Beiträge von glahn im Thema „Gezeitenschweife, ein Jet und ein ProtoPN Auswurf“

    Hallo Dirk und Johannes,


    (==>)Dirk
    Ab und an werde ich solche Sachen sicher wieder bringen.
    Mir ging es damals ähnlich wie dir. Ich war zu Zeiten kleiner Öffnungen immer hochinteressiert an (die zu wenigen) Berichten über exotische oder astrophysikalisch interessante Objekte, die mit großen Öffnungen zugänglich sein sollten. Leider musste ich mit der Beantwortung einiger brennender Fragen bis zur Fertigstellung meines 27" warten. Amerikanische Freunde lieferte auch die eine oder andere sensationelle Beobachtung. Das macht die Sache ja so spannend.
    Und Hochachtung an Kai, der sein 33" überall mit hinzerrt und vielen leuten mal die Möglichkeit bietet einen Blick durchzuwerfen.


    (==>)Johannes
    Auch dir danke für deine Rückmeldung. Ich hatte im Hinterkopf eine Beobachtung abgespeichert, hatte aber nicht an dich gedacht. Die Beobachtung ist sehr hilfreich und bestätigt in etwa das, was ich unter normalen Seeing mit 25" erwartet hätte. Ganz klar, den IRAS habe ich erst bei besten Seeing angesteuert, wie es wohl nur auf der Edelweißspitze möglich ist. Die Vergleichsfotos sind tatsächlich interessant, wobei ich die Blasen vom Fußabdruck relativ gesehen größer in Erinnerung hatte.
    Übrigens hatte ich den IRAS 19024+0044 am aktuellen Neumond auch von der Edelweißspitze im Okular. Den ProtoPN konnte ich ständig indirekt halten. Interessanterweise war bei 1500x sogar eine kleine Fläche zu erkennen. Der ProtoPN unterschied sich deutlich von einem gleich hellen, benachbarten Stern. Bei der kleinen Fläche blieb es aber, ein Peak oder die Auswürfe waren nicht zu sehen oder zu erahnen.


    Viele Grüße, uwe

    Hallo Hajü,


    auch dir danke für deine Rückmeldung.
    Es freut mich, dass du versuchst die Beobachtung einzuschätzen und zu bewerten. Das ist ja bekanntlich nicht ganz einfach, die volkstümliche Meinung "großes Teleskop = viel Detail + große Tiefe" trifft nicht automatisch zu. Ich habe hier bewusst die Auswahl auf extrem gesetzt. Entgegen dem allgemeinen Trend. Man muss sich heute fast schämen Ergebnisse mit großem Gerät zu veröffentlichen. Dementsprechend wenige findet man auch - die Leute wissen leider warum.
    Die Schweife des Arp Paares waren für mich auch beeindruckend. Überraschenderweise war der südliche Auswurf der einfachste. Im Teleskop sofort von Friedl und mir gesehen.
    Die Details im ProtoPN musste ich die Nacht machen, solche Bedingungen habe ich auch nur 2-3x im Jahr. Gut, dass ich das Objekt im Hinterkopf hatte und die entsprechende Stelle im Beobachtungsordner zielsicher und schnell fand.


    Viele Grüße an die Südwestgruppe, uwe

    Nabend Oliver,


    auch dir danke für deine nette Rückmeldung.


    Es freut mich natürlich besonders, wenn man "neue" Objekte auftut und diese dann auch nachbeobachtet werden. i-Tüpfelchen natürlich, wenn die Ergebnisse dann auch dokumentiert werden mit teilweise überragenden Beobachtungen, wie du sie mit den mittleren und gängigen Öffnungen präsentierst. Sind den aktuellen Neumond ja auch schon wieder ein paar Kracher dabei. So kann man sich die Bälle zuspielen und dem Himmel werden nach und nach die Geheimnisse entlockt.


    Viele Grüße, uwe

    Hallo Kai und Rene,


    (==>)Kai
    Kritik sei genehmigt und ich gelobe selbstverständlich Besserung. Die IRAS Kleckse sind ziemlich durch, von dem her ist die Gefahr fürs Erste gebannt. VLT mag ich auch nicht, normal sollte alles unter der historisch korrekten erdgebundenen 200" Marke bleiben.


    (==>)Rene
    Sichtbar ist der IRAS Klecks ganz sicher. Es war praktisch das hellste Objekt im Okular. Vielleicht geht sogar eine flächige Form der Zentralregion bei 500x+. Für 12" will ich das nicht ausschließen.
    Und Arp 295 gibt sicher eine schöne Gruppe im 12" ab. Zugegebenermaßen gibt es für die moderaten Öffnungsklassen nur wenige Arp-Objekte, an denen der eigentliche Klassifikationgrund auch direkt nachvollziehbar ist. Das gilt selbst für den 27". Da muss man sich die Leckerlis rauspicken, von denen es ja auch einige gibt.


    Viele Grüße, uwe

    Hallo,


    danke für eure netten Rückmeldungen.


    (==>)Winni
    Für dich gilt natürlich: es darf nachgemacht werden. Wenn die Bedingungen passen sind für "Tschuri" sicher die eine oder andere Sache in Reichweite.
    Und ja, Mobilität macht Fortschritte, es geht in die richtige Richtung.


    (==>)Gerald
    Danke für dein Input. Speziell an 5216/5218 sieht man, wie schwach die Brücke eigentlich ist. Ich bleibe dran am Ball.


    (==>)Mathias
    Richtig, Henize hat den ProtoPN zuerst entdeckt, daher sollte normal diese Bezeichnung geführt werden. Die IRAS Nomenklatur deckte aber die eigentliche Morphologie auf und ist in der Literatur geläufiger für das Objekt.
    1200x sind schwer ohne Nachführung zu kontrollieren, ja. Speziell wenn man wie in diesem Fall mit 50° Eigengesichtsfeld kämpft. Ansonsten bei gängigen Dobson und schönen Hebelverhältnissen nicht unmöglich.
    Jet von M 87 ist und bleibt schwer, trotz Bekanntheitsgrad. Kann mich noch gut an eine illustre Runde am 48" erinnern, die versuchten den Positionswinkel des Jets bei zugegeben nicht optimalen Bedingungen zu erfassen...3 Leute, 4 Meinungen.


    (==>)Kryptomat
    HH's sind mit 12" in Reichweite, ja. Aufgeben sollte man daher nie. 12" sind auch eine schöne Öffnung, da gibt es nix. Besonders als Fangspiegelabmessung [:o)].
    Seeing I hebe ich mir auf, wenn ich mit größerem Gerät auf der Kuppel des Keck I stehe. Man muss sich Luft nach oben lassen. Im Ernst, in der Höhe war das Seeing zwar sehr gut, aber nicht perfekt. Für die niedrigen Höhe jedoch tatsächlich außergewöhnlich, man könnte auch I-II geben.
    Für die Erkennbarkeit schwacher Details habe ich ja auf der homepage immer noch die invertierte Variante. Die wollte ich aber nicht noch extra verlinken, man kann es auch übertreiben.
    Und schön, wenn man die Spiegelflächen addieren könnte. Nicht zu vergessen die Seitenspiegel des Franzosen, damit könnte man die 30" knacken.


    Viele Grüße, uwe

    Liebe Forengemeinde,


    nach längerer Abstinenz mal wieder ein kleiner Beitrag von mir. In diesem soll es weniger um das direkte Nachbeobachten oder um Objektvorschläge für die nächste Sternführung gehen. Vielmehr möchte ich versuchen aufzuzeigen, was Visuell möglich ist, wenn die Kette "Teleskop-Standort-Beobachter" ausgereizt wird. Es soll sich aber niemand davon abhalten lassen selbst Auge anzulegen.


    <b>IRAS 17423-1755 "Garden sprinkler"</b>
    Beim ersten Objekt handelt es sich um einen Protoplanetarischen Nebel, Gebilde also, die eine Vorstufe eines PN darstellen. Dieser hat bereits begonnen im großen Stil bipolare Auswürfe zu produzieren, die vom sterbenden Stern selbst angeleuchtet werden.
    Um zu sehen, um was es geht muss man zwingend die Hubble Aufnahme zu Rate ziehen, Amateuraufnahmen fand ich zu dem Objekt keine.
    Mit knapp -18° Deklination normal zu tief stehend, um für die Detektion der Details hoch genug vergrößern zu können. Bei Ausnahmeseeing un d Vergrößerungen von knapp 1200x konnte dann aber tatsächlich die Form der Zentralregion und ein Jet visuell erfasst werden. Vom gegenläufigen Jet war nur eine diffuse Aufhellung zu erahnen, kein Wunder, leuchtet dieser fast ausschließlich im Halpha und im Röntgenbereich.


    27", 1172x, fst 7m0+, Seeing II (Edelweißspitze)


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    <b>IC 1182 in Abell 2151</b>
    Extragalaktische Jets sind visuell ähnlich schwierig zugänglich. Bekanntestes (und wohl auch einfachstes) Beispiel ist der Jet von M 87. Doch es gibt mehr. In Mitten des Herkules Galaxienhaufens Abell 2151 befindet sich mit IC 1182 eine aktive Seyfert Typ II Galaxie (Mrk 298), die auf Grund einer Kollision zwei schwache Jets ausstößt. Glücklicherweise (aus visueller Sicht) klumpt der östliche Jet, sodass eine Möglichkeit besteht, diesen Klumpen nachzuweisen.
    Um den ganzen Jet darzustellen, ist wieder größeres Geschütz erforderlich, diesmal das VLT mit 8,2m. Aber auch auf Amateuraufnahmen (B. Hubl) ist der Jet, bzw. der Knoten zu sehen.
    Visuell befindet sich der Knoten am Limit für 27", taucht aber wiederholt fürt mehrere Beobachter unabhängig auf. Nicht zu halten. Im benachbarten 36" Teleskop (Trend geht zum Zweitteleskop) ist der Knoten indirekt sicher zu halten.


    27", 586x, fst 7m0+, Seeing II-III (Edelweißspitze)


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    <b>Arp 295 (VV 34)</b>
    Als letztes Objekt wieder etwas mehr für den Genussmenschen. Gezeitenschweife zwischen Galaxien treten selten auf und sind meist äußerst schwach. Bekannteste Beispiele sind hier sicher "Keenan's system" (Arp 104) oder Arp 97. Erfahrungsgemäß kann eine Sichtung nur unter möglichst perfekter Durchsicht mit möglichst großer Öffnung glücken. Kann, muss aber nicht. So war die Brücke bei Arp 104 im 48" unter sehr guter Transparenz einfach sichtbar, im 27" blieb diese bei normaler Durchsicht abstinent.
    Überraschenderweise zeigte sich die Brücke und der SW Auswurf von Arp 295 (siehe Aufnahme vom Capella Team) als machbar. Zusammen mit einem Mitbeobachter konnten sogar schwache Helligkeitsunterschiede innerhalb des Schweifes herausgearbeitet werden können. Dabei zeigt sich auch hier der Schweif deutlich breiter als auf Aufnahmen.


    27", 366x, fst 7m0+, Seeing III (Edelweißspitze)


    Auch wenn die Objekte zugegeben etwas exotisch daherkommen, hoffe ich doch gezeigt zu haben, das die visuelle Astronomie ein sehr weites Spektrum abdecken kann.


    Viele Grüße, uwe