Beiträge von Galaxien-Spechtler im Thema „Präzise Vermessung von Sternhelligkeiten mit CCD?“

    servus Nikolai,


    auf die Gefahr hin, dass ich Dich jetzt schocke: JPG-Bilder sind für eine vernünftige Fotometrie völlig ungeeignet !
    Erstens macht die Kamera beim Wandeln schon nicht-lineare Dinge, die man nicht durchblickt, dann kannst Du die Bilder nur ungenau kalibrieren, und zum Dritten und Wichtigsten bekommst Du derartig viele Quantifizierungsfehler, dass Du mit den Daten kaum ernsthaft was anfangen kannst. Denn JPG benutzt nur 8 bit Tiefe, während Deine Kamera 12 oder vermutlich 14 bit Tiefe hat. Das Ergebnis bei einer JPG-Wandelung ist, dass die 14 bit in die 8 bit "hineingepresst" werden. Kleine Helligkeitsschwankungen, die die Kamera mit 14 bit noch gut auflöst, verschwinden bei einer Reduzierung auf 8 bit einfach - der Stern ist nicht verändelrich, sondern konstant !
    Ich arbeite mich gerade erst in MuniWin ein, bin also noch nicht der große Experte. Aber folgender Workflow hat gut geklappt:
    - Aufnahme aller Bilder im RAW-Format
    - Kalibrierung in Fitswork (BIAS abziehen, Dark abziehen, Flat dividieren, RGB-wandeln): dann sind die Daten im FITS-Format
    - Aufteilung der Bilder in R-,G- und B-Anteile mit Fitswork
    - erst dann importieren der G-Bilder in MuniWin, und dann weitere Verarbeitung.


    Die Hilfe zur Verarbeitung, die MuniWin bereitstellt, hat mir sehr beim Einarbeiten geholfen.
    Meine erste Lichtkurve schaut wirklich sehr gut aus, und ermutigt mich, mit MuniWin weiterzumachen. Meine Daten sind so gut gewesen, dass die Helligkeitsauflösung wohl besser als 0.01 mag war.
    Ach ja: mit welcher Optik und wie lange hast Du denn Rho Cas belichtet? Der Stern ist mit 4.5 mag sehr hell. Selbst mit einem Teleobjektiv brauchst Du nur wenige Sekunden Belichtungzeit. Denn Du machst ja nicht Deep-Sky-Fotografie !
    Wenn Du zu lange belichtest, und der Stern nahe der Sättigung der Bildelemente ist, dann wird Deine Kamera nicht-linear: doppelte Anzahl an Photonen führt nicht mehr zum doppelten Signal. Und somit wird die Fotometrie unmöglich, da keiner weiß, was die Kamera so alles macht, und wie der Dynamikgang ist.
    Wähle Blende, Empfindlichkeit und Belichtungszeit so, dass der Stern nicht mehr als 70% der Maximalsättigung erreicht. Damit kannst Du Roh Cas wahrscheinlich mit stehender Kamera aufnehmen, und mit hoher Auflösung fotometrieren.
    Als Anhaltwert: Ich fotometriere einen 13 mag Stern mit ISO 200 und 40 sec Belichtungszeit bei f/4 (Brennweite 760mm).


    CDS
    Stefan

    servus Nikolai,


    wenn du Einzelaufnahmen mit 20 sec Belichtungszeit machen willst, hängt es von deiner Brennweite ab, ob Du eine nachgeführte Montierung brauchst (und auch von der Deklination des aufzunehmenden Sterns).
    Mit 20 sec Belichtung kannst Du maximal 24mm Brennweite benutzen, bevor die Aufnahme strichspurig wird, etwas länger bei höheren Deklinationen. Damit bist Du natürlich stark eingeschränkt, was die Grenzgröße deines zu fotometrierenden Sterns anbelangt.
    Willst Du diesen Nachteil mit Stacken ausgleichen (was vielleicht 1-2m an Grenzgröße bringt), dann leidet da natürlich Deine zeitliche Auflösung.
    Besser fährst Du mit einem Teleobjektiv oder Fernrohr auf einer nachgeführten Montierung.


    CDS
    Stefan

    Servus Nikolai,


    ich habe vor einem halben Jahr meine ersten Versuche der Fotometrie veränderlicher Sterne hier im Forum (Veränderliche) gepostet.
    Damals kannte ich MuniWin noch nicht, und habe alle Schritte, die diese Software durchführt, per Hand gemacht (dauerte Wochen...):
    - Kalibrierung der Bildes (z.T. 130 Einzelaufnahmen)
    - Messung der relativen Helligkeit d. Veränderlichen zum Vergleichsstern
    - Reduktion zum "echten" Helligkeitswert
    - Fehlerabschätzung
    - Lichtkurve
    Als Kamera kam eine EOS 1000D zum Einsatz, die generationsnmäßig sicherlich hinter der EOS 1000D oder der 700D zurückbleibt, aber aus meiner Sicht völlig ausreichend war. Diese Kamera gibt es auch für Deinen vielleicht schmalen Geldbeutel günstig gebraucht zu kaufen, und Du kannst sie auch für DeepSky-Aufnahmen prima einsetzen. Als Zielstern hab ich mir schnell vetänderliche Sterne ausgesucht, und für mich war es schon prima, was ich mit recht einfachen Geräten und als Anfänger in der Hinsicht an Ergebnissen herausbekam. Eric war hier auch eine große Hilfe bei der Interpretation der Daten.
    Bei SX Phe-Sternen oder Delta Sct-Sternen kannst Du den Durchlauf einer Periode innerhalb weniger Stunden erkennen. Bei Mira-Sternen dauert das ja oft ein ganzes Jahr, und andere (wie z.B. Delta Cep) benötigen mehrere klare Nächte hintereinander, was angesichts des deutschen Monsuns dieses Jahr und der Tatsache, dass Du noch Erfahrungen sammeln musst, ganz schön frustrierend sein kann. Vielleicht probierst Du Dich an solchen schnell veränderlichen Sternen mit einigermaßen großer Amplitude.
    Ich warte derzeit auf gutes Wetter, um mich an einem SX PHE-Stern im Herkules zu versuchen.


    Viel Spaß und Erfolg !


    Stefan