Hallo Ihr Lieben,
anbei erfolgt nun mein Bericht zur Beobachtung mit dem langen Fraunhofer, gestern Abend:
Montag, 28. August 2017
Neuss, Garten in Stadtrandnähe
Wetter (abends): leichte Cirren, warm
Test des Bresser Messier 102/1350 auf Stahlrohrstativ mit Säule und Mon2-Goto
Verwendete Okulare: 38mm SWA (Skywatcher), 25mm Bresser ED, 13mm Baader Hyperion, 8mm TS ED Flatfield
Der mitgelieferte 1 1/4" Zenitspiegel wurde gegen einen 2" Zenitspiegel ausgetauscht.
1. Beobachtung des Mondes in der Dämmerung
2. Beschreibung der Beugungsringe an den Sternen Wega und Deneb
1. Beobachtung des Mondes in der Dämmerung
Seitdem ich mir im Mai diesen Jahres (2017) den Fraunhofer gekauft habe, hatte ich noch keine Gelegenheit gefunden, damit den Mond zu beobachten. Für den Innenhof unseres Hauses ist die Mondbahn im Sommer zu niedrig, er versteckt sich dort derzeit noch zwischen Bäumen, hohen Sträuchern und Gebäuden. Aus diesem Grund transportierte ich den Fraunhofer in unseren gepachteten großen Garten am Stadtrand. Hier findet sich genügend Himmelsfläche vor und die Beobachtung der zurzeit sehr horizontnahen Planeten und des Mondes ist möglich. Um den Mond beobachten zu können, positionierte ich die Montierung an einer Stelle im Garten, die es mir erlaubte, ihn bei seinem Untergang für etwa eine Dreiviertelstunde zu beobachten. Er befand sich aus meiner Blickrichtung zwischen zwei Bäumen. Der Mond hatte bereits eine goldene Farbe angenommen. Er war jetzt fast im ersten Viertel zu sehen. Da ich es nicht abwarten konnte, verzichtete ich zunächst auf den Einsatz der Nachführung und verfolgte den Mond mit dem Teleskop für einen Augenblick manuell. Nach erstem Genuss der "Beute" fuhr ich den Mond nochmals mit der GoTo an, wobei ich aus Zeitgründen auf eine genaue Justierung der GoTo verzichtet hatte und den Rest der Positionierung durch Lösen der Arretierung mit der Hand vornahm. Immerhin wurde nun das Teleskop in Mondgeschwindigkeit nachgeführt, auch wenn durch eine noch vorhandene Ungenauigkeit ab und zu die Position korrigiert werden musste. Bevor der Mond irgendwann hinter der Fichte zu verschwinden drohte, verblieb nun genügend Zeit für die Beobachtung durch die drei griffbereiten Okulare.
Beobachtung mit dem 13mm Baader Hyperion
Die Dämmerung war noch nicht weit fortgeschritten, und es war noch recht hell. Der Mond war golden. Im Okular, dass nun mit ca. 104x vergrößerte, zeigte sich ein gelb-grünlicher Saum am Rand des Mondes. Holte ich den Mondrand in das Zentrum des Gesichtsfeldes, verschwand der Saum bereits auf einem Drittel des Weges zur Mitte hin. Nun empfand ich das Bild als "klar und gut". Das Bild wirkte scharf. Ein Wehrmutstropfen: bedingt durch die lange Brennweite wurden Staubkörner an der Optik sichtbar, vermutlich Schmutzpartikel am Okular. Diese störten das Bild erheblich und ließen an diesen Schmutzstellen die "dahinter" abgebildete Mondregion etwas verwaschen wirken. Ob diese "Bildstörung" bei zunehmender Dunkelheit noch auffällt, kann ich erst bei einer Mondbeobachtung zu einem anderen Zeitpunkt untersuchen, da ich den Mond diesmal nur während der noch recht hellen Dämmerungsphase beobachten konnte.
Der Terminator wurde sehr kontrastreich abgebildet. Es machte Spaß, über ihn hinwegzufahren. Die Krater Purbach, Regiomontanus und Walther wirkten plastisch, die Gebirge am Mare Serenitatis bestachen durch das Licht- und Schattenspiel, welches die Gebirgsspitzen regelrecht zum "Glühen" brachte. Der Krater Bressel wirkte gestochen scharf und verlieh dem Mare Serenitatis wie ein Schönheitspunkt im Gesicht einer anmutigen Frau eine besondere Ästhetik. Der Krater Posidonius am Rand des Mare Serenitatis setzte sich farblich wunderbar von der Fläche des Mares ab, hatte einen helleren Grauton als das Mare, und der Wall war gut erkennbar. Fast in der Mitte sah man gut und scharf einen kleineren Krater.
Apropos Schärfe: Es ist angenehm, die erforderliche Schärfe wegen der langen Brennweite (f/13,2) mit mehr Weg als bei meinen kurzbrennweitigen Teleskopen (f/5) fokussieren zu können. Für eine genaue Einstellung wäre eine Untersetzung zwar nicht erforderlich, aber sicher dennoch ein sinnvoller Luxus, da hochkomfortabel. Beim Fokussieren macht sich aber der Hebel bemerkbar. Das Teleskop gerät an der Mon2 in Schwingung und der Fokus muss in dem entstehenden "Wackelbild" gefunden werden. Da heißt es dann Fokussieren - Ausschwingen lassen - Schärfe kontrollieren - ggf. wieder Fokussieren. Mit geschultem Auge brauchte ich dazu allerdings nur etwa zwei Versuche. Ich kann damit leben, wer das nicht möchte, sollte sicher hier über die Anschaffung einer stabileren Montierung als die hier benutzte EQ5-Bauart nachdenken.
Rillen konnte ich nicht erkennen, möglicherweise habe ich sie aber schlichtweg auch übersehen, weil ich mich nicht speziell darauf vorbereitet hatte und nicht wusste, wo ich suchen sollte.
Beobachtung mit dem TS 8mm ED Flatfield Okular
Die Vergrößerung betrug nun 168,75x. Ich fuhr am zentrierten Terminator entlang. Ich beobachtete den Krater im Krater Cassini. Das Bild wirkte farbrein. Ich verglich den Himmel mit dem Auge und sah, dass der Mond in leichtem Dunst stand. Im Mare Serenitatis stach - wie bereits oben beschrieben - ein kleiner Krater hervor und ich beobachtete das Licht- und Schattenspiel der an das Mare angrenzenden Bergketten. Das Bild war angenehm hell bzw. blendete nicht – zumindest nicht in der Dämmerung.
Beobachtung mit dem 25mm Bresser ED Okular:
Der Mond war nun kleiner abgebildet, dafür vollständig. Das hellere Bild gewann, der Kontrast war stärker als im verwendeten 8mm-Okular. Bewegte ich bei der Beobachtung des zentrierten Terminators den Kopf, war ein leichter gelber Saum minimal zu erkennen. Ich musste aber schon gezielt darauf achten, um ihn zu sehen. Bei der Betrachtung der Oberfläche spielte das überhaupt keine Rolle. Die Krater waren alle toll und detaillreich abgebildet, ein schönes und ruhiges Bild sah ich (das lag sicher auch an der Nachführung und am Okular). Das Seeing war schlecht (es waberte). Man konnte dennoch ein detailreiches Bild erkennen. Ein schön strahlender Krater (Name?) war im Mare Tranqillitatis zu sehen, sehr schön sahen auch die Krater Eudoxus und Aristoteles aus. Beim Bewegen meines Kopfes ließ sich ein Blausaum oben am Rand des Mondes erkennen. Fringekiller einsetzen? Vielleicht, aber nicht jetzt. Visuell bin ich mit dem Refraktor bei der Mondbeobachtung bereits jetzt glücklich. Mit bloßem Auge sah ich, dass der Mond in leichtem Dunst stand. Ich kann mir vorstellen, dass im Herbst und Winter der Mond durch eine höhere Position am Himmel noch wesentlich besser abgebildet wird als es jetzt der Fall ist. Der Refraktor kann nach meinem Eindruck mindestens mit einem 6" Newton konkurrieren. Für jemanden wie mich, der Linsenteleskope liebt, wäre daher dieser Refraktor den in meinem Besitz befindlichen 6" und 8" Teleskopen auf jeden Fall vorzuziehen.
Beobachtung mit dem 38mm SWA-Okular
Deutlich erkennbar war ein Gelb- und ein Blausaum - während übrigens gerade ein Passagierflugzeug am Mond vorbeiflog, was natürlich nichts damit zu tun hat :). Woran liegt das? Liegt es an der Qualität der Okulare? Ich vermute, dass es großteils an dem Okular und zu einem geringeren Anteil an dem Refraktor liegt, aber vielleicht ist das nur Wunschdenken eines Refraktorliebhabers...
Erneute Beobachtung mit dem 25mm ED Okular
Der Farbsaum verschwand. Die Qualität der Okulare entscheidet also offensichtlich deutlich mit, wie farbig das Bild wird! Auch die Natur entscheidet an diesem Abend, was wann zu sehen ist. Langsam kam dem Mond die Fichte ins Gehege. Schließlich kam ein Zweig ins Bild, Feierabend! Der Mond verschwand nun hinter der Fichte.
Körperhaltung
Das Dreibeinstativ mit Säule und eine EQ5 mit Nachführung sorgte für eine entspannte Körperhaltung. Die Positionsveränderung am Okular durch die Nachführung scheint sich - nach meinen Erfahrungen - weniger bemerkbar zu machen als bei einem nachgeführten Newton. Auch ist es bei diesem Refraktor hier möglich, den Okularauszug zu rotieren, beim Newton müsste ich das ganze Teleskop drehen. Insgesamt ist es eine bequeme Art und Weise, den Mond zu beobachten.
Transport
Der Transport ist umständlich, da der Tubus durch die Länge nicht mehr in jedes Fahrzeug ohne Umklappen der Vordersitze verstaubar ist. Als Reisegerät ist der Fraunhofer daher leider nicht geeignet.
2. Beschreibung der Beugungsringe an den Sternen Wega und Deneb
Nach einer kurzen Pause, um den Augen wegen des hellen Mondes Gelegenheit zur Adaption für die bevorstehende Sternbeobachtung zu geben, ging es mit dem Sterntest weiter. Vor dem Sterntest wollte ich nun erst einmal die GoTo mit dem 3-Sterne-Alignement justieren. Der dritte Stern (Atair) befand sich allerdings hinter einem Baum und lugte dort verstohlen hervor. Irgendwie erwischte ich ihn mit dem Teleskop, dass nun etwas besser als vorher eingestellt war (normalerweise norde ich die Montierung vorher ein, aber aus Zeitgründen hatte ich zu Anfang darauf verzichtet und jetzt war ich schlichtweg zu bequem geworden, um dies nachzuholen). Beim Anfahren des Teleskops von Wega, die sich im Zenit befand, erlitt ich einen leichten "Arbeitsunfall" :), weil ich beim Hochschauen mit dem Rücken an eine mannshohe Brennessel geriet, die in der Nachbarschaft des Beobachtungsplatzes aufgewachsen ist. Nun gut, so kann man dem Wort "Leidenschaft" in der Amateurastronomie hier eine weitere Bedeutung hinzufügen... :).
Beobachtung am 25mm ED Okular:
Es dauerte etwas bis ich Wega zentriert hatte (Es ist ja immer die falsche Richtungstaste an der Steuerungsbox, die man nimmt...). In der Nachbarschaft der Wega waren feine Sterne zu sehen (Ich beobachte übrigens unter Stadtbedingungen mit einem auch nachts immer aufgehelltem Himmel). Wega selbst leuchtete sehr hell, das Seeing war eher schlecht, und man sah ein Farbenspiel von Grün, Lila und Gelb, wenn man beim Beobachten etwas mit dem Kopf hin- und herwackelte.
Beobachtung am 8mm ED Okular
Es war nicht möglich, den Stern klar als Punkt abzubilden. Es waren Farbsäume zu erkennen, ebenso Beugungsringe. Ich konnte die Beugungsringe gar nicht wegfokussieren.
Intrafokal...
...zeigten sich kreisrunde weiß-grünliche Beugungsringe, gleichmäßig verteilt und gut voneinander abgegrenzt. Der weiß-grünliche Außenring war etwas dicker, wirkte dadurch auch heller, es ließ sich an ihm außen herum ein dunkler violetter Saum erkennen, der in seiner Erscheinung einer Korona ähnlich sah, wenn auch eher flach.
Extrafokal...
Nach Ausschwingen zeigten sich die Beugungsringe nicht ganz so klar wie intrafokel. Es befanden sich auf dem eigentlichen Beugungsring weitere Ringe (bei Deneb ist mir das aufgefallen), die über den Beugungsringen lagen. Ich kann nicht zuordnen, was das zu bedeuten hat. Zum Zentrum hin ließen sich etwa vier grünlich-weiße Ringe trennen. Dann verschwammen die Ringe wie bei einer optischen Täuschung, das Bild wirkte dadurch im Zentrum etwas matschig und war violett gefärbt, während ansonsten die äußeren Beugungsringe weiß-grünlich erschienen. Der letzte Ring außen (bei Deneb) war deutlicher im Kontrast von den anderen Ringen durch einen dunklen Schatten abgegrenzt, das erinnerte an die Cassiniteilung im Saturnring.
Fazit
Das Gerät ist bestimmt nicht farbrein aber das Bild wirkt gut farbkorrigiert. Es macht sehr viel Spaß, damit den Mond, die Planeten und auch die Sonne zu beobachten. Und das bei einer komfortablen Körperhaltung. Ich bin sehr zufrieden, selbst wenn ich manchmal bei schrägem Hineinschauen eine Französische Flagge am Stern zu erkennen glaube.