Beiträge von JSchmoll im Thema „Leistungsdruck bei Hobby-Astrofotografen zu hoch ?“

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">nicht nur theoretisch: das Auge hat ja einen großen Dynamikumfang und sieht so Helligkeiten gleichzeitig, die man fotografisch eben nur nachträglich mit Masken erreichen kann.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hi Hans,


    das ist klar und der logarithmischen Wahrnehmung geschuldet - Weber-Fechner'sches Gesetz und auch der historische Grund fuer die merkwuerdige Art, wie Astronomen Helligkeiten messen. Aber wenn ich mir im Teleskop M42 ansehe, dann gibt es einen signifikanten Gradienten zwischen dem Trapezbereich und den Auslaeufern. In manchen unscharf maskierten Bildern ist dieser Gradient komplett verschwunden. Es sieht dann so aus, als ob der Orionnebel ueberall gleich hell waere. Um Details ueberall zu erfassen, ist dies ein nuetzliches Werkzeug. Aber der Gesamteindruck "Orionnebel" geht meiner Meinung nach verloren. Ich mache auch meine Gammakurven so, um moeglichst viel Detail ueberall sichtbar zu machen - wobei ich aber ein Ausbrennen in der Mitte in Kauf nehme. M42 oder auch M31 mit seinem stellaren Kern sind da Extrembeispiele.


    Wie gesagt Geschmackssache, und Simon's Vergleich mit bildenden Kuenstlern gefaellt mir da sehr gut. Denn unsere Bilder sollen ja in erster Linie gut aussehen, ohne irgendwelchen wissenschaftlichen Anspruch. Es gibt ja auch Leute, die Deep Sky zeichnen (da habe ich mal einen Kurs mitgemacht, war interessant) und es besonders gut finden, den Eindruck der visuellen Beobachtung moeglichst gut wiederzugeben.


    Ich denke uebrigens auch wie Heinz, dass diese Diskussion durchaus zum Thema passt. Ich denke, es ist "common sense", dass die Verwendung fremden Materials oder auch das "Pfuschen" mit dem Pinsel trotz "Leistungsdruckes" nicht okay ist.

    Ich denke auch, dass Bildbearbeitungsalgorithmen auf das ganze Bild angewendet werden sollten, um legitim zu bleiben. Z.B. Nachfuehrfehlerschwaenze an helleren Sternen mit Pinselstrichen zu entfernen, empfinde ich als unzulaessig.


    Was Farben und Gradienten betrifft, ist es oft eine Sache des persoenlichen Geschmacks.


    Ich mag z.B. keine Bilder, wo die hellen Regionen genausoviele Details zeigen wie die schwachen, z.B. beim Orionnebel - erreicht durch unscharfe Maskierung. Ja, es ist mehr Information auf einem Bild sichtbar. Aber durch Fortlassen des gesamten Gradienten erscheint das Objekt irgendwie "flach". Ich lasse den Gradienten drin, selbst wenn ein Galaxienkern oder die Trapezregion im Orionnebel dabei ausbrennt, weil es dem Realeindruck des Objektes naeher kommt.


    Das gleiche gilt bei Farben. Etliche Bilder, wie sie heutzutage in den Magazinen abgedruckt werden, empfinde ich zu bunt. Wiederum sieht man mehr Details vom Objekt, aber in meinen Augen wirkt es unnatuerlich. Halt Geschmackssache.


    Ich kenne uebrigens einen aelteren Sternfreund, der seine DSLR-Bilder gar nicht bearbeitet. Der macht eine Einzelbelichtung, das ist es. Er empfindet Stacken oder Dunkelbildabzug bereits als zu viel Manipulation. Das ist dann natuerlich extrem ...

    Interessantes Thema!


    Gerade in der Astrofotografie gibt es meines Erachtens zwei Stroemungen, von denen man sich nicht mitreissen lassen sollte.


    Einerseits der Ehrgeiz, das "beste Bild" zu machen. Kurz im Internet suchen, und schon findet man sowieso ein besseres, schlimmstenfalls von den Profis.


    Andererseits die Materialschlacht - groessere Fernrohre, bessere CCDs usw sind zwar nicht allein der Garant fuer gute Bilder, aber es hilft. Deshalb ist es so wichtig, ein Astrofoto mit der Ausruestung zu wichten, mit der es erstellt wurde.


    Ich mache selber seit 1984 Astrofotos - und seit meiner "Digitalisierung" im Jahr 2005 auch halbwegs eindrucksvolle Bilder, die teils auch in englischen Magazinen veroeffentlicht wurde. Zusammen mit einem Sternfreund aus dem Nachbardorf hatten wir um die Wette publiziert - wer bekommt die meisten Bilder veroeffentlicht? Nach einiger Zeit wurde das langweilig, und meine heutige Motivation ist nur noch, meine eigenen Bilder zu toppen. Das macht dann auch Spass - das Bild eines Objektes mit aelteren Bildern zu vergleichen und zu sehen, was heute besser geht - es es durch bessere Ausruestung oder durch den Erfahrungsschub bedingt.


    Was das Schummeln anbetrifft, habe ich dafuer kein Verstaendnis. Das ist wie beim Marathon im Kielder Forest, wo vor einigen Jahren ein Laeufer den dritten Platz erreichte, bevor er disqualifiziert wurde, da er teilweise den Zuschauerbus benutzt hatte. Warum? Geld konnte man mit dem Marathon nicht verdienen, es ging nur um die persoenliche Erfahrung, etwas erreicht zu haben. Schummeln hoehlt das doch aus. Uebertragen auf die Astrofotografie gilt das Selbe: Was hat man vom Schmuecken mit fremden Federn, wenn man dafuer zwar Lob und Anerkennung bekommt, aber selber weiss, dass diese ungerechtfertigt ist?