Hallo Michael,
praktisch beobachte ich Planeten überhaupt nicht mehr ohne den von dir angefragten Korrektor. Um dir eine Vorstellung von der damit erzielten Wirkung zu machen, füge ich dir den Abschnitt aus meinem Beobachtungsbericht über die gleiche Nacht ein, als ich den letzten Mars des Jahres 2016 zeichnete, und welchen ich in einem kleinen Nachbarforum einstellte. Er schildert die Beobachtung des in der zweiten Nachthälfte aufgehenden Jupiters:
Zitat: "<i>Als Jupiter eine halbe Handbreite überm Horizont stand, richtete ich am Ende des Abends den Lulatsch mit dem Korrektor gegen die sphärische Aberation wieder auf einen Planeten: Der schwabbelte in der Atmosphäre ziemlich rum, so dass an Details wenig zu sehen war, doch demonstrierte der Korrektor was er konnte, denn das Geschwabbel war absolut farbrein. Daraufhin hielt Carsten sein systembedingt farbreines 8"-RC-Teleskop gleichfalls auf Jupiter, natürlich ohne Korrektor. Was ich da sah, hatte wiederum ich noch nie gesehen, denn der Jupiter war durch die Erdatmosphäre senkrecht zu einem langen Spektrum verschmiert. Früher, ehe ich selber meinen Korrektor einsetzen konnte, hatte ich es selbstverständlich erst gar nie versucht, einen Planeten am Horizont bei über 300-facher Vergrößerung aufs Korn zu nehmen, sondern stets zu gewartet, bis ein Planet eine erklägliche Höhe erklommen hatte. Immerhin konnte ich Carsten darauf hinweisen, dass es solche Korrektoren mittlerweile auch schon für schnellere Systeme gibt, denn für mein frühes Exemplar empfahlen die Hersteller sogar ein Öffnungsverhältnis zwischen f: 20-30, obwohl er an f:15,3 auch gut arbeitet.</i>"
In der Praxis merke ich eine Verbesserung der Abbildung durch den Korrektor noch bis zu einer Höhe von ca. 50° überm Horizont. Daher nehme ich ihn für Planeten immer. Man muss durch das Verdrehen der beiden flachen Prismen gegeneinander die brechende Wirkung des Korrektors der jeweiligen Beobachtungshöhe überm Horizont von Zeit zu Zeit anpassen.
Übrigens finde ich die Zeichenmasken und deine farbig ausgeführten Zeichnungen sehr reizvoll. Nicht das ich zeichnerisch unbedarft wäre (male selbst altmeisterlich auch Decken aus), aber vor Ort zieht man dann in der Sternwarte schnell mal ´nen Bleistift hervor, zieht mit der Teetasse ´nen Kreis auf ein Papier und dann wird schnell losgekritzelt (zumal, wenn gerade Besucher anwesend sind, deren Geduld man nicht zu sehr bemühen will). Erzähl doch bitte mal, wie du zeichnerisch vorgehst!
zu Martin:
Glaube nicht, dass ich immer ein wesentlich besseres Bild vor Augen habe, als auf deinem Foto, aber ein gewisses "Stacken" spielt sich dabei bei mir im Gehirn ab, wenn noch solche Zeichnungen heraus kommen. Ich bin jedesmal selber gespannt, was die Marsansichten von "Stellarium" zeigen, um zu wissen, welche Seite uns zugewandt war, und dann besonders die Marskarten, die mehr Genauigkeit auf die Wiedergabe der Albebo-Gebiete legen, als auf für uns unbeobachtbare Krater und Gebirge. Ich beobachte konsequent immer völlig unvorbereitet und bin anschließend vor der Auswertung mit dem Kartenmaterial immer gespannt wie ein Flitzebogen, was wohl stimmte.
Bei Beobachtung von der Stadt aus (Herne/Ruhrgebiet) mit leistungsschwächeren Geräten abseits der Oppositionszeiten kam auch schon einiger hilfloser Murx raus, der dem tatsächlich Beobachtbaren überhaupt nicht entsprechen wollte, doch mit dem langen "Lulatsch", den ich in Medebach habe, klappt das mit mittlerweile geübter Verlässlichkeit.
Da ich dort eine gute Horizontsicht ringsumher habe und Merkur mir nicht entgehen kann, welcher unter guten Bedingungen schließlich auch mehr als 5,7" Durchmesser zeigen kann, nehme ich mir für die nähere Zukunft vor, dem auch mal mit dem horizontnah korrigierten "Lulatsch" einige Details zu entlocken. Bisher las ich nur gelegentlich davon, dass dies geübten Beobachtern gelungen ist. Leider wohne ich dort nicht. Daher habe ich gestern schon die 4m-Kuppel (Außenmaß) der Volkssterwarte in Herne ausgemessen, ob ich während wochenlanger Abwesenheit von Medebach den Lulatsch nicht dort mal aufsatteln könnte. Die Jungs da wären auch gespannt drauf, doch Einiges der Einrichtung muss aus dem Weg geräumt werden und dann wäre da noch ein Treppengeländer, gegen das die schnelle Goto-Monti den OAZ. des Refraktors schwenken würde. Letztlich fehlt für Merkur dort auch die gute Horizontsicht. Es sieht also bisher recht umständlich für den Plan aus.
CS.
Hubertus