Beiträge von Rieger im Thema „Teleskop für die Stadt, Mond, Einsteiger max. 300€“

    Hallo Astrodude,


    ich möchte ja mit meinen allerhöchst wertgeschätzesten Astro-Intimus Heiko nicht zanken, weshalb ich ihm zuerst zustimme, wenn er empfiehlt, die "Lange Nacht der Astronomie" in BÄRlin zum Erfahrungsaustausch zu nutzen und durch unterschiedliche Teleskoptypen zu schauen.


    Die Erfahrungen mit Deep-Sky-Beobachtungen aus der Großstadt habe ich mindestens jeden Montag an der Volkssternwarte in Wanne-Eickel mitten im Ruhrgebiet und das ist sooooo erschütternd: Offene Sternhaufen gehen mit den Dobsons (die dort auch bis 16" zur Verfügung stehen). Die machen sich aber auch in einem Refraktor gut, wenn man höher vergrößert und der Himmelshintergrund dadurch dunkeler wird und dieser Teleskoptyp die Sternchen sauberer definiert als ein Newton. Sobald es um was Nebeliges geht, ist auch im Dobson/Newton außer am Zentrum des Orionnebels und der Andromedagalaxie (ja, die Begleiterchen allenfalls noch) fast schon Schluss; Ringnebel M 57 hat auch noch eine hohe Flächenhelligkeit, wie auch M 97 (Eulen- oder "Schweinenasennebel"). Ich kann mich aber noch an die Supernova in M 101 vor ein paar Jahren erinnern, die ich mit Heiko von Medebach aus (da steht meine eigene Astrobude) und an der man genau jeden Spiralarm definieren konnte - aus Medebach wohlgemerkt / aus Wanne heraus hat man mit Dobson gar nicht erst die Sternchen zum Auffinden gesehen und als wir an der richtigen Stelle sein sollten - da war ein Punkt zu sichten, der die Nova war (oder sein sollte / nee, es war schon wirklich ein Stern zu viel am Hauptteleskop.) - aber von der Galaxie rein gar nichts, nicht mal das Zentrum!
    Ich habe freilich mit einem 6" TAL-Newton etwas mehr Zentrum vom Orionnebel gesehen, als mit meinem alten 80mm Refraktor, doch wenn ich nun zu den Planeten aus der Großstadt komme: Die in meinem obigen Beitrag erwähnten 5 Saturnmonde gingen nur bei Übervergrößerung mit dem 80mm Refraktor/ Das Tal zeigte, da die Bilder unruhiger blieben außer Titan nix weiter. Da also Newtons keine Großstadtröhren sind, wuchs mir dann mein heutiger "kleiner" 125er Lichtenknecker zu, übrigens der von eben dem "Hannes" hier oben - (Grüße Hannes: Dein ehem. LK ist unter der Woche bis heute mein meist benutztes Teleskop geblieben!). Das TAL habe ich danach nie mehr benutzt. Setze ich den 125er Refraktor nun fairerweise in Relation zu meinem 250er Opticon-Spiegel, über den ich hier im Forum aktuell auch einen Spiegel-threat "hartnäckiger Asti in Traditionsnewton" laufen habe: Darin schildere ich, was der schön vorgekühlt auf dem Lande auch am Planeten konnte. Seit er nicht mehr auf der Sternwarte steht und nicht ohne weiteres schön vorgekühlt im Ruhrgebiet unter der Woche von mir eingesetzt werden soll, versagt er bis heute! Mit Hannes ehem. 125er Refraktor konnte ich noch im Frühjahr eine schlichte Marszeichnung in einem Nachbarforum einstellen, bei dem der Mars nur noch 4,7 Bogensekunden Durchmesser hatte.


    Wenn du, und jetzt spreche ich "Astrodude" wieder an, wie du schreibst bereit bist, deine Transportmöglichkeiten stets zur Flucht aus BÄRlin zu nutzen, dann, und nur dann habe ich gegen den Vorschlag vom lieben Heiko nix mehr einzuwenden. Wenn du aus BÄRlin heraus spechteln willst, dann kennst du meine Empfehlung wohl.


    Wir können, Heiko, ja mal ein Deep-Sky-Teleskoptreffen in BÄRlin oder in Wanne-Eickel verabreden (am besten nächste Woche, da ist Cranger Kirmes und die Lichtfülle bei mir im Garten entspricht der auf BÄRlins "ALEX"). Fairerweise lasse ich nicht unerwähnt, dass ich einmal einen schönen Mars durch Loenis alten 12" Dobson aus Wanne heraus gesehen habe, aber das war das einzige mal gegenüber stets enttäuschenden Newton-Planetensichtungen aus der Stadt.


    Das Fazit, auf das ich am Ende hinaus will lautet, wohlgemerkt für den Großstadteinsatz:
    Der Newton zeigt in der City beim kurzfristigen Einsatz nur einen Bruchteil seiner vollen Leistung / Der Refraktor immerhin an Mond und Planeten seine volle Leistung! Deep-Sky macht an beiden Systemen nur bei Sternhaufen Sinn, so recht keinen an Nebeln.


    So, jetzt habe ich mich leergeschrieben zum Thema.


    CS.


    Hubertus

    Hallo Astrodude,


    da hat der Hannes was recht Nettes ausgegraben. Die NP-Montierung (wohlgemerkt mit ausziehbarem Alustativ, wie ich sie kannte) ist für den Hebel grenzwertig. Hannes Vorschlags-Refri hat aber die NP-Monti auf Holzbeinen aus einem Stück. Das ist deutlich, deutlich stabiler, denn bei der Stabilität macht das Dreibein gut die halbe Miete aus. Das vernachlässigen wir oft bei Diskussionen hier im Forum und lamentieren dann allein über die Montis.
    Allerdings hat dieser Vixen keine justierbare Fassung. Wenn du daran gefallen finden solltest, denk an die Unterlegscheibe für den kritischen Probeblick. Das Teil stammt wohl aus ca. 1990 (+/- 5 Jahre).


    CS.


    Hubertus

    Hallo Astrodude,


    hier ein Bild zum Schnelltest: (Ihh, "tolerierbar" falsch geschrieben!)



    Wenn ein gebrauchter Refraktor keine erkennbaren Schäden am Objektiv erkennen lässt, sollte man zumindest kurz prüfen, ob das Objektiv gut auf die optische Längsachse ausgerichtet (sprich: gut kollimiert) ist. Dazu sollte man sich eine kleine Unterlegscheibe zur Inansichtnahme mit nehmen und damit möglichst zentral durch den Okularauszug zum abgedeckten Objektiv hineinschauen. Man spiegelt sich etwas Licht (Tageslicht oder das einer Lampe in den Tubus hinein und es sollten einem die Reflexe der Luft-Glas-Flächen unterschiedlich große Lichtreflexe der silbrigen Unterlegscheibe zurück reflektieren, durch die man eben in den Tubus guckt. Diese Reflexe sollten im Idealfall übereinander liegen. Minimale Abweichungen stören bei langen Refraktoren nun auch nicht wirklich (Man könnte diese bei horizontnaher Planetenbeobachtung zum Ausgleich der Lichtdispersion der Atmosphäre sogar sinnvoll nutzen - aber das führt hier zu weit.)
    Weichen die Reflexe sehr weit ab, so dass sie sich z. B. nicht einmal mehr berühren - Finger weg vom Kauf, wenn die Objektive nicht drei mal zwei Justierschrauben rings ums Objektiv aufweisen und man sie schnell selbst nachjustieren kann.
    Leider kamen schon Besucher zu mir in die Sternwarte, die neue, heute oft nicht justierbare Refri-Objektive haben, die extrem dejustiert waren, so dass ich denen nicht "mal eben" helfen konnte. Stimmt die Justierung in nicht-justierbarer Fassung allerding gut, so bleibt sie quasi "auf ewig verklebt" erhalten (Habe selbst auch ein solches Stück mal als Leitrohr erstanden). Es neigen aber verständlicherweise Leute dazu, die selbst einen Fehlkauf getätigt hatten, diese an ahnungslose Anfänger abstoßen zu wollen.


    CS.


    Hubertus

    Hallo Astrodude,


    (wäre lieb, wenn du uns dich allmählig auch beim Vornamen ansprechen ließest, wie wirs hier üblich tun.)


    Habe eben mitgelesen und schon viel Richtiges gelesen. Am fairesten wäre es, wenn man den Leuten besondere Aufmerksamkeit schenkt, die beide Teleskoptypen nutzen und bei denen die Spiegel (schon aus reinen Preisgründen) immer deutlich größer sind als deren Linsen.


    Da ich beides auch benutze, sage ich dir: Spiegel können gute Planeten zeigen, es hängt aber immer von so lästig vielen Parametern ab, dass sie das tun. Die Refraktoren sind dagegen so gutmütig, dass sie sogar, sofern sie aus einer (Dach-)Fensterlaibung herausragen, aus dem Fenster ohne Auskühlen scharfe Bilder zeigen. Man kann sie über eine Balkongeländerbrüstung hinweg nutzen, was z. B. die Anfängern gern empfohlenen Dobsons (ohne teuer Montierung also) nicht ohne weiteres können. 80mm Refri reichten (bei hoher Deklination) mir, um aus der Mitte des Ruhrgebiets bei 200+xfach (das schafft ein längerer Refri dieser Öffnung nämlich!) bei Opposition zur Sichtung von bis zu 5 Saturnmonden aus dem Dachfenster heraus.
    Schau dich z. B. als Monti mal gebraucht nach einer (aus Sicht der Fotofreaks sicher unsäglichen) EQ EM 10-Montierung um: Billiger GP-Klon aus China, der einen Refri bis 4" bis bis 1,2m Brennweite aber stabil trägt. Stabile Holz-Dreibeine dafür kann man sich auch selbst "schnitzen". Danach nach einem langen Refri bis 4" schauen. Das braucht etwas Geduld, könnte mit deinem Budget noch machbar sein und die Kombi kann ich als tauglich empfehlen.
    Wenn irgendwo die Original-Kombi z. B. eines Vixen 80x1200er auf New-Polaris angeboten wird (die eigentlich für den Hebel auch zu schlapp war), wird sie gleich als "Klassiker" beworben und der Preis übersteigt dein Budget.
    Soweit mein Sermon zum Thema.


    Viel Spaß bei der Suche und


    CS,


    Hubertus


    PS.: Habe dir gerade eine Skizze für einen Refri-Schnelltest für gebrauchte Refris als Bild hochgeladen, die auch für einen Einsteiger handhabbar ist, und stelle es dir ein, sobald es freigeschaltet worden ist. Ich will ja nicht, dass du auf gebrauchten Optik-Schrott hereinfällst.