Beiträge von MartinB im Thema „Erste Schritte gen Sternenhimmel“

    Hallo Deniz,


    Jetzt mische ich mich hier auch noch ein mit meinem Kommentar.


    Bei deinem Budget um 200€ ist eine Empfehlung wirklich schwierig, weil es keine Lösung gibt, die ganz ohne Abstriche empfehlenswert ist.
    Binsenweisheit: Das Wichtigste an einem Teleskop ist, dass es auch benutzt wird. Du solltest dir also zuerst Gedanken machen, was Dich am Himmel interessiert,wo geeignete Beobachtungsorte sind, und wie Du dort hinkommst mit dem Wunsch-Equipment.
    Dir sollte auch schon bewusst sein, dass das Hobby Astronomie meistens nachts draußen im Dunkeln bei Kälte stattfindet!


    Die Himmelsqualität am Beobachtungsort sollte genügen, um die Milchstraße mit bloßem Auge problemlos sehen zu können. Dann hast Du freie Auswahl bei den Beobachtungsobjekten.


    Hast Du ein Auto zur Verfügung und eine freie Ecke mit 60x60cm Grundfläche in der Wohnung? Dann sieht die Sache wesentlich entspannter aus als wenn Du auf ÖPNV angewiesen bist und in einem kleinen Zimmer wohnst, und meine Empfehlung geht Richtung Dobson mit 200mm Öffnung als Gebrauchtgerät um 250€, plus Aufpreis für evtl. Zubehör. Auch wenn Du dafür noch ein paar Monate sparen musst.

    Große Öffnung macht um so mehr Sinn, je besser der Beobachtungsort ist (dunkler Himmel, ruhige Luft).
    Nur wenn Du keinen guten Himmel in vernünftiger Zeit erreichen kannst, würde ich eine kleinere Öffnung als ca. 150mm zum Einstieg empfehlen.


    Ein 2" OAZ ist nicht pauschal immer besser als der 1,25" Auszug. Er bringt nur oberhalb ca. 1m Brennweite und ab etwa 150mm Öffnung wirkliche Vorteile. Und auch nur für genau ein Okular, nämlich das Übersichtsokular mit der längsten Brennweite, oder falls Du dir 250-1000 Euro pro Stück für hochwertige Weitwinkel-Okulare leisten kannst. Bei kleineren hoch transportablen Teleskopen sieht die Sache ganz anders aus. Wenn das Budget nur dafür langt, ist auch ein 1,25" OAZ in Ordnung.


    Egal für welches Teleskop, als vernünftige Grundausstattung sind 3 Okulare eigentlich das Minimum. Eins mit langer Brennweite für Übersicht und große Objekte, das haut auch vom Preis her am meisten rein. Bei knappem Budget wäre das in 2" ein 32mm Erfle-Typ (heißt meistens anders) um ca. 100€ oder in 1,25" ein 32mm Plössl um 50€.


    Bei einem kleinen Instrument geht auch das meist beigepackte 25mm Plössl erst mal für diese Aufgabe. Ansonsten taugt das beigepackte Zubehör oft nur zum Ausprobieren, gerade bei sehr billigen Komplettsets.


    Im mittleren Bereich um 12-15mm Brennweite ist der Einstiegslevel ein Plössl-Okular ab ca. 35€, oder eins der etwas besseren Weitwinkel ab 60€. Das ist die meist genutzte Brennweite, um Nebel und Galaxien zu beobachten. Hier macht es dann am meisten Sinn, möglichst bald weiter aufzurüsten.


    Für Detailbeobachtung an hellen Objekten wird noch ein hoch vergrößerndes Okular benötigt. Seine Brennweite sollte etwa dem Öffnungsverhältnis entsprechen, d.h. für ein f/6 Teleskop etwa 6mm.
    Hier möchte ich dir für 9mm Brennweite und darunter speziell die "HR Planetary" empfehlen, die bei ordentlicher Leistung nicht extrem teuer sind (60-70€).


    Mit dieser Okular-Ausstattung kannst Du etwa 90% der Möglichkeiten des Teleskops nutzen. Es gibt natürlich auch bessere Okulare, die aber auch viel teurer sind.
    Wie Du siehst, allein 3 "Einstiegslevel"-Okulare kosten schon etwa 150-200€.
    Daher meine Aussage, under 500€ Neupreis und 300€ gebraucht bist Du nicht wirklich auf dem Level "ordentliche Gitarre zum Lernen", um mal auf dienen Vergleich zurück zu kommen.


    Als Alternative bietet sich auch ein Fernglas an. 8x42 oder 10x50 ist ein einnvoller Einstieg. Das Glas sollte in der Dämmerung noch ordentlich scharf abbilden. Noch größere Ferngläser brauchen zwingend ein Stativ.
    Auch wenn Du mit Fernglas weniger siehst als mit Teleskop, damit kannst Du die Himmelsbeobachtung schon perfekt trainieren und später größere Instrumente sofort voll ausnutzen. Ich verwende zwischendrin trotz mehrerer Teleskope immer noch häufig ein Fernglas!


    Gruß,
    Martin