Beiträge von MartinB im Thema „Probleme Newton Teleskop“

    (==>)Rinke:


    Diskussionen über geeignete Okulare sind immer wieder interessant, und jeder erfahrene Beobachter hat da seine persönlichen Ansichten[:)]. Aber ich finde, mitlesende Einsteiger können von unseren Überlegungen auf jeden Fall profitieren.


    Der Marcus hat ja geschrieben, dass er bald auch in Richtung Astrofotografie gehen möchte. Wenn visuelles Beobachten einen großen Stellenwert hat, würde ich auch den von dir vorgeschlagenen Weg gehen und Okulare mit kurzen Brennweiten anschaffen.


    Ich finde aber, falls Planetenfotografie ein Thema ist, kann man durchaus Kompromisse bei den Okularen eingehen und die sowieso erforderliche gute Barlowlinse mit einplanen. Ich mach das zwar nicht selbst, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass Planeten<s>fotografen</s>filmer die Planeten oft visuell beobachten, die werden meist gleich die Kamera hernehmen und das Ergebnis dann am Bildschirm bewundern.


    Für Planeten wäre statt 4,7er ES 82° auch noch das 5mm HR Planetary interessant, das hat zwar weniger Gesichtsfeld, kommt aber ebenfalls mit f/4 noch klar, was in der 60 Euro Preisklasse sonst eher nicht der Fall ist. Auch das 4mm oder das 3,2mm aus dieser Reihe kann bei gutem Seeing noch sinnvoll verwendet werden.


    Das 6,7mm Okular hat an diesem Teleskop 120fache Vergrößerung und AP 1,7mm. Das ist jetzt für mich noch nicht wirklich "Hochvergrößerung", andererseits ist das Bild für ungeübte Beobachter schon fast zu dunkel, um lichtschwache flächige Objekte gut zu sehen. Deshalb hatte ich das 8,8mm vorgeschlagen.


    Ich finde allerdings, die beste Methode für die Okularwahl ist die Teilnahme an einem Teleskoptreffen. Da kann man, wenn man freundlich fragt, verschiedenste Okulare ausprobieren und vergleichen!


    Gruß,
    Martin

    Hallo Marcus,


    Dein Teleskop mit f/4 ist für Einsteiger schon eine Herausforderung.
    Wenn Du höhere Vergrößerungen nutzen willst, sollte es perfekt kollimiert sein. Für Fotografie natürlich auch. Damit solltest Du dich also ausführlich befassen.


    Bei diesem Öffnungsverhältnis tritt am Bildrand bereits sehr stark Koma auf. Ein Komakorrektor ist bei f/4 für Fotografie unverzichtbar und auch visuell sinnvoll.


    Dein Teleskop kann ansonsten gut visuell verwendet werden. Der große Fangspiegel ist gar nicht so dramatisch.


    Die Wahl der Okulare wird aber durch das Öffnungsverhältnis etwas erschwert. Einfache preisgünstige Okulartypen kommen mit f/4 nicht gut zurecht. Okulare, die eine Linsengruppe vor der Bildebene haben, lassen sich für dieses Öffnungsverhältnis besser korrigieren.


    Als sinnvollen Kompromiss, der kostenmäßig nicht völlig ausufert, würde ich dir z.B. folgendes vorschlagen:


    Übersichtsokular: Maxvision 24mm 82° 2" (gibt's nur noch gebraucht, wurde neu für 150€ verkauft.) Vergrößerung 33x, Austrittspupille 6mm.
    Mit diesem Okular+Komakorrektor bekommst Du ein sehr großes und ziemlich scharfes Gesichtsfeld. Bei dunklem Himmel sind sehr große Objekte wie M31, Cirrus- und Nordamerikanebel (mit OIII-Filter!), Plejaden optimal beobachtbar. Noch besser geht's nur mit dem 10x so teuren Fujinon 150mm Bino!


    ES 14mm 82° hast Du schon. Vergrößerung 57x, AP 3,5mm. Spezialist für großflächige lichtschwache Objekte.
    Ich hätte dir alternativ statt 14mm und 8,8mm allerdings das 11mm empfohlen. Das wär halt nur ein Okular, und es kann in 90% der Fälle das 14er plus das 8,8er gut ersetzen.


    ES 8,8mm 82°, Vergrößerung 90x, AP 2,2mm. Für Galaxien und andere lichtschwächere Objekte. Dient als "Lückenfüller", weil der Abstand vom 14er zu den Planetenokularen sonst zu groß wird.


    Für Plantenbeobachtung kommt statt Okularen mit sehr kurzer Brennweite auch eine Barlowlinse in Kombi mit den oben empfohlenen Okularen in Frage. Die solltest Du aber vielleicht schon mit dem Hintergedanken Planetenfotografie aussuchen. Dazu frag besser die Planetenfoto- bzw. Video-Spezialisten. Je nach Pixelgröße der Kamera wirst Du eine 3-5x Barlow benötigen.


    Die Barlow würde an Stelle des Komakorrektors verwendet, damit der Linsenstapel nicht zu hoch wird. Dann ist aber eine parallaktische Montierung mit Motor-Nachführung sinnvoll, weil nur noch die Bildmitte scharf ist. Hast Du die?


    Ich hoffe, ich konnte ein paar Anregungen geben!


    Gruß,
    Martin