Hallo Leute,
erst mal schoenen Gruss aus Suedfrankreich ....
'War die Woche nicht online und bin erst heute ueber euren Thread
gestolpert.
Also mein Senf dazu (ohne Gewaehr):
In der Sache mit der Aufloesung ist nach kurzer Ueberlegung der Ullrich/Kurt
wohl auf der richtigen Spur:
Es sind wohl zwei Dinge zu unterscheiden:
1) Detailaufloesung, d.h. das Erkennen einer Struktur.
2) Detektierbarkeit, d.h. man sieht das ist was, aber es ist "gestaltlos"
Will man zwei Punkte unterscheiden (Doppelsternproblem), dann braucht man
sozusagen die minimale Detailaufloesung. Dazu braucht mehr Oeffnung als bei der
Detektierbarkeit. Aber selbst wenn man beide Sterne nicht trennen kann, sind
beide selbstverstaendlich nicht sofort spurlos verschwunden. Insgesamt sieht man
sie schon noch: Nur nicht mehr trennbar, aber als Einzelstern noch immer
detektierbar.
Mit der Enke liegt der Fall wohl aehnlich: Man kann durchaus sehen, dass da was
schwarzes auf weissem Grund ist. Die Enke ist dann auch besonders interessant,
denn in radialer Richtung ist sie nicht Detailaufloesbar, in azimutaler
Richtung aber schon. Da liegt ihre Groesse naemlich in der Groessenordnung des
Ringdurchmessers.
Was da also passiert ist das selbe, als wenn man eine Zeitung auf laengere
Distanz lesen will, die zwar ueber ihre ganze Breite beschrieben ist, deren
Buchstaben aber ganz klein sind und deren Zeilenabstand recht gross ist:
Auf eine ganz grosse Entfernung erscheint die Zeitung einfach grau. Etwas
naeher sieht man, da ist was schwarzes auf der Seite und es ist ungefaehr so
lang wie die Zeitung breit ist, was es aber genau ist, erkennt man nicht mehr.
Das ist der Fall wo man in Zeilenrichtung bereits Detailaufloesung hat, in
Spaltenrichtung noch nicht. In Spaltenrichtung hat man nur Detektierbarkeit.
Kommt man ganz nahe heran, dann hat man in beide Richtungen Detailaufloesung
und somit in beiden Richtungen das Rayleighkriterium erfuellt.
Die entscheidende Frage fuer die Enke ist also nicht: Was ist die Grenze der
Detailaufloesung (das waere ueber die Optik zu berechnen), sondern was ist
die Schwelle der Detektierbarkeit. Und das hat nichts mit der Optik zu tun,
sondern duerfte ein sehr knackiges Problem der Sinnesphysiologie sein, naemlich
der neuronalen Bildverarbeitung im Oberstuebchen. Dazu ein Beispiel, dann wird's
klar:
Feiner Staub liegt unter der Detailaufloesungsschwelle des Menschlichen Auges.
Ohne Mikroskop ist das Zeug immer "formlos" (wenn's nicht gerade Riesenfusseln
sind). Und daher nicht ueberraschend: dunkler Staub gegen blauen Himmel zu sehen
ist so gut wie unmoeglich. Wer jetzt allerdings in seine eingeschaltete
Schreibtischlampe starrt, der sieht den Staub in der Luft tanzen.
Aha, ohne was an der Optik zu aendern - Tagadaption=Apertur und Staubgroesse
bleibt ja gleich - ist er im zweiten Fall detektierbar, im ersten nicht. Und -
dann wird's noch kniffeliger, wenn er sich bewegt sieht man es witzigerweise
noch besser, als wenn er ruhig in der Luft schwebt.
Tom:
Um eine duenne dunkle Linie auf weissem Grund wahrzunehmen, muss man sie nicht
unbedingt in beide Richtungen a la Rayleigh&Co aufloesen koennen.
Eine genuegt dazu mit unter. Deine Ueberlegungen fangen an zu greifen, wenn
man zwei Saturnringe im Abstend der Enke mit der Breite der Enke trennen
wollte und wissen will ob's zwei Ringe oder nur ein breiter ist.
Ich lass' mir jetzt auf eur Wohl noch 'nen Wein reinlaufen und sag erst mal
tschuess ...
Mario