Beiträge von Lars73 im Thema „M57 mit 160 mm Öffnung“

    Hallo Leute,
    nach dem alten Handwerkerrat "Das würde ich an ihrer Stelle komplett neu machen lassen" habe ich nochmal drei Abende mit Aufnahmen von M57 zugebracht.
    Da mir das Öffnungsverhältnis 1:10 schon etwas lichtschwach vorkam, musste dafür noch ein Ricardi-Reducer her, der den Refraktor auf f = 1200 mm bringt, also auf 1:7,5.
    Die erreichte Auflösung ist meine ich noch einen Tick besser geworden - die Luminanz ist 1,5 s statt vorher 2 s belichtet. Dabei entsprechen 1,5 s bei 1:7,5 schon 2,67 s bei 1:10.
    Seltsamerweise scheint das Signal der feinen Wasserstoff-Ausläufer am Rand aber schwächer zu sein.
    Verarbeitet sind:
    L: 1852 x 1,5 s / R: 746 x 2,8s / G: 432 x 2 s / B: 555 x 2,5 s (gesamt knapp 2 Stunden)
    In DSS wurde dreifach gedrizzelt, dann auf die Hälfte verkleinert. Für den folgenden Ausschnitt schließlich auf 80% reduziert:


    Es bleiben noch die Sterne als Baustelle, aber nach einigen Stunden Gradationskurven-Trainings wollte ich mal das Ergebnis zeigen.
    Ein Hoch auf die Kurzzeitbelichtung ;)


    Gruß Lars

    Hallo Ralf,
    besten Dank für deine Einschätzung, es freut mich sehr ;)
    Ohne Vergleichsbilder wäre es viel schwerer, das mögliche aus dem Material herauszubekommen und dabei nicht in die Falle der Überschärfung zu tappen. Außer an deiner Aufnahme habe ich mich auch an der von Bernd Flach-Wilken und Volker Wendel orientiert (auf spiegelteam.de zu finden, die mit 12"/15"). Sehr interessant ist auch die von Bernd Gährken am 80 cm- Spiegel in München, die aus 2004 stammt. Er hat damals schon mit Kurzzeitbelichtungen von 1,28 s gearbeitet und eine Mintron-Kamera genutzt. Ich glaube das waren hochempfindliche SW-Überwachungskameras, die für Astro "entdeckt" wurden. Diese SW-Aufnahme ist schön mit dem Luminanzkanal zu vergleichen.
    Mir ist noch aufgefallen, wie unterschiedlich die Bilder auf dem Monitor je nach Tageszeit, also Umgebungshelligkeit, wirken. Was abends leuchtet sieht tagsüber flauer aus. Und gerade beim inneren Teil des Nebels kommt es wie ich finde auf Nuancen an.
    Für die Luminanz werde ich noch Belichtungszeit sammeln, um das Bild glatter zu bekommen.
    Die Sanierung der Sterne ist die nächste Baustelle. Mit Maskierungen kenne ich mich nicht aus, zumal ich nur mit Fitswork und Giotto schärfe. Aber mal sehen was in Affinity Photo an Werkzeugen geeignet ist. Das Problem mit den Sternen im Nebel entsteht scheinbar erst beim Mexican Hat in Giotto. Die PSF-Schärfung in Fitswork lässt die Sterne noch ohne dunklen Rand zurück.


    Jedenfalls ist es faszinierend welche Möglichkeiten wir heute haben. Ich muss oft an Antoniadi denken, der mit dem 82 cm-Refraktor in Meudon die Marsopposition von 1909 beobachtet und die beste visuelle Marskarte geschaffen hat. Er meinte es sei so, als würde für Bruchteile von Sekunden ein Schleier von dem Planeten fortgezogen und die Einzelheiten würden offenbart. Heute sitzen wir am Computer und bemühen uns, die Schleier mit Hilfe der Mathematik zu lüften.



    Das erste Bild hatte ich von knapp 1800 px Breite (was von 1920 px Aufnahme übrig war) auf 1200 px verkleinert (Dateigröße 214 kB). Die Forumsoftware hat bei der Kürzung auf 800 px noch 24 kB übrig gelassen. Das dürfte die Signalverkürzung erklären.
    Daher hier noch eine Version, die gleich auf 800 px gebracht ist:



    Gruss Lars

    Hallo Andreas, hallo Eric,
    danke für das Feedback ;)
    Beim L-Kanal war das Gain 403 und das Gamma 75, bei den Farbkanälen jeweils 450 / 70.
    Werden mit der gekühlten Variante die Bilder eigentlich schon bei kurzen Belichtungszeiten (1 - 3 s) rauschärmer oder macht sich das erst bei längeren Zeiten bemerkbar ?
    Nach dem Datenblatt fällt die Empfindlichkeit der ASI290 zu Rot hin schwächer ab als z.B. bei der ASI120, daher kommen die roten Ausläufer recht gut heraus.
    Hab heute noch ein bisschen mit Fitswork probiert. Die Funktion Farblyer zurechtrücken ist mir soweit schon klar, aber ich muss schon einige Male die Feldmarkierungen ändern bis das Programm nach mehreren Durchlaufen die Kanäle zur Deckung bringt. Da lohnt es sich auch in den Ecken genau nachzusehen, daß keine Verdrehung übrig bleibt, die man in der Mitte gar nicht bemerkt.


    > Eric: Ja die Sterne müssten komplett neu gemacht werden, das hat mich jetzt überfordert. Die Sterne vertragen die Schärfungsschritte für den Nebel nicht. Auch der Hintergrund könnte weniger reduziert sein. Wenn ich es richtig sehe geht es wohl immer nur mit getrennter Bearbeitung von Nebel und Sternfeld. Das nehme ich mal bei Regenwetter in Ruhe in Angriff.


    Gruss Lars

    Hallo allerseits,
    angeregt durch das schöne Ergebnis von Ralf (30sec) von 2015 mit einem C11 habe ich nun ebenfalls versucht, mit Kurzbelichtungen möglichst viele Details im Ringnebel zu erfassen. So wurde M57 gleich das erste Testobjekt für DeepSky-Aufnahmen mit dem 160er AOM-Refraktor. Mit 1600 mm Brennweite ist er nicht ganz so lichtstark wie andere APOs, aber die ASI290mm ist doch recht empfindlich und sollte damit zurechtkommen. So zumindest die Überlegung. Bei dieser Koppelung entspricht 1 Bogensekunde knapp 2,7 Pixeln.
    An Himmel muss man dieses Jahr das wenige nehmen was zugeteilt wird. Die Luminanz habe ich am letzten Sonntag (13.08.) bei abnehmendem Halbmond belichtet. Von 1800 Frames mit 2 s Belichtungszeit wurden 75% verwendet, also effektiv 45 Minuten. Die Farbkanäle kamen in der folgenden Nacht an die Reihe. Hier ging es nicht ohne 2x2 Binning - der Rotkanal brauchte 3 s Belichtungszeit (800 Frames). Bei Grün und Blau konnte ich auf 2 s heruntergehen (910 / 980 Frames). Gestackt wurden je 65% mit DSS (2fach gedrizzelt). Im fertigen Bild sind also nur 112 Minuten Belichtungszeit enthalten. Das könnte noch ausgebaut werden ;)


    Die Bearbeitung war der eigentlich schwierigere Teil. Viele werden es kennen - man steigert sich förmlich rein in die Bearbeitung. Richtig faszinierend wird der Vergleich der Details mit anderen Aufnahmen - und da gibt es einige sehr gut aufgelöste, die eine Suche im Netz zutage fördert. Nach mehreren Stunden ist es wie mit einer Landkarte. Man vertieft sich in die Einzelheiten und fühlt sich in dem Nebel ganz wie zu Hause. Und er zieht einen wie ein magisches Auge in seinen Bann.
    Die iterative PSF-Schärfung in Fitswork habe ich bei allen Kanälen angewendet. Die Luminanz vertrug noch eine leichte Nachschärfung in Giotto mit dem Mexican-Hat. Etwas heikel in Fitswork ist wie ich finde die Zusammenführung der RGB-Kanäle. Das funktionierte nur nach mehreren Anläufen. Mit Aphoto erfolgte die Endbearbeitung mit Tonwertkorrektur und Gradationskurven. Die Artefakte an den 3 oder 4 hellsten Sterne habe ich nur notdürftig "reparieren" können.


    Fürs erste bin ich ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Sogar der kleine Stern blinzelt hervor, der mit dem Zentralstern und dem daneben ein rechtwinkliges Dreieck bildet.


    Hier also das gesamte Feld inkl. der kleinen IC-Galaxie (leider auf 800 Pixel verkleinert - wie verhindert man das ?):

    und der 100%-Ausschnitt:


    Gruss Lars