Beiträge von WaWi im Thema „OdM Juni 2016 - NGC 6822 und 6818“

    <b>NGC 6822 im Schützen - 19h 44m 56s, -14° 47' 21"
    NGC 6818 ebenda - 19h 43m 57", -14° 9' 11"</b>


    Ahoi,


    der Mai ist fast vorbei, morgen geht der Juni los, und für diese astronomisch undankbare Zeit habe ich ein Duo ausgesucht, das auch bei diesen hellen, weißen Nächten etwas hergibt und bei dunklerem Himmel natürlich sehr viel mehr brilliert. Lässt sich also auch problemlos nochmal im Juli und August ansteuern ;)



    <font color="orange">Klick aufs Bildchen für ne größere Version des DSS-Ausschnitts</font id="orange">


    Die irreguläre Galaxie <font color="yellow"><b>NGC 6822</b></font id="yellow">, im Jahr 1884 von Edward Emerson Barnard entdeckt (daher der Spitzname Barnard's Galaxy), ist ein Mitglied der lokalen Gruppe und etwa 1,6mio Lichtjahre entfernt - steht uns also deutlich näher als z.B. M 31. Und ist auch deutlich kleiner, sowohl von der Anzahl der Sterne (10 mio), als auch vom Durchmesser (8.000 Lj). Aufgrund der Nähe zu uns ist das Zwerglein allerdings mit 16'x14' eine recht ausgedehnte Galaxie und lockt zunächst mit Helligkeitswerten von 9,3 mag. Tatsächlich gehört sie auch zu den 50 hellsten Galaxien am Himmel, doch die Flächenhelligkeit beträgt lediglich 14,8mag, was sie anfällig für schlechte Himmelstransparenz und Lichtverschmutzung macht. Ist jetzt natürlich nicht ganz so ideal für die weißen Nächte im Juni...


    Aber, wie geschrieben, der Sommer ist ja noch lang, und bei guten Bedingungen (vor allem in Horizontnähe!) lohnt sich ein Blick auf diese Zwerggalaxie mit verschiedenen Instrumenten. Im Fernglas, ob groß oder klein, zeigt sich NGC 6822 als große Aufhellung, die gemeinsam im Kontext mit den flockigen Regionen der Schildwolke beobachtet werden kann, was, trotz fehlender Vergrößerung (oder gerade deswegen) seinen ganz eigenen Reiz hat. In größeren Instrumenten und mit höherer Vergrößerung mögen sich zwar die äußeren Grenzen der Galaxie im Hintergrund verlieren, doch werden nun einzelne Details sichtbar: HII-Regionen, Knoten, einzelne vorgelagerte Sterne unserer eigenen Milchstraße lösen sich heraus. Die HII-Gebiete sind visuell auch mit mittleren Öffnungen erreichbar; der unterstützende Einsatz von UHC-Filtern mag diese klarer hervorbringen. Sie wurden von Edwin Hubble katalogisiert und tragen daher seinen Namen als Bezeichnung. Diese Liste wurde später von Paul Hodge erweitert. Ein bisschen mehr zum Nachlesen über diese HII-Knoten: http://www.astronomy-mall.com/…In.Deep.Space/barnard.htm


    Wir können aus Mitteleuropa zwar die Magellanschen Wolken nicht sehen, doch haben wir mit Barnards Galaxie ein ganz ähnliches Objekt, sowohl äußerlich als auch morphologisch, das bei guten Bedingungen für alle Beobachter ein tolles Ziel bietet.



    Nicht zuletzt auch aufgrund der Nähe zu dem Planetarischen Nebel <font color="yellow"><b>NGC 6818</b></font id="yellow">, der auch 'nen schicken Spitznamen hat: Little Gem Nebula - ein kleiner Edelstein, auch am hellen Hochsommerhimmel. Die beiden Objekte liegen 35' voneinander entfernt – ein Doppelbesuch lohnt sich also. Dadurch entstehen Kontraste in mehrerer Hinsicht: Zwischen diesen 35' können wir einerseits auf die ausgedehnte, weit entfernte Galaxie blicken, und andererseits auf einen jungen, hellen, kleinen PN in unmittelbarer Nachbarschaft (6.000 Lj Entfernung). Entdeckt wurde er bereits ein halbes Jahrhundert vor Barnards Galaxie - von Wilhelm Herschel im englischen Slough. Die historischen Beobachter bemerkten mit ihren Instrumenten die „kreisrunde“ Gestalt und dunkle Innere des 0,7' x 0,7' großen PN, und auch über die bläuliche Farbe gibt es bereits frühe Notizen.


    Heute gilt bei der Beobachtung Ähnliches. Aufgrund der hohen Flächenhelligkeit kann man auch im Hochsommer versuchen, zumindest die Ringform des kleinen Juwels und die unterschiedlich ausgestalteten Randbereiche herauszuarbeiten. Größere Instrumente offenbaren bei guten Seeing fragmentierte Details im Ring und auch den ca. 13,1mag-Zentralstern im... naja, im Zentrum eben.


    Also, summasummarum ein nettes Duo. Vom Großen ins Kleine, vom Fernen ins Nahe. Für jeden was dabei, auch für die helligkeitsgeplagten Beobachter Nord- und Mitteldeutschlands :)


    Viel Spaß und immer optimale Horizontsicht!


    Guten Rutsch in den neuen Monat - Anne