Beiträge von JSchmoll im Thema „Ludwig Erhard am Teleskop - welches Modell ?“

    Ich habe von diesem Foto schon oefter gehoert. Angeblich sei es mal ein SuW-Titelbild gewesen, und Ludwig Erhard soll wirklich Sterngucker gewesen sein. Leider habe ich aber keine zuverlaessigen Quellen.


    Das Teleskop waere ein schoenes Exponat fuer das "Haus der Geschichte" in Bonn. Die 100/1000er waren damals relativ weit verbreitet. Mein Gymnasium (Kopernikus-Gymnasium, Rheine) hat zu seiner Gruendung im Jahr 1965 eines angeschafft. Ich wollte damals (1987) eine Astro-AG gruenden und das Teil war derzeit noch in einem Topzustand. Allerdings wohl auch, weil es selten benutzt wurde.


    Ich denke, dass Heidenhain dann einfach zu teuer war und sich dem wachsenden Konkurrenzdruck aus Japan beugen musste. 2500 DM (1965!) fuer einen 100/1000er, wo es dann bald einen 114/900er fuer 500DM gab.


    Ich habe das Glueck, den 150/900er zu besitzen, der damals 6500DM kosten sollte. Habe ich aber nicht dafuer bezahlt. [;)] Das Geraet wurde hier in Nordostengland aus einem Nachlass frei, und da es in einem sehr schlechten Zustand war, hat es mir ein Astroverein geschenkt. Ich habe es aufgemoebelt, Spiegel neu belegen lassen etc und es funktioniert wieder.

    Ja, der Drahtausloeser bewegte einen Klappspiegel im Okularauszug. So konnte wahlweise das Licht aus einem kleinen 20mm-Achromaten (Sucher) oder das Licht aus dem Newton in das Okular gelangen. Nachteil der Konstruktion war die erhoehte Baulaenge, sodass der Fokus weiter aus dem Rohr kommen und deshalb der Fangspiegel groesser werden musste. Bei f/10 noch nicht so kritisch. Beim groesseren Modell 150/900 hat Heidenhain aber deshalb eine andere, ebenso verspielte Version gewaehlt. Hier wurde das Licht vom gegenueber des Okularauszuges befindlichen Suchers durch das Hauptrohr in einen separaten Okularstutzen geleitet. Da gab es auch keinen Umschalter mehr.


    Die Gabelmontierung dieser Teleskope hatte eine Nachfuehrung per Gummi-Reibrad und Synchronmotor. Fuer die Okulare benutzte Heidenhain den gaenigen 23.5mm-Mikroskopokulardurchmesser, wobei der Adapter dafuer herausschraubbar war (M35x1-Gewinde). Hier laesst sich fuer den Klassikerfreund recht einfach ein Adapter auf 1 1/4"-Okulare machen.


    Der 100/1000 kostete um 1965 etwa 2500 DM, der 150/900er 6500 DM. Wofuer man damals wohl schon einen neuen VW Kaefer bekam. Irgendwann in den 1970ern stellte Heidenhain die Produktion nochmal um (modernderes Design und verschiedene Maksutovoptiken), und ein paar Jahre spaeter wurde die Produktion eingestellt.


    Heidenhain gibt es aber noch - sehr bekannt fuer ihre Prazisionsencoder, die beispielsweise im Maschinenbau eingesetzt werden. Und manchmal auch in Grossteleskopen fuer die Forschung.