Hallo Hans, Piotr, Simon, Karsten, Sascha, Andreas, René, Markus und Feri,
also erst einmal vielen Dank für eure netten Kommentare. Es ist zwar nicht mein erklärest Ziel Komplimente zu fischen, aber Spaß mach es doch. Großen Spaß sogar.
Zu euren Fragen:
Die 1000er Stacks mache ich nur, um einen Überblick zu behalten. Außerdem muss ich nach entsprechender Zeit immer mal wieder schauen, ob das Motiv noch mittig sitzt. Diese Einzelbilder werden auch einzeln bearbeitet und dann in PS überlagert. Manchmal geht das über "Skripten" oft aber nur per Hand. ich bringe dabei alle Bilder auf den gleichen Rauschpegel, egal wie tief das jeweilige Bild ist, und überlagere dann 2 zu 50% und das 3 zu 33% usw. Ich schaue dann immer aber dass die Bilder gut zueinander passen. Die Datenmengen sind schon gewaltig. Hier sind es knapp 300 GB. Zum Glück habe ich alte externe Festplatten. Hier ist dann oft ein Objekt auf einer Platte. Das Stacken dauert übrigens nicht so lange.
Einen wirklich dunklen Himmel habe ich nicht, aber er ist wohl besser als der übliche Vorstadthimmel. Hier gilt es einfach länger zu belichten. Das ist ohnehin das a und o. Das Signal sammeln und nicht endlos damit herumarbeiten. Visuell eine Größenklasse weniger bedeutet etwa das 7 -10fache an Belichtungszeit. Das ist zwar deprimierend, aber eben nicht unmöglich. Ich selber komme vom Ausdauersport, irgendwie liegt mir das Wohl.
Eine EM-CCD verringert die Belichtungszeit, das ist sicher toll, aber es gibt auch Nachteile. Die großen Pixel z.B. und die Physik kann man damit auch nicht überlisten, nicht mal das Seeing.
Das mit dem Seeing sehe ich so: Es gibt Abweichungen in 3 (!) Achsen. Rechts, links, aber auch oben unten. (x,y,z - Achse)Dann aber auch den "O-o-Faktor". (Ihr braucht nicht Googeln, das habe ich gerade selber erfunden). Damit meine ich, kleines "o" oder "großes "O" unabhängig von xyz.
Also: an Tagen mit großem "O" kann ich machen, was ich will, der Stern bleibt ein Wattebausch und ich versuche immerzu neu zu fokussieren, weil ich es einfach nicht glauben kann. Die Tage sind unbrauchbar für die Schärfe. Erst bei kleinen Sterndurchmessern macht das Fotografieren Sinn. Steht der Stern still, dann habe ich einen 6er im Lotto. Meistens aber springt er hin und her und nach vorne und nach hinten. Wählt man hier eine kurze Zeit, so kann man den Stern an der jeweiligen Position einfrieren, aber nur x und y. Das Stacken kann dann die Bilder wieder zur Deckung bringen. Das Springen geht oft über mehrere Bogensekunden und meist auch über das gesamte Bildfeld gleich. Die Ursache ist definitiv in der Atmosphäre zu finden, aber auch Schwingungen des Gerätes tragen dazu bei. Bei Zeiten über ca. 4-5 Sek. kann man diesen Effekt nicht mehr optimal nutzen. Also ist das, was ich mache eigentlich so etwas wie "eine nachträgliche Aktive Optik" und kein Lucky Imaging.
100% Verwendungsrate bedeutet auch max. SNR. Also nehme ich auch die schlechteren Bilder mit, das Ergebnis ist rauschärmer, aber auch unschärfer. Das bessere SNR reicht aber aus um etwas mehr schärfen zu können und das Ergebnis ist in weiten Teilen besser. Die Übergänge sind aber sehr weit und fließend. Bei Planeten habe ich das oft getestet. 90% Verwendungsrate war immer besser, oder gleich gut, wie bei 10%. Oft sah man aber kaum Unterschiede.
Die Motivwahl wahr bewusst auf ein schwaches flächiges Objekt gelenkt, eben um die Kamera auch hier zu testen. Ich sage bewusst Kamera und nicht Kurzzeitbelichtung, denn diese steht und fällt mit der Kamera. 1000 mal 2 Sek. können nicht so gut sein wie 2 mal 1000 Sek. Warum eigentlich? Hier spielt nur das Ausleserauschen der Kamera eine entscheidende Rolle. Das addiert sich eben 1000 mal. Bei modernen Chip wie hier (oder eben ohne Ausleserauschen bei EM-CCDs)kann man das also doch wagen. Voraussetzung ist, dass der Sensor zumindest einen Hauch vom Hintergrund erkennt. Bei meinem Himmel ist das nach 2 Sek. erreicht. (habe ich experimentell bestätigt und auch gesehen als ganz leichte Zirren vors Objekt gezogen sind). Bei der Farbkamera sind das bei mir schon ca. 8 Sek. und die Ergebnisse sind nicht wesentlich schärfer als "normale" Fotos.
Hoffe ich habe nichts vergessen,
Viele Grüße,
ralf