Hallo Leute,
Hier kommt ein weiteres Update!
Das zuerst recht homogene Feld der Teilnehmer ist nun weit auseinander gezogen. Stathis hält weiter den Spitzenplatz, auch wenn er zwischendrin zur Sphäre zurück musste.
Meine beiden Scherben sind nun immerhin anpoliert, Stefans und Elis Scheiben haben noch nicht ganz die endgültige Pfeiltiefe.
Ich weiß, Ihr wollt Bilder sehen, und ich habe Bilder gemacht!
Also, hier ist die bebilderte Fortsetzung.
Beim Grobschliff mit 80er Karbo habe ich die Pfeiltiefe mit meinem Sphärometer bestimmt.
Beide Scheiben hatten zunächst noch einen deutlichen Keilfehler, weil per Hand vorgeflext wurde und ich beim Beginn des Grobschliffs nicht sofort gegen gesteuert habe.
Beim 180er am vorletzten Wochenende war gerade schönes Wetter, und ich konnte die klassische Methode anwenden: Spiegel passend zur Sonne ausgerichtet hinstellen, nass machen, Fokus suchen, ausmessen.
<center>Brennweitenbestimmung à la John Dobson</center>
Beim Schleifen mit dem 180er wurde der restliche Keilfehler weitgehend beseitigt.
Bis Montag abend war dann auch das 320er Karbo durch.
Letzten Dienstag ging es in der VSW München dann mit 25µm Microgrit weiter.
Ab dieser Körnung gibt es praktisch keinen Lärm und Dreck mehr, deshalb kann ndie Arbeit in zivilisierterer Umgebung fortgesetzt werden. Auf peinliche Sauberkeit muss ab jetzt sowieso geachtet werden, wenn man Kratzer durch übrig gebliebenes gröberes Schleifmittel bei den feinen Körnungen vermeiden will.
Auf dem Foto unten sieht man einen Gewürzstreuer. Damit dosiere ich die Körnungen Karbo 320 und Microgrit 25µm.
<center>Feinschliff mit 25µm Microgrit</center>
Die nächsten 4 Stufen Feinschliff (15µm, 9µm, 5µm, 3µm) verliefen problemlos, und mit einer Körnung pro Tag auch ohne Stress. Netto-Schleifzeit pro Scheibe und Körnung war jeweils im Durchschnitt ca. 45 Minuten. Immer schön mit 1/3 Strichen und abwechselnd MOT und TOT, und immer schön drehen.
Ganz wichtiger Tipp: Das Schleifmittel vor dem Aufbringen mit etwas Wasser in Suspension bringen! Momentan benutze ich dazu kleine Filmdosen. Die werden zu etwa 30% mit Schleifpulver gefüllt, dann kommt Wasser dazu, und zum besseren Aufschütteln eine kleine Glasmurmel.
Es kommt pro Charge nur eine kleine Menge frisch aufgeschüttelte Suspension auf den Spiegel bzw. das Tool. Bei Bedarf wird etwas Sprühnebel aus der Wasserflasche dazu dosiert, aber gaaanz sparsam, sonst gibt's Aquaplaning statt Feinschliff. "Trocken fallen" darf das Schleifmittel aber auch nicht, sonst steigt die Kratzer- und Festklebegefahr, besonders bei den feinen Körnungen.
Beim nächsten Mal werde ich zur besseren Dosierung kleine PE-Flaschen mit Dosierspitze nehmen (ca. 50-100ml).
Richtig spannend wurde es dann beim Feinschliff mit 1µm Korngröße. Damit kann man theoretisch die Polierzeit verkürzen, aber es ist nur mit großer Vorsicht anzuwenden.
Meine Erfahrung ist: Die Konzentration des Schleifmittels in der Suspension muss genau stimmen. Schon wenige Sekunden Pause mit versetztem Tool und Spiegel können den offen liegenden Wasserfilm durch Verdunsten so sehr eindicken, dass es "klemmt". Sleeks auf dem Glas sind die Folge, die den Polierzeit-Vorteil zunichte machen können. Dosiert man eine winzige Menge Wasser dazu, gleiten die Scheiben erst mal wieder ohne Schleifaktion nur auf dem Wasserfilm.
<center>Feinschliff mit 1µm Microgrit</center>
Vorgestern abend konnte ich mich dann endlich aufraffen, die Pechhaut zu gießen.
Die Verzögerung ergab sich weitgehend aus meiner Unlust, vor Beginn der Aktion die Küchenspüle aufzuräumen und picobello zu säubern[V]. Durch den späten Start wurde es dann fast eine Nachtaktion.
Zuerst wurde eine passende Menge Pech in einer kleinen Stahlschüssel erhitzt. Der Dunstabzug nach draußen ist hier vorteilhaft. Das Ceranfeld (übrigens auch Borsilikatglas von Schott genau wie der Spiegel) lässt sich nach der Aktion sehr einfach reinigen.
<center>Pech erhitzen</center>
Das Tool bekam einen Rand aus Klebeband. Hinweis: Besser wäre Kreppband gewesen, weil das Kunststoffband durch die Hitze des Pechs fast zu weich wurde.
<center>Pechhaut gießen</center>
Nach diem Gießen musste die Pechschicht erst auf die richtige Konsistenz abkühlen.
Zwischendrin konnte ich das Klebeband vom Rand entfernen.
<center>Klebeband entfernen</center>
Dann wurden 4mm breite Rillen in die weiche Pechschicht gedrückt.
Zwischendrin wurde die Pechhaut im ca. 60°C warmen Wasserbad 2-3x wieder angewärmt.
<center>Rillen eindrücken (Facettieren)</center>
Nachdem Rillen in beiden Richtungen eingedrückt waren, wurde mehrmals abwechselnd die Pechhaut im Wasserbad angewärmt, der nasse Spiegel aufgepresst und die zulaufenden Rillen wieder erweitert.
Zu flache Facetten wurden mit kleinen Pechklecksen erhöht.
Zum Schluss wurde bereits etwas Poliermittel dazu gegeben.
<center>Fertige Pechhaut, bereits angepasst</center>
Die abgebildete Pechhaut-Aktion hat insgesamt ca 2 1/2 Stunden gedauert (ohne Küche sauber machen). Das ist aber auf jeden Fall sehr gut investierte Zeit!
Inzwischen habe ich beide Scheiben bereits anpoliert.
Heute beim Treffen in München werden wir per Interferometrie mal nachschauen, ob die Scheiben Asti haben.
Gruß,
Martin