Beiträge von Marcus_S im Thema „kleine parallaktische Selbstbaumontierung“

    Moin Walter,


    dankeschön für Deinen Vergleich mit der HEQ5, das ist interessant. Größere Optik - versuche mich nicht, bitte, bitte, bitte! Natürlich hast Du Recht mit mehr Öffnung. Der 8"-Spiegel liegt ja auch noch in der Kiste und wartet auf ein leichteres Zuhause. Aber ich muß ja auch erstmal den 5" eingucken, der fühlt sich da ja sehr wohl auf der Montierung.


    Das drängendste Problem ist aber ziemlich sicher das Stativ. Vielleicht muß ich doch wieder zu einer transportablen Säule zurück. Die alte Stahlsäule verlängern, Alusäule oder Holzsäule oder Kombination daraus neubauen, muß ich mal gründlich drüber nachdenken.


    Viele Grüße von


    Marcus

    Moin Stefan,


    das Wort "geplant" paßt zu dieser Montierung eher so überhaupt gar nicht. Der Bauprozeß ging etwa so:


    Montierungsbau beschlossen, Drehmaschinchen gekauft, auf dem Industrieschrott das 65er Alu und 35mm Rundstahl gefunden und beschlossen, daß sich dazu auch passende Lager finden werden. Lager gekauft, Schnecke und Rad bestellt, loszerspant. Immer schön Bauteil für Bauteil, natürlich alles ohne Zeichnungen oder so. Parallel dazu immer wieder im Buch gelesen und das nächste Teil ersonnnen.


    Dann festgestellt, daß ein kleines Fräsmaschinchen überaus angenehm wäre und ein kleines Tischfräsmaschinchen erjagt. Es gab damals noch keine Chinamaschinen für Bastler... Fräsen geübt, weiterzerspant... Meßmittel waren damals ein brauchbarer (nicht einmal ordentlicher) Meßschieber, ein einfacher Winkel, eine Meßuhr und eine Bügelmeßschraube, die mir mit dem Meßbereich von 25 mm bei den 30er Achsen nur so gar nichts nützte. Der 90%-Rohbau mag so etwa ein Jahr gebraucht haben.


    Dann kam die große Baupause, zahlreiche Umzüge, Zeiten ohne Werkstatt (*schneuf*) und der zweite Bauabschnitt (hauptsächlich komplett neue Schneckenlagerung), der war kurz, etwa sechs Wochen. Und weil ich keine brauchbare Idee für den Fernrohrsattel/die Prismenaufnahme hatte, gab es eine vielleicht achtjährige Baupause, in der ich mich um diverses anderes Hobbymetallisches gekümmert habe (nie, nie, nie hätte ich einen Haarwinkel auch nur in die Nähe des Drehmaschinchens II bringen sollen...). Der dritte (letzte) Bauabschnitt war dann auch recht kurz, da habe ich mich hauptsächlich ein wenig verkünstelt (wie z. B. an dem linken Teil des Designbeispiels), das waren auch etwa sechs Wochen.


    Kann man aber alles nicht zusammenrechnen, weil zuhause die Projektdauer nennenswert von den Möglichkeiten und der Zerspanungsleistung der Maschinen abhängt. Und die sind/ist mit der Zeit gewachsen... Wenn ich daran zurückdenke, wie lange allein das Ausdrehen der Lagergehäuse damals gedauert hat... Wenn man sich ranhält, dann müßte das als Hobbybastler in einer ausgestatteten Werkstatt in etwa zwei Wochen (ganztags) zu machen sein. Wäre sicher lustig, die gleiche Montierung nun zumindest vorher grob skizziert "im Akkord" nochmal zu bauen, ist ja eigentlich nicht viel dran.


    Interessant bei dem Rückblick: aus heutiger Sicht mit den heutigen Kenntnissen stellen sich mir die zahlreichen Haare auf, so eine Unternehmung in der Art so blauäugig anzugehen, ist ja Vieles weit weg von kunstgerecht. Aber es funktioniert trotzdem, erstaunlicherweise. Vielleicht sollte man die wesentlichen Erkenntnisse eines Hobbymetallers für andere Hobbymetaller einmal zusammenfassen.



    Viele Grüße von


    Marcus

    Moin Walter,


    dochdoch, ich bin bloß Hobbybastler. Zwar habe ich vor ewigen Zeiten einmal einen 10-Abende-Kurs "Maschinelle Metallbearbeitung" mitgemacht und da auch ordentlich gedreht. Ist aber Jahre später mit einer Hobbymaschine auf dem Balkon doch was Anderes. Den Rest habe ich mir über viele Jahre hinweg durch Abgucken, Fragen, Lesen und Ausprobieren selbst beigebracht. Aber: ein großes Dankeschön für das Lob.


    Um Deinem Wunsch nachzukommen: ein Bild lädt gerade hoch. Aber vorab als Größenvergleich noch ein paar Maße: die "überall-quer-durch-Schrauben" sind M8, die Alu-Quader haben 65 mm * 65 mm Breite und Höhe, die Teilkreise haben 80 mm Durchmesser, das Schneckenrad 100 mm. Hilft Dir das ein wenig?


    Zum Schneckenrad: Kremp gibt heute im Katalog als Material CuSn12 an, nach Meinung des Kupferinstitutes ist das wohl schon was Besseres. Ich habe das Schneckenrad ja schon vor vielen, vielen Jahren bestellt und meine mich dunkel zu erinnern, daß damals Rotguß RG7 als Material angegeben war. Also egal wie: nix Messing.


    Und die Getriebe sind schon ein wenig geschmiert, das Fett muß ja auch nicht wieder runterpladdern. Ich habe da noch eine Dose mit MoS2-haltigem Fett. Das war mir zu "kurz" (zu wenig fadenziehend) und das habe ich mit einem Teil Standard-Lithiumfett vermischt, sieht irgendwie besser aus, scheint besser zu benetzen und zu haften.


    Mal sehen, ob ich das Teil mal igendwann irgendwo mit einer Chinamontierung im direkten Vergleich bespielen kann, könnte interessant werden. Es fehlt ein vernünftiges Kriterium für die Steifigkeit von Montierungen. Vielleicht sollte man den Bindfadentest der Hobbymaschinenbauer irgendwie adaptieren, Herr Zellhuber hat ja auch mal irgendwie sowas gemacht.



    Viele Grüße von


    Marcus

    ...weiter...



    Hier gibt's nicht viel zu schreiben. Schneckenrad von Kremp, das mit unverändertem Bohrungsdurchmesser auf einem 10er Wellenstummel sitzt. Durch das Aluminiumhandrad wird die Nabe auf den Wellenbund gedrückt, das ergibt die einstellbare Rutschkupplung. Damit das vernünftig funktioniert, sollte die Planfläche des Absatzes auf der Welle aber auch plan sein... Da zeigt sich dann, ob die Drehmaschine sauber dreht... Das war hier nicht der Fall (erster Bauabschnitt), deshalb habe ich später die Nabe von der Rückseite ein wenig freigestellt. In der Alumiumhülse sitzt ein abgestimmtes Tellerfederpaket, das über ein Axialnadellager auf die Schneckenradnabe drückt.




    Auf dem Bild erkennt man nicht viel, da reiche ich ein beschriftetes Bild (Ziffern stehen schon hier im Text) hinterher... Bitteschön:




    Hinten im Bild (1) sitzt auf der Schneckenwelle ein mit zwei Schrauben geklemmter Stellring (Klemmfaust), der zwei "Nasen" (leider nicht mitgeknipst) an der schneckenseitigen Stirnfläche besitzt. Die Schnecke (2) hat zwei Mulden, die genau von diesen Nasen umfaßt werden. Da kann man fein das Feilen üben... Davor lose auf der Welle ein ziemlich planparalleler Distanzring (3). Im vorderen Lagerblock sitzen bei (4) und (6) jeweils ein Rillenkugellager, die von einem Bund bei (5) getrennt sind. Der ganze Aufbau wird durch eine klemmbare Mutter M10*1 (7) zusammengezurrt. Damit quetscht man das Axiale Lagerspiel raus. Das Lager (8) ist ein Loslager und dient der
    Ableitung der Radialkräfte.


    Die Teile des Lagergehäuses sind alle so schön winklig gefräst, wie ich es damals konnte (zweiter Bauabschnitt...) und verschraubt.




    Viele Schrauben... selbsterklärend...




    Teilkreis mit Nonius, poliertes Aluminium ist mit einer Knipskamera mit Blitz nicht schön zu fotografieren. Teilkreise fand ich bisher immer zum Aufsuchen fürchterlich praktisch. Gibt's mittlerweile was Besseres? Ich habe was von Goto gelesen, das soll wohl was mit stromabhängiger controllerbasierter Montierungssteuerung zu tun haben... Sowas gab's bei Kiellegung aber noch nicht, kenne ich nicht, also vermisse ich das auch (noch?) nicht. Und wie schon geschrieben: die Metallerei hat sich ein wenig verselbständigt und man spielt ja auch gerne mal mit dem Teilapparat...


    Darüber im Bild der feste Teil des Tangentialarms aus 10 mm Aluminiumplatte vom Schrott. Klemmt (Klemmfaust) auf seinem zylindrisch gedrehten Absatz des Deklinationsgehäuses. Der bewegliche Teil sitzt als Klemmfaust auf der Welle (etwa 32 mm Duchmesser). Und damit das Gewinde bloß nicht ausreißt, ist die runde Mutter aus Stahl eingesetzt...




    Nicht viel Neues...




    Der gepfuschte Verstellmechanismus. Mich gruselt's, aber es funktioniert. Zwei gutgenährte Federn spannen die Tangentialarme zusammen. Die Spindel (M10*1) läuft in einer drehbaren Mutter, um den Winkelversatz auszugleichen. Das angespitzte Ende der Spindel dreht sich in einer umgearbeiteten Messingschraube. Alles aus dem ersten Bauabschnitt...




    Meine Interpretation einer Prismenaufnahme. Sichtbare Auflageflächen, 60-Grad Schwalbenschwanzwinkel. Klemmung über zwei eingepaßte Klemmstücke, die über M5-Schräubchen in die Prismenaufnahme hineingezogen werden. Aus dem dritten Bauabschnitt...




    Montierung reisefertig verpackt in einer Kiste aus Restholz. Man sieht: ich mag kein Holz. Ein paar Klötzchen zurechtgesägt, damit die Monti nicht in der Kiste herumklötert und damit der Schneckentrieb freiliegt. Zusatzgewicht für den 5", die lange GG-Achse, Wasserwaage und Bordwerkzeug noch lose in die Kiste reingeschmissen.




    So, alles ganz einfach, mehr isses nicht, Noch Fragen? :)



    Viele Grüße und ein Lob an alle, die sich das auch durchgelesen haben von


    Marcus







    edit: Detailbild eigefügt

    Moin!


    Hui, so viel anerkennende Worte, Ihr macht mich ganz verlegen. Aber trotzdem: vielen, vielen Dank! Dann will ich mal versuchen, das alles aufzuribbeln...


    Wenn ich richtig gezählt habe, dann steht es etwa 5:1 für die Wasserventilhandräder... Also lasse ich die erstmal so und gehe ein wenig auf Eure Fragen und Anmerkungen ein und sehe dann weiter (Aber die Steuerradgriffe klingen auch interessant, die gabs's ganz früher doch auch an Wasserhähnen an Waschbecken. Mal im Hinterkopf behalten, danke für die Anregung. Würde sicher genauso ulkig aussehen).


    Frank, dankeschön für Deine Anmerkungen. Du machst mich neugierig: welche Widrigkeiten alter Montierungen meinst Du denn? Ich meine das in keiner Weise provokativ sondern ehrlich interessiert - ich kenne ja nix Anderes und nix Neues Kommerzielles. Nur: viele Details, die ich an kommerziellen Montierungen gesehen habe, die mag ich nicht nachbauen. Definitiv nicht.



    So, hier dann wie gewünscht ein paar weitere Details. Ihr habt es ja nicht anders gewollt... Gibt aber auch Text zu den Bildern ;) ... Und die Lütte war nicht in der Maske, gibt die Bilder also ungeschminkt und ungeduscht im Originalzustand (da sieht man, daß ordentliche
    Produktfotografie nicht so ohne ist...). Hab sie vorhin aber doch mal gewogen: nackig (ohne GG-Achse) etwa 10 kg. Die muß abnehmen! Dringend!




    Fange ich einfach mal mit dem Antrieb an. Das doppelte Schneckengetriebe soll eine ausreichende Untersetzung für den Einfachstmotor bieten. Fotografisch sollte die Montierung ursprünglich gar nicht genutzt werden (es reizt mich aber, das einfach mal auszuprobieren). Der Motor ist nur deshalb ein Gleichstrommotor, weil ich den mit meinen Kenntnissen am allereinfachsten angesteuert bekomme. Und der war ursprünglich nur dazu gedacht, das visuelle Beobachten zu verbequemen. Der scheint aber insgesamt recht brauchbar zu sein und müßte für kurze Objektivbrennweiten bei der (nachgeführten) Aufnahme auch reichen, zumal bei den Korrekturen die Drehrichtung nicht umgekehrt wird (es wird also nur die am Poti eingestellte Nachführgeschwindigkeit mit "etwas schneller" oder "etwas weniger schnell" korrigiert, es gibt also kein Umkehrspiel).
    Die Vorgelegeschneckenwelle wird über eine Kupplung angetrieben, gelagert ist die in durchbohrten Messingschrauben. Ist aus der ersten Bauphase, sieht man auch deutlich. Tut aber.




    Die Polhöheneinstellung. Womit ich ganz für mich allein bei den bisher mir zu Augen gekommenen Montierungskonzepten nicht klarkomme ist, daß man rund 30 kg oder mehr auf ein Polhöhengelenk hängt, in der Hoffnung, daß diese zwei etwa fünfmarkstückgroßen Kontaktflächen (schlimmstenfalls noch lackiert) durch Verspannen mit einer Zentralschraube eine schlabberfreie Verbindung ergeben. Und wenn man dann noch im stationären Einsatz ein Montierungstrumm zur Justage auf Gewindestangen abstellt, dann werde ich etwas unruhig (und nun habe ich es mir mit allen gleich zu Anfang gründlich verscherzt...). Das mag in der Realität zwar sogar gut funktionieren, ich mag es aber nicht.


    Also habe ich versucht, die Polhöheneinstellung in grob (man weiß ja meistens ungefähr, wo man ist) und fein (für die Kompensation der Ungenauigkeiten) aufzuteilen (die Idee dazu kam von Huron-Köpfen schwerer Fräsmaschinen, bei denen durch 2 gegeneinandergestellte 45°-Keile jede Raumrichtung einstellbar ist. So kompliziert muß es aber nicht sein).


    Der obere Teil ist selbsterklärend: viele Löcher für durchgehende Schrauben in einen Aluklotz (bei der nächsten Montierung wird der Klotz parallel überfräst, man lernt dazu...) gebohrt, die Polhöhenblockseitenplatten gelanglöchert und drangeschraubt. Wenn man sich das genau ansieht, dann ist vom Aluklotz nicht mehr viel nach... Die obere Schraube am Schneckenrad dient als Drehgelenk. Damit kann bei gelöster Klemmung auch nix zusammenrutschen.


    Die Scheibe mit dem Pin dran ist keilförmig (hier etwa 1,5 Grad) und hat oben (zum Block passend) und unten (zum Stativkopf passend) Zentriersitze sowie eine Zentralbohrung zum Durchfädeln der Spannschraube. Damit kann der Aufbau schon mal nicht spazierengehen. Dreht man nun (mit Hilfe des Pins) die dicke Seite der Scheibe hier im Bild nach vorne, so wird die Polhöhe um den Keilwinkel erhöht. Dreht man den dicken Teil zum Schneckenrad, wird logischerweise die Polhöhe verringert. Dreht man den dickenTeil der Scheibe zur Seite, so ist die Polhöhe unverändert wie oben eingestellt, dafür hängt die ganze Montierung um den Keilwinkel schief. Macht aber nix, tut der Funktion ja keinen Abbruch und es ist eh dunkel und das sieht keiner. Dafür kann man dann die Zentralspannschraube von oben schön fest anballern (oder bei erwachsenen Montierungen eine Vielzahl an Spannschrauben einsetzen oder vom Rande her klemmen) und man bekommt so durch die ziemlich beliebig große Fläche eine hübsch steife Verbindung, die durch die Elastizität (Längung) der Schraube bestimmt/begrenzt sein sollte. Für alle Winkel dazwischen dann logischerweise Einstellungen des Keils dazwischen. Und wenn man von vornherein genauer weiß, wo man ist, dann macht man die Keilscheibe eben flacher und dann merkt das erst recht keiner...


    Da natürlich auch die Spannschraube schief zu den Auflageflächen sitzt und das gar nicht gut ist, habe ich Spannschrauben mit abgerundeten Muttern und Kugelpfannenscheiben von der Fräsmaschine geklaut und hier verwendet. Dieses _leicht_ (leicht!) schiefe Spannen ist in der Metallbearbeitung völlig üblich und ewig lang bewährt.


    Nachteilig ist: man wird beim Einnorden leicht wahnsinnig. Bisher (*hüstel*... zweimal) habe ich durch Verdrehen der Keilscheibe immer ein wenig die Polhöhe verändert und die Montierung (immer fleißig peilend) auf der Keilscheibe verschwenkt. Geht.


    Hübsch ist: man kann das auch für die Justage anderer Apparate verwenden, wie hier beim Sucherfuß oder dem Kamerahalterungsexperiment:



    geht gleich...

    Moin Michael,


    dankeschön für Dein Lob, das nehme ich doch sehr gerne entgegen.


    ... Kein Feedback, naja, vielleicht liegt's doch an den abschreckenden Wasserventilhandrädern. Damit hast Du natürlich völlig recht, die sind überausmordshäßlich. Waren aber in der Bastelkiste vorhanden, lassen sich erstaunlich gut bedienen aber sind eben doch eine heftige Provokation des Betrachters.


    Vielleicht sollte ich die wegen des seriöseren Erscheinungsbildes tatsächlich tauschen, zumal ich mehr Spaß am Basteln von Griffflächen gefunden habe, seitdem ich mir eine kleine Einfachteilvorrichtung und eine Primitiv-Frässpindel für die Drehmaschine gebastelt habe... Wäre das in so einem Design besser... ;) ?




    Viele Grüße zurück von


    Marcus

    Moin!


    Auch wenn der Selbstbau parallaktischer Montierungen aus der Mode gekommen zu sein scheint, so möchte ich hier mal ein paar Details meines Selbstbaus vorstellen. Das Ding hat sich ja soweit bewährt, daß ich mich das auch traue. Vielleicht nützt es ja doch irgendwann irgendwem. Und ich merke, es wird wieder viel Text und nur ein Bild...




    Das Laster- und Pflasterheft umfaßte damals:
    - ausreichend steif und geeignet für den Vixen 80M als noch fahrradgepäckträgertaugliche Auf-den-Acker-schlepp-Montierung für rein visuellen Gebrauch
    - billig (das Geld war ja auch in einer Proxxon PD 360 angelegt, mit der die ersten Teile gefertigt wurden)
    - Montierung mit Hilfsmotor (= Momo?)


    Als ungelernter Hobbybastler habe ich mir das als nötig angenommene Hintergrundwissen zu Beginn aus den Zieglerschen Montierungsbaukapiteln im "Handbuch für Sternfreunde" und im "Fernrohr für Jedermann" und aus dem Roloff/Matek "Maschinenelemente" zusammengesucht, ergänzend dazu während des zweiten und dritten Bauabschnitts aus vielen Beiträgen in der CNC-Ecke.


    Den werkzeuglosen Auf- und Abbau habe ich lange und gründlich überlegt, wegen der einfacheren Konstruktionsweise und dem oft geringeren Platzbedarf von Verschraubungen aber verworfen. Tatsächlich brauche ich nun für den Auf/Abbau/Betrieb einen 13/17er Maulschlüssel (den man im Gras auch noch wiederfindet) und einen 4er Inbus (der so nett klingelt, wenn er vom Balkon fällt), deswegen sind von dem auch immer drei in der Transportkiste.


    Die Montierung ist nie dazu gedacht gewesen, dauernd draußen zu wohnen. Deshalb sind die Schrauben auch Standardschrauben, nix Nichtrostendes. Die Stahlteile sind aus verschiedenen Stählen gefertigt (teilweise nach Eigenschaften ausgewählt, teilweise weil das Zeug da war) und hoffentlich ausreichend eingefettet. Die Problemzone dürfte die Gegengewichtsachse sein, aber da tut es notfalls Stahlwolle... Soweit muß es aber erstmal kommen.




    Und so sieht es also schlußendlich aus, wenn man sich als Hobbyschlosser versucht. Das Eine oder Andere entgleitet ein wenig, aber man lernt viel dazu über die Jahre. Der Kenner wird leicht sehen, welche Teile in welcher Lern- und Bauphase entstanden sind. Es gibt daran sehr viel viel besser zu machen aber ich schäme mich meiner Untaten nicht, ich wußte und konnte es ja nicht besser. Bei der nächsten Montierung mache ich neue Fehler... Also los:





    1
    Polhöhenfeineinstellung mit drehbarem keilförmigem Zwischenflansch. Neigung und Verstellbereich etwa +/- 1,5 Grad, damit ausreichender Verstellbereich bei wasserwaagenausgerichtetem Stativ und trotzdem ausreichend selbsthemmend. Sicherheitshalber trotzdem mit beidseitigen Zentriersitzen, damit die Angelegenheit nicht herumwandert. (Das gleiche Prinzip verwende ich auch bei der Experimentier-Kamerahalterung und der etwas aus dem Ruder gelaufenen Sucherhalterung. Die kann man dafür dann aber auch als Fernrohrtransportgriff ganz gutmißbrauchen...)


    2
    Polhöhenbock mit zentraler Spannschraube aus dem Werkzeughandel (natürlich gleich mit passender Mutter, nimmt man eigentlich für Spannpratzen an Werkzeugmaschinen). Ist natürlich viel zu dünn, nur M10. Aber hochvergütet und glatt gerolltes Gewinde, das erlaubt trotzdem sanftes und festes Klemmen des Keilzwischenflansches. Funktioniert sehr viel feinfühliger als eine (verzinkte) Standard-Maschinenschraube Unter dem Stativkopf sitzt dann eine 80-mm-Stahlscheibe als Gegenlager... Polhöhe ist fest eingestellt, beim nächsten Umzug dann wieder... Ach ja: die M8-Schrauben gehen einfach ganz durch den Block durch.


    Für Auf- und Abbau braucht man hier den 17er Schraubenschlüssel, die Montierung steht aber sicher und wackelfrei auf dem Stativ, man hat alle Hände zum Hantieren frei.


    3
    Gehäuse Stundenachse. 65er Aluminium, durchgehende 30 mm-Vollstahlachsen in zwei vorgespannten Kegelrollenlagern. Temperaturprobleme habe ich noch nicht bemerkt. Stahlflansch auf Achse aufgeschrumpft. Die vier Schrauben gehen knapp an der Achse vorbei einfach durch das Gehäuse und die beiden 10 mm-Seitenplatten durch.


    4
    Rektaszensionsteilkreis (10'-Teilung mit Nonius), drehbar/einstellbar, dosierter Verdrehwiderstand durch abgestimmten, innenliegenden, leichtgefetteten O-Ring


    5
    Rotguß-Schneckenrad 100Z M1. Durch Zentralschraube, Tellerfederpaket und Axialnadellager fest klemmbar oder ziemlich feinfühlig als Rutschkupplung einstellbar, damit Schwenken ohne Lösen der Klemmung möglich. Das Schneckenrad sollte mal besser noch ein Gehäuse kriegen.


    6
    Schneckenlagerung mit Vorgelege. Hauptschneckenwelle (10 mm) in 2 verspannten Rillenkugellagern auf der einen Seite (für die Radial- und Axialkräfte) und einem einzelnen Rillenkugellager (als Loslager für die Radialkräfte) auf der anderen Seite. Schneckengetriebe (100Z M0,5) als Vorgelege. Rutschkupplung über Tellerfederpaket, damit bei laufender Nachführung Positionierung über Haupttrieb möglich. Schneckentrieb hat neulich mal beim Grobverstellen komisch geruckelt, vielleicht war der Aufbau nicht ordentlich austariert. Oder mal neu fetten.


    7
    12V-Modellbau-Getriebemotor, Getriebeuntersetzung etwa 350:1, läuft mit etwa 5 V (eff). Klingt im Betrieb etwas mitleiderregend jammernd, schlägt sich aber tapfer.


    8
    Allerprimitivst-Motorcontroller: NE555 als mit Poti einstellbare PWM, Korrekturtaster wirkt auf den Modulationseingang des 555.


    Klassische Nachführung mit Doppelfadenkreuz (wat'n Luxus wenn das auch noch beleuchtet ist... Nochmal einen Dank an den Verkäufer auf dem BTM) auf (bisher nur mal ganz kurz angetestete) etwa 15 Bogensekunden anstrengend, aber völlig problemlos. Geht definitiv auch genauer, dann sollten die Akkus aber besser frisch sein.


    9
    Handtäschchen für Akkusatz (8*NiMH AA), baumelt am Handgriff, mit dem man die Montierung gut hantieren kann.


    10
    Deklinationsachsengehäuse. durchgehende 30 mm Vollstahlachse, gelagert in 2*2 vorgespannten Rillenkugellagern (hatte ich gerade da). Könnte man auch gegen Kegelrollenlager austauschen, tut aber gar nicht not. Die vier zarten Schräubchen halten das Lagergehäuse einigermaßen sicher am Flansch. Mittlerweile ist die Auflagefläche auch plangefräst. Es gab mal Zeiten, da dachte ich, gezogene Profile seien gerade und eben... Den Knubbel obendrauf muß ich mal wieder abschrauben. Ich dachte, den zum Bugsieren beim Aufbau zu brauchen. Brauch ich aber nicht. Dient nun zur Verwirrung des Betrachters


    11
    Deklinationsteilkreis (Teilung 2°) mit Nonius. Fest justiert, dient auf 90° eingestellt zusammen mit der Prismenschiene auch als Notbehelf-Polsucher. Reicht visuell völlig aus. Wenn man nun noch ein passendes Stück Rohr in der Vorratskiste fände, dann könnte man sich auch ein auf die Prismenschiene aufsattelbares Kochab-Methoden-Peilgebilde zusammenimprovisieren.


    12
    Klemmung Deklinations-Tangentialtrieb, als Rutschkupplung einstellbar. Dies ist (wie auch #13) zum Beispiel ein unverändertes Teil aus dem ersten Bauabschnitt. Es kribbelt in den Fingern...


    13
    Federbelasteter Spindel-Deklinationstrieb. Gewinde M10*1, ergibt sehr weiches, feinfühliges Verstellen. Erstaunlicherweise ausreichend steif, man mag sich wundern (tue ich immer noch). Die Federn sind aber auch recht ...muskulös.


    14
    Flansch für Fernrohrsattel, Verbindung hier zur Abwechslung mal als Kegelsitz ausgeführt. Falls ich mal was anderes draufklemmen will, dachte ich damals. Heute würde ich auch hier aufschrumpfen. Schrumpfsitze sind soooo großartig! Anzug der Kegelverbindung mit einer zentralen M10-Schraube. Könnte vielleicht gerade so halten.


    15
    Prismenschienensystem nach Hausnorm. Natürlich Prisma aus Vollmaterial, die Klemmkräfte wollen ja auch irgendwo hin. In mehreren Durchgängen gefräst, dann wird es auch einigermaßen gerade. 60-Grad-Schwalbe, wie sich das an Werkzeugmaschinen gehört, so daß auch über die Klemmkraft eine Kraft in Richung der Fläche erzeugt wird. Baut natürlich breiter (hier 80 mm), dürfte aber nur wenig kippeln. Prismenaufnahme mit 6*M8 am Flansch verschraubt, soll ja nicht rumlabbern.


    Ob die Luft von knapp 2/100 mm zwischen den beiden Prismenteilen hier gut ist, wird sich zeigen. Man sollte sich vor eingebrachtem Dreck hüten, sonst geht das nie wieder auseinander.


    Zum Aufsatteln braucht man hier Werkzeug: einen 4er Inbus. Aber man kann das Teleskop einfach einschieben und dann in Ruhe nach dem heruntergefallenen Schlüssel suchen, die Prismenaufnahme hält ja auch unverschraubt sicher. Trotzdem sollte ich hier mal Knebelschrauben basteln.


    16
    Abschraubbare mitdrehende 20 mm-Gegengewichtsachse mit viel zu kleinem Gewindeanschluß (M12). Immerhin hat die aber (gegenüber der Anfangsversion) mittlerweile eine größere Anlagefläche an dem aufgeschrumpften Knubbel spendiert bekommen. Durch den Anzug per 13er Schlüssel (Schlüsselfläche am Ende der Achse) ist das aber ausreichend, wenn auch nicht gut. Bei der nächsten Montierung wird das erwachsener. Gewindebohrer bis M24 sind ja mittlerweile vorhanden...


    17
    Standard-Gegengewichte vom Feinkosthändler. Löcher natürlich ausgespindelt und ausgebuchst, 20er Bohrung ausgedreht oder aufgerieben. Klemmung primitiv per Klemmschraube (jajaja, das macht man nicht, einfach auf die Achse klemmen, deshalb sind da auch innen in der Querbohrung Kupferstifte versteckt, die durch die Klemmschraube auf die Achse drücken). Das Querdurchbohren der Scheiben geht nicht immer sehr geradeaus. Ein extralanger und damit extrawabbeliger Bohrer ist angeraten, aber der läßt sich von vermuteten Einschlüssen im Guß ziemlich leicht aus der Bahn werfen.


    18
    Auf Tubusdurchmesser ausgespindelte Lagerböcke. Wenn die Oberfläche der Kontaktstelle einigermaßen gelingt, dann verkratzt auch nichts am Tubuslack.




    Die Montierung habe ich noch gar nicht gewogen, die kann ich aber bequem an einem angewinkelten Arm tragen und aufs Stativ aufsetzen. Ja, mehr ist nicht dran und hübsch ist sie auch nicht. Aber mir macht die Monti Mordsspaß. Und ja, natürlich hätte ich auch eine Montierung kaufen können, ist aber langweilig. Aber billiger und schneller fertig...




    Und zum Schluß noch die Frage: was trägt sie? Weiß ich nicht. Hab' ja zu wenig Teleskope zum Ausprobieren. Auf jeden Fall: die/eine (bisher erkannte) Haupt-Problemzone ist das Stativ. Denn: auf dem Balkon wird es mit ca. 11 kg 5"-Refraktor drauf bei etwa 170facher Vergrößerung beim Fokussieren etwas lästig, dabei drückt man das Objekt im Gesichtsfeld schon etwas hin und her, beim Beobachten ist dann aber alles brav. Auf dem Acker, die Stativfüße ordentlich in den Boden getreten, steht die Sache deutlich stabiler und schwingungsärmer. Bei etwa 90facher Vergrößerung empfinde ich das Beobachten als überaus komfortabel. Den 4 kg schweren 80M trägt die Montierung problemlos in allen Lebenslagen. Aber ich habe ja keinen Vergleich zu aktuellen Fabrikmontierungen und früher habe ich immer auf selbstgepfuschten mobilen Stahlsäulen montiert beobachtet, das war eine andere Nummer.



    Solltet Ihr Fragen haben - nur zu!



    Viele Grüße von


    Marcus