Hallo Hannes,
der C.O.C. hat eine m.E. besser durchdachte Montierung. Beim Denkar ist ja das Unterteil (Polachsen-Basis + Stativbeine) ein einziges Gußteil. Daher ist man quasi auf diese dünnen Metall-Beine festgelegt. Beim C.O.C. sind die Teile getrennt, außerdem hat das Teil mit den Stativbeinen hier breitere Aufnahmen, so daß man problemlos andere Holzbeine verwenden kann, falls gewünscht. Außerdem hat die Polhöhenachse eine Skala, um einfach die 50 Grad nördliche Breite einzustellen, beim Denkar nicht! Nicht zuletzt finde ich die gekapselten Zahnräder bei der C.O.C. Montierung schöner. Leider hat die DEC-Achse nur eine Tangentialverstellung.
Der C.O.C. ist auch vom Tubus her einfach noch besser verarbeitet. Die Klemm-Befestigung für die Okularaufnahme ist so schön, daß es mir schon fast leid tut, da in der Praxis dann einfach stattdessen das Vixenteil für die 31,8mm Okulare dranzumachen. Vom Sucher und der Objektivfassung her sind aber beide top gearbeitet (und deutlich über meinem Dai-Ichi Kogaku 60/910 anzusiedeln).
In jeder Hinsicht würde ich den C.O.C. noch etwas höherwertig einschätzen als den Denkar und der war schon echt gut, vor allem der Tubus.
Dann ist der Zustand noch eine Sache. Der Denkar ist schon gut erhalten, es ist aber ein Schulteleskop und man sieht natürlich diverse Gebrauchsspuren, Kratzer im silbernen Lack (aber keinerlei Beulen oder Dellen!), kleine Abplatzer an der Montierung. Es funktioniert soweit trotzdem alles und ist absolut nicht "vermacht", aber der C.O.C. ist demgegenüber in einem Zustand, als sei der maximal 2-3x in seinem ganzen Dasein aufgebaut worden.
Beim Zustand ist wiederum eine Sache zu sagen: beim C.O.C. geht alles sehr schwer (Feineinstellung / Achsenbewegung) vermutlich weil er nieeee gebraucht wude? Der Denkar läuft da viel geschmeidiger. Hier zahlt sich wohl aus, daß er öfter "bewegt" wurde und / oder vielleicht irgendwann vor Jahren auch mal neu gefettet worden ist.
Bei einem Oldtimer würde man den Denkar in Zustand 3 einordnen (was ich schon für absolut gut halte, keine Frage) und den C.O.C. zwischen Zustand 1 und 2, weil wirklich nur minimalste Gebrauchsspuren zu verzeichnen sind. Auch die Kiste hat noch alle Styroporeinsätze mit nur ganz kleinen "Ausbrüchen", beim Denkar fehlen einige Teile.
Die Okulare sind bei beiden vollständig, beim C.O.C. sogar vier Okulare (noch ein 40er A.H., davon hab ich jetzt schon drei ...) und der Denkar kam original mit dreien. Die Okulare sind bei beiden Teleskopen gut erhalten, aber dennoch die Optiken irgendwie trübe und verstaubt. Mich locken noch mehr Huygens-Okulare eh nicht, daher geh ich da nicht dran, aber natürlich gehören sie halt einfach aus Sammler-Sicht jeweils zum Set dazu.
Und dann kommt noch mein persönlicher Geschmack, ich finde den weißen Tubus des C.O.C. und auch das Design der Montierung einfach schöner.
Das einzige, was beim C.O.C. wirklich sehr ... sagen wir mal speziell ... gemacht ist: Du kannst die Polhöhenachse ausschließlich mit einer riesenhaften Nuss festdrehen. Ich hab zum Glück zuhause ein altes Radschrauben-Kreuz für den Reifenwechsel, damit ging es.
Tatsächlich hatte ich noch nie ein Fernrohr, wo man ein externes Werkzeug braucht, um es einfach nur aus der originalen Kiste auszupacken und aufzubauen!
Den C.O.C würde ich ehrlich gesagt auch nicht wieder für 70 Euro verkaufen. Ich glaube, da hab ich echt einen Schnapper gelandet. Den Denkar für 45 Euro finde ich aber auch einen Schnapper. Und vielleicht tue ich ihm auch unrecht, wenn ich den C.O.C. vorziehe.
Die 1000 statt 910 mm Brennweite seh ich jetzt nicht wirklich als Vorteil. Man kriegt halt noch weniger Bildfeld und farbfehlerfrei und sehr scharf sind sie ja sicher beide. Die Denkar-Optik finde ich jedenfalls absolut spitzenmäßig und das obwohl ich sie noch überhaupt nicht gereinigt habe!
LG
Thomas