Beiträge von reiner im Thema „OdM Dezember 2017 - Schlüsselloch und Herbig-Haros“

    <b>NGC 1999, Ori, Ra 05 36 25 Dek -06 42 43</b>


    NGC 1999, der Schlüsselloch- oder Keyhole-Nebel, ist irgendwie ein eigenartiges Objekt. Die meisten kennen ihn, er ist auch gar nicht unhell, aber er scheint trotzdem wenig beobachtet zu werden. Liegt vielleicht an den vielen (anderen) Highlights in der näheren Nachbarschaft.



    image: http://www.stsci.edu


    NGC 1999 befindet sich etwas südlich des Orionnebels und ist Teil eines großen Sternentstehungsgebiets mit vielen jungen Sternen. Er ist selbst schon in einem größeren Sucher zu sehen, aber leider nicht leicht zu identifizieren, da er recht klein ist. Man muss also wissen, welches der kleinen Sternchen man rauspicken muss.


    V380 Orionis, der mit dem Reflexionsnebel assoziierte Stern, ist ein junger A0 Stern, der frisch auf die Hauptreihe gekommen ist. Er ist also kein Young Stellar Object (YSO) mehr, sondern ein bereits "ausgewachsener" Stern. Trotzdem ist er noch teilweise eingebettet in die Molekülwolke, aus der er entstanden ist, und die unter andem den Schlüsselloch-Nebel bildet.


    Es war lange gängige Meinung, dass das "Dunkle" im Schlüsselloch-Nebel eine sogenannte Bok-Globule ist. Das ist ein dichterer Bereich der Staub-/Molekülwolke, der sichtbares Licht effektiv blockiert, und erst bei längeren Infrarot-Wellenlängen transparenter wird. Solche Globulen gibt es in vielen Emissions-Nebeln. Hier ist es jedoch anders. Das Schlüsselloch ist wirklich ein leerer Bereich, der vermutlich vom frisch entstandenen Stern frei geblasen wurde. Junge Sterne bilden bei ihrer Entstehung aufgrund des Drehimpulses ihrer protoplanetaren Scheibe, aus der sie entstehen, Jets. Diese können die nähere Umgebung des YSOs recht effektiv frei räumen. Auf diese Jets kommen wir aber weiter unten noch zu sprechen.


    Nachgewiesen wurde das vor sieben Jahren mit dem Herschel IR Teleskop (http://www.esa.int/Our_Activit…hel_finds_a_hole_in_space). Dessen Beobachtungen zeigten, dass "das Dunkle" keine IR-Strahlung aussendet. Wenn es eine Bok-Globule gewesen wäre, hätte man thermische IR-Strahlung registrieren müssen. "Das Dunkle" ist also einfach "Nichts" :)


    Im Teleskop ist der Nebel ein sehr dankbares Objekt. Bei gutem Seeing ist der Dunkelnebel einfach zu sehen und in mittleren bis großen Dobsons ist auch die charakteristische Schlüssellochform kein wirkliches Problem. Der Reflexionsnebel ist durchgehend um das "Nichts" wahrnehmbar und auch die Einbettung des Sterns in den Nebelbereich ist gut sichtbar. Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie nahe man visuell an die Hubble-Aufnahme ran kommt. Das gelingt bei anderen Objekten bei Weitem nicht so gut ... [:D]


    <b>HH1 und HH2, zwei Herbig-Haro-Objekte</b>


    Direkt in der Nachbarschaft gibt es jedoch noch weiteres zu entdecken. Direkt südlich von NGC 1999 befindet sich ein weiterer junger Stern, der selbst nicht beobachtbar ist. Man kann jedoch seine beiden Jets beobachten, die auf die umgebende, recht dichte interstellare Materie treffen und so genannte Herbig-Haro-Objekte bilden.



    image: Wikipedia



    image: DSS


    Diese beiden Objekte, HH1 und HH2 befinden sich im Bild direkt unterhalb von NGC 1999 (hier ziemlich überstrahlend) in der rötlichen symmetrischen Struktur. Es sind die jeweils hellsten Objekte darin. Der Stern selbst befindet sich im dunklen Bereich dazwischen und ist nicht sichtbar. HH1 und HH2 haben dabei einen Abstand von etwa einem Lichtjahr.


    Hier gibt es eine klasse Aufnahme des Gebiets von Adam Block, eine Aufsuchkarte für HH1 und HH2 gibt es auf meiner Webseite hier


    Patrick Hartigan von der Rice University in Houston, Texas, hat mit Hubble-Beobachtungen einen kleinen Film der Bewegung von Knoten innerhalb des Jets von HH1 zusammengestellt.



    image: Patrick Hartigan


    HH1 und HH2 sind um einiges schwieriger als NGC 1999 und man braucht schon vermutlich 12-16", um überhaupt was zu sehen. HH2 ist etwas heller und mit meinem 22" gut indirekt zu halten, HH1 ist schwächer und etwas schwieriger, aber dennoch sicher zu sehen. Beide erscheinen dabei selbstverständlich ohne Struktur.


    In der weiteren Umgebung zeigt die einbettende Molekülwolke noch viele weitere interessante Strukuren.

    image:NOAO/AURA/NSF


    Diese Strukturen sind jedoch dann wirklich Hardcore [xx(]. Die hellste, einer "Fließstruktur" ähnelnd und rechts oberhalb der Bildmitte, trägt den Nickname "Waterfall". An der habe ich mir schon die Zähne ausgebissen, konnte aber bisher nix sicheres sehen.


    Viel Spaß beim Beobachten!
    Reiner