Beiträge von JSchmoll im Thema „Komet im Orion“

    Hallo Swissnova,




    eine Gegenlichtblende hilft nur gegen Licht, das ausserhalb des Gesichtsfeldes liegt. Da hier der geisterbilderzeugende Objektpunkt im Gesichtsfeld liegt, kann eine Gegenlichtblende nicht helfen. Du koenntest ein langes Rohr vorne anbringen, das so weit reicht, dass alles Licht von Alnitak abgeblendet wird. Dann wuerdest Du aber nur einen Kreis sehen, der von der Bildmitte bis fast nach Alnitak reicht. Das Bild waere also vignettiert.

    Eindeutig ein Alnitak-Geisterbild. M78 ist gut getroffen.


    Das Geisterbild Alnitaks zeigt eine starke Koma, deshalb auch die Kometenform. Waehrend das Objektiv in Transmission gut korrigiert ist, durchlaufen die Reflexe ein optisches System, das natuerlich nie fuer eine Bildgebung optimiert wurde. Dazu zeigen sich Dezentrierungs- und Verkippungsfehler von Linsen in Reflexion deutlich staerker als in Transmission, und zur Erzeugung des Geisterbildes durchlauft das Licht eine geradzahlige Nummer an Reflexionen, mindestens zwei. Das Licht wird ja erstmal zurueckgeworfen. Um auf der Fokalebene zu landen, muss es erneut zurueckgeworfen werden. Ein Objektiv mit vielen Linsen hat eine ganze Menge moeglicher Geisterbilder, wobei die meisten aber auf dem Detektor so unscharf sind, dass sie nicht auffallen. Dieses hier schon, aber nur weil Alnitak so hell ist.


    Du kannst ja mal das Licht des Mondes oder einer hellen kuenstlichen Lichtquelle dergestalt fotografieren, dass Du das Bild der Lichtquelle dorthin plazierst, wo in Deinem Astrofoto Alnitak steht. Ich bin sicher, dass Du den Ghost reproduzieren kannst.


    Also leider kein Komet, aber Du bist nicht der Erste. Als Student am Hohen List haben Kommillitonen von mir auch mal drei Kleinplaneten am 1m-Spiegel entdeckt, die sich erst nach stundenlanger Analyse als Geisterbilder (punktfoermig - im Fokus!) des Fokalreduktors herausstellen. Da das Teleskop langsam driftete, wanderten die Punkte und gaben den Eindruck von Kleinplaneten. Es kann also auch angehenden Profis passieren.

    Hi Marco,


    ein paar andere Tests:


    - Hast Du eine Flatfieldkorrektur verwendet und koennte auf dem Flat ein Feature sein, das den Kometen erzeugt?


    - Siehst Du den Kometen auf den Rohbildern, und gibt es eine Positionsaenderung zwischen den Aufnahmen? Ist beides der Fall, waere die Wahrscheinlichkeit fuer einen echten Kometen gegeben. Doch Vorsicht: Reflexe koennen auch wandern, wenn die Nachfuehrung leicht driftet.

    Hi Marco,


    ohne Bild ist das schwer zu beurteilen. Kannst Du Geisterbilder ausschliessen? Das sind optische Reflexe, wie sie durch helle Sterne entstehen. Befindet sich der "Komet" gegenueber von einem hellen Stern (ueber die Bildmitte gespiegelt), so kann das auf einen Reflex deuten. Gerade in der Region um Alnitak passiert das gerne, da Alnitak doch recht hell ist und man sehr schwache Nebelstrukturen ablichten will.


    Sollte sich der Kometenverdacht verfestigen, waere eine Meldung an das Central Bureau for Astronomical Telegrams angebracht:


    http://www.cbat.eps.harvard.edu/HowToReportDiscovery.html


    Ich sehe eine Neuentdeckung zwar als unwahrscheinlich an im Zeitalter automatischer Suchprogramme (LINEAR und Konsorten), aber der Himmel ist ja immer fuer eine Ueberraschung gut.


    Edit: Habe gerade mal nach einem Bild der Region gesucht:


    <s>https://skyview.gsfc.nasa.gov/current/cgi/runquery.pl</s>


    Tut's nicht. Ich kann nicht aufs Gesuchte verlinken. Hier die Eingabe:


    https://skyview.gsfc.nasa.gov/current/cgi/query.pl


    Eingabeformat: 5 50 0, -1 20 0"


    Survey (den ich auswaehlte): DSS.


    Dann bekommst Du ein Bild, das Du als FITS oder JPEG zwecks weiterer Untersuchung runterladen kannst.