Beiträge von SilentDawn im Thema „Nachführgenauigkeit Star Adventurer bei 200mm“

    Das Innenleben sieht tatsächlich sehr solide und übersichtlich aus. Die Frage welche sich mir stellt ist, wie man die Mechanik vernünftig justiert und woran man festmacht, dass etwas dejustiert ist?


    Der Link gibt einen guten Überblick über die erreichbaren Stellschrauben. Mir als Laie in Sachen Mechanik fehlen da jedoch
    entscheidende Hinweise über die genaue Vorgehensweise. Sprich in welchem Fall sind etwaige Schrauben wie fest anzuziehen?


    Das macht natürlich schon Hoffnung darauf, dass sich auf diese Weise vielleicht schon grobe Abweichungen korrigieren lassen.


    Grüße und CS
    Christian

    Hans,


    meintest Du 0,0044% oder 0,0044 als absoluten Wert bei deinem SA?


    Davon einmal abgesehen scheint die Streuung bei der Nachführgenauigkeit offenbar doch größer zu sein als bisher angenommen. Stellt sich die interessante Frage, welche Genauigkeit im maßgeblichen Sollbereich liegt und ab welcher Abweichung man sagen kann, dass der SA nicht einwandfrei funktioniert? Da scheint mein SA mit rund 1 Minute ja noch im Mittelfeld zu liegen, wenn ich hier lese das mit derselben Optik+Zuladung sogar nur 15 bis 30 Sekunden lang halbwegs zuverlässig nachgeführt wird.



    Grüße und CS


    Christian

    Hallo Marcus,


    seit ich vor einem Jahr mit der Astrofotografie angefangen habe, hatte ich reichlich Gelegenheit den Star Adventurer mit verschiedenen Brennweiten zu nutzen. Den SA habe ich damals übrigens neu inkl. Gewährleistung+Garantie gekauft.


    Ich stand dabei vor dem selben Problem wie von Dir geschildert. Sobald ich mit dem Canon 200mm f/2,8 an einer EOS 1200D für 2 Minuten oder länger belichtet habe, gab es in der Regel Eiersterne oder leichte Strichspuren. Mein Setup habe ich dabei stets mit L-Schiene, Gegengewicht und Kugelkopf auf einem, nach meinen Dafürhalten, stabilen Fotostativ betrieben.


    Ich habe auf mehrere Weisen versucht, gegen die Problematik vorzugehen.
    -> Acker und Parkplatz gegenüber Balkon, in allen drei Fällen stand ich am Ende vor dem selben Problem. Aber immerhin die Erkenntnis, dass der Standort nicht Ursache desselben ist.
    -> Polsucherjustage durchgeführt, mehrfach. Problem bleibt weiterhin bestehen.
    -> Polausrichtung stets unter Zuhilfenahme von App. Zeitweise habe ich zwei verschiedene Apps parallel genutzt, für den Fall das eine der beiden womöglich falsche Angaben zur Ausrichtung gibt. Auch hier Fehlanzeige.
    -> Mehrfacher Batteriewechsel schaffte auch keine Abhilfe.
    -> Ich habe stets darauf geachtet, alle Klemmen und Schrauben, welche vorher zur Ausrichtung und Montage genutzt wurden, ordentlich anzuziehen.


    Eine pixelgenaue Analyse der Rohaufnahmen habe ich nicht durchgeführt. Ich bin schließlich dazu übergegangen, mit dem 200mm Tele 1-minütige Einzelbelichtungen aufzunehmen, mit welchen ich zuverlässig punktförmige Sterne abbilden konnte, ohne nennenswerten Ausschuss zu produzieren.


    Natürlich steht dies im krassen Gegensatz zu den oft angepriesenen 3 oder sogar 5 Minuten Belichtungszeit, welche mit 200mm oder sogar 300mm Teleobjektiven erzielt wurden und das ohne die SA intern mechanisch verändert/umgebaut zu haben.


    Da ich Ende letzten Jahres mein Equipment um eine EQ-5 erweitert habe kann ich mit Sicherheit sagen, dass es nicht an meiner Fähigkeit zur Polausrichtung liegen kann. Auf dieser Montierung habe ich einen APO mit 500mm Brennweite, DSLR, Gegengewicht und Sucher ohne Guiding betrieben und hatte auf Einzelbelichtungen von 2 Minuten höchstens einmal kleinen Ausschuss in Form leichter Eiersterne.


    Soviel dazu, nun noch eine Ergänzung.


    Ich habe eingangs ja bereits erwähnt, dass ich den SA auch mit anderen Brennweiten genutzt habe, nämlich mit 40mm und 100mm. Die geringere Brennweite des 100mm gegenüber dem 200mm macht sich natürlich dadurch bemerkbar, dass ich länger belichten kann, trotz relativ gleichbleibendem Gewicht der Optik, doch auch mit dem 100mm Tele muss ich noch immer sehr penibel einnorden. Dann sind jedoch Belichtungszeiten von 3-5 Minuten gut machbar. Mit dem 40mm Objektiv wiederum kann ich Pi mal Daumen einnorden und noch länger belichten. Die kleine Brennweite und das stark reduzierte Gewicht erlauben einen beinahe schon kinderleichten Umgang mit dem SA.


    Nach dem ganzen Herumexperimentieren bin ich mittlerweile der Ansicht, dass der SA standardmäßig schlichtweg nicht dafür ausgelegt ist, 'große' Optiken von 200mm aufwärts haargenau nachzuführen, auch wenn dieses Einsatzgebiet gerade im deutschsprachigen Raum gerne so beworben wird.


    Bei dem ein oder anderen scheint es zu funktionieren, teilweise mit erheblich längeren Belichtungszeiten als den hier genannten. Jedoch weiß man bei solchen Vergleichsbildern nie, ob diese tatsächlich mit einem unveränderten SA geschossen wurden, oder ob dahinter nicht weitere Technik in Form von Veränderung/Wartung der Mechanik oder sogar Bildbearbeitung steht um den SA werbewirksam ins Licht zu rücken. Ebenso geht selten hervor, ob diese Glanzbeispiele mit einem permanent oder mobil im Feld aufgebauten SA geschossen wurden. Die vermeintlich günstige, handliche Reisemontierung schlägt dann noch mit Zusatzausrüstung wie teurem Stativ, Kugelkopf, Nivelliereinheit usw. gnadenlos zu Buche, sodass die Reisemontierung am Ende im hohen dreistelligen Bereich landet. Bereits eine motorisierte EQ-3 kommt da weitaus billiger und pflegeleichter daher und bietet auch noch die Möglichkeit beide Achsen zu guiden, wenn man denn so weit gehen möchte.


    Der SA macht seine Arbeit zuverlässig dort gut, wofür er wirklich konzipiert wurde, nämlich Widefields mit Optiken < 100mm. Die anderen Funktionen (Timelapse, Sonne, Mond) habe ich bisher leider noch nicht genutzt.


    Sollte das oben geschilderte Verhalten jedoch an einer Serienstreuung liegen, Hut ab, denn bisher habe ich darüber nichts gelesen und der SA ist ja auch nicht erst seit gestern auf dem Markt. Bei einem Preis von knapp 400€ für das Gesamtpaket (Montierung, Polhöhenwiege, Schiene und Gewicht) sollte man eigentlich mehr erwarten können - ohne das man direkt gekaufte Neuware aufschrauben, nachfetten, justieren oder vorhande Lager und Zahnräder gegen hochwertige Einzelteile auswechseln muss.


    Ob mir die Garantie/Gewährleistung helfen würden? Ich wage es zu bezweifeln. Der SA wird in der Regel nicht grundlos nur mit seiner Tragfähigkeit beworben, eine Angabe zu sinnvollen Brennweiten fehlt völlig. Das heißt im Klartext, wenn mein SA es mit 200mm nicht so genau tut, habe ich dennoch keinen Anspruch auf Ersatz oder Erstattung und für gewöhnlich fehlt es Laien wie mir an den notwendigen Kenntnissen, fundierte Aussagen über interne, technische Mängel eines solchen Gerätes zu machen. Ganz zu schweigen davon das ich, wenn ich es öffne und daran herumschraube, meine Gewährleistung/Garantie womöglich verliere.


    Da ich gerne mit dem 200mm und mittlerweile auch mit höheren Brennweiten arbeite , bin ich schließlich auch auf eine gebrauchte EQ-5 (incl. Guiding, SynScan) umgestiegen. Mehr zu schleppen, aber wesentlich robuster und umgangsfreundlicher. Den SA nutze ich nur noch für das 40mm und 100mm und genau für diesen Einsatzbereich würde ich dieses Gerät anderen Anfängern wie mir empfehlen ;)



    Grüße und CS
    Christian