Beiträge von MartinB im Thema „Teleskop für Anfänger“

    Hallo Astrid,


    Klar ist das kompakte Heritage nicht ideal, wenn kein solider Tisch vorhanden ist. Aber schon eine Sitzbank an einem Wanderweg genügt als Auflage. Das "Lange Rohr"(150mm f/8) steht auf dem Boden und Du brauchst nur noch eine Hocker dazu.


    Zum Öffnungsverhältnis: Dass f/5 besser ist als f/8, gilt so nur für Deepsky-Fotografie und auch da nicht immer. Für visuelles Beobachten hat f/8 den Vorteil, dass die Okulare nicht so kritisch sind und schon preiswertere Typen eine gute Abbildungsqualität erreichen.
    Entscheidender sind hier die Abmessungen des Teleskops und der bequeme Einblick.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Astrid,


    Erst mal vorweg: Hier findest Du kaum Gelegenheits-Hobbyastronomen, sondern eher die Nerds, die schon 5-stellige Summen in Ihr Equipment gesteckt haben, oder die ihre Teleskope komplett selbst bauen inklusive Spiegel schleifen und polieren (zu denen gehöre ich auch).
    Daher ist unser Blickwinkel: Was taugt wirklich, und womit hat man auch nach Jahren noch Freude?


    Auch die billigen 100-Euro Röhrchen auf Wackeldreibein sind besser als Galileis Teleskop vor 400 Jahren, mit dem er die 4 großen Jupitermonde gesehen hat, die Phasen der Venus, Krater auf dem Mond, und komische "Henkel" am Saturn (Saturnring). Allerdings sind zu Zeiten von Hubble-Teleskop und Internet unsere Vorstellungen und Ansprüche oft unrealistisch hoch.


    Mir wird hier aber immer noch zu viel über Technik diskutiert und zu wenig über eure Wünsche und Vorstellungen.


    Amateurastronomie mit eigener Ausrüstung ist eher kein Gelegenheitshobby. Wie Du schon gemerkt hast, gute Teleskope sind groß, schwer und teuer. Eine gute Himmelsqualität braucht man außer für Mond und helle Planeten auch. Wenn Ihr von eurem Haus aus nie mit bloßem Auge die Milchstraße sehen könnt, werdet Ihr mit einem Teleskop auch weniger als eigentlich möglich sehen. Himmelsqualität ist viel wichtiger als Technik! Das macht Hobbyastronomie im Zeitalter der nächtlichen LED-Beleuchtungsorgien (->Lichtverschmutzung) manchmal ziemlich frustrierend.
    Wer sich nachts im Dunkeln an einsamen Orten grundsätzlich unwohl fühlt, kann Amateurastronomie nur in einer Gruppe sinnvoll betreiben.
    Dazu kommt, nachts ist es nicht nur dunkel, sondern auch kälter als tagsüber. Diese Binsenweisheit hat schon manchen Interessierten weg vom Teleskop und zurück in die warme Stube getrieben.


    Jupiter und Saturn werden die nächsten Jahre von Deutschland aus sehr tief am Himmel stehen. Da nutzen nicht mal große Teleskope was, um perfekte Beobachtung oder Fotografie zu ermöglichen.


    Sternhimmel beobachten geht schon mit bloßem Auge, oder mit einem passenden Fernglas. Planeten sehen geht auch, aber "sehen" heißt hier ein helles Pünktchen am Himmel.
    Trotzdem ist im Zweifelsfall ein gutes Fernglas besser als ein schlechtes Teleskop!


    Selbst mit Teleskop kann man die Planeten meist nicht sehr viel größer sehen als den Mond mit bloßem Auge, dafür sind sie einfach zu weit weg. Trotzdem kann das sehr spannend und interessant sein.


    Fotografieren ist eine ganz andere "Hausnummer" Versuch doch mal mit einem Handy ohne Teleskop ein Bild vom Sternhimmel zu machen. Das ist mit Teleskop <i>noch schwieriger</i>!
    Mond geht einfach, per Handy durchs Okular. Alles andere ist eher nix für Einsteiger und Gelegenheitsknipser, sondern erfordert Geduld und Ausdauer, und gutes Equipment, das man auch beherrschen muss. Kameras, bei denen man die Automatik nicht komplett abschalten kann, sind für Astrofotografie ungeeignet. Ein solides Grundwissen über Fotografie wird also ebenfalls benötigt.


    Übrigens, die Tochter sollte sich am besten bei der Auswahl des Equipments aktiv beteiligen. Noch besser: Besucht einen Verein oder eine Sternwarte oder trefft euch mit Hobbyastronomen. Wenn Du uns verrätst, aus welcher Ecke von Bayern Ihr stammt, können wir dir eine Kontaktmöglichkeit in der Nähe empfehlen oder vermitteln.


    Gruß,
    Martin