Beiträge von MartinB im Thema „Ein neuer 12 Zoll Spiegel“

    Hallo Daniel,


    Jetzt hast Du wieder eine bessere Ausgangssituation.
    Sieht die Kante direkt im Interferogramm und im Focault auch so gut aus wie un der Auswertung?


    Eventuell würde ich erst noch das Loch komplett beseitigen, auch wenn das noch mal eine Stunde dauert und Du dann einen sphärischen Spiegel hast.
    Mit dem Volltool wieder Richtung Parabel zu gehen würde ich im Moment nur versuchen, wenn Du dir zutraust, mit passendem Kantendruck auf den entsprechenden Zonen zu polieren. Das Loch in der Mitte wird sehr schnell wieder tiefer! Ich denke, den Kantendruck hat der Alex schon intuitiv einigermaßen drauf, auch wenn es ihm selbst vielleicht noch nicht ganz klar ist. Egal was Du machst, poliere immer nur wenige Minuten Richtung Parabel, bevor Du wieder misst.


    Du kannst mal etwas mit der "Defocus"-Einstellung in DFTFringe spielen, um eine Kurve zu finden, die Du dir eher weg zu polieren zutraust. Das ist ein bisschen geschummelt, weil wir damit eine kleine Brennweitenänderung zulassen, das ist beim Dobson aber völlig wurscht.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Daniel,


    Auch wenn das Parabolisieren am besten "in einem Rutsch" geht, manchmal hilft auch ein paar Tage Abstand.
    Was praktisch nie funktioniert ist, das gewünschte Ergebnis erzwingen zu wollen. Vielleicht hat dich vor deiner Reise etwas zu sehr der Ehrgeiz gepackt?


    Dein Spiegel hat keinen Astigmatismus und der Rand ist ok.
    Daher sehe ich auch keinen Grund, zum Feinschliff zurück zu gehen.


    Die 30 Minuten mit großem Überhang MOT hätten wohl für das komplette Parabolisieren eines sphärischen 12" Spiegels gelangt!
    Loch in der Mitte ist bei solchen Aktionen offenbar regelmäßig die Folge. Hättest Du vor deiner Aktion hier im Forum gefragt, wie lange diese Korrektursession dauern soll, dann hätten wir dir höchstens zu 3 statt 30 Minuten geraten.


    Folge mal dem Tipp von Kai, die Methode geht noch relativ zügig. Mach mal die erste Messung nach 20 Minuten, aber erwarte noch keine große Besserung. Das "Zurückrudern" kann nun durchaus 2-3h Polierzeit benötigen. Selbst wenn es über 4h dauert, bist Du so immer noch deutlich schneller als beim Zurückgehen zum Feinschliff.
    Das Querschnittprofil möchte ich übrigens auch mal sehen.



    Weil hier sicher noch mehr "Parabolisierwillige" mitlesen, gebe ich noch ein paar weitere Kommentare zum Besten:


    Du siehst um so schneller eine Veränderung, je mehr Du eine Polieraktion auf die Mitte konzentrierst. Gerade wenn man schon relativ nahe am Ziel ist, können 3 Minuten über die Mitte polieren schon zu viel des Guten sein.


    Für mich ist deshalb beim Parabolisieren die aktuell tatsächlich erreichte konische Konstante (=Best Fit Conic Constant) eine sehr wichtige Zahl. Je näher die an -1 liegt, um so kürzer werden die Poliersessions. Den überwiegenden Teil des Parabolisierens mache ich bei mittleren Spiegeln mit einem ca. 40% Sterntool mit weicherem Pech. Man kann aber auch mit Volltool MOT mit Überhang parabolisieren, und erst aufs kleinere Tool wechseln, wenn die konische Konstante so im Bereich -0,5 bis -0,8 liegt bzw sobald sich ein deutliches Loch in der Mitte zeigt.
    Nachtrag: Bei kleineren, eher langbrennweitigen Spiegeln kann man auch oft auf ein kleines Tool verzichten und nur mit Volltool parabolisieren. Bei großen lichtstarken Spiegeln ist eventuell sogar das 40%Tool zu groß zum fertig Parabolisieren. Da muss eventuell zonenweise mit kleinen Tools gearbeitet werden. Das habe ich selber bis zum 18" f/4,3 noch nicht gebraucht und wer sowas vorhat, sollte es nicht mehr nötig haben, sich hier Rat zu holen.
    Nachtrag: Natürlich wird man mit Interferometer-Messungen verleitet, lokale Korrekturen mit kleinen Tools zu machen. Ich finde es aber erstaunlich schwierig, beim Korrigieren einzelner Zonen mit kleinen Tols das Reinpolieren von Schießscheiben-Kringeln zu vermeiden.


    Es gibt hier nicht nur genau einen richtigen Weg. Daher sollte jeder seine oder ihre eigene bevorzugte Methode herausfinden.


    Wie das Tool genau arbeitet, hängt auch von der Strichlänge, dem Überhang, der Spiegeldicke, der Pechhärte, der Luftfeuchte, der Raumtemperatur, dem Kraftaufwand beim Polieren und der Farbe deiner Socken ab (und ungefähr 23 weiteren Parametern).


    Deshalb immer: Messen, polieren, wieder messen, Nachdenken, dann genau einen Parameter ändern, polieren, wieder messen...


    Ich persönlich versuche beim Parabolisieren, mit möglichst großen Tools den Korrekturgrad möglichst gleichmäßig zu entwickeln, und bei sich entwickelnden Zonen frühzeitig gegen zu steuern. Das hilft, drastische lokale Korrekturen zu vermeiden.


    Dazu stelle ich die konische Konstante immer mal wieder auf den "Best Fit"- Wert. Dann sollte das Interferogramm einen beugungsbegrenzten Spiegel zeigen und möglichst keine ausgeprägten Zonen. Das bedeutet auch. dass nach dem Auspolieren erst mal eine ordentliche Sphäre ohne abgesunkenen Rand vorhanden ist. Mit DFTFringe kann man natürlich auch einfach den Haupt-"Spherical"-Parameter abschalten und neuberechnen.


    Wenn Du nun von deiner Überkorrektur zurück zur Parabel gehst, kannst Du das sinngemäß genau so machen, nur näherst Du dich der CC -1 von der anderen Seite: "Ringwall" abtragen, wie von Kai vorgeschlagen, dabei aber auch mal die aktuelle (Über-)Korrektur abziehen, um sekundäre Abweichungen besser beurteilen zu können. So kannst Du bei sich abzeichnenden Zonenfehlern früher und sanfter gegensteuern.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Daniel,


    Ich mache die Rillen nach Gefühl ungefähr 3-5mm tief, das funktioniert bei mir gut.
    Bei deinem flachen Tool würde ich in der Mitte entsprechend weniger drücken, so dass die Rillen überall annähernd gleich tief sind -
    das ist aber weniger kritisch als das gleichmäßige Flächenverhältnis Rille:Pech über das gesamte Tool.


    Wenn die Rillen in der Mitte tiefer sind, läuft dir der Rand mit der Zeit schneller zu. Den Effekt hast Du mit gleichmäßig tiefen Rillen nicht.


    Nimm dir zu Anfang ruhig Zeit mit dem Anpassen deiner Pechhaut. Auch bei mir klappt das längst nicht so routiniert wie beim Kai - der hat einfach schon viel mehr Quadratmeter Pechhaut gemacht und Spiegel poliert als ich.


    Ob die Pechhaut passt, merkst Du unter anderem am gleichmäßigen Widerstand beim Polieren.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Stathis,


    Die Streichholzmethode mag künstlerisch wertvoll sein und Zonen macht die bestimmt auch nicht. Aber wenn die Kanäle mal zulaufen, kriegt man sie wohl nicht so einfach wieder verbreitert.


    Meine Methode:
    Pechhaut ca. 5mm dick gießen, dann per Aluschiene mit ca. 5mm Dicke etwa 1,5x1,5 bis 2x2cm kleine Kacheln erzeugen funktioniert wunderbar.


    Durch Hin- und Herkippen der Aluschiene bekomme ich die Kanäle oben noch etwas breiter.


    Bei größeren Tools wird der Vorgang 1-2x wiederholt und die Pechhaut zwischendrin in ca 60°C heißem Wasser wieder weich gemacht.


    Macht man die Kacheln zu groß, kann das Pech von der Aluschiene nicht weit genug verdrängt werden, die Kacheln sind in der Mitte zu niedrig und die Kanäle laufen schnell zu. Die niedrigen Mitten kann man durch Zugabe von Pech korrigieren.
    Dann kommt noch eine Mikrofacettierung per Fliegengitter drauf, und fertig ist die Pechhaut.


    Gruß,
    Martin