Hallo Heiko,
generell sehen digitale Kameras mehr Blau als klassische Filmkameras. Das habe ich bei etlichen Teleobjektiven beobachtet, die an Digitalkameras blaue Hoefe produzieren. Ein "Minus-Violett-Filter" sollte hier helfen. Wenn Deine Kamera nicht astromodifiziert ist, ist der Infrarotlichtteil schon weggefiltert. Generell ist blau ein groesseres Problem, da bei optischen Glaesern die Dispersion (=Brechzahlaenderung mit der Wellenlaenge) bei kurzen Wellen hoeher ist ais bei langen. Deshalb die Blausaeume.
Die Brechkraft der Linse ist zonenabhaengig. Der paraxiale Strahl (Strahl auf der optischen Achse durch die Linsenmitte) geht ohne Brechung durch, waehrend ein dazu paralleler Strahl in zunehmender Entfernung zur optischen Achse zunehmend stark gebrochen wird, wobei die chromatische Aberration aufgrund der Dispersion im Glas zunehmend deutlicher zu Tage tritt.
Auf eine bikonvexe Einzellinse vereinfacht, "sieht" ein Lichtstrahl erst einen in einer Richtung geneigten Luft-Glas-Uebergang, und dann den in die andere Richtung geneigten Glas-Luft-Uebergang. An beiden Flaechen erfolgt der "Knick" des Strahls in die gleiche Richtung, und auch die Dispersion erfolgt in die gleiche Richtung, weil sich Flaechenneigung und Mediensequenz beide umkehren. Fuer einen Strahl, der einen Punkt auf der Linse durchlaeuft, ist die Situation wie in einem Prisma.
Und ein Prisma macht ein weiteres Spektrum, wenn der Prismenwinkel vergroessert ist. Eine Keilplatte mit z.B 1 Grad macht kurze Spektren, ein 60-Grad-Prisma lange. Nahe der Linsenmitte ist der effektive "Prismenwinkel" kleiner als naeher am Linsenrand. Um die chromatische Aberation zu reduzieren, muss deshalb die Linse entweder langbrennweitiger sein (weniger Brechkraft), oder sie muss abgeblendet werden. Dabei werden nur die Teile der Linse beruecksichtigt, die eine geringe Brechkraft haben.