Beiträge von Rohr im Thema „(23) Wie gut sind Zusatz-Optiken?“

    Hallo allerseits,


    alle Barlow-Linsen habe ich nicht getestet. Nur diejenigen, die mir zwei Händler zukommen ließen. Es waren dabei Takahashi, Antares,
    Televue, Zeiss, Skywatcher, ein Chinese. Neun Typen habe ich ver-
    glichen, acht auf dem Board veröffentlicht, die zwei besten nament-
    lich genannt. Im Web müßte aber bei "TMB Yahoo Gruppe" was zu finden
    sein, wenn meine Ergebnisse denn dort veröffentlicht worden sind.


    Fröhliches Raten


    Euer Wolfgang Rohr

    21. Labor-Bericht:


    WIE GUT SIND ZUSATZ-OPTIKEN ?


    Die Meinungs-Schlachten, die zur Qualität der jeweiligen Optiken auf dem Board schon ge-
    führt worden sind, haben sich in der Regel auf das optische System selbst gestürzt, nicht
    aber auf den Zubehör-Teil. Man kann also im Extremfall hochwertige Optiken durch
    schlechte Okulare, Telekonverter bzw. Telekompressor wieder entwerten, weil die letzt-
    genannten Bauteile in das System Fehler einführen, die man eigentlich glaubte, vermie-
    den zu haben, nur weil man um die letzten Strehl-Punkte beim Spiegel feilschte, aber das
    Okular, die Barlow-Linse und andere Zusatz-Systeme in ihrer Qualität nicht richtig ein-
    schätzen kann, und somit genau noch der Zustand herrscht, den man einstmals mit den
    Optiken selbst hatte, bevor man über nachvollziehbare Test etwas mehr Sicherheit hin-
    sichtlich der Qualität der Telekope bekam. Es wird sich also das Interesse über die
    Qualität dieser Zusatzteile ebenso ausweiten. Das führt aber beim Tester zu einem ähn-
    lichen Problem, wie zuvor schon bei den Optiken selbst: Er hat die Händler "im Kreuz", die
    es gar nicht lieben, wenn am Lack mancher hochgelobter Produkte gekratzt wird. Zu Recht
    werden sie argumentieren, daß die getesteten Zusatz-Teile Einzelstücke sind, und auch
    im Zubehör-Bereich Streuuungen zur Qualität auftreten. Trotzdem sei mir die Bemerkung
    gestattet, daß bei den acht von mir vorgestellten Telekonvertern sowohl der ZEISS- 2-fach
    wie der Skywatcher 2-fach Telekonverter mit sehr gutem Ergebnis abgeschnitten haben.
    Der fragliche Händler wünschte sich einen PhasenKontrast-Test, weil er bereits vor
    einiger Zeit ebenfalls eine Serie interferometrisch vermessen ließ. Bei diesem ersten
    Test erwiesen sich - so sagte es der Händler - auch schon ZEISS und Skywatcher als
    "Test-Sieger". Zugleich eine gewisse Bestätigung, daß man diesem Test durchaus
    glauben kann.



    01 Testaufbau im Bild



    01 Um den Telekonverter möglichst alleine prüfen zu können, wurde er gegen einen
    300/1200 Kugelspiegel von Lichtenknecker geprüft, der eine bekannt glatte Oberfläche
    hat, und als Spiegel keine Farbfehler einführt. Im Krümmungsmittelpunkt hat dieser
    Spiegel ein Öffnungsverhältnis von 1:4, weshalb vom Telekonverter das Äußerste ver-
    langt wird. Zugleich erlaubt diese Test-Anordnung wie bei einem Planspiegel, daß man
    das Licht zweimal durch den Prüfling schicken kann und damit doppelt so genau mißt:
    Also sowohl die sphärische Aberration, wenn sie über den Telekonverter eingeführt wird,
    den Farblängsfehler und die Flächenglattheit, wenn sie nachweisbar sind.


    02 Testaufbau im Prinzip



    02 Auch hier erweist sich ein Justierlaser als hilfreiches Instrument, weil er alle Bauteile
    also auch den Telekonverter auf eine gemeinsame optische Achse bringen kann: Eine
    1 1/4 Zoll Hülse bekommt vorne und hinten eine kleine 3 mm große Bohrung. Das Laser-
    Bündel passiert beide Bohrungen, bevor es vom Kugelspiegel auf gleichem Weg zurück-
    gespiegelt beide Bohrungen erneut passiert und hat damit eine hinreichend genaue
    Testanordnung, die man über einen Kreuztisch nur noch entlang der Achse verschieben
    muß.


    03 Der ZEISS-Telekonverter 2-fach



    03 Während ZEISS augenscheinlich einen stattlichen Preis kalkuliert und mich damit
    abschreckte, dieses edle Teil an Land zu ziehen, konnte ich mich schnell für den 2.
    Sieger der Analyse entscheiden. Beider Bilder, die im PhasenKontrast-Test entstanden,
    zeigen eine ziemlich ebene, durch Zonen ungestörte Fläche, die auch farblich weitest-
    gehend einheitlich ist. ZEISS und Skywatcher entstammen einer APO-Serie, haben also
    eine gute Farbkorrektur.


    04 Der Skywatcher Telekonverter 2-fach



    04 Im Vergleich findet man zum ZEISS Konverter wenig Unterschiede, lediglich die Spalt-
    abbildung erscheint bei ZEISS um eine Nuance besser - übrigens der erste visuelle
    Versuch, in die getesteten Telekonverter eine Hierarchie zu bringen.


    05 Ebenfalls hochwertig ...



    05 erwies sich ein weitere Kandidat, der aber nun schon Einbußen hinsichtlich der
    Abbildungschärfe erkennen ließ beim visuellen Test. Durch den PhasenKontrast-Test
    war auch klar warum. Die Fläche leidet ein bißchen unter Rauhheit.


    06 Eine Reihe von Telekonvertern



    06 haben entweder einen ausgeprägten Farbfehler oder einen Öffnungsfehler oder
    beides zusammen. Der Farbfehler wurde nicht ausgemessen, sondern über den
    kombinierten Foucault/Phasenkontrast-Test sichtbar gemacht. Vergessen darf man
    nicht, daß in dieser "Autokollimations-Anordnung" diese Fehler mit doppelter
    "Gemeinheit" (Zitat Kurt Schreckling) gemessen worden sind. Am Himmel wird man
    weit weniger davon merken.


    07 Der Farblängsfehler entsteht ...



    07 dadurch, daß die Spektral-Farben unterschiedliche Schnittweiten haben und man durch
    den Foucault-ähnlichen Test beispielsweise für die Farbe BLAU noch innerhalb des
    Brennpunktes ist, während man für ROT das kegelförmige Lichtbündel bereits außerhalb
    vom Fokus abschneidet. Und so leuchtet das vorherige Bild auf der linken Seite blau und
    auf der rechten Seite rot.


    08 Sphärische Abweichung ...



    08 zeigen die drei weiteren Beispiele. Bei diesem Beispiel noch geringe Abweichung,
    kann man beim nächsten und übernächsten Fall deutlich den Öffnungsfehler erkennen.


    09 Öffnungsfehler und Farbfehler



    09 lassen sich auch noch kombinieren, wie man bei diesem und dem folgenden Beispiel
    erkennen kann.


    10 Nicht mehr so toll



    10 also eine Telekonverter-Gurke? Und spätesten hier müßte man wie bei den Spiegeln
    auch, viele Telekonverter geprüft haben, um einen Eindruck für die Streuung der
    Qualität zu bekommen. Und weil ich diesen Test erstmalig durchgeführt habe, habe ich
    noch viel Erklärungs-Bedarf, wie gut einzelne Hersteller wirklich fertigen.


    11 Spalt-Abbildung bei ZEISS



    11 zeigt keine Farbzerlegung


    12 Deutlicher Farbeffekt



    12 eines anderen Telekonverters.


    Fazit: Als Tester habe ich, jeder wird es gemerkt haben, die Testsieger hervorgehoben,
    ob erschwinglich im Preis oder nicht. Damit habe ich dem qualitätsbewußten Stern-
    freund zumindest einen Hinweis gegeben. Telekonverter lassen sich natürlich auch auf
    andere Arten testen bzw. sind getestet worden, und wer auf solche Teile nicht verzichten
    will, sollte sich auch mit deren Qualität vor dem Kauf befassen. Persönlich bin ich den
    Telekonvertern eher kritsch eingestellt, solange die Qualität nicht klar ist.
    Auch die Okulare sollten eindeutigen nachvollziehbaren Tests unterworfen werden.
    Wolfgang Grzybowsky prüft sie interferometrisch. Zu einem Testaufbau habe ich mich
    bisher nicht hinreißen lassen. Wird möglicherweise eine meiner nächsten Aktivitäten
    sein - brauche ich noch ein paar Vorversuche.


    Daß dieser Test ein qualitativer Test war, hat hoffentlich jeder von Euch gemerkt.


    Herzliche Grüße


    Euer Tester Wolfgang Rohr