Beiträge von MartinB im Thema „Frischling in der Astrowelt“

    Hallo Felix,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">DeepSky-Objekte könnte ich mit dem vorgeschlagenen Teleskop von Stefan sicher nur erahnen oder?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Mit 200mm Öffnung ist das bei vielen Objekten schon deutlich mehr als "erahnen"! Klar, nicht farbig und nicht wie auf Hubble-Weltraumteleskop-Fotos. Aber ein heller Kugelsternhaufen bei 200x Vergrößerung kommt z.B. schon richtig gut! Wenn der Himmel richtig dukel ist, zeigen einige Galaxien erste Ansätze von Spiralarmen. Viele Planetarische Nebel zeigen eine Menge Details. Die Lichtstärke ist groß genug, um für schwierige Objekte schon einen speziellen Nebelfilter einzusetzen.


    Noch ein Tipp: Wenn Du es einrichten kannst, ein geselliger Mensch bist und vielleicht sogar gern zeltest, fahr unbedingt Anfang Oktober zum Herzberger Teleskoptreffen! Schneller und intensiver kann der Einstieg nicht sein! Ein eigenes Teleskop brauchst Du nicht, da gibts mehrere 100 in allen denkbaren Ausführungen, und bei den meisten darfst Du gern mitbeobachten.
    Aber Achtung: Dort gibts mehrere richtig große Teleskope mit 60 bis über 100 cm Öffnung - der Anblick einiger Himmelsobjekte mit diesen Instrumenten kann süchtig machen[:p].


    Gruß,
    Martin

    Hallo Felix,


    Auweia, hier bist Du genau bei den Richtigen gelandet[;)]
    Im Ernst, hier im Forum sind viele Leute, die sich wirklich auskennen.
    Und dir auch klar machen, was an den sensationellen Einsteiger-Superangeboten im Internet alles Murks ist. Die sind nämlich genau auf ahnungslose interessierte Einsteiger wie dich ausgerichtet.


    Aber keine Angst, auch mit kleinem Geld kann die Hobbyastronomie richtig Spaß machen.<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Beim groben Stöbern habe ich bloß auf die Vergrößerung geachtet, frei nach dem Motto "Je mehr, desto besser."<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Stell dir vor, Du suchst ein Auto für den Weg zur Arbeit und schaust nur auf möglichst viel PS. Dann landest Du schnell beim Formel 1 Rennwagen oder beim LKW[:o)].


    Erst mal n' paar grundsätzliche Sachen:


    Bei uns Amateurastronomen gibt es mehrere verschiedene Interessengebiete, die jeweils leider unterschiedliche Ausrüstung benötigen. Zum Durchschauen nimmt man z.B. eine ganz andere Ausrüstung als zum Fotografieren.


    Handy-Kameras sind heute recht leistungsfähig. Mondfotos durchs Okular gehen damit ziemlich gut. Der Mond ist ja praktisch so hell wie bei einer Außenaufnahme auf der Erde tagsüber.


    Für Sonnenaufnahmen verwendet man eine ganz spezielle Ausrüstung. Sehr wichtig ist hier ein Filter VOR dem Teleskop, der das meiste Licht gar nicht erst in die Optik lässt.


    Planeten werden gern mit speziellen Videokameras gefilmt, und aus dem Film wird dann mit Spezialsoftware ein einzelnes scharfes Bild erzeugt.


    Für schwach leuchtende Himmelsobjekte werden Kameras benötigt, mit denen man lange belichten kann.


    Je mehr man vergrößert, um so dunkler wird das Bild im Teleskop!
    Irgendwann wirds auch unscharf, spätestens wenn die Vergrößerung mehr als 2x so hoch ist wie die Öffnung in mm. Mit 100mm Öffnung ist mehr als 200x Vergrößerung Unsinn, auch wenn das von der Optik her möglich ist. Schau dir mal die Ebay-Billigangebote dazu an!
    Wenn Du im Okular alles schön hell sehen möchtest, ist die beste Vergrößerung die Öffnung geteilt durch 4 oder 5. Mit 70mm Öffnung bist Du dann bei ca. 15fach. Selbst mit dem empfohlenen 200mm Dobson beobachtest Du große dunklere Objekte nur mit 40x-50x.


    Auch die Luftunruhe (Seeing) begrenzt die Vergrößerung. 150-200x geht noch oft, manchmal nur 30x, und ganz selten über 350x, bevor das Bild wegen Luftflimmern unscharf wird.


    Beim Bedobachten mit dem Auge am Okular siehst Du nur helle Sterne in Farbe. Wenn die Augen dunkeladaptiert sind (längere Zeit, d.h. viele Minuten, keine helle Lichtquelle anschauen, auch nicht den Mond, auch keinen Handybildschirm!), kannst Du zwar sogar recht lichtschwache Objekte noch sehen, aber bei ihnen keine Farben erkennen.


    Großer Vorteil beim Schauen ist das unmittelbare Erlebnis! Die nächtliche Stimmung genieße ich auch sehr gern. Das geht statt am Teleskop aber auch per Liegestuhl und Fernglas sehr gut.


    Stefan hat in seinem Beitrag ein sogenanntes "Dobson-Teleskop" erwähnt. Das ist die richtige Wahl für Leute, die nur schauen und nicht fotografieren wollen. Es sammelt so viel Licht wie möglich bei noch recht günstigem Preis. So ein Trumm mit 200mm Spiegeldurchmesser wiegt aber schon 20kg und ist nur noch per PKW transportierbar.
    Allerdings ist der Preis pro kg super günstig, es funktioniert ordentlich und man kann schon richtig was sehen!
    Ich hab so ein Teil gehabt, bevor ich mir was Größeres selbst gebaut habe.


    Übrigens, schau mal bei Wikipedia nach "John Dobson". Das war ein ziemlich cooler Typ, der fast ohne Geld Teleskope quasi aus Sperrmüll gebaut hat, um seinen Mitmenschen die Himmelsobjekte zu zeigen.


    So ein Dobson-Teleskop hat keinen Motorantrieb, d.h. bei hoher Vergrößerung wandern die Himmelsobjekte langsam durchs Bildfeld, weil die Erde sich dreht. Man kann es aber ganz einfach per Hand neu ausrichten, auch während man durchschaut.


    Wenn das Geld sehr knapp ist oder kein Auto vorhanden ist, wäre eine sinnvolle kleine Variante ein Fernglas, entweder ein ~8x40, das auch tagsüber prima zu benutzen ist, oder gleich was Größeres nur für nachts, z.B. 15x70, das es von sehr günstig (~130 Euro) bis ziemlich teuer gibt (über 2000 Euro]. Damit kann man z.B. sehr schön in der Milchstraße "spazieren sehen", aber für kleine Himmelsobjekte fehlt natürlich die Vergrößerung.
    Ein Stativ braucht man für ein größeres Fernglas aber nach Möglichkeit auch.
    Fast jeder Amateurastronom hat und benutzt ein Fernglas. Es ist auch eine schöne Ergänzung zum Teleskop.


    Eine völlig andere Sache ist die Astrofotografie. Für Übersichts-Himmelsfotos eignet sich schon eine DSLR Kamera mit einem guten Objektiv (Festbrennweite, kein Zoom) und einer Nachführmontierung, das geht dann bei insgesamt mindestens ca. 1000 Euro los.
    Ein "richtiges" Teleskop zum Fotografieren mit hochpräziser Montierung kostet schon mehrere 1000 Euro. Nach oben gibt es praktisch keinerlei Grenze. Es gibt Amateure, die haben eine Privatsternwarte und weit über 100.000 Euro ins Hobby gesteckt!


    Die Bildbearbeitung am Computer ist heute genau so wichtig wie die Aufnahmen. Eine unbearbeitete Einzelaufnahme zeigt heute praktisch niemand mehr her. Die besten Aufnahmen sind aus vielen Einzelbildern mit Gesamt-Belichtungszeiten von vielen Stunden entstanden.


    Farbaufnahmen vom Himmel zeigen oft keine "natürlichen" Farben. Das wäre auch langweilig, weil unsere Augen im Gegensatz zu elektronischen Spezialkameras nur einen kleinen Teil des Lichtspektrums sehen können. Die Profiastronomen fotografieren heute oft hauptsächlich bei verschiedenen Infrarot-Wellenlängen.


    Ich persönlich fotografiere gelegentlich mal mit vorhandener Kamera und Stativ, oder versuche ein paar Aufnahmen durchs Vereinsteleskop. Ansonsten schaue ich lieber mit den eigenen Augen.
    An die Bilder vom Hubble-Teleskop kommen wir Amateure eh nicht dran!


    Gruß,
    Martin