Beiträge von Cleo im Thema „OdM August 2017 - M22 & friends“

    Hallo Mathias,


    Südhalbkugel ist natürlich unschlagbar - ich werd es im Sommerurlaub mal auf 46° Breite versuchen, nördliche allerdings...


    Bezüglich des rötlichen Sterns: in der Liste der Kohlenstoffsterne hier konnte ich da keinen in der Nähe finden. Wenn Du schreibst "heller Stern" war es evtl. 24 Sgr mit 5.5 mag und einem B-V Farbindex von 1.79. Ansonsten gibt es im Umkreis von < 1° auch noch deutlich rötere und schwächere.


    Danke noch für die gelungenen Zeichnungen - bei M22 sieht man schön die "Arme"!


    Viele Grüße


    Holger

    <b>OdM August 2017 - M22 & friends</b>


    Auf zur Jagd nach den Kugelsternhaufen! Diesen Monat geht es in den Schützen - im angelsächsischen Raum ist der zentrale Teil davon auch als "Teapot" bekannt, wie man in diesem Bild schön erkennen kann:



    Oberhalb des Teekannendeckels mit dem Stern Lambda Sagittarii (Kaus Borealis, 2.8 mag) an der Spitze finden sich hier in einem Feld von 3° Durchmesser vier Kugelsternhaufen, die im direkten Vergleich beobachtet werden können. Hier ist für jeden Himmel und jedes Teleskop etwas dabei.


    Freiäugige Beobachter können sich an <b>Messier 22</b> versuchen - mit einer Helligkeit von 5.1 mag sollte er bei guter Horizontsicht leicht zu finden sein. Als hellster von Europa aus sichtbarer Kugelsternhaufen (und der dritthellste überhaupt) ist M22 auch der erste, für den eine Beobachtung dokumentiert ist, und zwar durch Johann Abraham Ihle mit einem 2"-Refraktor im Jahr 1665. Den Vergleich mit dem viel bekannteren Kugelsternhaufen M13 braucht M22 übrigens nicht zu scheuen - das zeigt ein Blick auf die nackten Zahlen, wie auch die Bilder aus dem Palomar Optical Sky Survey.


    M22 (5.1 mag, 32' scheinbarer Durchmesser)


    Mit einer Entfernung von ca. 11000 Lichtjahren steht M22 von uns aus gesehen vor dem galaktischen Zentrum. Der tatsächliche Durchmesser ist ca. 100 Lichtjahre.


    M13 zum Vergleich (5.8 mag, 20' scheinbarer Durchmesser)


    M13 ist deutlich sternreicher (doppelte Masse) und größer (ca. 150 LJ) als M22, aber auch weiter weg (ca. 25000 LJ), so dass er nicht ganz so leicht aufzulösen ist. Die weitaus südlichere Stellung am Himmel führt dazu, dass M22 oft weniger eindrucksvoll erscheint als M13. Trotzdem ist M22 auch mit kleinen Teleskopen und/oder für Stadtbeobachter ein lohnendes Ziel. Meine Beobachtung mit dem 6"-Newton unter gutem Schwarzwaldhimmel zeigt deutlich die Begeisterung:

    <i>"Riesig, zerfällt bereits bei Aufsuchvergrößerung in Einzelsterne. Leicht elliptisch, helle und dunkle Arme am Rand. Sehr eindrucksvoll, im direkten Vergleich deutlich besser als M13."</i>


    Die Bilder hier zeigen übrigens nur die zentralen 15'x15' - schwache Bereiche von Sternhaufen sind erfahrungsgemäß visuell deutlich auffälliger als fotografisch, wo sie oft nicht so recht rauskommen.


    Widefieldbeobachter können alle vier Kugelsternhaufen auf einmal ins Visier nehmen. Im 120/600-Refraktor mit dem 31mm Nagler sollte sich folgender Anblick bieten:



    Gern hätte ich eine Zeichnung davon hier eingestellt. Ich lag die letzten drei Monate auf der Lauer, aber es hatten Wetter, Arbeit und Familie abwechselnd etwas dagegen. Auch im Netz konnte ich nichts finden - deshalb hier der Aufruf an die Richfield-Besitzer, das mal zu probieren! Inwieweit die schwachen Vertreter auch mit dem Fernglas sichtbar sind, hängt vermutlich stark von den Bedingungen ab (und von der Größe des Fernglases...). Hier die Übersicht der Sternhaufen:


    M28 (7.7 mag, 11' scheinbarer Durchmesser)


    M28 ist im 6"-Newton auch gut auflösbar - mit einer Entfernung von ca. 18000 LJ liegt er zwischen M22 und M13. Obwohl er eine ähnliche Masse hat wie M13 (ca. 600.000 Sonnenmassen), ist die scheinbare Helligkeit fast zwei Größenklassen geringer. Hier macht sich die Absorption in der galaktischen Ebene deutlich bemerkbar (wie übrigens auch bei M22, der sonst noch eindrucksvoller wäre).


    NGC6638 (ca. 9.5 mag, scheinbarer Durchmesser ca. 2')


    NGC 6638 liegt mit einer Entfernung von ca. 30.000 Lichtjahren bereits schräg hinter dem galaktischen Zentrum und erscheint bei kleinen Vergrößerungen sternförmig. Ähnliches gilt für


    NGC6642 (ca. 10.2 mag, scheinbarer Durchmesser ca. 1')


    Insbesondere für die schwachen Kugelsternhaufen lohnt sich auch der Einsatz von größeren Öffnungen. Die im Netz zu findenden Angaben zu Helligkeit und Größe streuen hier recht stark.


    Jetzt ran an die Teleskope - ich wünsche klaren Himmel und gute Beobachtungen!


    Holger