Beiträge von Airjordi1 im Thema „Erfahrungsbericht Ofenpass und ein paar Fragen“

    Vielen Dank für die Antworten.


    Wir arbeiten mit dem Interstellarum Deep Sky Atlas und in dem sind die Abell Clusters als gepunktete Kreise eingezeichnet. Da diese Kreise alle mindestens ein knappes Grad Durchmesser haben, suchten wir sie mit dem 21er Ethos (mit dem wir fast alles suchen, 68x, 1.2 Grad FOV).


    Besonders Ben's Darstellung zufolge muss ich annehmen, dass wir einfach nicht gut genug gesucht oder geschaut haben. Starhopping ist zugegebenermassen noch nicht unsere Spezialität. Vielmehr achten wir darauf, dass der red dot finder haargenau stimmt und finden unsere Sachen meistens so. Möglicherweise ist diese Technik für die Abell Kandidaten zu wenig raffiniert.


    Wir werden uns die Clusters bei nächster Gelegenheit aber wieder vorknöpfen. Dann mit etwas mehr Geduld.

    Natürlich war es die Nacht vom 5. auf den 6. ...


    Ralf, besten Dank für den Typ mit der beschlagenen Linse. Das ist eine Möglichkeit. Die Ethos Okkulare haben augenseitig sehr grosse Linsen und es würde auch erklären, weshalb es alle Okkulare betrifft, jedoch nur sporadisch.


    Eine schwache Südströmung war da schon und es hatte auch Quellwolken, die nachts aber wieder verschwanden. Auch das Argument, dass die Luft auf der Leeseite besser wäre ist einleuchtend. Wir haben den Ofenpass nun halt ausgesucht, wegen der Dunkelheit. Wir wollten ja diese Galaxienhaufen sehen.


    Zoomokkular? Welches denn? Ich dachte, die Ethos-Reihe ist state-of-the-art? Das Wechseln bereitet uns kein Kopfzerbrechen. Wir wechseln wenn nötig auch vom 21er direkt zum 3.7er und das funktioniert mit etwas Übung wunderbar.


    Eine Okkulartasche habe ich eigentlich. Aber eben; da man viel wechselt bleibt die dann meist offen.


    Keiner mit ner Idee, wie man Galaxy Clusters aufspührt, wenn sie doch mit dem 16''er sollten zu sehen sein?


    Danke für eure Beiträge und beste Grüsse


    Florian

    Liebe Astrogemeinde


    Im Bestreben, den neuen 16'' Traveldob nun endlich an seine Limiten zu bringen haben mein Bruder und ich uns am 15.5. bei Neumond auf die Suche nach dem dunkelsten Ort der Schweizer Alpen gemacht. Wir waren der Meinung, dies müsste der ilm Nationalpark gelegene Ofenpass sein.


    Dies hier ist ein Erfahrungsbericht und, da wir beide noch relativ unerfahren im Umgang mit kapitalen Teleskopen sind, erlaube ich mir, ein paar Fragen zu stellen, die sich uns im Laufe der ersten paar Sessions mit dem Traveldob gestellt haben. Es sind vermutlich banale Fragen, aber die Antworten interessieren mich und ich riskiere, mich dafür zu blamieren :)


    Frage Nr 1: Kennt jemand einen dünkleren, hochgelegenen Ort in der Schweiz als die Region Ofenpass? Insbesondere würden mich auch Tips abseits der Strassen (auf Wanderwegen) interessieren. Seit kurzem habe ich nämlich zwei Packrucksäcke, mit denen sich das ganze equipment leicht transportieren lassen würde. Z.B. von einer Bergstation noch 1 bis 2h zu Fuss.


    Wir haben also nach 2.5h Fahrt ab Zürich im Hotel Il Fuorn, mitten im Nationalpark auf 1839MüM an der Ofenpassstrasse, eingecheckt und haben uns dann Richtung Passhöhe auf die Suche nach dem perfekten Beobachtungsplatz gemacht. Aufgrund der Nationalparkbestimmungen sollte die Strasse nicht verlassen werden. Es gibt aber einige Plätze am Strassenrand die sich eignen. Besonders auf dem Kilometer zwischen dem Gasthaus Buffalora (1979MüM) und den letzten Kurven vor der Passhöhe (2149MüM) findet man am Strassenrand genug Platz um mit genügend Abstand zum Wald zu beobachten. Nach 23 Uhr passieren weniger als zehn Autos pro Stunde. Das Gasthaus Buffalora war zu, als wir da waren (kein Licht). Auf der Passhöhe steht ein rotes Licht, welches an unserem Beobachtungsplatz aber nicht sichtbar war. Ansonsten gibts da keine einzige Lichtquelle. Bis ungefähr Mitternacht machten wir Richtung Osten (Münstertal) und Westen (Engadin) etwas Skyglow aus. Anschliessend war es aber stockfinster und wir erkannten die aufgehende Milchstrasse.


    Der Traveldob war in 15 Minuten montiert und kollimiert. Anschliessend passierte das Gleiche wie auch schon die anderen Male: Obwohl das ganze equipment stundenlang im kalten Auto lag, beschlugen Spiegel und Okkulare gleich richtig fest. In kurzer Zeit war das ganze Equipment voller Reif (bei etwa -5 Grad) und wir mussten auf den Karten rumkratzen um sie noch lesen zu können.


    Frage Nr. 2: Gibt es Tricks, dieses Phänomen zu umgehen (ein Zelt wohl...)? Oder ist einfach Geduld angesagt? Kann Frost/Reif einen negativen Einfluss auf die Optik haben, selbst wenn Sie vollständig akklimatisiert ist?


    Beim Blick an den Primärspiegel mit der Stirnlampe bin ich jeweils ziemlich ernüchtert: Ich reinige den Spiegel zuhause mit Spühlmittel (natürlich ohne physischen Kontakt) und spühle ihn am Ende gründlich mit destilliertem Wasser. Sobald er trocken ist finde ich aber bereits wieder (wenn auch wenig) Staub darauf und einen Tag Später am Beobachtungsplatz ist der Stirnlampenblick im Dunkeln für mich ernüchternd.


    Frage Nr. 3: Bin ich hier zu pedantisch? Ist diese "etwas" Staub vernachlässigbar oder reinige ich falsch?


    Nach einer halben Stunde hatten wir dann einen scharfen Blick und nach dem obligaten Blick auf Jupiter wollten wir auch gleich richtig loslegen:


    M97 - Problemlos mit dem 21er ethos gefunden und bei 8mm bestaunt.
    AGC1228 - Gesucht und nicht gefunden
    M106, M64, M51, M101 - allesamt auf Anhieb gefunden und bis 225x vergrössert. Bei M106 machten wir 2 weitere Galaxien in direkter Nachbarschaft aus. Wir waren aber nicht sicher welche das waren. Am spektakulärsten war M51 mit deutlich sichtbaren Spiralbändern.
    M53, M3, M10, M12, M5, M13 - gestochen scharfes Bild bei 225x, atemberaubend. Etwas später waren diese Haufen selbst mit dem 3.7mm und 486x sehr scharf. Der Bildausschnitt war bei 3.7mm aber dafür fast zu klein.
    M57 - leicht zu finden, bis 486x vergrössert, toller Anblick.
    Ngc6543 (Cat's Eye), Ngc6120 (Turtle) - vergeblich gesucht
    Ebenfalls vergeblich gesucht: Sämtliche Galaxy Clusters, welche eigentlich unser heimliches Ziel waren (AGC2147, 2151, 2199, 1656, 2162).


    Frage Nr. 4: Wie findet man Galaxienhaufen? Die hellsten Galaxien dieser Haufen sind um Mag 13. Da wir M97 mit Mag 11 deutlich sahen haben wir erwartet, dass wir auch diese Haufen finden. Dort wo diese sein müssten fanden wir aber nur Sterne und wir hatten den Eindruck, dass uns die hellen Sternen daran hindern, die dunklen Galaxien zu sehen. Gibt es hierbei einen Trick? Etwa mit einem Filter? Oder ist höhere Vergrösserung die Lösung? Oder ist Mag 13 einfach zu wenig für einen 16 Zöller?


    Frage Nr. 5: Ein weiteres optisches Phänomen, das wir zeitweise beobachteten und welches uns irritiert: Eine Art Halo um gewisse Sterne (Etwa 1 Bogenminute Radius um betroffene Sterne), mit welchem diese Sterne dann beinahe wie ein Nebel (z.B. Eulennebel) wirken. Nur etwa jeder zehnte Stern (meist helle) sind betroffen. Beobachtet haben wir das Phänomen mit allen ethos Okkularen aber nicht zu jeder Zeit. Hat jemand eine Ahnung worum es hier geht?


    Nach drei Stunden hatten wir genug bauten ab. Nachdem wir den Traveldob bislang etwa acht Mal zusammen auf- und abgebaut haben, schaffen wir den Rückbau mit eiskalten Fingern und Stirnlampen in zehn Minuten. Da vieles am Traveldob recht filigran wirkt habe ich mir angewöhnt, mir die nötige Zeit zu nehmen. Dies fällt aber nach drei Stunden in eisiger Kälte nicht leicht. Das ist eigentlich das einzig Negative, das ich am Traveldob finde: Das ist Leichtbau (17kg) bis ins Detail und wirkt daher zum Teil recht empfindlich. Die Zeit wird zeigen, ob es wirklich empfindlich ist, oder ob ich zu besorgt darum bin. Das Teleskop und Zubehör passen in meinen Ford Ka, als wäre dieser für diesen Zweck gebaut worden. Selbst mit drei Insassen geht das noch. Zurück im Hotel habe ich sämtliche Okkulare und Karten mit aufs Zimmer genommen, denn alles war mit einer Schicht Frost überzogen. Nur die Linsen waren sauber. Nächstes Mal werden wir uns Mühe geben, die Okkulare, die "Pause haben", nicht unter freiem Himmel zu lagern.


    Tolle Natur da oben im Nationalpark, gutes Essen, sehr gute Bedingungen zum Beobachten (soweit ich das beurteilen kann), was will man mehr? Ziemlich genau 24 Stunden später waren wir auch schon wieder in Zürich. Ein Ausflug, an den ich mich gewöhnen könnte!


    Besten Dank im Voraus für allfällige Kommentare zu meinen Fragen!


    Beste Grüsse


    Florian





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