Beiträge von Atlas im Thema „Geldmittel für Profiastronomie“

    Hallo zusammen,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">ich frage mal anders herum: Welche Instanz soll denn bestimmen, ob Ausgaben/Investitionen in eine bestimmte Forschungsrichtung gut ist bzw. welche Forschung man bevorzugen soll?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Im Normalfall bestimmen das die Bewilligungsausschüsse der großen Förderorganisationen, basierend auf Fachgutachten. Als Forscher stellt man einen Antrag, der genaue Angaben darüber enthalten muß, welchen Gegenstand man erforschen will, welche Ergebnisse man erwartet, welche Mittel man dafür benötigt (Geräte, Personal, Reisen, Kopierkosten nicht zu vergessen), wie lange man zur Durchführung des Projektes braucht - und natürlich wieviel Geld man benötigt. Wenn man da hineinschreibt, daß man nicht wisse, was bei alldem herauskommen soll, weil man ja kann Hellseher sei, dann spart man sich besser das Portogeld.


    Der Antrag wird von der Förderorganisation an internationale Fachgutachter weitergeleitet. Wenn die Fachgutachten positiv sind, heißt das aber noch nichts, denn als nächstes werden alle positiv begutachteten Anträge eingesammelt, es wird ausgerechnet, was deren Bewilligung kosten würde und das wird verglichen mit der Summe an Fördergeldern, die zur Verfügung steht. Meist reicht das Geld nur für einen Bruchteil der Anträge. Spätestens dann wird bestimmt, welche Forschung man bevorzugt und welche nicht. Da gibt es auch Trends und Moden, die man als Antragsteller natürlich auszunutzen versucht. Im negativen Fall bekommt man von der Förderorganisation einen freundlichen Brief des Inhaltes, daß das beantragte Projekt zwar für förderungswürdig gehalten werde, aufgrund begrenzter Fördermittel allerdings leider abgelehnt wurde. Die Ablehnungsquote liegt in meinem Bereich, je nachdem an welche Organisation man sich wendet, so zwischen 50% und 95%. Der Wettbewerb ist also beinhart. Entscheidungen müssen getroffen werden, und eine Entscheidung für eine Forschungsrichtung ist immer auch eine Entscheidung gegen drei andere.


    Ich nehme mal an, daß das bei der NASA (Budget 2016: 19 Milliarden USD) und bei der ESA (Budget 2016: 5,25 Milliarden Euro) so ähnlich läuft. Die werden ihr Geld wohl nicht einfach unter die Leute werfen.


    Die Gelder, die unsereins so beantragt, sind wirklich die sprichwörtlichen Peanuts. Im Vergleich dazu sind die Summen, die die Naturwissenschaftler im Bewilligungsfall einstreichen, gewaltig (von den Medizinern ganz zu schweigen). 1 Milliarde Euro für ein Teleskop! Und wenn einem dann mal wieder ein Antrag über 70.000 Euro, obwohl positiv begutachtet, aus Budgetgründen abgelehnt wurde, und gleichzeitig erfährt man, daß gerade 600 Millionen Euro an Fördergeldern auf der Marsoberfläche zerschellt sind, oder daß 220 Millionen Euro in einer Felsspalte auf Tschuri verschwunden sind, dann kommt man selbst als Sternfreund ins Grübeln.


    Je teurer die Projekte werden, desto politischer werden auch die Entscheidungen darüber, weil die Kosten jedes vorgegebene Budget sprengen. Die in jüngster Zeit zu beobachtende Liaison der NASA mit Hollywood dient meines Erachtens dem Zweck, gesellschaftliche Akzeptanz für eine bemannte Marsmission zu schaffen. Entscheiden werden darüber letzlich Politiker, und da sie wiedergewählt werden wollen, müssen sie auf ihre Wähler hören, die alle den „Marsianer“ gesehen haben und daher wissen, daß es auf jeden Fall ein happy end gibt.


    Übrigens: Wenn wir von jedem Erdbewohner 100 Euro verlangen würden, wären die Kosten für eine bemannte Marsmission voraussichtlich gedeckt. Ist das jetzt teuer oder billig?


    Viele Grüße
    Johannes