Beiträge von Hico im Thema „Berichte über historische Großteleskope“

    Moinsen zusammen,


    schöner thread, zu dem ich auch gern einen kleinen Beitrag leisten möchte, wenngleich ich sicher kein "Experte" in Sachen historischer Teleskope bin. Reizen tun sie mich aber doch. [:)] Und eines der vielen großen "historischen" Lichtsammler durfte ich vor 4 Jahren mal in natura bestaunen ...


    <u>Der längste bewegliche Refraktor der Welt - Das Riesenfernrohr der Archenhold-Sternwarte in Berlin Alt-Treptow</u>


    Wie der große "Leviathan" steht auch das Riesenfernrohr in Alt-Treptow, das anlässlich einer Gewerbeausstellung von 1895-1896 gebaut wurde, im Freien. Schon von weitem ist es zu sehen, wenn man sich auf die Sternwarte zubewegt ...



    Die Sternwarte selbst beherbergt heute eine Ausstellung und immer wieder wechselnde Sonderausstellungen zur Astronomie. Zur Ausstellung gehört auch ein kleines Modell des 21m langen und 130t schweren Teleskops, welches eine freie Öffnung von 68cm besitzt und in seiner Bauform mit der einzigartigen Montierung eher an ein "schweres Geschütz" als an ein "klassisches" Teleskop erinnert.



    Die Beobachtungsplattform ist durch einen fahrbaren Schutzbau vor Witterungseinflüssen geschützt, zum beobachten steht man also ebenfalls im Freien.



    Aber genug Fotos vom Modell, nachfolgend noch ein paar Fotos, die ich vom echten Riesenscope schiessen konnte, bzw. hat die ersten beiden davon "notgedrungen" meine liebe Frau geschossen. [:)]



    68cm Öffnung sind schon nicht übel ...


    Der gewaltige Sockel der Montierung, der die 130t sicher trägt.


    Aus dieser Position kann man bei geschlossenem Schutzbau auch den Okularauszug (?) sehen - dieses grüne, trichterförmige "Dings" am Ende des Tubus.


    Vom Dach der Sternwarte hat man aber den besten Blick auf das Monstrum ...


    Trotz eines recht großen Muschelbruchs der während einer Prüfung und Neufassung des achromatischen Objektivs in den 30ger Jahren entstand (die Firma Zeiss hat sich da wohl ausnahmsweise mal nicht mit Ruhm bekleckert [;)]) und ein paar mutwilligen Einschusslöchern aus den letzten Kriegstagen wird das Riesenteleskop heute noch genutzt (die Schadstellen wurden geschwärzt). Natürlich nicht mehr für wissenschaftliche Arbeiten, aber für eine handvoll Beobachtungsabende pro Jahr wird der interessierten Bevölkerung noch immer der Blick auf weit entfernte Objekte im All gewährt.


    Leider hatte ich bisher noch nicht die Gelegenheit mal durch das Riesenfernrohr zu schauen, reizen würde es mich aber schonmal, einen Berlin-Trip so zu planen, dass mal ein Beobachtungsabend damit möglich wäre.


    Dazu fällt mir noch eine witzige Geschichte ein, die mir die Kassiererin der Sternwarte erzählte, als ich ihr im Gespräch berichtete, dass ich aus der Nähe von Kassel käme. Sie erzählte mir, dass ein paar Jahre zuvor ein älteres Ehepaar nur für die Beobachtung durch´s Riesenfernrohr aus Kassel nach Alt-Treptow gefahren wäre. Leider musste der Beobachtungsabend aufgrund bewölkten Himmels aber abgesagt werden. Das ältere Pärchen bestand aber darauf, dass man unbedingt durch das Teleskop schauen wolle, da man mit so einem großen Teleskop ja schließlich auch durch Wolken schauen könne! Es bedurfte wohl sehr sehr viel geduldigem guten Zureden seitens der Mitarbeiter der Sternwarte, dass man bei bewölktem Himmel mit keinem Teleskop der Welt ins All schauen könne ... [:D]


    Also, wer mal einen Trip nach Berlin plant, sollte sich auch die Archenhold-Sternwarte im Treptower Park mit auf die Sightseeingliste schreiben. Die Ausstellung war sehr nett und das Riesenfernrohr mal aus der Nähe zu sehen, statt nur auf Fotos zu bestaunen, ist schon sehr beeindruckend.


    ... und vielleicht kann ich auch irgendwann mal durchschauen ... [:)]


    Gruß und wolkenfreien Himmel
    Heiko