Beiträge von Mr_beteigeuze im Thema „Leichter Spiegel“

    Hallo in die Runde,
    da ich leider zeitlich etwas eingespannt bin, hat meine Antwort hierauf doch recht lange gedauert. Im Frühjahr diesen Jahres machte mich Gerhard auf sein neues Projekt aufmerksam. Grob- und Feinschliff, sowie Politur hatte er bereits erfolgreich an dem Testspiegel absolviert. Lediglich der finale Schritt, die Parabolisierung wollte noch nicht so recht hinhauen. Ganz uneigennützig (ich könnte mir so einen Spiegel in Groß auch ganz gut vorstellen) erklärte ich mich also bereit dem Spiegel den letzten Schliff zu verpassen.
    Anbei meine Erfahrungen die ich gemacht habe:
    Die Lagerung erfolgte in einer -verglichen zu den klassischen Spiegelträgern- relativ simplen Schlingenlagerung. Die Stege dienen hierbei als Auflage. Eine Verformung des Spiegels konnte ich hier nicht feststellen.



    Natürlich interessierte als erstes in wie weit die Stege durch das Glas drücken und ob dieser Einfluss eventuell negative Einflüsse auf die Abbildung haben könnte. Im Foucaulttest waren sie jedenfalls deutlich sichtbar



    Als erstes fallen natürlich diese vielen Reflexe auf. Diese sind zurückzuführen auf die hintere Glasplatte und liegen nicht im Spiegelträger. Jetzt, mit Aluschicht sollten diese nicht mehr zu sehen sein.
    Zu den Auflagepunkten sei erwähnt, dass dieses Bild, bei annährend sphärischem Spiegel entstanden ist. Der Foucaulttest ist für Abweichungen dieser Art gerade in diesem Stadium sehr empfindlich und es sieht alles dramatischer aus, als es in Wirklichkeit ist. Glücklicherweise ist heutzutage eine Quantifizierung mithilfe der interferometrischen Auswertung möglich. Hierzu wurde die A-B Methode in OpenFringe angewandt.
    Hiermit erhält man folgende Auswertung. (Wie die A-B Methode genau funktioniert hat Kurt vor einigen Jahren beschrieben
    http://www.astrotreff.de/topic…HIVE=true&TOPIC_ID=114426)



    Es zeigt sich, dass das Durchdrücken der Stege messbar, aber durchaus im tollerierbarem Bereich liegt. Ein weiteres Interessantes Detail ist der Einfluss der Stege auf die Glasoberfläche. Entsprechend der Theorie erfolgt bei der Politur ein stärkerer Abtrag des Glases an den Auflageflächen der Stege. Demzufolge sollte
    an diesen Stellen auch die Vertiefungen liegen. Eine Bildüberlagerung des Rohlings und der interferometrischen
    Auswertung bestätigte dies.



    Die Abbildung zeigt die interferometrische Vermessung über das Bild des Spiegels im Prüfstand. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten des Bath, muss die interferometrische Auswertung gespiegelt werden. Bevor die Bilder übereinander gelegt werden können, müssen noch die Verzerrungen entfernt werden. Ich finde es jedenfalls verblüffend, wie eindeutig hier die theoretische Aussage bestätigt wird.


    Von der Ausgangssituation bis zur fertigen Parabel, war es trotz des Designs mehr oder weniger buisness as usual. Lediglich bei der Reinigung des Spiegels musste höllisch aufgepasst werden, dass kein Wasser in oder zwischen die Stege kam. Die Verdunstungskälte verzog nämlich den Spiegel derart, dass ein zeitnahes Messen nicht mehr möglich machte.


    Als Endergebnis kam ein Spiegel nahe der Beugungsgrenze heraus. Klar, besser geht es immer, jedoch ist dieser Spiegel ein Versuchsobjekt und der nächste Schritt ist nun, wie sich das Teil in der Praxis verhält.


    Gerhard ist derzeit mit dem Bau des Teleskopes beschäftigt. Wir sind jedenfalls auf das Firstlight am Himmel sehr gespannt.


    Klaren Himmel, Matze