Beiträge von Heljerer im Thema „Zentrum der Milchstrasse als Lichtverschmutzer?“

    Hallo Helmut!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: HHausHH</i>
    <br />Im Mai 1964 habe ich mich in eine dunkle Ecke zwischen die Häuser gestellt und konnte den Schatten meiner Hand auf einem weißen Blatt Papier deutlich wahrnehmen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das sind im Prinzip genau die Maßnahmen, die man treffen muss, um überhaupt eine Chance zu haben:


    - Himmel abschirmen
    - Lichtstrahlen senkrecht auf Oberfläche auftreffen lassen


    Die Rückstrahlung vom Papier liegt in deiner Anordnung etwa eine Zehnerpotenz oberhalb der Sehschwelle.


    Einziges Problem: Die notwendige dunkle Ecke zwischen den Häusern wird man in Deutschland nicht mehr finden.


    Gruß
    Wolfgang

    Hallo Freunde der natürlichen Lichtverschmutzung!


    Ich habe schon gelegentlich gelesen, dass Venus einen sichtbaren Schatten werfen soll. Im Wikipedia-Artikel "Schatten" wird z.B. darüber spekuliert. Ich selbst habe das nie praktisch überprüft, habe das aber immer ins Reich der Legenden eingeordnet.


    Ich habe diese Diskussion hier mal zum Anlass genommen und bisschen nachgerechnet:


    In unseren Breiten steht die Venus nach Ende der astronomischen Dämmerung schon ziemlich tief. Da wird das Ganze sowieso schwer. Ich gehe mal von 20° Höhenwinkel aus, wozu man sicherlich weiter nach Süden fahren muss.


    Extinktionskoeffizient: 0,2
    max. Helligkeit ohne Extinktion: -4,6 mag
    Helligkeit inkl. Extinktion: -4,0 mag entsprechend 0,085 mlx (Millilux)
    Fällt dieses Licht senkrecht auf eine Schneelandschaft (Albedo = 0,9), ergibt sich als rückstrahlende Leuchtdichte: 0,9 x 0,085/Pi = 0,024 mcd/m²
    Auf einen horizontalen Boden trifft das Licht aber schräg (hier im Winkel von 20°) auf. Die Leuchtdichte verringert sich entsprechend Cosinusgesetz: 0,024 mcd/m² x cos(70°) = <b>0,0083 mcd/m²</b>


    Die Sehschwelle liegt bei ca. 0,003 mcd/m².


    Das heißt: Der Schneeboden strahlt infolge der Venus tatsächlich gerade so am Rand der Sehschwelle zurück. Bei Grasboden (Albedo 0,2) hätte man schon keine Chance mehr.


    Aber kann man auch einen Schattenwurf der Venus sehen?
    Hierzu muss man die Beleuchtung durch den unverschmutzen Nachthimmel betrachten. Wie bereits erwähnt, liegt die Leuchtdichte im Zenit idealerweise bei ca. 0,15 md/m². Auch bei bestem Himmel wird es durch den Airglow in Richtung Horizont aber heller. Gehen wir trotzdem als Mittelwert über den Himmel von sehr optimistischen 0,15 mcd/m² aus. Bei kompletter Horizontsicht wird der Boden von der gesamten Himmelhalbkugel beleuchtet.


    Damit ergibt sich für die rückstrahlende Leuchtdichte des Bodens (Albedo 0,9) sehr einfach: 0,9 x 0,15 mcd/m² = 0,135 md/m². D.h. der Himmel beleuchtet die Landschaft deutlich stärker als dies die Venus tut.


    Rundum den Schatten liegt die Helligkeit bei 0,0083 + 0,135 = 0,1433 mcd/m².


    Der Kontrast beträgt 0,1433/0,135 - 1 = 0,06 = <b>6 %</b>.


    Das lässt sich auf diesem niedrigen Helligkeitsniveau beim besten Willen nicht wahrnehmen. So ist also ein Schatten ganz sicher nicht sichtbar!


    Jetzt kann man sich überlegen, wie man die Anordnung ändern kann, um doch noch irgendwie einen Schattenwurf hinzukriegen.


    - Schatten auf Wand werfen statt auf Boden
    - Teile des Himmels abschirmen, indem man sich auf eine Lichtung stellt
    - Warten bis die Venus durch ein Wolkenloch scheint


    Ich will jetzt nicht 100%ig ausschließen, dass man das alles irgendwie doch noch arrangieren kann.


    Trotzdem: Für mich bleibt der Venusschatten eine Legende.


    Gruß
    Wolfgang



    0,15 mcd/m² sind übrigens 22,14 mag/arcsec²

    Hallo Norman,


    ich bin auch lange Zeit davon ausgegangen, dass der natürliche Nachthimmel wesentlich dunkler ist als dies tatsächlich der Fall ist. Als ich in USA dann in Regionen war, die laut Lichtverschmutzungskarte wirklich unbelastet sind, habe ich mir zum ersten Mal einen Eindruck zum natürlichen Restlicht verschaffen können. Auch dort sieht man problemlos die Bäume vor dem Himmel als schwarze Sihouette. Trotzdem ist ein unberührter Nachthimmel natürlich ein tolles Erlebnis!


    Gruß
    Wolfgang

    Hallo zusammen,


    vielleicht mal ein paar Zahlen zu den natürlichen "Lichtverschmutzern".


    Die entscheidende Größe ist hier das, was die Astronomen Flächenhelligkeit [mag/arcsec²] nennen. Die dazugehörige physikalische Größe ist die "Leuchtdichte Lv", gemessen in cd/m² (Candela pro Quadratmeter) oder am Nachthimmel in mcd/m² (Millicandela pro Quadratmeter). Die Angabe in mcd/m² hat gegenüber der Angabe in mag/arcsec² den Vorteil, dass die Werte anschaulicher sind und dass man wesentlich einfacher damit rechnen kann.


    Sehschwelle: 0,003 mcd/m²
    Airglow (Nachthimmellicht): 0,15 bis 1 mcd/m²
    Milchstraße: 0,5 - 1,3 mcd/m²
    Zodiakallicht: Hierfür habe ich direkt keinen Wert bei der Hand


    Der natürliche Nachthimmel ist aufgrund des Airglows weit davon entfernt wirklich rabenschwarz zu sein. Selbst unter allerbesten Bedingungen ist die dunkelste Stelle am Himmel noch ungefähr 50mal heller als die Sehschwelle.


    Auch die Landschaft wird unter natürlich dunklem Himmel so stark beleuchtet, dass sie mit 0,01 bis 0,15 mcd/m² zurückstrahlt, was immernoch oberhalb der Sehschwelle liegt.


    Gruß
    Wolfgang