Hallo zusammen,
zum historischen Hintergrund hier noch eine Ergänzung aus Uwe Laux, Astrooptik, 2.Aufl. (Seite 27):
"Das AS-Objektiv wurde 1926 von Sonnefeld aus dem A-Objektiv (..) abgeleitet. Durch die Vergrößerung der Abbezahldifferenzen werden höhere Lichtstärken erreicht, aber keine Apochromasie mehr. Das KzF2 ist eines der Gläser, das durch die Arbeiten von Otto Schott (1851 - 1935) und Ernst Abbe gezielt für die Minimierung des sekundären Spektrums entwickelt wurde. Diese Zusammenarbeit begann 1879 und führte 1881 zu den ersten neuen Gläsern mit anormaler Teildispersion. Diese Gläser, vorerst nur in kleinen Abmessungen verfügbar, bildeten mit Flußspat aus natürlichen Vorkommen die Grundlage für die Mikroskopapochromate, welche erstmals 1886 angeboten wurden. Mit der steigenden Schmelzmasse und dem Einstieg des Zeiss-Werkes in die Astrooptik wurden sie auch gezielt für die Verbesserung der Astrooptik eingesetzt. Das KaF2 ist in seiner Beständigkeit noch mit den Krongläsern vergleichbar, da es kein extremes Sonderglas ist. Die Transmission ist im blauen Bereich des Spektrums schon leicht beschränkt."
Der leichte Gelbstich ist also durch das Glas bedingt.
Die meisten AS-Objektive hatten das Öffnungsverhältnis 1 : 15, es gab das 80/1200, das 110/1650, das 130/1950, das 150/2250 und das 200/3000. Damit waren die E-Achromate ersetzbar, die ebenfalls mit 1 : 15 ausgelegt waren.
Die Varianten AS 80/840 und AS 100/1000 wurden erst später aus vermutlich rein praktischen Gründen realisiert - bei f=1200 ist es schon schwierig, gleichzeitig zu beobachten und die Montierung zu bedienen. Mit 1 : 10 ist man beim 100er also den größten Kompromiss beim Korrekturzustand eingangen - der Test von Christoph zeigt, daß diese Lösung noch gut vertretbar ist. Der 80/840 ist mit 1 : 10,5 schon entspannter und die geringere Öffnung im Vergleich zum 100/1000 wirkt sich nochmal positiv hinsichtlich des Farbfehlers aus.
Die eigentliche Besonderheit am AS ist die asphärische Retusche der letzten Fläche zur Behebung der Zonenfehler, die durch die nötigen hohen Einzelbrechkräfte der Linsen bedingt sind. Es ist also seit 1926 die erste Astro-Linsenoptik, die "in Serie" über eine Asphäre verfügt.
Besonders bemerkenswert ist finde ich aus heutiger Sicht, daß die theoretischen Grundlagen für apochromatische Objektive schon im 19. Jahrhundert vorhanden waren - siehe Abbes Apochromate mit Fluorit für Mikroskope. Ernst Abbe war persönlich in den Schweizer Alpen unterwegs und hat natürliche Vorkommen von Flußspat (Calciumfluorid) erkundet. An eine küstliche Züchtung war ja noch nicht zu denken.
Mangels größerer natürlicher Flußspat-Kristalle mussten eben für Astrooptiken die bestmöglichen Lösungen mit den verfügbaren Gläsern gefunden werden. In den Jahren 1891 bis 1894 hat sich der Liebhaberoptiker Max Pauly mit der Herstellung von zweilinsigen Apochromaten aus den neuen Gäsern von Schott beschäftigt und damit zur Fortsetzung der Schmelzversuche angeregt; problematisch war zu dieser Zeit noch die Beständigkeit der Gläser.
Pauly wurde 1887 von Abbe zum Leiter der neu gegründeten Astro-Abteilung von Zeiss berufen; der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Der Heidelberger Astronom Max Wolff hat 1899 über ein zweilinsiges Zeiss-Objektiv 212 / 4450 nach Pauly mit erheblich gemindertem sekundären Spektrum berichtet - der Vorläufer des klassischen A-Objektivs mit 1 : 17,5 aus Sondergläsern.
Das Öffnungsverhältnis 1:15 wurde erst durch das 1905 vorgestellte B-Objektiv ermöglicht (Rechnung von Albert König um 1898). Der Fertigungsaufwand für diesen dreilinsigen echten Apochromaten (1:15 möglich) war erheblich höher als für das A-Objektiv, welches später durch die "kürzeren" AS-Objektive abgelöst wurde.
Gruss Lars