Beiträge von Stathis im Thema „Spiegelschleifen "Fast and Furious"“

    Hallo Tassilo,


    das ist mit deinem Bath aufgenommen, nach Vorgaben von Alois. Vielen Dank euch beiden an dieser Stelle noch mal für's entwickeln und bauen. Es funktioniert sehr gut. Nur die Höhenverstellung ist Murks, die müssen wir feinfühliger machen.


    Das oben gezeigte IG ist eins der besseren (nur 11 unwarp Errors). Es gab auch vereinzelt welche mit Dreckflecken drin, mit unscharfen Streifen (und damit über 1000 unwarp Errors), oder welche, die zwar gut aussahen, aber eine krumm und schief deformierte Oberfläche ergaben (wir haben ja in der Sternwarte recht starke Luftturbulenzen). Ich habe immer so gekurbelt, dass die Artefakte möglichst außerhalb des IG zu liegen kamen. All die offensichtlich schlechten habe ich verworfen.


    Die verwendeten IGs zeigen alle recht stabil die gleiche CC, und die gleiche Grundform. Die IGs vom Endzustand bringen in der Auswertung einzelne Strehlwerte zwischen ca. 88 und 94%, immer wieder mit kleinen Beulen oder Randpeaks durchsetzt, die aber jeweils an anderer Position auftreten. Die Mittelung verschiedener Streifenlagen je Orientierung (Average0 und Average3Uhr) bringen je 96% Strehl, das Mittel von Average0 und Average3Uhr schließlich die 98%.
    Ich wusste ja schon, dass bei einem astifreien Spiegel der Foto- Foucault praktisch dasselbe Ergebnis bringen muss. Dass die Übereinstimmung so hoch ist, hat mich trotzdem überrascht.


    p.s.
    Da hier sicher auch Spiegelschleifer mit weniger Möglichkeiten mitlesen, noch mal meine persönliche generelle Sicht der Dinge:
    Diese Messtechnik halte ich für einen 240 mm Spiegel mit f/4,5 für Overkill. Auch ein Foucaulttester mit Mikrometerschraube und aufwändiger fotografischer Auswertung mit 12 Zonen kommt mir vor, als wolle man eine Küchenarbeitsplatte mit dem Messschieber ausmessen. Auch mit weit rudimentärerer Messtechnik kann man sehr gute Spiegel schleifen, solange man keine grundsätzlichen groben Fehler macht.

    Danke für die Glückwünsche.


    Ehrlich gesagt ist das gar nicht so mein Ding, mit Minitools einzelne Nanometer Glas weg zu streicheln. Ursprünglich wollte ich bei sicheren >90% Strehl aufhören, nur dieses Zentralloch konnte ich so nicht stehen lassen. Ist das noch Optik oder schön krankhaft?
    Martin hat ja ebenfalls seine beiden noch dünneren Scheiben "hochgestrehlt" bis weit in den unvernünftigen Bereich.


    Heute ging es wieder hoch her in der Sternwarte. Während Steffi im Rhythmus von schöner Musik vom K80 Hinterzimmer knirschte und Martin vom "Metallzimmer" Alu sägte, waren gleich 4 Leute beim parabolisieren, messen, Strategie diskutieren, weiter parabolisieren...
    Dabei passierten gleich mehrere kapitale Anfängerfehler, die Teils auch auf mein Konto gehen, weil ich das nicht richtig erklärt hatte.
    Egal - alles wird gut!

    Nachdem Martin so vorgelegt hat, habe ich jetzt auch endlich fertig[:)]


    Gemessen mit Bath Interferometer, je ca. 6 I-Gramme in 0 Uhr und 3 Uhr Position, ausgewertet und gemittelt mit DFT-Fringe, Gauss Blur Radius 10%:


    240_AverageWft2.jpg


    Beispiel Interferogramm:


    IMG_5506.jpg


    Nachprüfung mit fotografischem Foucault 12 Zonen, Zonenermittlung mit Horias FXL und Auswertung mit Figure XP


    240_Surface.gif


    Foucault.jpg


    FoucaultXL1.5.jpg


    <b>Der Werdegang</b>:
    - Aushöhlen von Spiegel und gleichgroßem Fliesentool mit der Flex und anpassen mit K80
    - Feinschliff je Körnung ca. 1,5 Stunden, 5+3 my je 40 Minuten, bei flotter Arbeitsweise. Geforderte Brennweite auf 2 mm genau getroffen
    - Auspolieren in nur 3 Stunden, da sehr warm und sehr schnell poliert. Dabei abgesunkene Kante eingefangen[V].
    - Rand mit Daumen korrigiert und in 2 Std. mit Volltool ausgeglichen – Sphärisch mit ganz leichtem Berg in der Mitte, sonst komplett zonenfrei. Kante scharf!
    - Parabolisieren bis ca. 90% Korrektur mit Volltool MOT. Fortschritt mit Foucault kontrolliert frei Auge ohne Zonenmessungen. Dabei 1x nicht aufgepasst und kleines aber tiefes Loch in die Mitte gebuddelt[V]. Lokale “Streicheleinheiten“ mit 100, 60 und 30 mm Tools hauptsächlich zur Zentrallochbeseitigung. Messen mit Bath Interferometer: Komplett frei von Astigmatismus und sehr gute Übereinstimmung mit fotografischem Foucault. Im Endzustand sehe ich im Foucault Lifebild immer noch das Zentralloch und hauchzarte Riefen bei 40% Spiegelradius vom 30 mm Tool.


    <b>Meine Erkenntnisse</b>:
    - 20 mm Feinsteinzeugfliese ist gut für noble Terrassen und noble Spiegel.
    - Die Regeln für die großen Dünnen gelten auch für kleine Dünne.
    - Die größte Hürde bei kleinen Spiegeln ist der Randbereich – ist der Rand gut, hat man schon halb gewonnen.
    - Spiegelschleifen ist die beste Erfindung seit dem Fahrrad. Nur noch zu toppen durch Spiegelschleifen in der Gruppe mit gleichgesinnten Glasquälern.


    Edit 18.05.: Bilder ergänzt

    Danke Martin für die Bilder.
    Meine Pechhaut sieht nicht ganz do schön regelmäßig aus.
    Mit der Pechhaut im heißen Wasser habe ich mit dem Messer noch zusätzlich kreuz und quer Mikrokanäle rein geschnitten.



    Bei Polieren im Sommer (bei mir zur Zeit ca. 26-28°C) packt die Pechhaut so stark (wir haben alle die übliche Pechhärte 28°), dass ich sogar bei diesem kleinen Spiegelchen ins Schwitzen kam. Dafür war der Spiegel bereits nach 3 Stunden auspoliert.




    Nachteil des Turbopolierens war eine leicht abgesunkene Kante, die ich erst noch zurückholen musste.
    Jetzt noch etwas Zone glätten und auf zum parabolisieren. Allerdings wird das jetzt eine Weile dauern, da ich zur Zeit "erwachsene" Rohlinge bändigen muss.

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Alfredo Segovia</i>
    <br />habe hier einen 10" 25mm Pyrex Rohling ....Kann ich mich noch bei euch mit anschliessen?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Mit so einem adipösen Body Mass Index willst du bei uns mitrennen? Hmmm...
    Warum verkaufst du den guten fertigen Spiegel nicht und machst eine neue Sphäre?


    Viele Grüße an Alois


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: BenN</i>
    <br /> ...und es kommt irgendwie noch lauter rüber als wenn man euch live zuschaut.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Glaub mir, wenn das Trio loslegt, ist das ist RICHTIG laut, spannungsgeladen und ansteckend.

    Die 240 mm Tools habe ich aus einer 60x60x2 cm dicken Feinsteinzeug Fliese ("Terrassenfliese") geflext. Schönes feinporiges Material ohne Risse.



    Die 4 Tools konvex und die 5 Rohlinge konkav freihändig vorgeflext.



    Anpassen mit K80. Durch das Freihand Flexen sieht das anfangs aus wie ein Rübenacker, hat aber eine Menge Grobarbeit gespart.



    Es werden 240 mm f/4,5 Spiegel für rucksacktaugliche Reisedobsons.
    Martin wird im separaten Thema noch die Mechanik vorstellen und erklären, warum es gerade 24 cm geworden ist.
    Die beiden Jungs wollten 15 mm dicke Rohlinge. Elli und ich gehen mit 18 mm etwas konservativer ran. Meiner ist bereits ausgeschliffen und anpoliert. Randdicke 17,3 mm, Gewicht 1,59 kg, liegt sehr gut in der Hand.

    Ich habe mir einem Spaß gemacht, die Brennweite möglichst genau zu treffen: Krümmungsradius 2.154 mm, Brennweite 1.077 mm[8D] ergibt bei der Nettoöffnung von 328,5 mm ziemlich genau f/4,5 [8D]