Hallo, Mondhari!
Schlag mich nicht, aber: Schick die 750D zurück, wenn du kannst.
Ja, das klingt jetzt nach Willen aufzwingen wollen und andere Meinungen nicht gelten lassen, ne?
Hat aber einen ganz anderen Hintergrund: Ich will dir ersparen, erst dann böse zu erwachen, wenn die Rückgabefrist schon abgelaufen ist.
Ich bin in Sachen Astrofotografie ebenfalls noch blutiger Anfänger; und gerade da besteht die Gefahr, dass man Probleme nicht gleich als solche erkennt.
Sobald du etwas tiefer in die Nachbearbeitung am PC einsteigst - und im Grunde geht es gar nicht "ohne" -, kommt der Ärger auf.
Gestern Abend habe ich ein wenig mit "PixInsight" herumgespielt, habe dazu Material genommen, das noch mit der 750D entstanden ist (da stand M42 noch hoch genug).
Ich hätte ausrasten können: Bei allen Fotos kamen bei der Nachbearbeitung Streifen zum Vorschein.
Das Phänomen wirst du bei "normalen" Fotos mit der 750D nicht haben, auch nicht bei Mond- und Planetenaufnahmen. Aber sobald du Sonne, Nebel, Galaxien, Sternhaufen nachbearbeitest, geht der "Spaß" los.
Die Streifen wirken wie zahlreiche Reißverschlüsse quer durch's Bild. Das bereitet keine Freude.
Deswegen: Erspar dir möglichst den Ärger, der fast unweigerlich kommen wird.
Normalerweise hätte ich HaHo zugestimmt und dir ebenfalls zur 700D geraten, wenn du keine Unsummen für eine Kamera ausgeben willst.
Aber die 700D hat einen eklatanten Mangel: Kein WLAN ("WiFi). Das ist alles andere als Spielerei.
Das dient übrigens nicht zum schnellen Herunterladen; da ist selbst der USB-2.0-Anschluss aus der Steinzeit, den Canon aus unerfindlichen Gründen immer noch einsetzt, deutlich flotter.
Die Vorteile liegen an ganz anderen Stellen:
1) Scharfstellen: Durch den Sucher kannst du Astrofotos nicht scharfstellen, unmöglich. Du musst also das Display benutzen. Und das ist dafür schlicht viel, viel zu klein. Auch wenn du die Darstellung vergrößerst, dann meinst, den richtigen Fokus gefunden zu haben. Dann frierst du dich durch die Nacht, bis zu deine Hände nicht mehr spürst. Und am PC kommt das böse Erwachen: Alles unscharf, alles für die Katz. Wenn die Kamera WLAN kann, knipst du und schaust dir die Fotos gleich danach am großen Bildschirm bei voller Auflösung an. Dann siehst du, ob wirklich alles scharf ist. Das geht mit einem 10-Zoll-Tablet schon recht gut, am PC ist's aber noch viel besser und sicherer.
Natürlich kannst du das auch per USB-Übertragung machen: Aber dazu brauchst du einen PC draußen. Wenn du die Kamera ins Haus schleppen musst, nützt dir die Schärfekorrektur am PC rein gar nichts, weil du nach dem "Neuanflanschen" ja wieder komplett neu fokussieren musst.
Außerdem kannst du mit WLAN-Verbindung viel schneller und sicherer fokussieren: Du lässt dir das Livebild der Kamera direkt am Tablet anzeigen. So kannst du wirklich feinfühlig fokussieren, ob mit oder ohne Bahtinov-Maske. Das geht am internen Display einfach nicht.
2) Früher oder später wirst du "Flats" <font color="yellow">(korrigiert!)</font id="yellow"> brauchen, also Aufnahmen zum Ausgleich optischer Probleme im Lichtweg. Die funktionieren nur, wenn die Kamera exakt wie bei den normalen Aufnahmen im Okularauszug sitzt. Wenn du die zwischendurch löst, um z. B. nach der ersten Fotoserie noch einmal die Schärfe per USB-Übertragung zum PC zu kontrollieren oder schon parallel den ersten Schwung Fotos am PC zu verarbeiten, kannst du die Darks nicht mehr für diese Aufnahmeserie verwenden, auch wenn die Schärfe stimmt. Und wenn die Schärfe stimmt, musst du nach dem "Neuanflanschen" an's Teleskop wieder neu fokussieren. Das wird dann ein endloser Kreislauf.
3) Lichtschwache Objekte: Du fährst ja per Synscan an, das ist schon mal gut. Aber du weißt auch, dass Objekte nach dem Anfahren meist nicht genau in der Mitte liegen. Wenn du jetzt ein zartes Nebelchen hast, machst du es einfach so: ISO auf irrsinnige Werte stellen, 25600 oder so, 5 bis 10 Sekunden belichten. Das reicht meist, um den Nebel auf einem großen Display (Tablet, PC) identifizieren zu können. Das geht am kleinen Kameradisplay nicht, wenn du nicht sehr lange belichtest.
Und dann kommt die Korrektur: Du suchst dir gut wiedererkennbare Sterne in der Nähe des Objektes, korrigierst anhand dieser "Wegweisersterne" die Ausrichtung des Teleskops, machst schnell wieder eine flotte Kontrollaufnahme, stimmst so innerhalb kürzester Zeit sehr präzise ab. Dann wirfst du den MGEN an, alles gut. Das geht wieder nicht über das interne Kameradisplay, sobald die Sterne etwas lichtschwächer sind, du nicht pro Korrektur sehr langen belichten willst. Am großen Tablet-Display geht das, meist sogar "live": ISO auf Irrsinnswert - dann siehst du die Sternchen schon beim Nachfahren die Position verändern.
4) Serienaufnahmen: Natürlich kann das der MGEN auch. Aber die Bedienung ist schon ziemlich fummelig. Da kann man nur schlecht "mal eben schnell" was anpassen. Bei WLAN-Verbindung nimmst du die Software "DSLR Controller" (mit der du auch fokussierst, die Schärfe kontrollierst, das Nebelchen sofort findest und die Feinabstimmung erledigst) - und nach 10 Sekunden läuft deine Belichtungsreihe, auch bei Belichtungen über mehrere Minuten.
Die Software funktioniert allerdings auch per USB-Verbindung - das ist dann aber deutlich weniger bequem, weil du in unmittelbarer Teleskopnähe bleiben musst: Das ergbt dann ständig Erschütterungen, außerdem musst du im Winter in der Kälte bleiben. Mit WLAN gehst du einfach in's Warme, sobald alles abgestimmt ist, steuerst die Belichtungsreihen aus der warmen Stube.
5) Erschütterungsfreie Fotos: Du stellst die Belichtungszeit über die Applikation am Tablet oder PC ein, löst auch damit aus. Du musst die Kamera also zum Knipsen nicht mehr anfassen; also wackelt da auch nix.
Wenn du mit Infrarotauslöser arbeitest, wirst du sehr schnell in Situationen kommen, in denen der Infrarotsensor an der Kamera nur noch mit Verrenkungen zu treffen ist.
Deswegen ist WLAN nicht die Spielerei, als die sie manche Leute abtun, deswegen sollte man schon darauf achten, dass die Kamera das kann.
Deine "Kamera für alle Lebenslagen" sollte DAS können:
1) WLAN, siehe oben.
2) Sensor, der bei Nachbearbeitung keine Streifen im Bild produziert.
3) Touchscreen. Echt wichtig, da es "ohne" die reine Qual ist, die am OAZ hängende Kamera zu bedienen.
4) Geringes Grundrauschen.
5) Spiegelvorauslösung (Spiegelverriegelung) von mehr als 3 Sekunden (damit scheiden Nikons D5500 und D5600 aus, da die Spiegelvorauslösung bei diesen Modellen auf 1 Sekunde fixiert ist, auch Liveview NICHT hilft). Die Erschütterung durch den Spiegelschlag sollte man nicht unterschätzen - vor allem bei kurzen Belichtungszeiten, zum Beispiel am Mond. Das entscheidet dann ganz schnell zwischen Erfolg und Fehlschlag.
Schau dich mal nach Modellen um, die diese Voraussetzungen erfüllen. Bei der 750D/760D passen die Punkte 2 und 4 nicht.
Aktuelle Canon-Modelle, die alles können: 77D, 800D, 80D.
Einen ehrlichen Vergleich der drei Modelle (ich hatte sie alle) findest bei den Amazonen: Bei der 77D gibt's eine Dreisternerezension von mir ("Prolet"); da gehe ich auch auf die Vor- und Nachteile bei der Astrofotografie ein. Die Fünfsternerezensionen kannst du vergessen; die sind größtenteils gekauft.
Nach "Vortragsende": Wie gesagt - ich will dir nicht meine Meinung aufzwingen, daher habe ich meine Gründe sehr ausführlich erläutert.
Ich bin den Weg schlicht schon gegangen, den du jetzt gehen möchtest.