Beiträge von Astrohardy im Thema „Antonin Rükl ist verstorben“

    Traurige Nachricht. Antonín Rükl ist definitiv jemand, der sich um die Amateur-Astroszene weltweit verdient gemacht hat, und das mit viel Fleiß und in für ihn mitunter schwierigen Zeiten.


    Mir gehts wie Armin. Mein Rükl ist das alte Mond-Venus-Mars Taschenbuch. Dieses enthält die bekannte Kartengrundlage in voller Auflösung, aber in verkleinertem Druck, und es erschien in den 1970ern und 80ern.


    1976 gab es in westdeutschen Buchläden überhaupt keine guten Mondkarten zu kaufen. Alles, was es vorher gab, war vergriffen - man kannte es nur vom Hörensagen. Antonín Rükl war mir (und wahrscheinlich den meisten anderen Sternfreunden) komplett unbekannt. Ich war als Schüler auf einer Klassenreise in Frankreich. Da ging ich mal mit ein paar Klassenkameraden in einen kleinen Buchladen in Beaune in Burgund. Und da lag ein kleines blaues Hardcover-Taschenbuch im Regal. "La Lune, Vénus et Mars", auf dem Cover ein hochauflösender Mondkartenausschnitt. Das Buch war formal von einem Verlag Gründ in Paris herausgegeben, aber bei Svoboba in Prag gedruckt. Ich weiß noch, wie ich das Büchlein im Laden durchblätterte und komplett begeistert war. Da war endlich ein Atlas, der vom Stil her irgendwie an die (nicht zugänglichen) US-Airforce-Mondkarten erinnerten, und der den Mond sehr detailreich wiedergab. Das Entscheidende: Man konnte es hier auf der Stelle für ein paar Franc mitnehmen und hatte endlich eine gute Mondkarte! Ich halte das Büchlein immer noch in Ehren, auch wenn die neueren Ausgaben natürlich in größerem Format gedruckt sind und die Beschriftungen auch angepasst wurden.


    Das kleine Buch ist auch irgendwie ein historisches Dokument. Es erschien 8 Jahre nach dem Prager Frühling. Europa war noch für mehr als ein Jahrzehnt geteilt, worunter gerade die tschechische Wissenschaftsszene sehr litt. Aber es gab ein paar Verlage, die über den eisernen Vorhang hinweg operierten und der jeweils anderen Seite ein paar gute Bücher zugänglich machten. Der kleine Rükl erschien ein Jahr später und dann noch mal 1982 auch in Westdeutschland. Erst nach der Wende wurde die großformatige Version so richtig polulär, und Antonín Rükl erhielt weltweit die Beachtung, die er verdient.



    Hartwig