Beiträge von FloSchu im Thema „Anfängerin möchte ein Teleskop, nur welches?“

    Hallo Nicole,


    generell würde ich immer beim Händler um die Ecke kaufen, auch wenns ein paar Euro mehr kostet. Immerhin haste da dann einen dem Du ins Gesicht schlagen kannst wenns totaler Murks ist...
    Geh in nen Fotoladen, erklär dem netten Verkäufer was Du Dir vorstellst, und nimm ein paar verschiedene Gläser in die Hand. Oftmals haben die auch ein oder zwei gebrauchte höherwertige Gläser zu nem guten Kurs verfügbar. Man sollte von einem Fernglas keine Wunder erwarten, aber man kann schon wesentlich mehr sehn als mit blossem Auge.
    Willst Du beim Händler trumpfen nimmst Du Dir dort ein Glas, hälst eine Frontlinse zu, guckst durch, und nimmst die Hand dann schnell weg. Wenn Du ganz kurz ein Doppelbild siehst kannst das Glas gleich vergessen, das gibt auf die Dauer nur Kopfschmerzen.
    10-fache Vergrößerung ist so das äußerste was man einigermaßen ruhig halten kann ohne zu sehr zu zittern. Wichtig ist das vorne so viel Licht wie möglich rein kommt.
    In der Freeware Stellarium kann man sein Equipment eingeben, da kannste Dir ein Bild von machen was Du mit so einem Fernglas alles sehen könntest - wenn Du das sehen gelernt hast.
    Und selbst wenn die Astronomie Dich doch nicht so packt, das Fernglas kann man auch so noch ein Leben lang benutzen.
    Gib mal Bescheid wenn Du einkaufen warst, interessiert mich was es letzten Endes geworden ist.
    Ach so, hätt ich jetzt fast vergessen, das Olympus wär schon ok für den Anfang.


    Sonnige Grüße,
    flo

    Hallo Nicole,


    wenn Du hier schon ein bisschen mehr im Forum gelesen hast wirst Du bemerkt haben das Anfängerfragen wie Deine öfters mal einen "Glaubenskrieg" auslösen. Jeder hat etwas von dem er überzeugt ist das es das Beste für den Einstieg ist (Dobson/Mak/Fraunhofer, etc). Letzten Endes mußt Du wissen wie Du Dein Geld anlegst.
    Ich versuch hier mal die pros und cons bei Deinem gegebenen Budget aufzulisten:


    Fernglas:
    + super handlich
    + immer dabei
    + beidäugiges Sehen
    + passt ins Budget
    + braucht kein weiteres Zubehör
    + Nebelfilter lassen sich fast immer adaptieren
    + mit Sternkarte und Rotlichtlampe lernst Du die Orientierung am Himmel im Handumdrehen
    + Du lernst "zu sehen"
    - die gegebene Vergrößerung läßt sich nicht mehr ändern
    - im sitzen oder beim stehen könnte man lange Arme bekommen
    - die Ringe am Saturn sind nur als kleine Henkel zu erahnen (ggogle mal was Galileo dazu geschrieben hat als er das sah...)


    Dobson:
    + sammelt mehr Licht als ein Fernglas (nirgendwo bekommt man so viel Teleskop fürs Geld...)
    + ein kleiner Dob ist noch transportabel
    + vielfältiges Zubehör läßt sich leicht adaptieren
    + mit passendem Okular kannst die Ringe am Saturn erkennen
    - Du brauchst noch mindestens 3 verschiedene Okulare
    - im Gegensatz zum Fernglas hast da schon ein bisschen mehr zu schleppen
    - Du musst immer ein Auge zukneifen
    +- könnte gebraucht mit Okularen noch ins Budget passen


    Mak:
    + genau so transportabel wie ein Dobson
    + gibts auch mit GoTo (hilft Dir aber nix wenn Du Dich selbst orientieren möchtest, und auch das mit dem GoTo muss erstmal erlernt werden
    + Planeten und Mond kann man wunderschön beobachten
    + vielfältiges Zubehör kann adaptiert werden
    + passt gebraucht noch ins Budget
    + zeigt Dir die Ringe am Saturn mit passendem Okular sehr schön
    - sehr viel anderes wie die Planeten kannst damit nicht beobachten
    - kannst auch nur mit einem Auge durch gucken
    - Du benötigst ein Stativ und nen Kugelkopf


    Fraunhofer:
    + zeigt Dir mehr als ein Fernglas
    + als 80/400 noch genau so transportabel wie ein Fernglas
    + viel Zubehör das dran passt
    + passt auch neu in Dein Budget
    + damit kannst schon die Ringe am Saturn sehen
    - Du benötigst ein Stativ und nen Kugelkopf
    - Du benötigst mindestens 3 verschiedene gescheite Okulare
    - hat durch seine Bauart einen Farbfehler der störend wirken kann


    Fazit: Du hast die Qual der Wahl...


    Schöne Grüße & clear skies,
    flo

    High Nicole,


    es gibt nix besseres als mit nem (vernünftigen) Fernglas einzusteigen. Meine Meinung. Die Orientierung am Himmel wirst Du damit im Handumdrehen lernen. Wenn Du dann mal mit Deinem Freund und seinem Teleskop unterwegs bist ergänzt das eine das andere. Viele die heute mit riesigen (teuren) Teleskopen unterwegs sind haben auch immer noch ein Fernglas dabei um nur mal schnell die Milchstraße abzugrasen oder am Himmel spazieren zu sehen. Bücher gibts jede Menge, meistens hat da dann einer beim anderen abgeschrieben. "Touring the universe through binoculars" von Phillip S. Harrington ist meiner bescheidenen Meinung nach sehr gut. Wenn man Probleme mit den Angelsachsen oder ihrer Sprache hat ist auch "Astronomie mit Fernglas und Rich-Field-Teleskopen" von Alexander Kerste empfehlenswert.
    Beim Fernglas würde ich Dir zu einem 10x56 oder so raten. Je größer die hintere Zahl, desto mehr Licht wird gesammelt, desto besser für Dich. Mehr als 10-fach vergrößern ist Käse, das kannste nicht ruhig halten, da verlierst Du schnell den Spaß ohne Stativ. Und auch mit Stativ bekommste schnell Probleme mit dem Nacken weil viele Objekte so hoch am Himmel stehen das Du Dich derbe verrenken musst um so zu beobachten. Also Fernglas besorgen, raus gehen, sich auf ne Iso-Matte legen, und den Sternenhimmel genießen. Wenn Du das ein paar Mal gemacht hast wirst Du Dir unweigerlich ne Planetariumssoftware zulegen. Sei es auf dem Handy, dem Tablet, oder dem PC. Und wenns so weit ist bist Du restlos infiziert. :) Dann heißt es sich Ziele für die Beobachtungsnacht zu setzen.


    Bis dahin erstmal viel Spaß weiterhin beim lesen.


    Allzeit gute Sicht,
    flo