Beiträge von HeyApos im Thema „AME 2016: Besuche den Astrotreff“

    Hi,


    vielen Dank für den Link für die Bilder von Helmut Koch. Die sind einfach klasse und eine sehr vollständige Erinnerung an den Tag. Für Berichte wars den Leuten die Woche über wahrscheinlich einfach zu heiss ;)


    Dies war meine erste AME.


    Ich fange gerade erst wieder an mein Hobby aus dem Keller zu holen und zu pflegen - das lag lange brach. Im Grunde bin ich hingefahren, weil ich mal ein paar (Gitterrohr-)Dobsons in Natura ansehen und anfassen wollte. Ich will mir nämlich einen Dobson bauen - inklusive Spiegel-Selbstschliff (https://projects.blue-it.org/p…-amateur-telescope-making - da gibts noch nicht viel zu sehen - Planungsphase). Zusätzlich hoffte ich darauf, ein paar Kontakte zu Astronomiegruppen in der Pfalz zu bekommen. Der Fokus meines Besuchs bei der AME lag also nicht auf "Fancy"-Instruments und neuester Technik, sondern auf altbewährtem und eher traditionellem. Ich habe es nicht bereut.


    Besonders gefreut habe ich mich über ein sehr ausführliches Gespräch mit Reinhard Schulten über sein Reisedobson-Konzept (http://www.reise-teleskop.de/index2.php). Diese Konstruktion ist wirklich einfach nur noch genial. Er hatte seinen 16 und 12 Zöller dabei. Da ich mich in den letzten 12 Monaten ausführlich mit diversen Dobson Konstruktionen auseinandergesetzt hatte, war ich von der simplen aber effektiven und stabilen Konstruktion absolut beindruckt. Es muss nicht immer Carbon sein! Ich konnte in der kurzen Zeit viel von seinem reichen Erfahrungsschatz profitieren, danke. Er hat auch mein Interesse für das Buch von Hans Rohr "Das Fernrohr für Jedermann" (1964) geweckt - ich konnte es gestern Abend für wenig Geld antiquarisch erwerben.


    Ansonsten hatte ich einen kurzen, aber sehr netten Kontakt zu Eduard Peter von den Füssener Sternfreunden. Da gabs ein paar schöne 10 Zoll Dobsons zu sehen - quer durch alle Bauformen - und auch hier konnte ich vom erfahrenen Rat profitieren: Stabilität und Schwingungsarmut der Konstruktion sind wichtig! Dann teilte er noch ein Stück Tiroler Schinken mit mir - danke, sehr lecker ! Und ich war wieder ein Stückchen weiter auf meiner Dobson-Erfahrungstour.


    Skywatcher präsenstierte einen grossen Gitterrohr-Dobson (18'' / 20''?!) mit ultradünnem Spiegel (eine sehr interessante Kontruktion) - leider habe ich kein Bild gemacht). Unter dem sehr dünnen Spiegel mit planer Rückseite sind ein gutes Dutzend Stützgläser geklebt, die wiederum auf einer planen dünnen Trägerplatte mit relativ kleiner Fläche sitzen. Dabei haben diese Stützgläser von ca. 1cm Dicke einen abgeschrägten Rand. Die Grundplatte ist im Teleskop verankert, d. h. es gibt keine Spiegelzelle mit Auflagepunkten. Bisher habe ich nur Konstruktionen "aus einem Guß" gesehen, wo quasi eine "Rippenstruktur" als Rohling von der Schmelzform her vorgegeben war (Orion bietet einen solchen Spiegel an). Der Herr am Stand konnte mir leider keine Auskünfte zur Erstellungs- oder Schleiftechnik geben. Ein Bild habe ich leider nicht gemacht, aber das ist eh nur was für die Profis ;)


    Ansonsten hörte ich mir den hervorragenden Vortrag von Dr. Gutekunst zur astronomischen Dispersion an die man so gerne vergisst wenn man über leistungsfähige Amateurinstrumente und deren (theoretische) Abbildungsleistungen spricht. Es auch war faszinierend, den 4000 € teuren ADC (Astrononischen Dispersions Korrektor) nach dem Vortrag mal live auszuprobieren.


    Bresser hatte eine wirklich beeindruckende Anzahl von Sonnenteleskopen vor der Halle aufgebaut an der man eine große Breite der Möglichkeiten der Sonnenbeobachtung mit unterschiedlichsten Instrumenten und Filtern unter sachkundiger Anleitung erfahren konnte. Ich kann nicht ganz verstehen, warum man da an der Montierung des 150er herummäkeln muss, das war ja kein hoch wissenschaftliches Schauspiel. Es ging ums Erleben und Erfahren. Meist für Leute, die vielleicht noch nie durch ein Teleskop mit H-Alpha Filter geschaut haben. Ich hatte jedenfalls kein Problem beim Scharfstellen mit dem 150er, habe mich eben auf den Boden gekniet um eine stabile Haltung zu haben - sozusagen in ehrfürchtiger Haltung vor dem Instrument ;) Hier wären allerdings tatsächlich ein paar kleine und stabile "Melkschemel" ganz gut gewesen.


    Auf dem Krabbeltisch der Breisgauer Sternfreunde habe ich dann noch das Buch von Martin Trittelvitz ("Spiegelfernrohre selbst gebaut") gebraucht erstehen können. Es ist dann doch immer was anderes, mal in der Lektüre blättern zu können. Schön mit Patina ;) Na dann kanns ja losgehen mit dem Schleifen (... irgendwann).


    A propos Lektüre: am Verlagsstand von Willberg konnte ich auch die Originale aller "The XXX-Telescope", "Amateur Telesope Making ..." Bücher durchblättern und feststellen, dass ich mir die Kosten von - je nach Ausgabe - 30-60 € pro Band wohl auf Grund meiner bescheidenen Pläne erst mal sparen kann. Und angesichts dessen was an kostenlosen Informationen mittlerweile auf Astronomieseiten im Internet, Youtube, in Foren und durch den Erfahrungsaustausch mit anderen vorhanden ist, reicht das erst mal aus.
    Neben mir hat einer für 100,- € eine Standardwerk über die Astronomie "für die Steuer" gekauft - ob er den Wälzer jemals lesen wird? Aber gut - das muss jeder selbst für sich entscheiden.


    An den "Hardware"-Ständen konnte ich mich wieder einmal davon überzeugen, dass dies ein ziemlich teures Hobby sein und werden kann. Man sollte daher ziemlich genau wissen, was man will, wofür man sein Geld ausgeben will und wie die Marktpreise so sind. Nur dann kann man einschätzen ob vermeintliche Schnäppchen auch tatsächliche solche sind ;) Hier gab es genug zu sehen und zu kaufen. Für mich war das erst mal weniger interessant.


    Meine Kontakte habe ich auch bekommen - sogar direkt hier in Ludwigshafen gibts eine Astrogruppe ( http://www.astrogruppe-ludwigshafen.de ) und heute Abend ist auch gleich Stammtisch in Lampertheim ;) Danke für die Vermittlung durch die nette Mitarbeiterin vom Haus der Astronomie Heidelberg. An deren Stand bekam ich ein paar CDs von dem leider schon verstorbenen Prof. Dr. Hanns Ruder und seinen Vorträgen über Astrophysik (gibts auch auf Youtube). Kante ich noch nicht: eine absolute TOP-Empfehlung!


    Die Jungs von Astroleuchten konnte ich noch über Ihr BDSC löchern. Erstaunlich, was die in den letzten Jahren auf die Beine gestellt haben. Sehr praktische Sachen wie die Handleuchten, BDSC u. v. m.


    Zum Astrotreff-Stand hab ichs irgendwie nicht geschafft. Trotzdem Danke, dass Ihr präsent ward.



    Mein Fazit: Alle Ziele erreicht und mehr ;)


    1. Die AME ist auch empfehlenswert für Leute, die nicht immer nur das allerneueste Equipment suchen.
    2. Ich fühle mich wieder mal in meiner Meinung bestärkt, dass es nicht immer das super teure Equipment sein muss, um ziemlich gute Ergebnisse zu erzielen weil schlicht und ergreifend das Seeing mitspielen muss - da nützt die beste Technik nix.
    Mein Instrument wird ein 12-14'' Reisedobson mit EQ-Platform.
    3. Viele nette Leute getroffen und tolle Gespräche geführt
    Und trotz der Mega-Hitze war es in der Halle schön kühl und gut auszuhalten.


    Was ich vermisst habe:
    1. Einen Aussteller, der eine EQ-Plattform gezeigt hätte (vielleicht hab ich die auch übersehen)
    2. Etwas mehr Gitterrohr (!) Dobsons zum anfassen (der Mainstream geht halt auf Montierung und Astrophotographie)
    3. Ein bisschen mehr Basteleien (Teleskopsteuerung, ...) und Selbstbauer anzutreffen wäre schön gewesen (doch auch hier: Messe und kein Teleskoptreffen).


    Also: bis dann mal zu einem Teleskoptreffen in der Nähe (wenn mein Instrument dann mal fertig ist).


    Grüße aus der Pfalz
    Axel