aufs Visuelle ein, da müsste der Newton aber nun wirklich zeigen, dass er visuell viel universeller ist, nicht wahr?

    Nur, hm, warum fliegen in Raumfahrtmissionen zur Erdbeobachtung immer wieder Katadiopter mit, wieso nicht Newtons? Warum gelten Newtons als tagblind, während man mit Katadioptern nicht nur den Nachthimmel, sonder auch Vögel, Flugzeige oder die Landschaft brilliant beobachten kann? Wie war das nochmal mit dem für komfortables Beobachten nötigen bequemen hinteren Einblick? Oder ist das seitliche um-die-Ecke-Gucken so viel universeller und erlaubt die bessere Orientierung? Wie war das nochmal mit einem parallaktischen montierten Newton, da muß man ständig den Tubus in den Schellen drehen - sehr bequem und universell?


    Was ist mit der geringen Lichtstärke, da müsste das Bild visuell doch dunkler sein - Irrtum, das gilt nur fotografisch für das Zwischenbild im Primärfokus, visuell kommt dahinter aber noch ein Okular, dass das dunklere, aber dafür größere Zwischenbild nicht so stark vergrößern muß und daher am Ende bei gleicher Vergrößerung am Auge dieselbe Bildhelligkeit mit derselben AP liefert, wie die bei einem lichtstärkeren Gerät mit gleicher Vergrößerung. Denn bei dem muß ich das hellere, aber umgekehrt auch kleinere Zwischenbild mit dem Okular stärker nachvergrößern, um auf gleiche Vergrößerung zu kommen. Wodurch das Bild aber abgedunkelt wird und am Ende wieder genauso hell erscheint wie im anderen Fall. Weshalb historisch lange Refraktoren mit f/15 abgesehen von der fehlenden Weitfeldtauglichkeit visuell genauso gut für DeepSky gehen. Denn die Helligkeit wird am Ende nur von der resultierenden AP bestimmt.


    Und wie war das mit dem Backfokus, wenn man binokular beobachten möchte, weil zwei Augen mehr sehen als eins, wo war der nochmal universell arg knapp? Und für welchen Typ brauchte man nochmal die teurern Okulare, weil die Koma das scharf nutzbare Feld sonst ziemlich unschön einschränkt und es viel kleiner werden lässt, als es zuerst den Anschein hat? Und machen große APs, sagen wir &gt; 4,5mm, denn bis dahin geht es auch am Katadiotper gut, wirklich so viel Spass, wenn der schwarze Obstruktionsschatten mitten im Bild dann mehr und mehr irritiert?


    Der Newton universeller? Also, ich weiß nicht, wie man darauf kommt. Ich glaube, es gibt nur einen einzigen Grund, allerdings einen sehr trifftigen, weshalb der Newton universeller geredet wird, als er ist: er lässt sich in Massenfertigung billiger herstellen. Viel billiger. Sehr viel billiger. Die gleiche Öffnung kostet als SC rund 4-5 mal soviel wie ein Newton, was das Preis/Leistungsverhältnis angeht ist das überhaupt kein Vergleich, ich glaube da liegt der Hund begraben. Die Tatsache, dass SCs trotz dieses Unterschieds überhaupt verkauft werden zeigt deshalb umso deutlicher, dass ihre Qualitäten sehr geschätzt werden.


    Hinzu kommt, dass heutzutage die einst berüchtigte starke Qualitätsstreuung bei SCs eigentlich kein Thema mehr ist. Aktuell, d.h. ca seit 10-15 Jahren produzierte Geräte, sind bis ca. 10" quasi shiftingfrei und nicht nur mechanisch, sondern auch optisch und vergütungstechnisch auf optimalem Fertigungsstand, Ausnahmen bestätigen die Regel. Mit 30-36% Obstruktion bieten Katadiopter zwar keinen Apo-Kontrast, aber das tun Weitfeld Newton mit notgedrungen größerem Fangspiegel genausowenig, die sind da vergleichbar. Und die Justage ist in den meisten Fällen beim Katadiopter stabiler und wenn's mal nötig wird auch nicht zickiger oder schwieriger als beim Newton - ok. von Vixen VC/VMC oder Mewlons vielleicht mal abgesehen.


    Zusammengefasst kann man m. E. sagen: wenn der gewichtige finanzielle Aspekt keine entscheidende Rolle spielt, ist eine Kombination aus hochgeöffnetem MAK oder SC plus kleinerem Weitfeld-Refraktor eine ideale Sache, die in der Summe der Anwendungsmöglichkeiten, also in puncto Universalität und Vielseitigkeit jeden einzelnen Newton, egal wie er konfiguriert ist, locker aussticht. Wenn halt der extravagante Preis nicht wäre...


    Ich schließe mich daher mit meinem Rat Wilfrieds Frage bzw. Ulrichs Erfahrungen an: beim Thema Katadiopter erstmal selber durchschauen und den Umgang erproben, Kasse/Gebrauchtkauf prüfen für den nötigen finanziellen Spielraum, und erst danach entscheiden.


    Gruß,
    Mathias