Beiträge von MartinB im Thema „Spiegel beschichten - Anbieteralternative“

    Hallo Stefan,
    die meisten handelsüblichen Glasspiegel sind auf der Glas-RÜCKSEITE versilbert und dann mit Schutzschicht versehen. Das kann man also für Teleskopspiegel vergessen.


    Außerdem dürfte keine Firma, die irgendwas in Großserie produziert, an der Beschichtung einiger Amateurspiegel irgendein kommerzielles Interesse haben.
    Wenn überhaupt, dann gibt es für einzelne Leute manchmal die Chance, an einem Forschungsinstitut oder in der Halbleiter-Industrie einen Spiegel mit zu beschichten. Das werden die dann aber kaum hier im Forum an die große Glocke hängen!


    Ich glaube, es haben noch nicht alle Leute richtig verstanden:
    Wir müssen sehr froh darüber sein, daß es noch Firmen wir Befort gibt, die sich mit solchem "Kleinkram" überhaupt abgeben!


    Ansonsten finde ich es prima, daß es bei Sternwarten in Hamburg und Berlin noch nicht-kommerzielle Beschichtungsmöglichkeiten gibt.
    Vielleicht ist es ja möglich, sowas auch bei der Volkssternwarte in München aufzubauen, damit es auch in Süddeutschland eine Alternative zu Befort gibt.
    Initiativen von einzelnen Privatleuten sind sicher sehr lobenswert, aber wenn es möglichst vielen Spiegelschleifern nutzen soll, macht's wohl nur im Vereinsbetrieb Sinn.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Leute,
    das Thema Verspiegeln im Vakuum interessiert mich auch sehr, nur leider kann ich zur Vakuum-Technik nicht viel beitragen.


    Im "Amateur Telescope Making" von 1996, Band 3, Seite 315-349, steht einiges drin. Das ist allerdings Stand ca. 1950.


    Wenn ich die Sache richtig sehe, ist das eigentliche Aluminium-Bedampfen gar nicht mal das Schwierigste, auch wenn es auf gleichmäßige und nicht zu große Schichtdicke ankommt.
    Auch das Beherrschen des Vakuums ist offensichtlich weit weniger als die halbe Miete.


    Vor dem Beschichten muß die Oberfläche gereinigt werden, und zwar von möglichst sämtlichen anhaftenden Molekülen. Das geht wohl nur vernünftig über Elektronen-Bombardierung (glow discharge), wozu man eine Anode mit hoher Spannung (ich vermute mal einige 100 bis einige 1000 V) hinter dem Spiegelträger braucht und ein präzise eingeselltes Vakuum deutlich unterhalb des Levels zum Beschichten. Dieser Prozess wird als recht heikel beschrieben.


    Wenn Ihr bereits Erfahrung mit Vakuumtechnik habt, kennt ihr euch mit Themen wie Ausgasen bzw. Ausheizen der Kammer sicher gut aus.


    Um eine gute Kratzfestigkeit und hohe Reflektivität des Spiegels zu erreichen, müssen nach dem Aluminium-Bedampfen noch spezielle dielektrische Schichten aufgebracht werden. Wenn ich das richtig verstehe, braucht man dazu mindestens zwei weitere zu verdampfende hochreine Materialien, die im Idealfall abwechselnd mit präzise gesteuerten Schichtstärken aufgetragen werden. Diese müssen auf einige 10 nm genau eingehalten werden.
    Dies ist wohl mit Amateurmitteln ziemlich schwierig zu erreichen.
    Deshalb werden selbst beschichtete Spiegel wohl etwas weniger haltbar und etwas schlechter reflektierend sein als kommerziell beschichtete.


    Ich vermute auch, daß mit Hobbymitteln eine Kammergröße, die für >16" Spiegel ausreicht, eher unrealistisch ist.


    Aber wenn ihr entsprechendes Equipment und Spaß am Experimentieren habt, solltet ihr das unbedingt mal probieren!
    Die ersten erfolgreichen Aluminiumbedampfungen, die in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gemacht wurden, waren sicher auch nicht so perfekt wie die heutigen und trotzdem weit haltbarer als die Versilberungen.


    Ob sich der ganze Aufwand lohnt und ob serienmäßige Beschichtung in guter Qualität deutlich unterhalb der Preise von Befort möglich wäre, ist natürlich eine spannende Frage.


    Gruß,
    Martin