Beiträge von MartinB im Thema „Spiegelschleifen "Fast and Furious"“

    Hallo Leute,


    Gerade war ich kurz davor, den nächsten langen Interferometerbau-Beitrag hier reinzustellen und so den Thread endgültig zu kapern. Aber ich konnte mich gerade noch beherrschen[:D].


    Weil ich trotzdem gern darüber weiter diskutieren möchte, gibts dazu nun einen neuen Thread.


    Dort bitte weiter zum Thema "Interferometer optimieren".
    Hier bitte weiter zum Thema Spiegel + Messergebnisse. Ok?


    Gruß,
    Martin

    Hallo Kurt,


    Klar steigt der Bedarf nach Messtechnik mit dem Schwierigkeitsgrad der Aufgabe. Was ich vermeiden möchte ist, Einsteiger zu verschrecken, die mal einen 8" f/5 oder 10" f/6 aus 25mm Borofloat als Einstiegsprojekt machen wollen.


    Ich habe auch eine Focault-getestete "Gurke" mit Strehl um 0,4 im Gebrauch, nämlich den 180mm Spiegel aus 10mm Kalknatron-Fensterglas in meinem ersten Reisedobson. Der hat als Hauptfehler einen "krummen Asti", ist aber bis ca. 150x Vergrößerung sehr brauchbar.
    Das ist genau der Punkt: Ich gehe davon aus, dass selbst dein 16" Spiegel erst im Interferometer-Test wirklich auffällig geworden ist und Du hast zuvor jahrelang "nichtsahnend" damit beobachtet.


    Also, um meine Aussage zu präzisieren: Mit Focaulttest kriegt man einen guten 8-Zöller hin, oder einen größeren Spiegel mit der Schärfeleistung eines guten 8-Zöllers. 90% der Zeit limitiert dann immer noch vor allem das atmosphärische Seeing die Beobachtung.
    Wenn der Focaulttest mit Kamera und ohne Maske gemacht wird wie von Stathis hier schön dokumentiert, kriegt man eine nicht astigmatische Scherbe bis zu mittlerer Größe (Mantra: Rückseite plan schleifen und immer schön drehen...) auf die gleiche optische Güte wie mit Interferometer.


    Wem das aus Prinzip nicht genügt oder wer mit >250mm Öffnung regelmäßig unter exzellenten Seeing-Bedingungen beobachten möchte, der sollte eben mehr Messtechnik betreiben.


    Ich persönlich habe lange gezögert mit dem Einstieg in die Interferometrie, aber nach etwas "Hands-On" Erfahrung bei uns in der VSWM mit dem von Tassilop initiierten Messaufbau habe ich die Lager gewechselt. Stathis sieht das übrigens etwas zurückhaltender, was ihm bei den präsentierten Ergebnissen mit Focaulttest auch zusteht.


    Thema Strahlaufweitung: Du meinst die Aufweitung des parallelen Strahls, korrekt? Mir ging es oben ehr um die Beleuchtung des ganzen Prüflings, was die f=10mm Linse wohl nur bis ca. f/6 einwandfrei schafft.
    Aber parallele Strahlaufweitung macht natürlich auch Sinn. Ic hbin gespannt, was dabei rauskommt.


    Thema Bezugsquelle für optische Komponenten:
    Bei Surplusshed gibt es ja Komponenten recht günstig. Strahlteiler, Linse und Spiegel kosten zusammen unter 50 Euro. Die Frage ist natürlich, sind die Teile gut genug.
    In D hab ich als offizielle Katalog-Lieferquelle nur Thorlabs und Edmundoptics gefunden. "Alois-Qualität" haben diese Teile wohl auch nicht, aber man bezahlt für ein Komplettset schnell mal über 200 Euro.
    Kennst Du irgendwelche "offiziellen" Lieferquellen, die hiergenannt werden können? Prima wäre natürlich eine Bestell-Liste für Einsteiger.


    Gruß,
    Martin

    (==>)Amateurastronom:


    Zu deinem Beitrag möchte ich noch anmerken, dass nach meinem Kenntnisstand beim Hubble-Optikfehler gerade das Instrument zum Nulltest falsch justiert war und genau dies den Fehler verursacht hat!
    Was immer hilft, ist eine unabhängige Überprüfung mittels zweiter Messmethode. Genau das hat man beim Hubble-Spiegel aus Zeit- und Kostendruck eingespart, wodurch dann eine teure (650 Millionen US-Dollar, glaube ich?) Nachbesserung im Weltall nötig wurde.


    Nachtrag: "Nulltest" und "Interferometrie" sind verschiedene Kategorien. Es gibt Nulltest mit und ohne Interferometrie und es gibt Interferometrie mit und ohne Nulltest.


    Noch mal für alle mitlesenden Einsteiger:
    Wer einen einzelnen Newtonspiegel schleift und mit wenig Aufwand ein ordentliches Ergebnis möchte, BRAUCHT KEINE INTERFEROMETRIE!
    Mit Focaulttest lassen sich auch gute Ergebnisse erzielen.
    Das ist genau wie mit der Klimaanlage im Auto: Man braucht keine, kommt aber mit ihr manchmal weniger ins Schwitzen, und wer viel beruflich unterwegs ist, weiß sie zu schätzen.



    Nun aber zurück zu unserem Projekt.


    Dieses Wochenende habe ich ein wenig an unserem Messequipment gebastelt. Hier ein paar Fotos aus meiner Werkstatt.


    Fast fertiger Tester:

    Die 3-Achs Stage ist eine Leihgabe aus unserem Firmenfundus. Es geht aber auch mit 2-Achs Verstellung und 3 Schraubenfüßen für Höhenverstellung und Neigung. Es funktioniert auch mit Schubladenschienen und M6 Gewindestangen!


    Detail Optik:

    Die Wäscheklammer im Hintergrund ist für "Dauerfeuer" des Lasers -> Taster ständig drücken[^].


    Von oben:


    Von vorn:


    Dieser Tester wird mein persönliches Exemplar. Eine baugleiche Optik entsteht gerade für Ralf.


    Nur die Linsen muss ich wohl noch mal austauschen. Die beschafften Exemplare mit 10mm Brennweite weiten den Strahl wohl nicht genug auf.


    Gruß,
    Martin

    Stathis, grundsätzlich stimme ich dir zu. Mit meinem jetzigen Wissen bekomme ich auch per Focaulttest gute Spiegel hin.


    Ich finde aber, dass gerade für Anfänger die Auswertung mit Interferogramm auch eine Hilfe sein kann. Wenn ich noch keine richtige Vorstellung davon habe, was die Pechhaut tut, bekomme ich mit dem Interferometer eine verlässlichere Rückmeldung als mit dem visuell abgelesenen Focaulttester. Gerade Anfänger tun sich außerdem auch schwer beim Umgang mit einer Zonenmaske.


    Andererseits bedeutet der Aufbau eines Interferometers sicher für viele Einsteiger auch eine zusätzliche Hürde, trotz der Tatsache, dass geübte Heimwerker das mit einfachen Handwerkzeugen an zwei Nachmittagen hin bekommen können. Ein Focaulttester ist schneller und einfacher zu bauen.


    Wenn wir gestern nur einen Focaulttester gehabt hätten, wären wir mit den 3 Spiegeln gleichzeitig niemals so schnell voran gekommen. Und entweder hätte ich alle Messungen selber gemacht, oder wir hätten uns ständig gefragt, ob die notierten Werte denn halbwegs zutreffend sind.
    Als "Astigeplagter" finde ich es auch sehr beruhigend zu sehen, wenn praktisch kein Astigmatismus vorhanden ist.


    Was die Luftunruhe angeht: So lange man sich beim Parabolisieren auf die rotationssymmetrischen Abweichungen konzentrieren kann, wird beim Interferogramm der Wert ja über den gesamten Spiegel gemittelt. Daher fällt Luftunruhe dabei erst mal kaum ins Gewicht, und mehrere Aufnahmen plus Drehen des Spiegels sind auch nicht erforderlich.


    Dann geht es kaum einfacher als mit Bath-Interferometer.Bevor ich am Focaulttester alle Zonen durchgekurbelt habe, ist das Foto vom Interferogramm schon im Auswerteprogramm geladen.Und bevor die Schnittweitendifferenzen im Figure XP eingegeben sind, habe ich die Interferogramm-Auswertung schon auf dem Bildschirm.


    Was jetzt noch fehlt, ist ein großer billiger Flachbildschirm als Polier-Unterlage für die Schlussretusche. Darauf ksnn ich das Höhenprofil des Spiegels im Maßstab 1:1 darstellen und dann nach der Methode "Malen nach Zahlen" gezielt die höheren Stellen vorsichtig bearbeiten.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Tassilo,


    Wir verwenden gerade intensiv "dein" Interferometer! Nach dem Laserwechsel liefert es nun sehr gute Interferogramme.
    Meine Scherben hatte ich zu Hause mit dem mobilen Interferometer fertig korrigiert. Das bekommt nun Stefan, der die Optikkomponenten zur Verfügung gestellt hatte. Ralf und ich werden uns noch kurzfristig Linsen und Spiegel beschaffen, und mit den noch vorhandenen Strahlteilern zwei weitere aufbauen.


    Gestern haben Stefan und unsere beiden Neueinsteiger noch lange weiter gearbeitet, nachdem Stathis, Stefanie und Alexander schon gegangen waren. Insgesamt habe wir an den 3 Spiegeln über 15 Messrunden gemacht. Jeder der drei hat mindestens 5 Politur- und Messzyklen geschafft. Dabei war es sehr vorteilhaft, dass die Spiegel alle den gleichen Durchmesser und praktisch die gleiche Brennweite haben.


    Die Messungen funktionieren so gut, dass ein einziges Foto genügt, um mehr zu zeigen als ein Focaulttest. Auch unsere Neuen können nun schon halbwegs das Interferometer einstellen und Aufnahmen mit DFTFringe auswerten, auch wenn das Einstellen eines optimalen Streifenverlaufs im Einzelfall noch geübt werden muss.


    Einer war ja über Ostern durch einen klassische Fehler übers Ziel hinaus geschossen (Fixed statt moving light source bei der Focaulttest-Auswertung eingestellt[:0]). Auch dieser Spiegel hat nur noch eine "leichte Überkorrektur" um 125%. Die anderen beiden liegen um 80-90% Korrektur und bereits über Strehl 0,5.
    Astigmatismus ist offensichtlich kein Problem, obwohl die Spiegel alle recht dünn sind.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Stefan,


    Na, meine beiden Scherben sind zwar gut, aber ein klein wenig besser ist der Spiegel von Stathis schon geworden. Ich denke allerdings, im Fokus wird man keinen Unterschied sehen.
    Du wirst das sicher genau so gut hinkriegen wie ich.


    Gruß,
    Martin

    So, allmählich geht's voran mit den Scherben.
    Vorletzten Dienstag wurde das Interferometer an der VSW in den "Astronomietag-Modus" versetzt, d.h. es stand ca. eine Woche lang nicht zur Verfügung. Schrecklich!


    Kurz entschlossen habe ich die bereits vor längerer Zeit beschafften Teile geschnappt und meinen guten alten Focaulttester zum Interferometer erweitert.
    Der Bau war eine Sache von einem Nachmittag am Wochenende. Ohne Spezialwerkzeuge, nur mit Standbohrmaschine, Schraubstock, Metallsäge und ein paar Feilen.
    Es dauerte dann nach dem Aufstellen keine 2 Minuten, bis die ersten Fringes sichtbar wurden!


    Die ersten Interferogramm-Auswertungen mit DFTFringe offenbarten aber, dass die Spiegellagerung nicht den Anforderungen genügte. Also wurde hier auch noch nachgebessert.


    Die nächste Hürde war, dass der Laser (grün, 5mW) offenbar nicht ok war. Die Emission scheint zu schwach, und es zeigten sich zusätzliche Interferenzen, die sich als rauhe Fringes im Interferogramm störend bemerkbar machten. Ein Wechsel auf OpenFringe 14.1 brachte eine kleine Verbesserung, aber die Interferogramme waren prinzipiell zu schlecht.


    Zum Glück besitze ich einen grünen 1mW Laserpointer. Mit dem funktionierte es dann sehr gut. Zusätzlicher Vorteil: Keine Kabel, da Stromquelle eingebaut. ca. 3h Leuchtdauer mit einem Akkusatz sollte genügen.
    Mittlerweile sind beide Spiegel, die ich bearbeite deutlich besser als beugungsbegrenzt.


    Dies war mein erster Versuch mit interferometrischer Auswertung.
    Spiegel parabolisieren mit Focaulttest: Nie wieder!


    Gruß,
    Martin

    Hallo allerseits,


    Wir sind noch nicht fertig, aber aufgegeben haben wir auch noch nicht!
    Hier kommt mal ein aktueller Zwischenstand:


    Mittlerweile sind alle 5 Spiegel auspoliert, aber es hat sich noch ein Nachzügler dazu gesellt, der jetzt erst mal den Grobschliff macht.


    Letzten Samstag haben Stefan, Stathis und ich einen zusätzlichen Arbeitseinsatz eingeschoben. Vier der Spiegel haben wir mit dem Interferometer in der VSW München vermessen. Das hat zu Anfang etwas länger gedauert, mangels ausreichender Übung. Aber nun flutscht es besser. Ursprünglich hatte ich 4 Stunden eingeplant, schlussendlich bin ich 8 Stunden geblieben und die anderen beiden haben noch weiter gearbeitet[:0].


    Stefans Scherbe hat nach einer Spielerei am Anfang der Politur immer noch etwas abgesunkene Kante. aber es wird.
    Meine beiden Scherben hatten auch noch ca. 1/2 Lambda abgesunkene Kante, das kommt wohl von meiner Turbo-Politur, bei der sich Pechhaut und Spiegel deutlich erwärmt hatten (auspoliert in netto unter 3h Polierzeit pro Spiegel).


    Ellis Spiegel hat eine perfekte Kante (Anfängerglück??[:D]), aber ca. 2cm innerhalb eine Zone. Das ist aber kein großes Problem, der ist auf jeden Fall fertig zum Parabolisieren.


    Eine meiner superdünnen Scheiben hatte ca. 1/4 Lambda Asti. Das wusste ich im Prinzip schon, aber die Interferogramme haben es "richtig schön" bestätigt[}:)].
    Also habe ich meine Pechhäute, die seit dem Auspolieren letzten August im Wasserbad lagen, wieder reaktiviert, und bin das Problem mit einem Minitool angegangen (mein allererster Versuch in dieser Richtung). Zwischendrin und zum Schluss wurde mit der großen Pechhaut geglättet. Ich war erstaunt, wie gut das geklappt hat!


    Was Stathis und Stefan noch nicht wissen: Gestern abend habe ich zu Hause eine meiner beiden Scherben bereits zu ca. 3/4 Richtung Parabel gebracht[^]. Ich schätze, bis 100x Vergrößerung würde der Spiegel jetzt schon sehr schöne Bilder liefern.
    Heute geht's noch vorsichtig etwas weiter Richtung Parabel. Mal schauen, wie das Teil morgen im Interferometer aussieht. Zu Hause kann ich momentan nur Focaultmessungen machen.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Stefan,


    Schön, dass es jetzt auch bei euch beiden weiter geht!
    Elli hat über die Weihnachtsferien ganz schön aufgeholt, und Du warst auch sehr fleißig!
    Stathis hat "auf uns gewartet" und seinen anparabolisierten Spiegel noch mal zur Sphäre zurück entwickelt.
    Aktueller Stand ist damit: Drei Scheiben fertig poliert, zwei anpoliert.
    Brennweiten: Stathis ca. 1078mm, Martin 2x 1081mm, Elli und Stefan 1070mm. Wir haben also die Zielvorgabe von 1080mm recht gut getroffen.


    Die Unterschiede sollten sich gerade noch mit ein paar mm Justierweg an der Hauptspiegelzelle plus ein paar mm unterschiedliches Auflagemaß am Okularauszug in den Griff kriegen lassen, d.h. die Bauteile können alle auf dasselbe Maß gefertigt werden[^]. Zu berücksichtigen sind dabei aber auch die unterschiedlichen Spiegeldicken von knapp 15mm bei Stefan und mir und knapp 18mm bei den anderen beiden. Die "Extremfälle" sind daher Stefan und ich.


    Bevor es bei mir ans Parabolisieren geht, werde ich erst noch den festgestellten leichten Astigmatismus einer meiner Scheiben weitgehend rauspolieren. Woher der Asti kommt, da bin ich mir nicht ganz sicher. Allerdings hatte die betreffende Scheibe zunächst einen Keilfehler von ca. 0,3mm, den ich am Ende des Grobschliffs noch behoben habe. Also vermutlich ist das die Ursache.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Stathis,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Meine Pechhaut sieht nicht ganz so schön regelmäßig aus<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Deine Pechhaut sieht doch richtig gut aus! <i>Zu</i> regelmäßig ist ja wohl auch nicht gut.
    Mikrokanäle werde ich auch noch 'reinschneiden.


    Hattest Du deine Scheibe vor dem Polieren auch bis 1 µm Körnung geschliffen?


    Montag Abend habe ich im ca. 34-25°C warmen Zimmer etwa 40 Minuten mit "richtig Dampf" poliert, danach war der Spiegel deutlich erwärmt, ich schätze auf jeden Fall über 30°C.


    Vor dem Polieren hatte ich je 4 Chargen mit 1µm Mikrogrit geschliffen. Eine Scheibe hatte danach mehrere ganz schwache Sleeks im Randbereich, die waren nach der Polieraktion am Montag schon komplett weg. Die andere hat etwas stärkere Sleeks auf einer Seite, da hatte es einen leichten "Kolbenfresser" gegeben, anscheinend wegen zu wenig Wasserfilm. Unter dem Mikroskop scheinen die aber auch nicht tiefer als 5 µm zu gehen, also werde ich sie auspolieren.
    Nach ca. 40 Minuten Polieren haben beide Scheiben nur noch maximal ca. 5 µm tiefe Pits.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Leute,


    Hier kommt ein weiteres Update!
    Das zuerst recht homogene Feld der Teilnehmer ist nun weit auseinander gezogen. Stathis hält weiter den Spitzenplatz, auch wenn er zwischendrin zur Sphäre zurück musste.
    Meine beiden Scherben sind nun immerhin anpoliert, Stefans und Elis Scheiben haben noch nicht ganz die endgültige Pfeiltiefe.


    Ich weiß, Ihr wollt Bilder sehen, und ich habe Bilder gemacht!
    Also, hier ist die bebilderte Fortsetzung.



    Beim Grobschliff mit 80er Karbo habe ich die Pfeiltiefe mit meinem Sphärometer bestimmt.
    Beide Scheiben hatten zunächst noch einen deutlichen Keilfehler, weil per Hand vorgeflext wurde und ich beim Beginn des Grobschliffs nicht sofort gegen gesteuert habe.


    Beim 180er am vorletzten Wochenende war gerade schönes Wetter, und ich konnte die klassische Methode anwenden: Spiegel passend zur Sonne ausgerichtet hinstellen, nass machen, Fokus suchen, ausmessen.


    <center>Brennweitenbestimmung à la John Dobson</center>


    Beim Schleifen mit dem 180er wurde der restliche Keilfehler weitgehend beseitigt.
    Bis Montag abend war dann auch das 320er Karbo durch.


    Letzten Dienstag ging es in der VSW München dann mit 25µm Microgrit weiter.
    Ab dieser Körnung gibt es praktisch keinen Lärm und Dreck mehr, deshalb kann ndie Arbeit in zivilisierterer Umgebung fortgesetzt werden. Auf peinliche Sauberkeit muss ab jetzt sowieso geachtet werden, wenn man Kratzer durch übrig gebliebenes gröberes Schleifmittel bei den feinen Körnungen vermeiden will.


    Auf dem Foto unten sieht man einen Gewürzstreuer. Damit dosiere ich die Körnungen Karbo 320 und Microgrit 25µm.


    <center>Feinschliff mit 25µm Microgrit</center>


    Die nächsten 4 Stufen Feinschliff (15µm, 9µm, 5µm, 3µm) verliefen problemlos, und mit einer Körnung pro Tag auch ohne Stress. Netto-Schleifzeit pro Scheibe und Körnung war jeweils im Durchschnitt ca. 45 Minuten. Immer schön mit 1/3 Strichen und abwechselnd MOT und TOT, und immer schön drehen.


    Ganz wichtiger Tipp: Das Schleifmittel vor dem Aufbringen mit etwas Wasser in Suspension bringen! Momentan benutze ich dazu kleine Filmdosen. Die werden zu etwa 30% mit Schleifpulver gefüllt, dann kommt Wasser dazu, und zum besseren Aufschütteln eine kleine Glasmurmel.
    Es kommt pro Charge nur eine kleine Menge frisch aufgeschüttelte Suspension auf den Spiegel bzw. das Tool. Bei Bedarf wird etwas Sprühnebel aus der Wasserflasche dazu dosiert, aber gaaanz sparsam, sonst gibt's Aquaplaning statt Feinschliff. "Trocken fallen" darf das Schleifmittel aber auch nicht, sonst steigt die Kratzer- und Festklebegefahr, besonders bei den feinen Körnungen.


    Beim nächsten Mal werde ich zur besseren Dosierung kleine PE-Flaschen mit Dosierspitze nehmen (ca. 50-100ml).


    Richtig spannend wurde es dann beim Feinschliff mit 1µm Korngröße. Damit kann man theoretisch die Polierzeit verkürzen, aber es ist nur mit großer Vorsicht anzuwenden.


    Meine Erfahrung ist: Die Konzentration des Schleifmittels in der Suspension muss genau stimmen. Schon wenige Sekunden Pause mit versetztem Tool und Spiegel können den offen liegenden Wasserfilm durch Verdunsten so sehr eindicken, dass es "klemmt". Sleeks auf dem Glas sind die Folge, die den Polierzeit-Vorteil zunichte machen können. Dosiert man eine winzige Menge Wasser dazu, gleiten die Scheiben erst mal wieder ohne Schleifaktion nur auf dem Wasserfilm.


    <center>Feinschliff mit 1µm Microgrit</center>


    Vorgestern abend konnte ich mich dann endlich aufraffen, die Pechhaut zu gießen.
    Die Verzögerung ergab sich weitgehend aus meiner Unlust, vor Beginn der Aktion die Küchenspüle aufzuräumen und picobello zu säubern[V]. Durch den späten Start wurde es dann fast eine Nachtaktion.


    Zuerst wurde eine passende Menge Pech in einer kleinen Stahlschüssel erhitzt. Der Dunstabzug nach draußen ist hier vorteilhaft. Das Ceranfeld (übrigens auch Borsilikatglas von Schott genau wie der Spiegel) lässt sich nach der Aktion sehr einfach reinigen.


    <center>Pech erhitzen</center>


    Das Tool bekam einen Rand aus Klebeband. Hinweis: Besser wäre Kreppband gewesen, weil das Kunststoffband durch die Hitze des Pechs fast zu weich wurde.


    <center>Pechhaut gießen</center>


    Nach diem Gießen musste die Pechschicht erst auf die richtige Konsistenz abkühlen.
    Zwischendrin konnte ich das Klebeband vom Rand entfernen.


    <center>Klebeband entfernen</center>


    Dann wurden 4mm breite Rillen in die weiche Pechschicht gedrückt.
    Zwischendrin wurde die Pechhaut im ca. 60°C warmen Wasserbad 2-3x wieder angewärmt.


    <center>Rillen eindrücken (Facettieren)</center>


    Nachdem Rillen in beiden Richtungen eingedrückt waren, wurde mehrmals abwechselnd die Pechhaut im Wasserbad angewärmt, der nasse Spiegel aufgepresst und die zulaufenden Rillen wieder erweitert.
    Zu flache Facetten wurden mit kleinen Pechklecksen erhöht.
    Zum Schluss wurde bereits etwas Poliermittel dazu gegeben.


    <center>Fertige Pechhaut, bereits angepasst</center>


    Die abgebildete Pechhaut-Aktion hat insgesamt ca 2 1/2 Stunden gedauert (ohne Küche sauber machen). Das ist aber auf jeden Fall sehr gut investierte Zeit!



    Inzwischen habe ich beide Scheiben bereits anpoliert.
    Heute beim Treffen in München werden wir per Interferometrie mal nachschauen, ob die Scheiben Asti haben.


    Gruß,
    Martin

    Aktueller Stand:


    Stefan und ich haben letzten Dienstag weiter Karbo 80 geschliffen.
    Stefan ist bei etwa 3mm Pfeiltiefe und die Flexspuren sind komplett weg.


    ich hatte zu Hause nur wenige Stunden Zeit zum Schleifen.
    Beide Scheiben werden auf demselben Tool chargenweise abwechselnd geschliffen. Das ergibt identische Brennweite, und die Gesamtmenge an zermahlenem Material ist geringer. Das Vorflexen hat den Vorteil allerdings deutlich verkleinert.


    Die Pfeiltiefe ist bei 3,3mm, die Scheiben sind annähernd sphärisch. Keilfehler bei #1 noch ca. 0,17mm und bei #2 ca. 0,08mm. Ziel ist &lt;0,05mm. Dann noch 0,3mm dünner machen, damit die Fase nicht mehr so breit ist. Jedes Photon zählt!
    Die endgültige Dicke wird bei ca. 14,3mm liegen.


    Stathis ist uns allen davon galoppiert. Er hatte seinen Spiegel am Dienstag schon auspoliert und zu 40% parabolisiert mitgebracht[:0].
    Ein Interferometertest zeigte keinen nennenswerten Asti, aber heftige Turbulenzen auf der Messstrecke.


    Das beantwortet auch die Frage von Jörg nach der Warteschlange beim Spiegel vermessen: Wir sind wohl so unterschiedlich schnell, dass das sowieso kein Problem wird.
    Ich habe mir auch vorgenommen, wenn sorgfältige Vermessung per Interferometer mit grünem Laser einen Strehl &gt;90% ergibt, werde ich die Bearbeitung beenden. Mehrere Wochen meiner Freizeit werde ich sicher nicht investieren.


    Ziel ist zumindest bei mir, mehr Stunden mit der Benutzung als mit der Herstellung zu verbringen[^].


    Gruß,
    Martin

    (==&gt;)Jogi: <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Sphäre bei den beiden Herren ist aber schon schön auspoliert<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Leider mit falschem Vorzeichen beim Krümmungsradius. Für asronomische Zwecke völlig untauglich, auch Versilbern hilft da nix[V]. Zur Not vielleicht als Sekundärspiegel beim Cassegrain?


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Irgendwann muss ich auch mal bei euch vorbeikommen, und mir von Euch den Foucault Test zeigen lassen, den kapier ich um verrecken nicht.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Klar, jederzeit gerne!
    Du solltest aber vorher Bescheid geben, dann können wir uns vor der "Arbeit" etwas stärken, da gibt's mehrere Restaurants in der Nähe. Stathis ist auch nicht jedes Mal dabei.


    Das Treffen ist übrigens offen für alle Interessierten, auch wenn Ihr nur kurz in München weilt!


    Gruß,
    Martin

    Hallo Kurt,


    Unsere Münchener Gruppe ist schon was Besonderes! Ich weiss von keinem anderen wöchentlichen Treffen, das schon seit über 10 Jahren stattfindet. Ich glaube, uns gibt es auch deshalb schon so lange, weil hier nicht nur Spiegelschleifen und Teleskopbau diskutiert werden.
    Es ist ein sehr angenehmes Treffen von Gleichgesinnten, wie man es sonst kaum findet!


    Ab und zu muss aber so eine Aktion sein[:p] Immer nur zusammen hocken und ratschen genügt nicht, gelgegentlich muss Karbo knirschen[:D]
    So lange wir nur wenige Stunden pro Jahr dieser Geräuschkulisse ausgesetzt sind, ist ein Gehörschutz wohl verzichtbar. Beim Feinschliff wird das ja schnell leiser.
    Zu Hause benutze ich beim Schleifen meist In-Ear Kopfhörer mit nicht zu lauter Musik.


    Vielen Dank für dein Angebot zur Beschichtung und Vermessung!
    Gern stelle ich meine Scherbe "für die Wissenschaft" zur Verfügung[:D]. Nachdem dieses Projekt hier öffentlich vorgestellt wird, habe ich persönlich auch keine Probleme mit Vermessung und Diskussion der Ergebnisse hier im Astrotreff.


    Eure Threads zur Spiegelbeschichtung finde ich spektakulär! Ich melde mich dort aber nicht zu Wort, weil ich außer "Oh, WOW" Begeisterungskommentaren nix weiter beitragen könnte.
    Bitte weiter so!


    Gruß,
    Martin

    Hallo Stathis,


    Bei der <s>Spiegelgröße</s>Nettoöffnung hast Du aber ein klein wenig übertrieben[;)].


    Ansonsten möchte ich hier öffentlich meinen Dank aussprechen für den tollen Service, die Scheiben schon vorzuflexen!


    (==&gt;)Stefan:
    Leider hat der Stathis mir nur ein Tool für die beiden Rohlinge gegönnt. Deshalb kann ich zwar parallel arbeiten, aber nie richtig gleichzeitig.
    Außer Du leihst mir dein Tool...


    Nun muss ich aber wieder runter in die Werkstatt, das Karbo 80 ruft!


    Gruß,
    Martin

    Hallo Leute,


    Wir haben es letzten Dienstag etwa 2 1/2 Stunden lang richtig knirschen lassen. Dank Vorflexen ist die noch zu entfernende Glasmenge zum Glück überschaubar.


    Es sind momentan 5 gleiche Spiegel für 5 gleiche Teleskope in Arbeit. Ich denke, eine Gruppenaktion dieser Art ist schon ein wenig ungewöhnlich.
    Falls Ihr mehr über unser Reisedobson-Projekt erfahren wollt, mache ich gern einen Thread dazu auf.


    (==&gt;)Stathis: So gefällt'ss dir, oder? Ist schon wieder ein Jahr her, dass wir in München mal drei Spiegel oder mehr gleichzeitig in Arbeit hatten.


    (==&gt;)Thomas: Massenfertigung ist das noch nicht ganz, eher Kleinserie.


    Stathis macht auch mit, ist aber schon etwas weiter und wollte letzten Dienstag seine Scherbe nicht mit Karbo 80 "verseuchen". Meine Wenigkeit kann den Hals nicht vollkriegen und schleift gleich 2 Stück auf einmal, einen für einen Vereinskameraden. Der ist auch hier im Astrotreff aktiv. Mal sehen, ob er sich outet[8)].


    (==&gt;)Dieter: Gemessen in zermahlenem Glas+Karbo+Toolmaterial pro Stunde haben wir ganz bestimmt auch mit den kleineren Scheiben ein recht gutes Tempo vorgelegt[8D].


    Edit: Hier noch ein paar Fotos "für die Nachwelt"[:D]:


    <center>4 Rohlinge und 3 Tools (alle vorgeflext) warten auf die Action</center>


    <center>Tools und Rohlinge werden genauestens begutachtet</center>


    <center>Uund Action! (Ich war zwischendrin ständig am Putzen)</center>


    Gruß,
    Martin