Beiträge von JSchmoll im Thema „Schmidtplatte entzwei - Beobachtung vorbei?“

    Hallo Hanswerner,



    das war ja ein doppeltes Missgeschick mit der zertruemmerten Reserveschmidtplatte. Ich wundere mich, wie der Meister das Ding eingespannt hat, dass es im hohen Bogen rausfliegen konnte. Ich meine, dass eine langsame Rotation durch eine Drehbank in Verbindung mit einem ebenfalls rotierendem Schleifstein gegangen waere, wenn man das Ganze im Nassprozess angegangen haette. Allerdings haette ich mir das nicht zugetraut. Man weiss ja auch nicht, wie die Schmidtplatten hergestellt wurden und ob sie interne Spannungen aufweisen, die beim Abschliff zu Tage treten koennten.

    Hi Chris,



    das Teleskop funktioniert ja wieder. Da brauche ich nichts mehr zu tun.


    Einfach eine Spinne nehmen geht nicht. Da bekommst Du heftigste sphaerische Aberration. Deshalb ist die Schmidtplatte ja auch so wichtig.


    Es gab mal irgendwo ein C5, das jemand gebraucht verkaufte. Nachdem er die kaputte Schmidtplatte durch eine Glasscheibe ersetzte! War natuerlich dreist (sofern er es dem Kaeufer nicht sagte), denn das Teleskop war nicht mehr brauchbar.

    Danke Dir fuer den Tip.


    Ich kann mir das gut vorstellen. Ein O-Ring biegt sich durch, wenn man einen Rohling darauf bearbeitet. Da muss eine haertere Dichtung ran. Oder eine Rille, sodass der O-Ring zwar abdichet, der Rohling jedoch auf haerterem Material aufliegt.


    Ich habe keine konkreten Plaene, obwohl mich das mal reizen wuerde. Ich werde es im Hinterkopf behalten. Erstmal muesste ich ja auch einen schlierenfreien Rohling bekommen. Floatglas aus dem Fensterbau ist ja nicht unbedingt geeignet, trotz hoher Planitaet. Bei meinem Meade 2080-Bericht im Klassikerboard wird das ja deutlich. Es zeigen sich Schlieren im Glas die im Fokus Spikes erzeugen.

    Ich habe das Teleskop eben, als es aufklarte, auf einem Fotostativ vom Garten aus testen koennen. Es war bereits in der Garage/Werkstatt ausgekuehlt. Im 50mm-Okular (Orignalzubehoer) war der Fangspiegelschatten leicht exzentrisch. Dass der Fangspiegel sich nach dem Bumms verstellt hat, ist verstaendlich.


    Ich justierte dann am Sirius und nutzte 50mm (24x), 30mm (40x) und ein Vixen LVW13mm (92x). Mehr war wegen des wackligen Fotostativs nicht drin. Die Spikes habe ich nur ganz schwach am Sirius bei niedrigen Vergroesserungen wahrgenommen. Bei 92x und bei bester Justage war Sirius punktfoermig, aber etwas "griesig". Eine solche Abbildung habe ich auch schon bei anderen SCT gesehen, die nicht ganz so gut waren. Beispielsweise ein 8" 2080 von Meade, das Schlieren in der Platte hatte.


    Ich habe dann noch Castor getrennt. Eindeutig sichtbare Trennung, nur ein wenig matschig drumherum. Halt nicht so gestochen scharf wie in einem guten Refraktor.


    Ich habe das Geraet vor dem Unfall nur einmal kurz am Stern getestet und justiert. Ich kann keine signifikante Bildverschlechterung erkennen, denn eine High-End-Optik war das Instrument auch vorher nicht. Dass das kein Questar ist, war mir schon klar und die Criterions haben ja auch eine schlechte Reputation. Wenn ich an die Testberichte aus dem Netz denke, muss ich noch ein besseres Exemplar abbekommen haben.


    Die Operation scheint also geglueckt zu sein.

    Danke fuer Eure Kommentare ... ja, eine neue Platte lohnt sich hier nicht. Ich habe noch ein gleiches Teleskop in Astroversion mit intakter Schmidtplatte, und dieses Exemplar hatte ich eigentlich nur gekauft, weil da das 50mm Originalokular bei war und das Teil nur 70 Euro kostete. Also ist der Verlust zu verschmerzen. Wobei es mich reizt, auszuprobieren, wie meine Reparatur so wirkt. Die Klebe soll ja nur verhindern, dass die Scherbe sich irgendwann verschiebt oder rausfaellt.


    Vielleicht mache ich irgendwann selber mal eine Schmidtplatte. Reizen wuerde mich das schon, und Drehbank und Vakuumpumpe waeren vorhanden. Muss mich da mal einlesen. Waere mal was Anderes als ein weiterer Parabolspiegel.


    Das Autoscheibenreparaturkit kenne ich nicht. Es gibt wohl diese Folien, um ein Weiterreissen von Rissen in Scheiben zu vermeiden. Aber die haben wohl keine optische Qualitaet. Auch ist das Weiterreissen hier sekundaer, denn die Schmidtplatten sind ja nicht aus thermisch vorgestresstem Sekuritglas gefertigt. Sonst waere die Platte ja auch in hunderte von Stuecken zerbroeselt.


    Edit: Ja, am Stern getestet wird das natuerlich auch noch. Aber derzeit ist alles zu. Ich habe meinen kuenstlichen Stern verlegt. Mit meinem Vixen 102/660er ED haette ich einen prima Kollimator, um das wetterunabhaengig zu machen. Da ist wohl noch etwas Bastelei angesagt.

    Vor einigen Tagen passierte mir in meiner Werkstatt beim Aufraeumen ein Missgeschick. Ein Stativ stuerzte um, und ein darauf befindliches Criterion 4000 knallte auf den Betonboden. Aeusserlich war das kleine Teleskop, ein 102/1200mm SCT aus den 1980er Jahren, unbeschaedigt. Doch beim Abnehmen der Staubschutzkappe bestaetigte sich meine Befuerchtung: Die Schmidtplatte hat zwei grosse Spruenge und einen kleinen Sprung, radial vom Fangspiegel bis zur Aussenfassung. [}:)]



    Was tun? Aufgeben? Niemals!


    Ich hatte ja nichts mehr zu verlieren. Ich muss dazusagen, dass das Spektiv nicht sehr teuer war (ich bekam es fuer umgerechnet 70 Euro in der Bucht) und dass die Schmidtplatte bereits vorher verkratzt war. Der Vorbesitzer hat da wohl einen Fleck mit Sandpapier wegputzen wollen. Trotzdem aergerlich.


    Nun - die Schmidtplatte hielt noch, und da die Brechkraft einer Schmidtplatte sehr gering ist, liess ich es auf einen Versuch ankommen, die Platte zu kleben!


    Ich benutzte hierzu Sekundenkleber, der laut Anleitung auch fuer Glas geeignet ist. Die geringe Viskositaet gestattete es, den Kleber per Kapillarkraft in die Spruenge fliessen zu lassen. Ich applizierte winzige Mengen mit einer Naehnadel.



    Natuerlich blieb ueberschuessiger Kleber auf beiden Seiten der Platte stehen:



    Ein Wattestaebchen, Aceton und Geduld waren gefragt.



    Sauber!




    Zurueck ins Teleskop.



    In Reflexion zeigt sich kein Sprung, wenn man eine Lichtkante ueber die Schmidtplatte gleiten laesst. Ich bin zuversichtlich. Ein erster terrestrischer Test bestaetigt, dass das Teleskop noch funktioniert. Natuerlich werde ich Beugungs-Spikes bekommen, denn die Spruenge wirken ja wie eine Spinne. Aber ich kann das gute alte Stueck noch verwenden!


    Waere es ein Refraktorobjektiv oder Hauptspiegel gewesen, waere ich weniger optimistisch. Hier jedoch liegt eine geringe Brechkraft vor, da die Schmidtplatte ja nur die einfallenden Strahlen ein ganz klein wenig zur Seite kickt, bevor die eigentliche optische Abbbildung durch die beiden Spiegel bewerkstelligt wird. Ich war mal in Tautenburg, wo eine 1.34m durchmessende und nur 40mm dicke Schmidtplatte zum Einsatz kommt. Die biegt sich heftig durch, was aber bei der Abbildung keine Rolle spielt. Wo man den Effekt sah, war in den Geisterbildern, die von der Schmidtplatte in Reflexion entstanden. Diese Geisterbilder waren grottig und sie aenderten sich mit der Teleskoplage, waehrend die Sternabbildung selbst gleich gut blieb.


    Vielleicht gibt es ja noch das eine oder andere kaputte Schmidteleskop, das mit dieser hanebuechen anmutendenden Klebemethode wieder funktionsfaehig gemacht werden kann. Wobei das wohl nicht mehr funktioniert, wenn die Platte in viele Stuecke gebrochen ist. Ich sehe gerade eine Schmidtplatte in Tiffany-Glastechnik vor meinem geistigen Auge ...


    [:D]