Beiträge von JSchmoll im Thema „Blaue und schwarze Halos um Plejaden“

    Hallo Heiko,



    ein kleiner ED-Apo mit Bildfeldebner ist schon was Feines. Oder ein gutes Teleobjektiv. Da sind mehr Linsen drin als beim Sucher und deshalb klappt die Korrektur dann auch besser. Ein Sucher ist halt nicht zum Bildaufnehmen gedacht, ausser zu Leitzwecken.


    Ein Newton mit Komakorrektor kommt auch nicht schlecht, und ist bei Brennweiten ueber 500mm die guenstigere Wahl. Seit Jahren benutze ich einen Skywatcher 200/1000er Newton mit Komakorrektor auf einer EQ6, und die Bilder sind ordentlich. Ein Teleobjektiv mit f/5 f=1000mm (oder wegen der Fangspiegelverluste sagen wir f/5.6 f=1000) waere hingegen unbezahlbar. Im kuerzeren Bereich nutze ich z.B. ein Zenitstar66 mit 355mm, aus denen durch den 0.8x-Ebner 284mm werden, bei dann f/4.3. Sterne bis zum Rand punktfoermig und von Farbe kaum eine Spur. Wie ein sehr gutes Tele, das in den Abmessungen wahrscheinlich schon teurer waere als das Fernrohr.

    Hallo Heiko,



    generell sehen digitale Kameras mehr Blau als klassische Filmkameras. Das habe ich bei etlichen Teleobjektiven beobachtet, die an Digitalkameras blaue Hoefe produzieren. Ein "Minus-Violett-Filter" sollte hier helfen. Wenn Deine Kamera nicht astromodifiziert ist, ist der Infrarotlichtteil schon weggefiltert. Generell ist blau ein groesseres Problem, da bei optischen Glaesern die Dispersion (=Brechzahlaenderung mit der Wellenlaenge) bei kurzen Wellen hoeher ist ais bei langen. Deshalb die Blausaeume.


    Die Brechkraft der Linse ist zonenabhaengig. Der paraxiale Strahl (Strahl auf der optischen Achse durch die Linsenmitte) geht ohne Brechung durch, waehrend ein dazu paralleler Strahl in zunehmender Entfernung zur optischen Achse zunehmend stark gebrochen wird, wobei die chromatische Aberration aufgrund der Dispersion im Glas zunehmend deutlicher zu Tage tritt.


    Auf eine bikonvexe Einzellinse vereinfacht, "sieht" ein Lichtstrahl erst einen in einer Richtung geneigten Luft-Glas-Uebergang, und dann den in die andere Richtung geneigten Glas-Luft-Uebergang. An beiden Flaechen erfolgt der "Knick" des Strahls in die gleiche Richtung, und auch die Dispersion erfolgt in die gleiche Richtung, weil sich Flaechenneigung und Mediensequenz beide umkehren. Fuer einen Strahl, der einen Punkt auf der Linse durchlaeuft, ist die Situation wie in einem Prisma.


    Und ein Prisma macht ein weiteres Spektrum, wenn der Prismenwinkel vergroessert ist. Eine Keilplatte mit z.B 1 Grad macht kurze Spektren, ein 60-Grad-Prisma lange. Nahe der Linsenmitte ist der effektive "Prismenwinkel" kleiner als naeher am Linsenrand. Um die chromatische Aberation zu reduzieren, muss deshalb die Linse entweder langbrennweitiger sein (weniger Brechkraft), oder sie muss abgeblendet werden. Dabei werden nur die Teile der Linse beruecksichtigt, die eine geringe Brechkraft haben.

    Hallo Heiko!


    Das ist ganz klar chromatische Aberration. Das Sucherfernrohr ist ja recht kurzbrennweitig. Und die Transformation per Barlowlinse vergroessert die chromatische Aberration zusaetzlich. Es ist nicht so, dass ein auf f/10 "gebarlowter" f/5-Refraktor auf einmal die chromatische Aberration eines f/10-Refraktors hat. Die Chromasie wird ja durch die Brechkraft des Objektivs erzeugt.


    Dazu kommt, dass Sucher meist verkittete Achromate sind (also noch weniger Korrekturfreiheitsgrade) und die chromatische Korrektur aufgrund der geringen Vergroesserung keine grosse Rolle spielt.


    Waere schoen, wenn das ginge: Ein Skywatcher f/5-Richfieldachromat fuenfmal "gebarlowt" haette die Abbildungsleistung eines f/25-Fraunhofers, die fast schon apochromatisch waere. Wenn das ginge, wuerden ganz viele kurze f/25-"Apos" mit eingebauter Barlowlinse verkauft. Leider spielt hier die Physik nicht mit. Die hohe Brechkraft der schnellen Linse laesst die roten und blauen Strahlen an verschiedenen Stellen auf der optischen Achse landen, und die Barlowlinse verstaerkt diesen Effekt eher als dass sie ihn abschwaecht.