Beiträge von hasebergen im Thema „Side by side: Bresser 102AL vs. Vixen Pulsar-M“

    Hi allerseits,


    danke Euch zunächst für die Rückmeldungen ;)


    (==>)Roland: ich hatte lediglich die seitlichen Madenschrauben in der Objektivfassung gelockert und den Aufschraubring, der schräg mit einigem Druck saß, gerade aufgeschraubt. Dies aber eben nicht fest "angeknallt", sondern "entspannter"


    (==>)Kurt: ja das mit der Designgenauigkeit ... ich kann mir schon vorstellen, dass die Chinesen mittlerweile schon in der Lage sind/wären, in Sachen Genauigkeit auf dem alten Vixen-Niveau zu produzieren. Naja, aber der Kostenfaktor ... und dann gibt es sicher noch eine Streuung. Wenn man wambos guten Bericht zum Bresser liest, der ja viel Enttäuschung hinterliess, muss dessen Gerät wohl eher die untere Grenze der Streuung markiert haben, während der, den ich hier habe, durchaus besser "läuft" (man erinnere sich: wambos Bresser ging ja bei nicht mal 130fach in die Knie, dieser hier liefert bei 150/200fach noch durchaus ein ansprechendes Bild ... )


    Plastik; klar mag das gehen. Aber das ist nun (zumindest in meinen Augen) nicht wirklich d e r Werkstoff, der hier Einzug finden sollte. Zumindest im Bereich der Fassungen ...



    (==>)Marvin ... dreisprachig?


    (==>)all: es wäre sicher mal spannend, wenn ein echter Optikprofi (mit all seinen/ihren technischen Mitteln) so ein Objektiv in die Hand bekäme und versuchte, das Maximale herauszuholen, was es zu leisten im Stande ist. Ich bin das ja nun absolut nicht und habe wahrscheinlich auch nur ein bischen Glück gehabt, dass ich durch die einfachen oben genannten "Verbesserungen" aus einem Objektiv, welches zunächst bei ca 80fach (Koma) "zugemacht" hatte, eines herauszubekommen, welches bis 150/200fach nutzbar ist. Wenn es dadurch auf das Niveau des von den Maßen vergleichbaren Vixens gehoben werden könnte ... man hätte einen wirklich schönen 4er in den Händen.


    Greetzle Hannes

    Vergleich zweier Vierzöller; Bresser AL 102/1350mm (2018) und Vixen Pulsar-M 102/1300mm (ca. 1981)


    Heute ... Junior gegen Senior. China vs. Japan oder modern vs. klassisch.


    Erstmal die Grunddaten:


    Bresser mit modernem OAZ und dem 6x 30er "prrrr"-Sucher bei ca 4.3kg Tubusgewicht und ca 140 cam Länge (incl. Taukappe und OAZ)


    Vixen mit dem klassisch üblichen Vixen-Zahnstangenauszug und einem (nicht serienmässigen; da gehört eigentlich auch ein 6x30er Sucher hin, den habe ich aber nicht) !) 7x50er Vixen Sucher; ca 5.3 kg Tubus und ca.133 cm Länge (incl Taukappe und OAZ).


    Es gab nur zwei Objekte, die an diesem Abend dem schnmoddrigen Stuttgarter Abendhimmel zu "entlocken" waren: Mond und der Dreifachstern z Cnc.


    Eingangs ist zu sagen, dass der Bresser tatsächlich in der Lage ist, eine recht saubere Sternabbildung zu bringen. Das anfänglich mal aufgetreten seiende Koma habe ich tatsächlich wegbekommen können, so daß die Sterne in der Abbildung nun von doch ziemlich rund geschlossenenen Beugungsringen umgeben sind. Höhere Vergrößerungen sind nun möglich.


    Bresser:


    Mond: Anfänglich bei ca 80 fach (17er Okular) eingestiegen; schönes scharfes, etwas "warmes" Bild. Krater, Terminator, auch die dunkle Seite des Mondes (obwohl fast Halbmond und in Dämmerung) gut erkennbar. V=150fach (9er Nagler): auch jetzt ein nachwievor scharfes Bild, aber erste leichte Farbfehlererscheinungen machen sich bemerkbar. Einzelne aus den Schattenbereichen herausragende Berggipfel war schön punktförmig zu erkennen, aber mit etwas falscher Farbe. Seeing beginnt nun deutlich zu stören. V=225fach (altes 6er Celestron-Ortho): Langsam beginnt das Bild weicher zu werden, kann aber auch dem Seeing geschuldet sein, welches nun sehr deutlich zutage trat. Farbfehler nun deutlich erkennbar. V=270 fach: Die im 6er beobachtenbaren Ergebnisse verstärken sich weiter: Kraterränder nun "weicher" und - durch den recht auffälligen Farbfehler ging der Kontrast auch zurück. Aus dem Schattenbereich herausragende Bergspitzen waren weiterhin erkennbar, allerdings etwas "verwischt"; es zeigten sich deutliche Farbfehlererscheinungen, die diesen "Verwischungseffekt" verursacht haben.


    zCnC: dem 1"1er DS (Komponente A) gleich mit 225fach auf die Pelle gerückt: soweit es das Seeing zuliess, waren beide Sternchen hier und da mal kurz und zittrig nebeneinander erkennbar; eingerahmt von deutlichen Farbfehlererscheinungen. V=270fach. Der genannte Effekt verstärkte sich soweit, das diese V als zu hoch zu betrachten ist.


    Vixen Pulsar M:


    Anfänglich im 17er (hier ca. 76fach) scharfes und "kälteres" // neutraleres Bild als im Bresser. Farbfehler waren keine auszumachen. V=146 fach ... auch hier die Schärfe (bis natürlich auch auf die hier einsetzenden Seeingstörungen) und Neutralität wie bei 76fach. Bergspitzen ohne sonderliche Fehlfarben kontrastreich erkennbar. V= 217fach (6er Ortho): langsam einsetzende "Wärmung" des Bildes; leichter Gelbanflug. Seeing störte natürlich zunehmend. V=260fach (5er): Bild immer noch ansprechend scharf und kontrastreich, wenngleich nun natürlich auch der Farbfehler mehr in Erscheinung trat. Bergspitzen - soweit es das Seeing zuliess - immer noch recht scharf und kontrastreich und nicht "verwischt".


    zCnC: V=217fach: locker getrennt mit kl. Zwischenraum in den wenigen ruhigen Momenten. Saubere Abbildung. V=260fach: auch hier - sobald die Luft mal ruhig war - gut zu trennen; häufig zwei sich direkt berührende Sternscheibchen.


    Kurzes Fazit: Opa hat die Nase vorn. Optisch und mechanisch, wenngleich Junior beim OAZ etwas mehr punkten kann. Ansonsten aber: Old Daddy.


    Zum Vixen muss man nicht viel sagen: auch nach knapp 40 Jahren ruft der Refraktor das ab, was ein 102er FH bringen kann und soll. Einen im Rahmen gehaltenen recht niedrigen Farbfehler (f/13!) gepaart mit dieser hohen Schärfe und dem hohen Kontrast. Und mechanisch - alles im "grünen Bereich", kein Luxus aber durch und durch gut und solide nutzbare Mechanik.



    Der Bresser bringt bis ca 150/200fach durchaus Beobachtungsspass. Eine recht scharfe und kontrastreiche Abbildung, die Spass macht, wenngleich dann ein für einen f 13.5er FH doch recht hoher Farbfehler zutage tritt. Ich würde den - über den Daumen "gepeilt" eher so einem f8-f10er FH "zutrauen". Schön ist der gut laufende (wenn auch mit kurzem Weg ausgestattete OAZ) und fast schon lustig der "prrrrrr" Sucher ... der allerdings dringend eine Innen-ent-glänzung bedarf (steht z.B. der Mond etwas seitlich, sieht man durch Reflexionen des Mondlichtes im Sucher so gut wie nichts mehr ... ich werd da mal D-C-Fix einbringen und dann testen)). "Prrr" -- hier wäre - wenn schon Plastik - knallhartes Plastik und nicht dieses weiche Zeug angezeigt, welches dieses
    Gewabbel möglich macht. Eigentlich Kleinigkeiten, bei denen ich mich frage: warum wurde hier so gespart?


    Allerdings muss man eben fair bleiben ... wir sprechen hier von einem ca 260€-Gerät. Für das Geld bekomme ich - hätten alle Auslieferungen Des Bresser 102erAL die nun (nach Anpassungen vorhandene) Abbildungsqualität d i e s e s Gerätes, ein anständiges Teleskop mit gewissem Potential nach oben: Sucher; der OAZ vielleicht etwas längerem Fokusweg und natürlich die Fassung. Letztere macht es ja wohl zu einem gewissen Roulette; ich scheine wohl mit diesem Refraktor bei mir Glück gehabt zu haben ...


    Zu diesen kleinen "Side-by-side" verbleibt natürlich zu sagen: dies ist ein absolut subjektives Ergebnis, erstellt unter sehr mässigen Stadtbedingungen. Natürlich ist eine Beobachtung unter einem 6m8er Landhimmel bei Nullseeing eine andere "Größenklasse". Aber Tendenzen konnte m.M. nach auch diese Beobachtung schon bringen


    Und ich sehe es durchaus als sinnig an, das Projekt einer verbesserten Fassung fortzuführen. Darin hat mich diese Beobachtung bestärkt. Sollte hier ohne große bauliche Veränderung (am Objektiv selbst!) eine zusätzliche Reduktion des Farbfehlers auf ca. das Vixen-Pulsar-Niveau im Bereich des Möglichen sein, kann man für 260euro +x (Fassungskosten) vielleicht sogar ein richtiges Neu-Zeitschätzchen zusammenbekommen.



    Dazu nun meine Frage an die Theorie-Experten: Wie ich vermutet habe; die Optik kann in ihrem Rahmen schon etwas. Und wie gesagt, bis 150/200fach kann die Spass machen. Danach greift der Farbfehler doch recht stark. Meine Frage: woher kann dieser Farbfehler kommen? F/13.4 sollte da eigentlich entspannter sein (gerade auch wo ein knapp 40 Jahre alte f/13-Optik im direkten side-by-side-Vergleich deutlich besser abschneidet?).


    Gibt es Möglichkeiten, diesen - ohne Filter! - zu reduzieren? Kann es sein, das die Linsenstellung/drehung der beiden Linsen zueinander hier wirkt: also: dass sich eine Farbfehlerveränderung ergeben könnte, wenn man die Linsen zueinander weiterdreht? Welche "Arten" von Fehlern können die Ursache sein?


    Beste Grüße Hannes